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Maren Kolf
17.06.2013

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
5
Musik
4
Atmosphäre
5

Brrr. Kalt und nieselig ist’s an der Ostsee. Und das Ende Mai! Auf Trampelpfaden geht es den Hügel hinauf zur Herings­dorfer Backsteinkirche. Alle Bänke besetzt, alle Achtung, gut hundert Menschen.

Zwischen die bunten Kirchenfens­ter wirft ein Beamer Albert Schweitzer in Schwarzweiß. Beschwingt eröffnet der Organist den Gottesdienst mit einem Bach-Prälu­dium. Pastor Tilman Beyrich tritt vor und zeigt zwei seltene Talente: Er blickt freundlich, ohne pastorales Gehabe. Und er spricht frei, ohne Zettel. Er begrüßt die Gemeinde, besonders eine Tauffamilie. Dann eilt er durch die Kirche und die Treppe zur Empore hinauf, die Holztreppe knarzt unter seinen Schritten.

Der kleine Chor, auf des Pastors Bass angewiesen, beginnt zu singen. „Aus meines Herzens Grunde“, die Gemeinde stimmt ein. Bach und Schweitzer gehören zusammen, erklärt der Pastor, als er wieder vorne steht. Gemeinsam mit – seiner? – Frau schildert er kurz und unterhaltsam das Leben Schweitzers, des Arztes, Theologen und Bach-Biografen, Orgelspielers und Friedensnobelpreisträgers. Der Beamer liefert Bilder dazu.

Schon steht der Pastor auf der Kanzel und bringt die Gemeinde mit Anekdoten zum Schmunzeln. Er erzählt aus Schweitzers Leben und lässt dabei Unschönes nicht aus. Am Ende holt er Schweitzers „Leben-Jesu-Forschung“ hervor, einen 650-Seiten-Schinken. Jetzt wird’s trocken, fürchtet der Kirchgänger. Zu früh gefürchtet! Mit leuchtenden Augen fasst der Pastor zusammen: Wie Jesus tatsächlich gelebt habe, sei weder beweisbar noch wesentlich. Entscheidend sei, wozu Jesus heute rufe. Wow. Da ist Wissen im Hintergrund, doch am Ende wird verständlich ein Bogen von der Theorie zum praktischen Glauben geschlagen. Noch mal Bach-Klänge, dazu zeigt der Beamer Schweitzer an der Orgel sitzend. Auf einmal gehört alles zusammen, Schweitzer, Bach, der Bibeltext über Jesu Heilung eines Aussätzigen, die Einladung, mit dem Nächsten in Frieden zu leben. Und das alles ohne Floskeln und Harmonie­geschunkel. Die Gemeinde applaudiert.

Hinterher geht’s zum Strand, die Tauffamilie mit Baby, einige andere, voran der Pastor im wehenden Talar und mit Luther-Barett. Das Meer braust, der Wind pfeift, wie er will. Wacker trotzt die kleine Schar der Natur.

Strandspaziergänger kommen hinzu und singen mit, „Laudato si“. Die Paten holen mit bloßen Füßen in Kirchen-tagskrügen Ostseewasser und gießen es in die Taufschale. Täufling Maria weint nur kurz, lauscht dann dem Lied „Gott, dein guter Segen ist wie der sanfte Wind“. Das passt.

Zur Gemeinde

Kontaktinformationen der Gemeinde

Evangelische Kirchengemeinde Heringsdorf

Pastor Dr. Tilman Beyrich
Klenzestr. 9
17424 Heringsdorf

Tel: 038378-22488
heringsdorf@pek.de

www.kirche-heringsdorf.de/Heringsdorf.11.0.html

Die „Kirche im Walde“ wurde 1848 erbaut. Heute zählt die Kirchengemeinde Heringsdorf etwa 850 Gemeindeglieder.

Kirchenöffnungszeiten mit Eine-Welt-Laden und Büchertisch:
montags bis freitags 11-18 Uhr
samstags 15-18 Uhr

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