Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
15.05.2013

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
5
Musik
4
Atmosphäre
5

Wie flink die kleinen Finger über die Saiten sausen! Und wie sauber das Potpourri aus Bach- und Vivaldimelodien klingt! Die Menschen, die heute einen christlich-­islamischen Gottesdienstes in der Hamburger Kirche von St. Georg erleben wollen, sind überwältigt. Der Kolumbianer Gino Romero-Ramírez, vor 30 Jahren in Hamburg gestrandet, begeistert Migrantenkinder für virtuoses Geigenspiel. So schön kann Multikulti sein, Applaus!

„Bismillahir-rahmanir-rahiim“, sagt Imam Ramazan Uçar aus der Centrum Moschee („Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“). – „Im ­Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, sagt Pastor Kay Kraack. Holprig wechseln sich exotischer Islam und vertraute Liturgie ab: Vier schwere Kiezjungs preisen den Propheten Mohammed mit schmachtenden Gesängen – nach dem Kirchentagsschlager „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“. Imam Scheich Samir Al-Rajab rezitiert den
Koran (seine Al-Nour Moschee geriet nach dem 11. September 2001 zu Unrecht ins Visier der Polizei). Kay Kraack liest aus 1. Mose 11 über den Turmbau zu Babel und den Anfang der Sprachenvielfalt.

Man müsse die Erzählung vom Turmbau andersherum lesen, predigt Gunter Marwege, auch Pastor an der Dreieinigkeitskirche: „Nicht als Ende des Menschheitsprojekts Einheitsturm, sondern als Anfang einer Vielfalt, die wir wollen.“ Die Kirche in St. Georg wolle für den Stadtteil da sein: Mit der Aidsseelsorge hat man die Vielfalt der Lebensformen entdeckt, mit einer afrikanischen Gemeinde die Vielfalt der Gottesdienstformen, mit den Muslimen die Vielfalt der Religionen. In der für Muslime schwierigen Zeit nach dem 11. September war man füreinander da. Seither wuchs das Vertrauen, das spürt selbst der ortsfremde Kirchgänger. Ungezwungen wirkt der Wechsel von Koranrezitation und Kirchengesang.

„Bereichernd“, sagt man hier. Können Christen und Muslime gemeinsam beten? Geht nicht, schrieb die Evangelische
Kirche in Deutschland 2006 in einer Handreichung. Geht doch, beweisen die Bürger von St. Georg. Sie vertrauen
einander, sie können auch gemeinsam vor Gott treten, jeder auf seine Weise.

Der Imam der Albanischen Moschee betet, wie es seine Gemeinde seit 20 Jahren tut: für Bedürftige, für den Stadtteil, für Deutschland. „Der Herr segne dich und behüte dich . . .“, sagt Pastor Kraack.

Wie oft passiert es einem, dass man sich nach einem Gottesdienstbesuch wachgerüttelt fühlt? Dieser Kirchgänger  will nun auch einmal bei den Muslimen daheim anklopfen. 

Zur Gemeinde

Kontaktinformationen der Gemeinde

Heilige Dreieinigkeits-Kirche St.Georg

Kirchenbüro
St. Georgs Kirchhof 19
20099 Hamburg

Telefon/Fax: (040) 24 32 84

Öffnungszeiten:
Mo, Do, Fr 9-12,
Di 15-17,
Do 16-18 Uhr

Gemeindepastoren:
Kay Kraack, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Gunter Marwege, Ansprechpartner für die Cityseelsorge
 

 

Warum "gestrandet"? Herr Romero-Ramírez kam direkt nach Hamburg, wie er es sich vorgenommen hatte. Er ist kein politischer oder wirtschaftlicher Flüchtling. Er wollte hier Musik studieren, und das hat er gemacht. Was will der anonyme Autor (oder Autorin) des Beitrags damit suggerieren -vielleicht ohne es zu wissen? Oder will er oder sie nur eine "flotte Schreibe" zeigen? Die Nicht-Deutsche, die stranden, sind ein Teil des Diskurses der Majoritätsgesellschaft: Wer kein Deutscher ist, kann hier nur vorübergehend sein. Meint die Chrismon-Redaktion das so?

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