Johanna HabererPrivat
17.12.2010
8. Sonntag nach Trinitatis
Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
Johannes 9,5

Jesus macht Licht: in den Gedanken der Menschen und in ihren Augen. Erst macht er Licht in den Köpfen seiner Jünger. Die sehen einen Blinden und fragen nach der Schuld: Wer ist schuldig? Er oder seine Eltern? Auch wenn wir ein Leiden sehen, fragen wir oft nicht nach der Heilung, sondern nach der Schuld. Richtig wohl ist uns erst, wenn wir einen Schuldigen gefunden haben.

Das Kind ist erblindet? Ist die Mutter schuld oder der Vater? "Keiner", sagt Jesus. Der Gedanke an die Schuld macht blind für die Heilung. Viel zu viel beschäftigen wir uns mit Schuldfragen, bohren wir nach Verantwortlichkeiten, wollen wir Antworten auf das Warum. Das Warum ist Gottes Geheimnis. Das Warum kann nicht trösten und nicht befreien. Die Frage nach der Schuld macht blind. Nicht woher wir kommen, sondern wohin wir leben, ist für Jesus wichtig. Er macht Licht.

An einem Blinden statuiert Jesus ein Exempel der Heilung. Er öffnet dem Blinden die Augen, um zu beweisen, dass bei Behinderung und Leiden und Krankheit unsere ewige Frage nach dem Warum in die Sackgasse führt. Wir leben in einer "Warum-Kultur". Wir glauben, wenn wir die Ursache für ein Leiden kennen, dann können wir es beheben. Das ist ein Irrtum. Jesus zeigt einen Weg in die Zukunft. Keine lieblosen Schuldzuweisungen, keine billigen Entschuldigungen. Das Heilwerden ist das Ziel ­ vor allem die Heilung der Gedanken.