10.12.2010

Bewertung

Liturgie
2
Predigt
3
Musik
5
Atmosphäre
4

Winterberg im Hochsauerland ist übers Wochenende fest in holländischer Hand: Die Nachbarn nutzen die Gelegenheit zum Skifahren. Auf den Straßen im kleinen Ort nahe dem Kahlen Asten sieht man mehr niederländische als deutsche Nummernschilder. Mein Gott, so viel Fremdenverkehr?

Auch in der gemütlichen Kirche mischen sich die Nationalitäten. Man erkennt das an den Liturgiefaltblättern, die am Eingang ausgeteilt werden: Rund die Hälfte der 40 Besucher hat sie in Orange und damit holländischer Sprache vor sich, der Rest auf Deutsch, in Lila.

Pastor Matthias Gleibe heißt die Niederländer herzlich willkommen. Ihre Sprache spricht er aber nicht. Deshalb fragt er in die Runde: "Möchte jemand von Ihnen nachher den Predigttext auf Holländisch vorlesen?" Eine Dame meldet sich und kriegt eine Bibel in die Hand, um sich schon mal vorzubereiten.

Der Pastor betet, dass wir armen Sünder den Satan überwinden mögen. Huch, denkt sich der Kirchgänger, steht es denn schon so schlimm um uns? Vom Teufel handelt auch die Evangelienlesung: Er versucht Jesus in der Wüste. Eine ältere Dame liest mit brüchiger Stimme vor. Selbst im anschließenden Lied geht es um den "altbösen Feind". Beim Lutherklassiker "Ein feste Burg" singt die Gemeinde eher zögerlich mit. Dabei spielt der Organist ganz flott. Später leitet er mit schönem Bariton Wechselgesänge an.

Den Predigttext erkennt der Kirchgänger schon, als er auf Holländisch vorgelesen wird. Eigentlich versteht er kein Wort, nur beim Stichwort "troon der genade" merkt er: Hebräerbrief. Der Pastor beginnt zu predigen, ziemlich laut.

Gleibe spricht über den jährlichen jüdischen Versöhnungstag, über den zerrissenen Vorhang im Tempel und über Christus, den neuen Hohepriester. Weil es ihn gebe, dürfe nun jeder direkt zum "Thron der Gnade", direkt zu Gott kommen. Jederzeit, nicht nur einmal im Jahr.

In den Fürbitten heißt es: "Lass bald erfüllt sein die Zahl deiner Auserwählten und das Maß ihrer Plage" - hossa! Anschließend wird das Vaterunser zugleich auf Deutsch und Holländisch gesprochen, von jedem so, wie er es kennt. Wer mit welchen Worten betet, spielt in dieser Kirche wohl keine Rolle. Das Orgelnachspiel klingt wunderbar verträumt wie die Hintergrundmusik der französischen Teenieromanze "La Boum".

Nach dem Gottesdienst gehen fast alle zum Kirchkaffee in den Nachbarraum. Schnell kommen sie ins Gespräch, Urlauber und Einheimische. Die Herkunft ist hier ganz egal. Am Ende heißt es genauso oft "Auf Wiedersehen" wie "Tot ziens", und jeder versteht es. Einander fremd wirken die eigentlich nicht.

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Kontaktinformationen der Gemeinde

Pfarrer Matthias Gleibe
Am Alten Garten 4
59955 Winterberg Tel.: 02981/2277
Fax: 02981/3974

E-Mail: info@evangelische-kirche-winterberg.de
Im Internet unter www.evangelische-kirche-winterberg.de

Öffnungszeiten des Gemeindebüros:
Dienstags und Freitags von 9 bis 12 Uhr

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