Johanna HabererPrivat
17.12.2010
7. Sonntag nach Trinitatis
Und er sprach: Gebt ihnen zu essen! (...) Und sie aßen und wurden alle satt.
Lukas 9,13-17

Gott macht satt. Auch wenn der Mangel regiert. Es gibt eine Sättigung für die Seele, die den leiblichen Hunger vergessen macht. Jesus hatte einer riesigen Menschenmenge gepredigt. Stundenlang hatte er ihnen von einem Leben erzählt, in dem Erbarmen und Vergebung regieren, ein Leben, in dem Solidarität Erfolg hat und Ehrlichkeit am längsten währt, in dem der Weise die Herrschaft hat und der Starke dem Schwachen zur Hand geht. Mit Worten hat er gezaubert, dieser Jesus. Er hat den Menschen Lebensbilder geschenkt, Bilder der Seele, mit denen einer Schmerz und Dürre des Daseins überleben kann. Worte können satt machen.
Erst spät am Abend fällt den fünftausend Menschen in der Einöde ein, dass sie ja Hunger haben. Sie hatten sich nicht eingerichtet auf so viele Stunden, sie hatten keine Lunchpakete eingepackt, sie waren einfach dem Mann mit den Visionen gefolgt.

Jetzt knurrt der Magen, und mehr als fünf Brote und zwei Fische sind nicht da. Das würde gerade für eine Familie reichen, nicht aber für fünftausend Menschen. Und nun zeigt Jesus, dass Visionen Wirklichkeit werden können, dass das Bewusstsein das Sein beherrschen kann, wenn man nur fest daran glaubt. Jesus bittet Gott um Sättigung. Und alle werden satt.

Ein Wunder, könnte man sagen.

Nein. Das ist der Widerstand von Gottes Lebensbildern gegen die von Menschen vermutete Realität. Es ist der Sieg der Gegenwelt gegenüber denen, die alles so lassen wollen, wie es ist: den Hunger, den Mangel, die Herrschaft der Gierigen, die Armut der Barmherzigen. Gott schenkt Bilder des Widerstands für das Leben. Die Speisung der Fünftausend ist eines davon.