Porträt Fulbert Steffensky
Porträt Fulbert Steffensky
Sophie Stieger
Posse der Weihnacht
Fulbert Steffensky, Theologe am Vierwaldstättersee in Luzern fotografiert.Sophie Stieger
17.11.2014
Heilig Abend Christvesper
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ­ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in ­Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seiner Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land . . .
Lukas 2,1–14

Weihnachten: wie eine große Posse, vom Lumpengesindel aufgeführt. Wer spielt mit? Zunächst Maria, ein junges Mädchen, verarmter Adel aus dem Hause Davids, zu Unzeiten schwanger. Sie behauptet, dies sei höhererseits veranlasst. Wie auch immer! Sie hat nicht viel Renommee. Die zweite Figur: Josef, ein Zimmermann, ein Kleinbürger, ziemlich verwirrt über die Schwangerschaft seiner Braut. Auf alten Bil­dern wird dargestellt, wie er seine Hosen auszieht und damit das göttliche Kind wärmt, nicht gerade ein hoffähiges Verhalten. Weitere Personen: die Hirten, die Subproletarier jener Zeit. Bei ihrer Arbeit mit dem Vieh und dem Dreck können sie nicht einmal die Gesetze der Frömmigkeit einhalten. Sie sind zu arm, um fromm zu sein, wie manche andere auch in dieser Welt.

Später die drei merkwürdigen Figuren aus dem Morgenland, denen die Tradition nachträglich den Glanz von Königen angedichtet hat, jene Frühesoteriker, die die Geburt des Kindes aus den Sternen gelesen haben wollen. Jeder Protestant schüttelt sich bei dieser theologischen Methode. Wer fehlt in diesem Spiel? Der König soll geboren werden, und es fehlt die Macht. Fürs göttliche Kind fehlen die offiziellen Vertreter der Religion. Sie ermitteln aus ihren alten Büchern den Ort der Geburt, aber sie gehen nicht hin. Gefunden wird das Kind nicht von der Macht und der Religionsverwaltung, nicht in Jerusalem, nicht in Rom und nicht in Wittenberg.

Eine Gruppe von Mitspielern wenigs­tens erscheint standes- und situations­ge­mäß: die Engel in Heerscharen und in der Klarheit des Himmels. Einer von ihnen sagt die Nachricht, auf die die Hirten ­lange gewartet haben: Euch und allem Volk wird eine große Freude widerfahren. Euch und allem Volk ist der Heiland geboren, der Messias, der Herr in der Stadt Davids. Der alte Traum der Gedemütigten, der Armen und der Gequälten soll wahr werden: Endlich ist er da, der Messias, der Retter, der Heiland und Herr. Er wird die Feinde vertreiben. Er wird den Blutsaugern das Handwerk legen, er wird die Macht aufs Kreuz legen, er wird die Waffen zerbrechen, er wird unsere Wunden heilen. Das ist die Nachricht. Noch ist nicht zu sehen, wo sie wahr wird, aber die Engel geben schon ein Zeichen für diese Wahrheit. Wie sieht es aus (die Posse geht weiter!): „Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, es liegt im Futtertrog der Esel und der Ochsen.“ Dieses ­Zeichen hat nichts zu tun mit dem, was es bezeichnen soll. Der Messias soll kommen. In den alten Schriften ist doch versprochen, welche Ereignisse seine Ankunft begleiten:

„Den Gefangenen soll gesagt werden: gehet heraus! Zu denen in der Finsternis: kommt hervor! Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird weder Hitze noch Sonne stechen.“ Das sind Zeichen, die zum Messias passen. Aber Windeln und ein Futtertrog?

Ein Weihnachtswunder: Die Hirten glauben den geringen Zeichen. Sie warten nicht mehr auf den glänzenden Gott der Heerscharen, auf den Unverwundeten und Unverwundbaren, den niemand aufs Kreuz legen kann. Wo sucht man einen Starken? Bei den Starken. Wo sucht man einen Befreier? Bei den Befreiten. Die Menschen vergeben Gott viel, manchmal zu viel. Nicht aber, dass er sich in unseren ­eigenen Masken in der Welt herumtreibt: als ein Kind, das allen Gefahren ausgesetzt ist; als einer der zum Tode verurteilt ist und seiner Marter nicht entrinnen kann.

Ein Weihnachtswunder: Die Hirten erkennen ihren Retter in dieser fremden Gestalt. Sie gehen eilends hin, und sie ­finden Maria und Josef und das Kind in der Krippe. Eine schwer zu glaubende und eine unentbehrliche Geschichte.

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How - How !!!

Das musste ich gleich 3 mal lesen.
Wer so schreibt, hat wohl noch mehr zu sagen - aber wo???

Da weiß ich warum und wofür ich lebe...
Mich herzlich meinem Schöpfer gegenüber erfreuen...
Er ist es auch, er hat wieder einmal einen Grund zur Freude gegeben...
Die erwartet er schließlich von mir...
Darum hat er mich erschaffen !!!

Alfons Gebert

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