"Das war kein Abseits!"
Tim Wegner
20.09.2011

Der neunte Spieltag ist vorbei. Und wir hören: Klagen. Darüber, dass die Bayern furchterregend stark sind (aber auch nett, sie haben sich mit vier Toren gegen überforderte Berliner zufrieden gegeben). Und darüber, dass die Schiedsrichter Fehlentscheidungen getroffen haben.

Was war passiert? In der Partie Schalke gegen Kaiserlautern (Endstand 1:2) schickte Schiedsrichter Peter Sippel den Schalker Torhüter Fährmann mit der Roten Karten vom Feld. Er hatte einen unstrittigen Elfmeter verursacht. Das ist Strafe genug, aber Sippel wertete die Aktion als Notbremse - und zeigte Rot. Eine harte Doppelstrafe.

Und hinterher bedauert Sippel seine Entscheidung via Bild-Zeitung - und sich selbst: „Alle Schiedsrichter sind da einer Meinung, fordern das schon seit Jahren. Es reicht in dem Fall, einen Elfmeter und eine Gelbe Karte zu geben.“ Hallo? Warum zeigt er dann Rot?

Wie sich Regeln verändern lassen? Indem man mutig ist und über sie hinweg sieht!

Schon klar, die internationalen Regeln wollen es so. Und der Deutsche Fußball-Bund will, angeblich seit Jahren, dass diese Regel verändert wird. Aber wodurch verändern sich Regeln? Indem erst wenige, dann immer mehr über sie hinwegsehen. Dazu braucht es Mut, und niemand wird es Schiri Sippel verübeln, dass er den nicht hatte (obwohl: Rot auf Schalke zu zeigen, gegen einen Schalker - das ist auch mutig!). Was aber stört: Hinterher erzählt Sippel, dass er das ja eigentlich ganz anders hätte machen wollen. Dann lieber Rot zeigen - und auf die Regel verweisen.

Zweites Beispiel: Hannover wird in Köln der vermeintliche Ausgleich zum 1:1 aberkannt. Begründung: Der Hannoveraner Ya Konan habe im Abseits gestanden (stimmt) und den Kölner Torwart Rensing behindert, irritiert, abgelenkt (stimmt nicht, er stand gar nicht in dessen Blickfeld). Köln siegt schließlich mit 2:0. Ärgerlich für Hannover!

Und was macht der Kölner Torhüter Michael Rensing? Erzählt im Interview im Sportteil der "tagesschau", dass Schiri Drees falsch lag. Das ist ja nett. Nur: Was bringt es, außer dass alle Welt den Kölner Torwart als fairen Sportsmann in Erinnerung behält? Gar nichts! Das Ergebnis steht.

Wenn Rensing sich seiner Sache so sicher ist und nach eigenem Bekunden nicht weiß, warum da ein klares Tor gerade nicht zählt, soll er zum Schiedsrichter gehen. Das macht natürlich auch keiner, ist ja klar. Ist auch verständlich. Aber wenn schon die Moral bemühen - dann bitte auf dem Platz.

Und ansonsten: einfach mal nichts dazu sagen.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.