Machen ist wie wollen, nur krasser
Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Sagen alle. Aber wehe man setzt an.
Tim Wegner
29.04.2021

Wer in einer Diskussion nicht weiterkommt, muss momentan nur diesen Satz sagen: "Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem." Wer ihn erfunden hat, ist unklar, scheint eine Art Bullshit-Bingo zu sein: Passt immer, von Klima bis Corona. Und erinnert mich an die 80er Jahre, als man stets den mittlerweile verstorbenen Soziologen Ulrich Beck zitieren konnte in Sachen Geschlechter­rollen: "Verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre." Alle scheinen sich einig: Wir wissen jetzt genug, wahl­weise über Umwelt, Feminismus oder das große Ganze.

Tim Wegner

Ursula Ott

Ursula Ott ist Chefredakteurin von chrismon und der digitalen Kommunikation im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH. Sie studierte Diplom-Journalistik in München und Paris und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitete als Gerichtsreporterin bei der "Frankfurter Rundschau", als Redakteurin bei "Emma", als Autorin und Kolumnistin bei der "Woche", bei der "Brigitte" und bei "Sonntag aktuell" sowie als freie Autorin für Radio und Fernsehen. 2020 und 2021 wurde sie unter die 10 besten Chefredakteur*innen des Jahres gewählt. 2019 schrieb sie den Bestseller "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume. Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren".

Aber wehe, du setzt um. Laberst nicht, sondern machst. Verbietest wie ­Emmanuel Macron alle kurzen Inlandsflüge. Rufst als Bürgermeister persönlich bei Leuten an, deren Coronatest positiv ausgefallen ist. Öffnest die Läden eine Stunde nur für ­Alte. Oder – hui – probierst es mal mit dem Gender-Doppelpunkt, so wie chrismon und viele andere. Dann geht das Gemopper los: Ökodiktatur! Datenschutzverstoß! Alten­diskrimierung! Genderwahn!

Klar darf alles diskutiert werden in einer Demokratie. Aber mein Herz schlägt immer mehr für die, die wirklich was ausprobieren. Machen ist wie wollen, nur krasser, dieser Spruch geistert durch die Social Media. Aber gerade da hocken ja viele mit herunter­gezogenen Mundwinkeln und ätzen über Leute, die was Neues wagen. Ich ertrage das immer schwerer. Und freue mich über alle, die nicht nur Erkenntnisse beisteuern, ­sondern Taten.

Aufs Rad umsteigen! Börse be­steuern!

Die trotz Corona einen Lieferdienst, ein Kunstprojekt, eine Tortenbäckerei starten. Die auf ihr Herz hören und mit über 50 von vorn anfangen, wie Helmut Strohmaier, der aus seinem Beraterleben ausgestiegen ist und jetzt eine Münchener Tram steuert. Ich freue mich über TV-Moderator Harald Lesch, der sagt, was jetzt zu tun ist: Aufs Rad umsteigen! Börse be­steuern! Als Gemeinde so viele Windräder und ­Sonnenkollektoren aufstellen, dass noch fünf andere Dörfer damit auskommen. ­"Bewegt euren Hintern", sagt der Astrophysiker, der selber nicht nur redet, sondern im Wahljahr dazu aufruft, den Kandidat:innen in ­Sachen Klimawandel auf den Zahn zu ­fühlen.

KLUG, Klima und Gesundheit, heißt die Allianz, bei der vor allem Menschen aus Gesundheitsberufen mitmachen. Neben Lesch auch der Arzt Eckart von Hirschhausen. "Menschen müssen etwas ändern. Sich!", schreibt Hirschhausen. Noch so ein Macher. Alle in einer chrismon- Ausgabe. Krass!

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Sehr geehrte Frau Ott,
jedesmal freue ich sehr, wenn ich den Chrismon in meiner Tageszeitung vorfinde. Ich bin ein richtiger Fan von den meist sehr tiefgründigen und lebensnahen Beiträgen, wozu natürlich auch Ihre Kolumne gehört.
In letzter Zeit wird meine Lesefreude oft getrübt durch die Anwendung des Gender-Doppelpunktes. Das stört einfach den Lesefluss, verhunzt unsere schöne Sprache und lenkt völlig vom Inhalt des Beitrages ab. Zuweilen kann ich einfach nicht mehr weiterlesen, so fühle ich mich in meiner Rezeption gestört.

Ich hoffe sehr, dass meine Leselust und meine Freude am Chrismon in absehbarer Zeit wieder ohne Doppelpunkt ungetrübt sein werden. Das ist meine große Bitte an Sie!
Herzlichen Dank!
Mit freundlichen Grüße
von Beate Meckert

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Liebe Frau Ott.
Sehr gute Podcast Folge Rasse.
Und richtig krass die Ansage in der neuen Chrismon. Jaaaaaaaa!
Danke
Ihre Annette Borns

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Ich würde mich freuen, wenn chrismon als ev. Magazin auch mal die ev.
Kirchen auffordern würde, das umzusetzen in Bezug auf Umweltschutz, was die Kirchen immer wieder verbal von anderen fordern, nämlich mehr für den Umweltschutz zu tun.
Das wäre z.B.:
Umrüstung des kirchlichen Fuhrparks auf vollelektrische Kleinwagen möglichst viele PV-Anlagen auf kirchliche Gebäude Verpflegung bzw. Lebensmittel in allen kirchlichen Einrichtungen einschließlich der kirchlichen Kindergärten nur als Biolebensmittel und/ oder als fair gehandelte Erzeugnisse.
Verpflichtung der Pächter von kirchlichen landwirtschaftlichen Flächen, diese ökologisch zu bewirtschaften.
Alle Grünflächen um Kirchen und Gemeindehäuser zu Blühflächen umgestalten .........
Vieles möglich schon seit langem, aber wenig ist passiert.
"Selbst tun und wenig reden"
Mit freundlichem Gruß
Gerhard Hoffmann

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Guten Tag Frau Ott,
da trete ich an zum moppern. Als Feministin und Linguistin habe ich grade wegen * und : mit mir im Streit gelegen und herausgekommen ist folgendes, das ich gerne mit Ihnen teile weil das Beckzitat dazu gut passt
Der * bzw : markiert verbale Untätigkeit um weitgehende Verhaltensstarre der letzten
40 Jahre letztlich zu verschleiern.
Es wird mit dem Mittel der Morphematik versucht ein Problem der Pragmatik zu lösen. Nämlich mit einem (leider nichtmal orgischen) Flexionszeichen den Genus (der nicht deckungsgleich mit dem Sexus oder dem Gender ist) zu entfernen, weil die Prototypenverschiebung hin zu mehr Parität nicht stattgefunden hat.
Um es plastischer zu machen: Weil wir es nicht geschafft haben, die Gesellschaft so zu verwandeln, dass beim Wort "Arzt" gleichermaßen Frauen, Männer (Prototypen richten sich einfach häufig nach Mehrheitserfahrung) quasi aufploppen bzw das Geschlecht hinter den Beruf zurücktritt, versuchen wir es mit dieser Behelfskonstruktion.
Leider hat diese den gravierenden Nachteil, dass sie in der Alltagsverwendung ein sehr hohes reflektiertes Sprachniveau bei aktivem und passiven Verwender erfordert. Dadurch ist dies dann wieder klassistisch exkludierend.
Man schafft also eine neue Diskriminierung durch die (letztlich meiner Meinung nach nicht zielführende) Beseitigung einer anderen.
Kurz gesagt: Wir schlagen grade Schrauben mit dem Hammer ein und meinen dabei Nägel mit Köpfen zu machen. Statt die sozioökonomischen Probleme der Bonner Republik endlich zu lösen, die wirklich dicken Bretter weiterzubohren, verschieben wir es auf die formale Sprache.
Ich sehe das Problem, ich will es gelöst kriegen, aber ich halte * und : für die falschen Mittel der gewünschten Bedeutungsverschiebung in den Köpfen nachzuhelfen. Soviel zum meiner Meinung dazu, die tatsächlich kein ningeln und kein motzen ist, sondern auf sorgsamer Reflexion fusst und die ich mit Ihnen teilen möchte. Genau deswegen.
Freundliche Grüße,
Maria Jerchel

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Sehr geehrte Frau Ott,
Sie fragen sich in „Ansage“ auf S. 9, wer wohl den Satz mit dem Umsetzungsproblem erfunden hat.
Am schönsten hat diesen Gedanken für mich Goethe formuliert: „Es genügt nicht zu wissen, man muss es auch anwenden. Es genügt nicht zu wollen, man muss es auch tun.“
Mit freundlichen Grüßen
Konrad Gaugele

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Guten Tag Frau Ott,
da trete ich an zum moppern. Als Feministin und Linguistin habe ich grade wegen * und : mit mir im Streit gelegen und herausgekommen ist folgendes, das ich gerne mit Ihnen teile weil das Beckzitat dazu gut passt
Der * bzw : markiert verbale Untätigkeit um weitgehende Verhaltensstarre der letzten 40 Jahre letztlich zu verschleiern. Es wird mit dem Mittel der Morphematik versucht ein Problem der Pragmatik zu lösen. Nämlich mit einem (leider nichtmal orgischen) Flexionszeichen den Genus (der nicht deckungsgleich mit dem Sexus oder dem Gender ist) zu entfernen, weil die Prototypenverschiebung hin zu mehr Parität nicht stattgefunden hat. Um es plastischer zu machen: Weil wir es nicht geschafft haben, die Gesellschaft so zu verwandeln, dass beim Wort "Arzt" gleichermaßen Frauen, Männer (Prototypen richten sich einfach häufig nach Mehrheitserfahrung) quasi aufploppen bzw das Geschlecht hinter den Beruf zurücktritt, versuchen wir es mit dieser Behelfskonstruktion. Leider hat diese den gravierenden Nachteil, dass sie in der Alltagsverwendung ein sehr hohes reflektiertes Sprachniveau bei aktivem und passiven Verwender erfordert. Dadurch ist dies dann wieder klassistisch exkludierend. Man schafft also eine neue Diskriminierung durch die (letztlich meiner Meinung nach nicht zielführende) Beseitigung einer anderen. Kurz gesagt: Wir schlagen grade Schrauben mit dem Hammer ein und meinen dabei Nägel mit Köpfen zu machen. Statt die sozioökonomischen Probleme der Bonner Republik endlich zu lösen, die wirklich dicken Bretter weiterzubohren, verschieben wir es auf die formale Sprache. Ich sehe das Problem, ich will es gelöst kriegen, aber ich halte * und : für die falschen Mittel der gewünschten Bedeutungsverschiebung in den Köpfen nachzuhelfen. Soviel zum meiner Meinung dazu, die tatsächlich kein ningeln und kein motzen ist, sondern auf sorgsamer Reflexion fusst und die ich mit Ihnen teilen möchte. Genau deswegen.
Freundliche Grüße,
Maria Jerchel
Frankfurt am Main

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Geehrte Redaktion,
der Gender-Unsinn hat nun auch Chrismon erreicht, und das von höchster Stelle (Heft 5/2021 S.10). In einem Artikel, der die Gemeinsamkeit betont, werden wir in zwei Gruppen aufgespalten: Männer und Frauen. "Christ" und der Plural "Christen" beziehen sich im allgemeinen Sprachgebrauch nicht auf männliche Personen, sondern sind ein geschlechtsneutraler Sammelbegriff, bei dem eine Aufspaltung nach dem Geschlecht völlig unangebracht ist: "Nicht alle Christen gehen regelmäßig zum Gottesdienst." oder "In Bayern leben mehr Christen als in Sachsen." Anders sieht es im konkreten Einzelfall aus: "Mutter Theresa war eine vorbildliche Christin." oder "In unserer Gemeinde gibt es einige sehr aktive Christinnen." bzw. "Mein Vater war ein gläubiger Christ."
Die Erfinder und Verfechter der Gender-Mode berufen sich darauf, dass die Sprache lebendig ist und sich verändert. Doch eine Veränderung muss von unten wachsen; von Ideologen verordnet kann das nicht funktionieren. Es tuen sich sofort neue Grenzen auf; wollen wir zum Beispiel singen "Lobt Gott ihr Christen und Christinnen alle gleich..."?
Mit freundlichen Grüßen!
Klaus Funk
Dr.rer.nat.
Dresden

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Liebe Frau Ott,
Ihre Worte haben mich sehr berührt. Ihre Überschrift war der Slogans eines ganz besonderen Menschen, welcher dieses Jahr im Februar verstarb.
Ich habe ihn nicht wirklich lange und sehr gut gekannt, jedoch gibt es Menschen mit denen man nur wenig Zeit verbringen muss, um zu erkennen wie besonders sie sind.
Seine Todesanzeige und Online Trauerfeier war außergewöhnlich. Damit Sie verstehen was ich meine, die Anzeige im Anhang.
Ihre Ansage spricht mich sehr an. Auch ich bin das ewige Gejammer satt. Die Pandemie ist immernoch da und uns Gastronomen, Künstler, Austeller .... trifft es sehr hart. Jedoch auch viele andere Dienstleister.
Für mich gibt es jedoch nur eins - nach vorne schauen, gleich was kommt.
Jeden Tag bewusst zu leben, sich darüber freuen jemanden zu treffen, sich zu unterhalten ist auch was besonderes.
Die Hoffnung auf das Neue, welches mit Sicherheit kommen wird.
Der Glaube an Gott und an uns selbst, was auch immer kommt es wird besonders.
Das Leben ist so voller Liebe in uns und den Menschen, denen wir begegnen. Wir müssen Sie nur annehmen.
Dankeschön, für Ihre tolle Arbeit.
Herzlichst

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Sehr geehrte Chrismon-Redaktion,
jetzt ist es passiert. Ich sitze hier und schreibe den 2. Leserbrief meines Lebens. Was ich bisher nur mündlich im privaten Kreis von mir gegeben habe zum Thema "Genderwahn/-doppelpunkt" muss ich einfach einmal öffentlicher machen.
In Ihrem sehr interessanten Magazin Chrismon soll ja gendergerecht geschrieben werden (Ihre Ansage S. 9). Sofort beim Durchlesen dieses Beitrags fiel mir das Wort "Bürgermeister" auf. Aha, wo war der Gender-Doppelpunkt? Oder gibt es keine Bürgermeisterinnen? Mein Jagdinstinkt war geweckt. Sind andere Beiträge auch so inkonsequent?
Meine Freizeit ist begrenzt, also habe ich einige Beiträge in Ihrem Magazin geskimmt. Der Einfachheit halber liste ich ein paar Ergebnisse mal auf:
- S. 17 Betreuerinnen und Erzieher
- S. 22 Architekten, unsere Architekten, Nachbarn
- S. 24 Eigenheimbesitzer, Eigentümer, Erben
- S. 25 Anteilseigner
- S. 26 Christen, Protestanten
- S. 28 Familienunternehmer
- S. 29 Manager
Dann habe ich aufgehört. Ich bin ja kein/e Erbsenzähler/in.

Wenn ich beide Geschlechter nennen will, muss ich dies auch tun, also: Bürgermeister und Bürgermeisterinnen. Oder erst die Damen, dann die Herren? Das könnte allerdings als altmodische Form ausgelegt werden und uns Frauen ins vorige Jahrhundert zurückversetzen. Nur ist diese Art der gendergerechten Sprache etwas umständlich und lang und passt leider nicht in unsere schnelle Zeit, die Abkürzungen liebt und hegt. Und Texte werden dadurch auch nicht einfacher zu schreiben, zu lesen und zu sprechen. Langatmigkeit und Verrenkungen sind nicht ausgeschlossen. Flüssigkeit bleibt auf der Strecke.

Was ist mit grammatikalischer Korrektheit? Beispiel: Ärzt:innen, kein Amateur:in, Danke unseren Zuschauer:innen.

Mein Fazit: Wir halten diese neue Art der gendergerechten Sprache nicht durch oder verrenken uns dabei. Und wer hat uns gesagt, dass wir neuerdings so mit unserer Sprache verfahren sollen? Ich brauche Namen! Nur damit ich Zeit und Platz spare und jeden daran erinnere, dass es auch noch Frauen gibt, soll ich diesen Unsinn mitmachen? Nicht mit mir!
Über eine Antwort freue ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Günther

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Sehr geehrte Frau Ott!
"Genderwahn" allein trifft nicht das Problem, sondern es ist die damit einhergehende Sprachverhunzung. Auch in Ihrem geschätzten Blatt.
Viele Grüße
Hanns Schneider

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Sehr geehrte Frau Ott,
seit vielen Jahren erhalte ich Ihr Magazin als Beilage zu meiner Tageszeitung. Ich lese chrismon gerne, weil hier Themen angesprochen werden, die den christlichen Glauben berühren und weil Ihre Redaktion eine andere Sicht auf die Geschehnisse hat als die Redakteure einer Zeitschrift, die sich eben nicht als christlich versteht (das habe ich so formuliert, weil der Begriff „Redakteur“ nach den geltenden Regeln sowohl männliche als auch weibliche und schließlich auch solche Redakteure umfasst, die weder männlich noch weiblich sind).
Als erstes lese ich immer Ihre „Ansage“, da finde ich immer einige bemerkenswerte Gedanken. Das gilt auch für die „Ansage“ in der Mai-Ausgabe; dort ist allerdings eine Unfreundlichkeit gegenüber dem Leser eingebracht. Und zwar sprechen Sie Ihre neue Schreibweise mit dem Gender-Doppelpunkt an und stufen gleichzeitig die daran geübte Kritik als „Gemopper“ ein. Das war für mich Grund genug, die Lektüre des Magazins sofort abzubrechen und es ohne weiteres Blättern ins Altpapier zu überführen. Von dort habe ich es aber später wieder zurückgeholt, mein Lese-Interesse an chrismon hängt nicht von einer einzigen Äußerung der Chefredakteurin ab; vielleicht haben Sie es ja gar nicht so abwertend gemeint wie es sich anhört. Ich kann mich nicht erinnern, ob Sie die Meinung Ihrer Leser zur Verwendung der Gendersprache in chrismon zuvor abgefragt haben. Vielleicht ist das geschehen und ich habe das nur übersehen. Ich unterstelle, dass chrismon ganz überwiegend von älteren Menschen gelesen wird, und die lehnen die Gendersprache überwiegend ab; warum stoßen Sie die Mehrzahl Ihrer Leser vor den Kopf? Möglicherweise haben Sie für Ihre sprachliche Maßnahme Beifall erhalten von jungen, insbesondere weiblichen Menschen. Aber lesen diese denn heute überhaupt noch in großer Zahl Zeitschriften, und welchen Stellenwert hat bei ihnen die Sprache als solche? Wäre von Ihnen vorab eine Leserbefragung durchgeführt worden, hätte ich mich gemeldet und zwei Dinge angeführt. Erstens verstößt die Gendersprache gegen die geltenden Sprachregelungen. Dieses Argument ist keine Kleinigkeit bei einem evangelischen Magazin, wo doch bei den evangelischen Christen traditionell ein gewisser Respekt vor der Obrigkeit besteht. Zweitens sind Schreibungen wie z. B. mit Gendersternchen, großem Binnen-I oder auch Ihr Doppelpunkt-innen, einfach unelegant und hässlich. Und ich bin überrascht, solche Schreibungen nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei Zeitungsmachern im Kultur-Milieu, wo ich eine erhöhte Sensibilität in ästhetischen Fragen vermute, anzutreffen. So hätte meine Antwort gelautet, wenn ich gefragt worden wäre. Jetzt, nachträglich, formuliere ich diese Punkte als Kritik an Ihrer Handhabung, dies in dem Wisssen, dass die Kritik Ihrer Leser in Ihren Augen nur „Gemopper“ ist. Ich hätte mir den Aufwand, dieses Schreiben zu formulieren, natürlich auch ersparen zu können, aber Ihr Magazin ist mir über die derzeit dort handelnden Personen hinaus so wichtig, dass ich Ihnen meine Sicht der Dinge nicht verschweigen wollte.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Peter Verspay, Köln

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