St. Peter und Kreuz Dessau
Foto: M_H.de
Gottes Antwort auf Helene Fischer
Maren Kolf
27.01.2016

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
2
Musik
5
Atmosphäre
5

Wie – Anfang Januar schon wieder Weihnachten? Die Törtener Dorfkirche gibt alles. Der Weihnachtsbaum ist mit Strohsternen geschmückt, eine grüne Girlande umwölbt das Kreuz, auf dem Altar steht eine Krippe. Mittendrin blitzen Trom­peten, Tuben und Posaunen. 21 Bläser füllen den Altarraum. Fast wirken sie ­wie eine Big Band. „Weihnachten mit dem Posaunenchor Dessau“, kündigt das ­Liederblatt an.

Weihnachten, wenn draußen schon die Reste der Silvesterböller liegen – doch das passt. Die Weihnachtszeit geht bis Epiphanias, bis zum 6. Januar. Der Küster schließt die Tür, zieht den dicken Filzvorhang zu. Es wird still.

Dezent zählt der Dirigent die Viertel an, dann erschallen die Instrumente. Wow, was für ein voller Klang, was für ein beschwingtes Eingangsstück! Der Pas­tor, ein großer Mann mit Dreitagebart, begrüßt die Gemeinde. Er sagt, nach dieser musikalischen Vorlage falle es ihm nicht leicht, noch große Worte zu machen.

Weihnachten ganz ohne Feiertagsstress

„Macht hoch die Tür“, singt die Gemeinde mit den Bläsern, „Die Nacht ist vorgedrungen“, „Wisst ihr noch, wie es geschehen“. Zwischendurch liest der Pas­tor die biblische Weihnachtsgeschichte. Dann setzen die Bläser wieder ein. Was für witzige Arrangements! ­Zwischendurch werden sie dissonant, um sich dann am Ende herrlich aufzulösen. „Morgen, Kinder, wird’s was geben“: Mal klingt es nach Mozart, mal nach Glenn Miller, da wippen viele Füße, und die Gemeinde applaudiert.

Ja, das können Protestanten: mit ­Understatement Stimmung erzeugen. Der Törtener Weihnachtsgottesdienst wirkt wie Gottes Antwort auf die Weihnachtsduselei einer Helene Fischer.

Schließlich zeigt der Pastor, dass er auch volkstümlich sein kann. Statt einer Predigt trägt er eine herzige Geschichte vor: Eine streng-liebevolle Großmutter schickt ihren Enkel immer vor die Tür, wenn er misslaunig ist. Na ja, ein bisschen moralisch. Aber die Gemeinde schmunzelt und kann immerhin die Botschaft mitnehmen: Wenns dir zu viel wird, geh einfach mal an die frische Luft und atme durch.

Zum Abschluss trauen sich die Bläser noch an ein Stück aus dem Weihnachts­oratorium heran. Die C-Trompete tiriliert, dann wird der Filzvorhang zur Seite ­geschoben. Der Küster öffnet die Tür. Frische Luft. Draußen ist’s kalt. Aber drinnen bleibt es warm. Schön, dass noch mal Weihnachten war, ganz ohne Feiertagsstress.

Zur Gemeinde

Kontaktinformationen der Gemeinde

Evangelische Kirchengemeinde St. Peter und Kreuz

Möster Straße 53,
06849 Dessau
Telefon: 0340 8546321
kontakt@stpeter-kreuz.de
www.stpeter-kreuz.de

Permalink

Vielen Dank für den schönen Artikel, als Leiter des Posaunenchores freue ich mich besonders über die Bewertung der Musik. Zwei Anmerkungen: 1. Im Eigentlichen Sinn war die Musik die Predigt (also die Auslegung der Weihnachtsgeschichte) aber auch wir Musiker brauchen mal Pause, dafür dann die verbindenden Worte. 2. Eine C-Trompete war nicht mit dabei sondern eine Hoch-B Trompete (Für "Herrscher des Himmels" in Bearbeitung für Posaunenchor) und auch leider keine Tuba.
Mit freundlichen Grüßen

Andreas Köhn

Lieber Herr Köhn, oh, dieser Fauxpas tut mir Leid, vielen Dank für Ihre Korrektur! Herzliche Grüße aus Lutherstadt Wittenberg und frohes Schaffen weiterhin!

Permalink

Hallo liebe Freunde, herzliche Grüße vom Posaunenchor Bad Säckingen am Hochrhein !
Ich suche die Verbindung zu Helene Fischer ... habe ich was verpasst ?
Alles Gute
Rainer

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.