Kreuzkirche, Königs Wusterhausen
Kreuzkirche, Königs Wusterhausen
Claudia Keller
Sturm und Sintflut
Tim Wegner
24.11.2017

Kreuzkirche, Königs Wusterhausen, Sonntag, 10.30 Uhr: Draußen fegt Herbststurm „Herwart“ übers flache Brandenburger Land, entwurzelt Bäume und bricht Äste. Drinnen predigt ­Pfarrerin Gabriele Fichtenhofer über die Sintflut und Gottesgnade. Die kleine Kreuzkirche in Königs Wusterhausen wirkt an diesem Oktobersonntag tatsächlich wie eine Arche. Doch nur acht Frauen und Männer haben sich trotz Sturmwarnung im Radio hergetraut.   

Vor 200 Jahren hörten hier Kur­fürsten und Könige das Wort Gottes. Erbaut 1697 als Kirche für das gegen­überliegende Jagdschloss, das ein preußischer Kurfürst seinem Sohn schenkte. Aus dem jungen Mann wurde später „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. Das Wappen an der Empore 
und der Adler, der seine gemalten Schwingen an der Decke weit über die Orgel breitet, erinnern an die Vergangenheit. Auch der versilberte und vergoldete Altartisch stammt aus Königszeiten.

Schade, dass heute nur wenige gekommen sind. Die Orgel hat einen wunderbar vollen Klang, die Organistin versteht ihre Sache. Und Pfarrerin Fichtenhofer geht die Dinge grundsätzlich an. Sie liest die biblische Sintflut als eine Geschichte über existenzielle Krisen, über das Scheitern und den Neuanfang. Nicht weil er ein besserer Mensch geworden sei, habe Gott Noah die Chance gegeben, neu anzufangen.

"Hilf uns, die Arche zu verlassen"

Gott wisse, dass sich Menschen immer wieder für das Falsche entscheiden, obwohl sie sehr wohl zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Dennoch bekenne sich Gott zu ihnen, rein aus Gnade, sagt die Pfarrerin und zitiert das Ende der Flutgeschichte: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich ­getan habe.“ Gabriele Fichtenhofer geht in ihrer Predigt nicht darauf ein, was der Lektor aus dem Markusevangelium über Ehebruch gelesen hatte: dass der Mensch nicht scheiden dürfe, was Gott zusammengefügt habe. Und doch korres­pondieren Lesung und Predigt gut miteinander. Wenn Menschen darauf hoffen dürfen, dass jede Flut einmal endet und dass Gott ihnen verzeiht, wenn sie scheitern, dann gilt das wohl auch für das Scheitern einer Ehe.

„Manchmal brauchen wir eine Arche, um zu überleben. Hilf uns, die Arche zu verlassen, wenn es Zeit ist“, betet die Pfarrerin in den Fürbitten. „Vertraut den neuen Wegen“, singt die Gemeinde. Als der Gottesdienst zu Ende ist, scheint draußen schüchtern die Sonne.

Kontakt

Kreuzkirche

Schloßplatz 5

15711 Königs Wusterhausen

Tel.: 03375 258620       

E-Mail: Gemeindebuero-kw@yahoo.de

kreuzkirche-kw.com

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