Eine neue Denkschrift wirbt für eine weltweite Friedensordnung.
Wolfgang HuberRolf Zöllner/epd-bild
15.11.2010

Eine Reise durch den Sudan im Advent. Dieses Erlebnis vor zwei Jahren ist mir unvergesslich. Auf bestürzende Weise wurde ich direkt mit der Not und dem Leid in diesem afrikanischen Land konfrontiert. Der Sudan ist reich an Ressourcen, doch viele Menschen leben in bitterer Armut. Das Land hat eine beeindruckende kulturelle Geschichte, doch seit Jahrzehnten leiden die Menschen unter Unrecht und Krieg. Hunderttausende haben ihr Leben verloren, Millionen sind geflohen.

Gerade hat die Sudan-Friedenskonferenz wieder deutlich gemacht, wie wichtig es ist, den Konflikten im Land rasch und nachhaltig zu begegnen. Doch wie soll das geschehen? Welche Kriterien sind anzuwenden? Wie weit reichen die Möglichkeiten humanitärer Hilfe? Wann wird militärischer Beistand unumgänglich?

"Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen"

In diesen Tagen hat die Evangelische Kirche in Deutschland eine neue Denkschrift zu solchen Fragen veröffentlicht. "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen" heißt ihr Titel. Es handelt sich um die erste Friedensdenkschrift der EKD seit dem Ende des Ost-West-Konflikts. In ihr wird ein politisches Grundproblem auf den Punkt gebracht, das leider auch für den Sudan bittere Realität ist: "Den UN-Menschenrechtskonventionen, der Konvention gegen den Völkermord und der Konzeption einer internationalen Schutzverantwortung ist die Staatengemeinschaft bisher nur äußerst unzureichend gerecht geworden." Dies gilt auch für die Provinz Darfur im Sudan.

Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur werden inzwischen vor dem internationalen Menschenrechtsgerichtshof verhandelt. Und der Konflikt zwischen Nord und Süd wurde im Januar 2005 mit einem "umfassenden Friedensabkommen" - so heißt es im Titel des Vertrags - offiziell beendet. Doch dieses Abkommen wird nur zögerlich umgesetzt. Und durch Verhandlungen in Den Haag lassen sich die himmelschreienden Missstände in Darfur nicht befrieden.

Dass in der öffentlichen Diskussion schnelle und drastische Maßnahmen gefordert werden, ist verständlich. Dennoch hat der Rat der EKD vor einem blinden Vertrauen in militärisches Vorgehen gewarnt. Und der Sudanbeauftragte des Rates, Landessuperintendent i. R. Gerrit Noltensmeier, macht immer wieder darauf aufmerksam, dass man nicht nur Darfur, sondern alle Regionen des Sudan im Blick haben muss, wenn man den Frieden in diesem Land fördern will.

Vorrang für gewaltfreie Methoden 

Für solche Überlegungen findet man wichtige Anhaltspunkte in der neuen Friedensdenkschrift. Ihre Grundsätze heißen: Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Wer aus dem Frieden Gottes lebt, tritt für den Frieden in der Welt ein. Gerechter Friede in der globalisierten Welt setzt den Ausbau der internationalen Rechtsordnung voraus. Gewaltfreien Methoden im Umgang mit Konflikten gebührt der Vorrang.

Dieser Weg ist steinig; aber es gibt zu ihm keine Alternative. Die evangelischen Entwicklungsdienste leisten dazu einen bedeutenden Beitrag. Die sudanesischen Christen und die im wiedervereinigten Sudanesischen Christenrat zusammengeschlossenen Kirchen treten öffentlich für gerechte Strukturen in Staat und Gesellschaft ein. Sie wollen vor allem den Armen eine bessere Teilhabe am Leben der Gemeinschaft eröffnen.

Wer sich auf den Sudan einlässt, lernt, aus der Kraft des Gebets zu leben. Ich bin solchen Menschen im Sudan begegnet: Menschen, die inmitten des Grauens voller Hoffnung und Vertrauen auf die Zukunft zugehen. eFOTO: OLAF BALLNUS

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