Warum? Weil neue Fächer eine billige Forderung sind
Tim Wegner
16.05.2012

Liebe Kinder, bald habt ihr Ferien! Ruht euch gut aus, denn spätestens zum Schulbeginn wird es wieder losgehen. Immer wenn ein Politiker oder ein Verbandsvertreter oder ein Hans oder Franz das Gefühl hat, er habe jetzt arg lang in keiner Talkshow gesessen und überhaupt sei dies eine nachrichtenarme Woche – immer dann wird er oder sie ein neues Schulfach fordern. Das geht seit Jahren so: Die Schülerunion fordert ein Schulfach „Energie“, der Bankenverband ein Schulfach „Wirtschaft“, die Piratenpartei ein Schulfach „Rauschkunde“, die Verbraucherzentrale ein Schulfach „Verbraucherkunde“, die Polizeigewerkschaft ein Schulfach „Staatsbürgerkunde und Respekt“. Und die Notfallseelsorger suchen im Stundenplan noch eine Lücke für „Notfallpädagogik“.

Schlechte Note beim Kiffen

Liebe Kinder, macht euch keine falschen Hoffnungen. Wer beim Kiffen durchgefallen ist und bei Polizeirespekt eine Fünf kassiert hat, kann das leider auch künftig nicht mit einer Gnaden-Drei bei den Notfallseelsorgern ausgleichen. Es ist nämlich so: Das Schulsystem ist in Deutschland so kompliziert, dass es noch nicht mal gelingt, allen Schülern in Deutschland mittags ein warmes Essen auf den Tisch zu stellen. Geschweige denn ein  „Schulfach Ernährung“ einzuführen, wie es Verbraucherministerin Ilse Aigner jetzt vorschlägt.

Neue Fächer? Eine billige Forderung!

Warum die das trotzdem ständig fordern, der Hans und der Franz und die Ilse? Na ja, deswegen. Weil es nichts kostet und eh keine Chance hat. Und weil sie selber ihre Hausaufgaben nicht machen. Da sollen die Banken mal schön selber gucken, warum keine ihrer renommierten Business Schools auf die globale Wirtschaftskrise vorbereitet war. Für die Sekundarstufe I und II reicht vorerst Bruchrechnen mit Dezimalzahlen.
Doch – eine einzige Schule in Heidelberg hat es in den letzten Jahren geschafft, ein neues Fach einzuführen, „Glück“. Bei denen saßen mittlerweile mehr Journalisten als Schüler auf der Bank. Falls ihr nicht zufällig in Heidelberg wohnt, liebe Kinder, hilft nur eines. Werdet glücklich mit euren alten. Und bitte keinen Rausch! Sonst kommt der Notfallseelsorger.

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