So viele Geschenke– das wär doch nicht nötig!
Die Ehe, die Familie, eine Geburt, sogar der Papst - alles Geschenke? Ursula Ott ist sich da nicht so sicher.
Tim Wegner
24.11.2017

Was haben öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Kirche gemeinsam? Ziemlich viel. Sie kosten Steuern und Gebühren, die ich gerne bezahle. Ehrlich. Und beide machen uns um diese Jahreszeit viele Geschenke. Das muss, ehrlich, gar nicht sein.

"Du bist ein Geschenk" dudelt es täglich aus meinem Radio, und das muss man den Sportfreunden Stiller lassen: Die Songzeile "Und weil ich an dir teilhab" (reimt sich allen Ernstes auf "und weil ich dich so sehr mag") – die könnte direkt von der EKD-Synode stammen. Die Vokabel Teilhabe möchte ich von meinem Liebs­ten nicht geschenkt haben. Liebe! Geschenk! Damit wären wir bei den Kirchen. Kaum ein Text über Liebe, Sex und Familie, in dem sie nicht den ganz großen Gabentisch decken. Fastenhirtenbriefe reden von "Ehe und Familie als Gottes Geschenk", katholisch.de lobt volle Kirchen an Heiligabend als "Weihnachtsgeschenk Gottes", für evangelisch.de ist die Geburt ein "Geschenk neuen Lebens", beide Stadtdekane in Frankfurt freuen sich über Sexualität als Geschenk Gottes. Und Kardinal Lehmann fand vor drei Jahren gar, der Papst sei ein "Geschenk für die Kirche".

Darf man als Empfängerin auch mal was sagen? Also, nichts gegen den Papst, aber ich möchte ihn bitte nicht geschenkt. Auch den Luther als Playmo habe ich schon. Für meine Kinder bin ich dankbar, aber die Geburten, naja, dabei war das größte Geschenk meiner Krankenkasse, dass es irgendwann eine ­Betäubungsspritze gab. Den großen Rest – von Sex bis Familie – nehme ich gern. Habe aber im Lauf der Jahre gelernt, dass man da auch ordentlich was für tun muss. Das gilt, so hört man von PfarrerInnen, auch für die volle Kirche.

Gerne würden wir Ihnen auch was schenken. Frieden in der hektischen Adventszeit zum Beispiel. Den gibts gar nicht geschenkt, Peacemaking ist harte Arbeit. Wir haben Profis dabei zugeguckt. Sie haben vermittelt in Belfast und in Bogota, in Aleppo und in Johannesburg. Und in Oldenburg. Und in München. Denn ohne den kleinen Frieden gibts den großen nicht. Das wünschen wir Ihnen von Herzen: Friedliche Feiertage!

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Sehr geehrte Frau Ott,
jetzt fangen Sie auch noch damit an! Bitte, bitte erledigen Sie PfarrerInnen!
Sie tun den Pfarrern keinen guten Dienst, wenn Sie Ihnen das kleine "n"
abschneiden.
Oder sollte es nur noch Pfarrerinnen geben wie in den Grundschulen die Lehrerinnen?
Das wäre keine gute Entwicklung.
Ansonsten lese ich chrismon plus gern.

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