Leere Kirchenbänke - ein Symbol einer Zeit, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
Leere Kirchenbänke - ein Symbol einer Zeit, in der immer mehr Menschen aus der Kirche austreten?
JHorrocks / Istockphoto
Menschen, die auf Zahlen starren
Die Statistik der Mitgliederzahlen führt die Menschen in der Kirche in die Depression. Dabei ist die Aufgabe der Kirche voller Würde, schreibt chrismon-Redakteur Konstantin Sacher.
08.03.2023

2022 sind wieder einmal so viele Menschen aus den evangelischen Landeskirchen in Deutschland ausgetreten wie nie zuvor. Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist die Mitgliederzahl um 2,9 Prozent auf 19,1 Millionen zurückgegangen. Insgesamt sind 380.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten, 33,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Wenn neue Mitgliederzahlen veröffentlicht werden, rechnen mittlerweile wohl die meisten mit einer weiteren schlechten Nachricht. Es kommt immer noch schlimmer als erwartet. Wenn man selbst zu den Menschen gehört, die in der schwindenden Mitgliederzahl ein Problem sehen, dann passt sich diese Kirchenkrise wie selbstverständlich in die Krisen dieser Zeit ein.

Klimakrise, Gaskrise, Migrationskrise, Krise der Bundeswehr und überhaupt der ganzen Welt. Alles eine einzige Krise. Warum sollte dann nicht auch die evangelische Kirche in einer Krise sein? Es wird alles sowieso immer schlimmer, oder?

Tim Wegner

Konstantin Sacher

Konstantin Sacher ist Redakteur bei chrismon und verantwortet die Bereiche Theologie, Philosophie und Literatur. Zusammen mit Michael Güthlein schreibt er die Kolumne "Väterzeit". Im Podcast "Über das Ende" spricht er alle zwei Wochen mit interessanten Menschen über den Tod. Zuvor hat er als systematischer Theologe an verschiedenen Universitäten gelehrt und geforscht. Er interessiert sich besonders für Theologie und Philosophie des Todes, Literatur und wie Religion darin vorkommt. 2018 veröffentlichte er seinen Debütroman "Und erlöse mich" bei Hoffmann & Campe. 2021 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. 2023 erschienen seine Bücher "Zwischen Todesangst und Lebensmut" und "Dorothee Sölle auf der Spur". Außerdem hat er ein Buch zur Zukunft der Kirche und eines zur modernen Theologie des Todes herausgegeben.

Dieses Krisengerede ist unerträglich. Natürlich ist es traurig, dass so viele Menschen aus der evangelischen Kirche austreten. Und dass die Finanzkraft dadurch schwindet, wird sich in einigen Jahren dramatisch auswirken. Aber unerträglich ist es, weil diese Krisenerzählung in die Depression führt und weil sie nur die halbe Wahrheit ist.

Den Hunderttausenden Austritten stehen zum Beispiel Hunderttausende Kinder gegenüber, die in den unzähligen evangelischen Kindergärten mit Hilfe des Schatzes der biblischen Geschichten lernen, sich in unserer geheimnisvollen Welt zurechtzufinden. Es stehen ihnen Hunderttausende von Menschen gegenüber, die in den evangelischen Sozialeinrichtungen gute Hilfe bekommen. Es stehen ihnen Hunderttausende von kirchlichen und diakonischen Mitarbeitenden gegenüber, die jeden Tag daran arbeiten, dass dieses Land ein gutes Land ist.

All dies - und die Liste ließe sich noch lange erweitern - wird durch das Starren auf die Mitgliederzahlen entwertet. Und so wird die Erzählung vom Niedergang der evangelischen Kirche zur Selffulfilling Prophecy.

Wie sollen sich Mitarbeitende motivieren, sich jeden Tag für andere einzusetzen, wenn eh alles den Bach runtergeht? Wer möchte Mitglied in einer sterbenden Gemeinschaft sein? Wer hat Lust, sich zu engagieren, wenn es am Ende wieder nur heißt, es hat nicht gereicht, die Mitglieder laufen weiter davon?

Aber wo fehlen sie eigentlich? In den Gottesdiensten? In den Konzerten, bei den ehrenamtlichen Besuchsdiensten, in den Kindergärten? Eher nicht, denn entweder waren sie auch vorher nicht da oder sie kommen trotz des Austritts weiterhin. Viele Menschen besuchen regelmäßig Gottesdienste oder nehmen kirchliche Angebote wahr und sind gar keine Kirchenmitglieder. Und viele Menschen treten aus der evangelischen Kirche aus, weil sie sich über die katholische Kirche ärgern. Aber so banal es klingt, es muss doch einmal gesagt werden, die evangelische Kirche ist nicht die katholische Kirche.

Es ist nicht ärgerlich, sondern schlicht falsch, wenn in Berichten oder auch Privatgesprächen einfach nur von der Kirche gesprochen wird, die in der Krise steckt. Sicher läuft vieles in den evangelischen Kirchen schlecht, aber sie sind nicht verantwortlich dafür, was ein Kölner Kardinal tut, und auch nicht für die Ewiggestrigkeit eines Papstes.

Dass beides immer vermischt wird, befördert die Depression derer, die sich noch zugehörig fühlen, noch mehr. Die Finanzkraft der evangelischen Kirche hängt sicher auch an ihrer Mitgliederzahl, aber das, was Evangelischsein ausmacht, ist mehr als Statistik.

Es geht nicht darum, dass es eine gottgegebene Kirche gibt, die den Menschen ihr Heil vermittelt. Gottgegeben, was nichts anderes als unantastbar bedeutet, ist bei uns nur die Würde des Menschen. Die Kirche ist dafür da, die Entfaltung und Bewahrung dieser Würde zu befördern. Diese Aufgabe ist so groß und schön, dass jede und jeder, die oder der daran beteiligt ist, von ihr beflügelt werden sollte.

Sich den Grundfragen des Menschseins stellen

Damit soll nicht gesagt sein, dass die Kirche eine rein ethische Institution ist, die durch ihr Handeln dafür zu sorgen hat, dass möglichst viele Menschen in Würde leben können. Das gilt zwar auch. Aber die Würde des Menschen zeigt sich eben auch darin, dass der Mensch die Möglichkeit hat, Mensch zu sein. Und dazu gehört, einen Sinn im Leben zu suchen.

Wir werden geboren und leben und irgendwann sterben wir wieder. Warum das alles? Was tun wir hier? Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Sich diese Grundfragen des Menschseins zu stellen und ihnen einen Raum zu geben, dafür ist die evangelische Kirche da.

Kirche ist für die Menschen und das Menschsein da. Und sie ist auch da. Diese Stärke und Bedeutung spiegeln sich nicht in den Zahlen, die alle so gern anstarren. Hoffentlich färbt sich die Würde dieser Aufgabe wieder mehr auf die Menschen ab, die mit ihr zu tun haben.

Permalink

Sehr geehrter Heer Dr. Sacher,

ich habe bei meiner Recherche zu Reaktionen der ev. Kirche auf die aktuellen Austrittszahlen auch Ihren Kommentar auf chrismon.de und evagelisch.de gelesen.

Ich wollte Ihnen daraufhin mitteilen, dass ich eine der 380.000 Menschen bin, die im vergangenen Jahr einer ev. Landeskirche den Rücken gekehrt hat. Ich war vor diesem Schritt langjährige ehrenamtliche Hochaktive in der EKM, z.B. Gemeindekirchenrats-Mitglied/-Vorsitzende, Kreiskirchennratsmitglied, Kreissynodale, Mitglied im Regionalbeirat des Kirchenkreises, Küsterin meiner Heimatgemeinde, Leiterin von 2 Frauenkreisen, Lektorin usw.
Ich habe die ev. Kirche verlassen, weil Sie mir keine geistige Heimat mehr ist. Das war ein jahrelanger Prozess der Entfremdung, der sehr viel mit den strukturellen Problemen ostdeutscher Landgemeinden zu tun hat und mit Einzelpersonen, die in der Kirche Funktionen ausüben, denen sie theologisch-fachlich und persönlich-charakterlich nicht gewachsen sind. Eine sterbende Kirche, die nur noch rudimentär ihrer Aufgabe gerecht werden kann, ist auch eine, in der Menschen verschüttet und verschlissen werden. Es gibt tatsächlich ev. Kirche in Deutschland, in der die Menschenwürde nicht viel gilt.

Der ausschlaggebende Punkt, der bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war aber die Äußerung von Frau EKD-Ratsvorsitzenden und Präses Kurschus: „Wer bin ich, ihnen ins Gesicht zu sagen, sie sollen dazu Pflugscharen benutzen“ (epd-veröffentlicht am 07.03.22). Frau Kurschus meinte damit die Waffenlieferungen in das ukrainische Kriegsgebiet rechtfertigen zu müssen. Mit diesem flotten Spruch hat sie aber auch mich, eine DDR-sozialisierte pazifistische Christin, die unter dem Banner „Schwerter zu Pflugscharen“ zur Jesu-Nachfolge erzogen wurde, so vor den Kopf gehauen, dass ich tagelang gar keine Worte dafür fand und mir noch heute, der Blutdruck hoch geht. Nein, meine Kirche, in der ich zur Christin geworden bin, existiert offenbar schon lange nicht mehr - eine Kirche der Demut, eine Kirche der Suche nach Gott, eine parteipolitisch neutrale und regierungskritische Kirche, eine Kirche des Friedens, der Abrüstung, der Kriegsdienstverweigerung und des Dialogs. Ich glaube an den unbedingten Pazifisten Jesus - diese ev. Kirche offensichtlich nicht!

Leider erinnert mich auch Ihr Artikel wieder daran, auf was es in der ev. Kirche dagegen viel mehr ankommt, als danach zu fragen, was Gottes Wille ist. Denn es ist für Sie ja schon „traurig, dass so viele Menschen aus der evangelischen Kirche austreten“ aber gleich im nächsten Satz geben Sie zu bedenken, warum das so traurig ist. Es ist traurig um das liebe Geld, welches der Kirche verloren geht.
Der Mensch ist nur soviel wert, wie seine Kirchensteuer und Kollekte wiegt.

Dagegen ist es Ihnen keine Frage wert, warum diese Menschen austreten. Es ist Ihnen keinen Gedanken wert, wieso die ev. Kirche so viele, nämlich 380.000 Kinder Gottes in einem Jahr einfach verliert. Das ist, statistisch gesehen, der Austritt der gesamten Oldenburger Landeskirche. So etwas ist nicht traurig, das ist tatsächlich eine Katastrophe für diese Kirche.

Und als promovierter Theologe müssten Sie doch auch wissen, was unser HERR einst die Rechtgläubigen und Schriftgelehrten fragte: „Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet?“ (LK 15).

Diese ev. Kirche geht leider keinem verlorenen Kind Gottes nach, sie trauert nur um das verlorene Geld.

Mit geschwisterlichem Gruß

Andrea Srugies-Neureuther

Sie schreiben:

(1) "Es gibt tatsächlich ev. Kirche in Deutschland, in der die Menschenwürde nicht viel gilt."

Angenommen, diese Diagnose würde zutreffen: Ist Ihr nächster Schritt dann der des Austritts aus der Gesellschaft ? Warum bleiben Sie, wenn der Fall ist, was angeblich der Fall ist, nicht GERADE DESWEGEN in der Kirche und suchen (dort) zur Geltung zu bringen, was (dort) zur Geltung zu bringen wäre bzw. ist ?

(2) "Ich habe die ev. Kirche verlassen, weil Sie mir keine geistige Heimat mehr ist."

Wo ist denn, wenn ich fragen darf, NACH Ihrem Kirchenaustritt im Hier und Jetzt Ihre geistige Heimat? Auf der Insel der christlich Glückseligen ? Auf der Insel der fromm an Jesus, "den unbedingten Pazifisten" Denkenden ? Auf der Insel der Bibelstellen-Herbeizitierenden ? Auf der Insel der 'kirchenkritischen' AfD-Gläubigen ?

(3) "Nein, meine Kirche, in der ich zur Christin geworden bin, existiert offenbar schon lange nicht mehr"

Na, und ?! Und selbst wenn schon! Wäre das nicht ein Grund mehr, der dafür spricht, auf dem "untergegangenen Schiff" die Flagge der Solidarität mit den an-der-Kirche-Mitleidenden hochzuhalten ?

(4) "...380.000 Kinder Gottes in einem Jahr einfach verliert."; "geht leider keinem verlorenen Kind Gottes nach"

Bei allem Respekt, aber das klingt in meinen Ohren doch eine Spur ZU superfromm und zugleich reichlich 'von oben herab'. Warum machen Sie sich denn nicht auf, und gehen selber einem dieser "verlorenen Kinder Gottes" nach ? Man muss, um das zu können, ja nicht extra aus der Kirche austreten, oder doch ?!

Was das Banner "Schwerter zu Pflugscharen" anlangt, unter dem Sie, wie Sie schreiben, "zur Jesus-Nachfolge erzogen wurden", so hat man Ihnen als - anscheinend oder scheinbar - bibelfeste DDR-Christin seinerzeit hoffentlich die Bibelstelle Joel 4:10 nicht vorenthalten.

MfG,
Gerhard Engel

@Gerhard

"Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein"!?

"Gottes Strafgericht" / "Gottes Gnade", auch deshalb ist Christus gekommen Liebe, Vernunft, Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeit für das ganzheitliche Wesen Mensch klarer zu machen. Es reicht eben nicht, den menschgemachten Wettbewerb / die menschgemachte Konfusion um die Deutungshoheit von Gut und Böse mit Mehrheit zu gewinnen!

Dank des Hinweises von Herrn Engel erlaube ich mir, einen weniger bekannten biblischen Schatz hinzuschreiben:

"Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark!" Joel 4:10

Das Wort Gottes war eben schon immer für allerlei Absichten geeignet.

Fritz Kurz

@Gerhard: "... jedenfalls nach meinem Verständnis - NICHT."

Tja, weil das Verständnis der Bibelstellen für Jedermann seit jeher unergründlich systemrational konfusioniert wurde, ist die gottgefällige/vernünftige Wahrheit für das ganzheitliche Wesen Mensch unverständlich interpretiert!

"Was ist das, das Wort Gottes ?" Das Wort Gottes ist genauso wie Gott selber eine gefährliche Erfindung. Soweit die sachliche Erklärung.

Wer an Gott glaubt, wird nicht umhinkommen, sich zu den diversen Heiligen Schriften Gedanken zu machen. Dabei sind seiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. Da ist alles drin von der Verbalinspiration

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Caravaggio_MatthewAndTheAngel_byMikeyAngels.jpg

bis hin zu der sich aufgeklärt dünkenden Vorstellung, die Bibel sei eine Sammlung von Schriften, die zwar von verschiedenen Gestalten zu verschiedenen Zeiten und Zwecken verfasst und geändert wurden, aber eben doch nicht nur eine zweckmäßige Propagandasammlung darstellten, sondern eine wertvolle Botschaft enthielten.

Was man mit Bibelzitaten anstellen kann, haben Sie, werter Herr Engel, selber vorgeführt. Dem Banner "Schwerter zu Pflugscharen" halten Sie das Bibelzitat entgegen verbunden mit dem höflich formulierten Verdacht, die Bibelkenntnis der Leserkommentatorin hätte noch Luft nach oben.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

Permalink

(1) "Das Wort Gottes ist genauso wie Gott selber eine gefährliche Erfindung." -

Das ist objektiv weder sachlich noch eine Erklärung. Das ist lediglich - aber immerhin - eine von ein paar Emotionen gesteuerte leere Behauptung, die rein gar nichts in Bezug auf das bestimmt, was zu bestimmen wäre, um einen ernstzunehmenden Beitrag zur Klärung der gestellten Frage zu leisten.

(2) "Wer an Gott glaubt, wird nicht umhinkommen, sich zu den diversen Heiligen Schriften Gedanken zu machen."

Das ist vollkommener Stuss! Und sagt mehr über Sie aus als über die Sache.

(3) "Dabei sind seiner Phantasie keine Grenzen gesetzt."

Wenn ich milde wäre, würde ich behaupten, dass Sie sturzbesoffen gewesen sind, als Sie diesen Satz geschrieben haben, Herr Kurz.

(4) "Was man mit Bibelzitaten anstellen kann, haben Sie, werter Herr Engel, selber vorgeführt."

Was war die Frage ? Die Frage, was man mit Bibelzitaten anstellen kann, habe ICH nicht gestellt.

Meine Bestimmung des Wortes Gottes als gefährliche Erfindung überzeugt Sie nicht. Gut, diskutieren wir darüber!

Die Gefährlichkeit kann man daran erkennen: In Zeiten und in Gegenden, wo das Christentum bedeutsam war oder ist, ist noch jeder Krieg jeweils von beiden Seiten geführt worden entweder unter direkter Berufung auf Gott oder unter Berufung auf Werte, die auf Gott zurückgeführt werden.

Für die unkriegerische Machtausübung nach innen gilt ebenfalls: Die Berufung auf Gott hat bedeutende Schlagkraft.

Also harmlos ist das Wort Gottes nicht. Die beliebte Apologetik, die Berufung auf Gott sei irrtümlich, führt zu der Frage, woher diejenigen, die sich auf Gott berufen, wie auch deren Kritiker, von Gott wissen. Es wird auf die Bibel verwiesen. Ob die dann als Lager für Bibelspruchschleuderei genommen wird, oder als wertvolle Quelle für ein ausgearbeitetes kirchliches Lehramt, das nur für Studierte, Geweihte und y-Chromosomen-Inhaber zugänglich ist oder der Heilige Geist gleich weht, wo er will, all das gehört in die Abteilung blühende Phantasie.

Oder welche Gegebenheiten soll ich übersehen haben?

Fritz Kurz

@Gerhard Engel: "Bei allem Respekt, aber das klingt in meinen Ohren doch eine Spur ZU superfromm und zugleich reichlich 'von oben herab'."

Wenn ich bedenke, dass die Reaktion der systemtreuen/bewusstseinsbetäubten Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen meist lautet: "Dann wander doch aus!", dann ist bei "allem Respekt" und "von oben herab" reichlich ...!?

oh, da habe ich Sie aber getroffen mit meinem kritischen Leserbrief über den Kommentar von Herrn Dr. Sacher. Kritik an der ev. Landeskirche bzw. EKD tut ihnen offenbar sehr weh. Das ist verständlich, denn es geht der ev. Kirche jetzt bei diesen Austrittszahlen an die Substanz. Es sind eben nicht mehr nur die "Hineingeborenen", also diejenigen, die am Kirchensteuerbescheid ihre Mitgliedschaft erkennen, die Ihr den Rücken kehren, sondern jetzt gehen zunehmend auch die hochaktiven Ehrenamtlichen - eben die Frommen.

Aber ich möchte Ihnen gern Ihre Frage beantworten: Ich habe meine geistige Heimat in der alt-katholischen Kirche gefunden.
Dort versuchen Christen vieles besser zu machen, was in den ehemaligen Volkskirchen leider immer noch falsch gemacht wird. Die alt-katholische Grundhaltung geht von fehlbaren Menschen und damit einer fehlbaren Kirche aus. Das ist eine grundsätzlich demütige Haltung. Und nur mit dem Bekenntnis zur Vielfalt, einem hohen Grad an Synodalität (man könnte auch sagen Basisdemokratie) und vor allem der Achtung/ Wertschätzung eines jeden Menschen kann Kirche gelingen.

Daher meine Empfehlung an Sie: https://www.alt-katholisch.de/unser-glaube/das-leben-ist-bunt-wir-auch/

Mit geschwisterlichem Gruß
Andrea Srugies-Neureuther

Andrea Srugies-Neureuther: "Es ist traurig um das liebe Geld, welches der Kirche verloren geht."

Es ist noch viel schlimmer! Es ist so, weil auch die "Geistlichlichen" gelernt haben nur an ihr egozentriertes "Individualbewusstsein" zu denken, "Gottes Wege/Wille" sind ihnen, trotz/wegen der Studien der biblischen Philosophie, auch nur unausweichlich-unergründlich / systemrational-kapitulativ zu bezeichnen, egal wie offensichtlich/bewusst ihnen wird, dass die Philosophie nur für ein geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein / für die Seele des konsequent-kompromisslos GANZHEITLICHEN Wesens Mensch geschrieben wurde, für die Gestaltung eines UNKORRUMPIERBAREN Ebenbildes "wie im Himmel all so auf Erden" - Global-befriedete(s) Gemeinschaft/Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingt-konfusionierte Symptomatik.

Sehr geehrte Frau Srugies-Neureuther,
Ihre Beweggründe kann ich zum Teil nachvollziehen. Unsere Landeskirchen sind strukturell Behörden und schlecht dafür gerüstet, mit Mangel umzugehen. Für die Landeskirchen, die diese Struktur erst nach 1989 bekommen haben, ist es sicher dadurch nicht einfacher.
Dass für sie das Wort von Präses Kurschus den Entschluss zum Austritt herbeigeführt hat, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Radikalen Pazifismus, also das Hinhalten des Kopfes, kann man immer nur sich selbst verordnen. Oder möchten sie wirklich den Menschen in der Ukraine anbefehlen, wenn diese, nachdem sie angegriffen werden, den Kopf hinzuhalten? Kurschus weiß, dass so eine Haltung eine übergriffige Zumutung wäre. Es gibt in diesem Krieg keine Möglichkeit, sich nicht die Finger schmutzig zu machen, d.h. der Schuldverstrickung zu entgehen. Aber das wussten wir als evangelische Christ:innen ja schon immer.
Alles Gute
Wilhelm Nordmann

Während die Katholiken immer noch mühsam mit dem "gerechten Krieg" hantieren müssen und der aktuelle Papst keinen Bock darauf hat, haben sich die Evangelischen schon seit längerem einen wunderschönen Freifahrtschein ausgedacht: Schuldverstrickung! Der geht so: Schickt die NATO keine Waffen, gewinnt Russland den Krieg und die Evangelischen sind schuld daran. Schickt die NATO Waffen und gewinnt den Krieg, dann sind die Evangelischen wieder schuld wegen der Leichenberge. Wenn man also sowieso schuldig wird, kann man umso ungenierter gleich mitschießen. Wie praktisch!

Fritz Kurz

Sie fangen halbwegs korrekt an, um es am Ende doch zu vermasseln. Was schließen wir denn aus der Tatsache, dass es tatsächlich kein Entrinnen aus der Schuldverstärkung gibt? Sie scheinen die Vogel-Strauß Methode zu empfehlen. Der Königsweg geht anders: die Schlüsselfrage ist die danach, wo wir weniger Schuld auf uns laden, um dann im Bewusstsein der Vergebungsbedürftigkeit nüchtern zu urteilen, ohne uns lächerlich zu machen. Zur Zeit geht wohl kein Weg an der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine vorbei - auch mit Waffen. Gnade uns Gott.

Es soll also ein Königsweg sein, aus dem Gegensatz Schuld und Unschuld eine abgestufte Eigenschaft ähnlich dem Übergewicht zu machen. Kleine Schuld, mittelschwere Schuld, große Schuld. Wenig Übergewicht, Abmagern dringend empfohlen, Arztbesuch unumgänglich. Die Umbenennung von Schuldverstrickung in Schuldverstärkung bringt es auch nicht. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Im Geiste von vornherein mitmarschieren. Wenn dann der Einberufungs- oder Marschbefehl kommt, mitmachen!

Wie hier nicht nur von Ihnen, werter Herr Nordmann, sondern allgemein der Begriff Solidarität gebraucht wird, ist sehr bemerkenswert. Da schickt der russische Staat Raketen in die Wohnblöcke, so dass der ukrainische Bürger Eigentum, Gesundheit oder Leben verliert. Daraufhin schicken die NATO-Staaten dem ukrainischen Staat Waffen satt. Jetzt kann der ukrainische Staat seinen Bürger, soweit er bisher überlebt hat, in einen Schützenpanzer stecken und an die Front beordern. Dort bringt er möglichst viel Russen vom Leben zum Tode, bevor er selber den Heldentod stirbt. Gottes Gnade kämpft auf beiden Seiten der Front eifrig mit.

Wofür hier mit dem Begriff Solidarität Reklame gemacht wird, ist die stinknormale Bündnis- und Kriegspolitik der Täter, nämlich der Staaten. Die Opfer kommen bei beiden Kriegsparteien nur als Manövriermasse vor. Von Solidarität mit den Opfern also keine Spur.

Fritz Kurz

Sie haben offenbar das Problem der Schuldverstrickung einfach ignoriert. Auch ihre "Lösung", die sich zwischen ihren Zeilen ergibt: "Sofortiger bedingungsloser Stopp aller Waffenlieferungen und Kampfhandlungen." Zum einen würden sie dann das ukrainische Volk den russischen Raketen und anderen Waffen wehrlos ausliefern, würden sich also auch so schuldig machen. Und zum anderen bleibt die Frage, was Putin mit seiner Armee machen würde, wenn er die Ukraine mit so geringem Aufwand übernehmen könnte. Welches Land kommt dann? Was sie vorschlagen, ist ein Super-Rezept für die Ausdehnung des Konflikts auf andere Länder, aber sie wären daran selbstverständlich ganz unschuldig.... Ich halte es mit Einstein: Es bezeichnete sich als entschiedener Pazifist. Grundsätzlich ohne Waffen, aber mit dem Imperativ sich gegen Tyrannen zur Wehr zu setzen. Gefällt mir gut und scheint auch der Lage angemessen zu sein.

Antwort auf von Wilhelm Nordmann (nicht registriert)

Permalink

Zu den beliebten Argumenten für das Führen von Kriegen gehört die sogenannte Domino-Theorie. Man soll sich also eng aneinander aufgestellte Spielsteine aus dem Spiel Domino vorstellen. Wirft man den ersten Stein um, fallen alle anderen auch. Das ist sehr spaßig anzuschauen

https://www.youtube.com/watch?v=yDQLB3iTr3s

Als Erklärung für Kriege ist es allerdings wenig spaßig.

Mit diesem Argument wurde ausgiebig für den Vietnamkrieg Reklame gemacht. Um mich der Sprechblasen der aktuellen Propaganda zu bedienen: Dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg des Vietcongs gegen den Staat Südvietnam mussten die Amis nicht nur mit Waffenlieferungen, sondern mit massivem Truppeneinsatz begegnen, weil sonst ganz Asien und danach die gesamte Welt der Sowjetunion zum Opfer gefallen wäre.

Die amerikanische Regierung hat also Krieg geführt. Das hat 58.220 amerikanische Soldaten das Leben gekostet. Amerika hat zur Abwechslung den Krieg verloren. Wurde die ganze Welt, oder Asien oder wenigstens Südostasien kommunistisch? Keineswegs. Staaten sind keine Dominosteine.

Sie irren übrigens auch in folgendem Punkt, werter Herr Nordmann. Ich schlage überhaupt keine Lösung eines angeblichen Problems vor. Ich schließe mich auch keinem flammenden Appell an Staatsführungen welchen Lagers auch immer an, doch bitteschön mit Waffenlieferungen und Kampfhandlungen aufzuhören. Es liegt nämlich überhaupt kein Problem vor, das die Staaten hätten. Es liegt im Gegenteil deren Absicht vor, Krieg zu führen.

Ich finde es allerdings einen selbstzerstörerischen Fehler der Insassen der Staaten, sich deren Standpunkt zu eigen zu machen. Zum Krieg könnte einem etwas anderes einfallen als die bekannten heißen Fragen: Wer hat angefangen? Wer hat Schuld?

Sowohl der militärischen wie der zivilen Kriegsleiche kann es vollkommen schnurz sein, ob sie von einer guten oder bösen Gewehrkugel oder Rakete getroffen wurde. Deswegen ignoriere ich nicht nur das angebliche "Problem der Schuldverstrickung". Ich weise es als einen im Wortsinne tödlichen Denkfehler zurück.

Fritz Kurz

Nur kurz: die Schuldverstrickung ist real und nicht davon abhängig, ob sie das akzeptieren. Und die Ukraine ist nicht Vietnam. Es gibt eine reale Welt und die Notwendigkeit sich verantwortlich zu verhalten.

Antwort auf von Wilhelm Nordmann (nicht registriert)

Permalink

Real sind und waren sowohl in der Ukraine wie auch in Vietnam die Leichen, die Verletzten und die Verwüstungen von Land und Leuten.

Die Schuldverstrickung ist ein Begriff aus der ideologischen Betreuung der Kriegswilligkeit, der besonders in protestantischen Kirchen gepflegt wird. Dieser Begriff soll denen, die etwas gegen Krieg haben, ein schlechtes Gewissen machen.

Es empfiehlt sich, auf diesen Trick nicht reinzufallen.

Fritz Kurz

Real ist die Tatsache, dass unter den gegebenen Umständen jeder der möglichen von Leichen gesäumt wird, auch ihr "Nicht-Weg". Der womöglich mit den meisten. Die Schuldverstrickung ist real - auch für sie. Absoluter Pazifismus ist genauso - und vielleicht noch stärker - ein Weg der Schuld. Es gibt keine Möglichkeit ohne schmutzige Finger davon zukommen. Verantwortung bedeutet das anzunehmen und den nachhaltigsten Weg zu suchen - den mit den wenigsten Leichen auf lange Sicht. Alles andere ist Flucht vor der Verantwortung.

Dass "unter den gegebenen Umständen", also einer mit Armeen vollgestellten Staatenwelt, laufend Kriege geführt werden, sehen Sie richtig. (Die verniedlichende Bezeichnung "schmutzige Finger" für vorsätzliches, hochtechnisiertes Abschlachten von Menschen auf großer Skala soll jetzt nicht Thema werden.) Diese Umstände hat allerdings weder die Natur, noch ein Gott gegeben. Diese Armeen wurden absichtsvoll aufgestellt von Leuten, die Verantwortung tragen und von der Verantwortung große Stücke halten und die Verantwortung laufend predigen. Die Umstände wurden also nicht gegeben, sondern hergestellt.

Sie setzen das Hohe Lied der Verantwortung sehr treffend fort mit Ihrer Formulierung "Verantwortung bedeutet das anzunehmen". "Das" ist die Kriegführung. Erst wird also das Militär aufgestellt, dann wird es laufend modernisiert und vergrößert, schließlich wird es eingesetzt. Die Toten liegen herum, die Verwüstung ist eindrücklich. Und der Normalmensch soll dieses Treiben "annehmen", also ein überzeugtes "Ja" dazu rufen. Und er macht es auch glatt.

Als Krönung wird dieses vorsätzliche, verantwortungsvolle Treiben mit der Nebelkerze "Schuldverstrickung" bedacht. Damit bloß keiner auf den Einfall kommt, sich diese "Umstände" und deren Gründe wirkungsvoll zu verbitten. Das wäre nämlich ziemlich verantwortungslos.

Fritz Kurz

Da haben sie sich gewaltig in theoretische Überlegungen hereingesteigert, sind aber mit keinem Wort darauf eingegangen, was denn in der konkreten Situation in der Ukraine das weniger schlechte wäre. Vielleicht fühlen sie sich so ja besser, das war's aber dann. Vielleicht versuchen sie mal eine Audienz bei Putin.

Antwort auf von Wilhelm Nordmann (nicht registriert)

Permalink

Das ist kein so großes Geheimnis, wie es weitergeht. Es wird weiter Krieg geführt. Also wird gelitten, gestorben und zerstört. Die Freiwilligen sind schon beiden Seiten vom jeweiligen Gegner in den Heldentod getrieben worden. Sowohl der russische wie auch der ukrainische Staat sorgen mit ihren staatlichen Zwangsmaßnahmen dafür, dass die jeweiligen männlichen Untertanen im Alter, wo man sie verheizen kann, in nicht zu großer Zahl abhauen.

Welche Seite wann und wo Offensiven, Gegenoffensiven und Gegengegenoffensiven startet, erfolgreich durchführt oder mit ihnen scheitert, erfahren wir aus dem Fernsehen. Sichere Vorhersagen dazu sind nicht möglich, das gehört zum Wesen des Krieges. Ob es der NATO gelingt, unter der politischen und ökonomischen Führung Deutschlands die ukrainischen Streitkräfte mit einer Panzerarmee auszurüsten, die die russische Armee zurückdrängen kann, weiß man erst, wenn genügend Tote herumliegen. Ob sich die NATO-Führung ggf. zum Entsenden eigener Truppen entschließt und dann der Nuklearkrieg geführt wird, erfährt der Bürger von den Alarmsirenen.

Wer hier unverdrossen nach dem "Guten" oder dessen propagandistischer Umbenennung in das "weniger Schlechte" sucht, hat nicht verstanden, was Krieg ist. Und er hat auch nicht verstanden, was es mit den Subjekten des modernen Krieges, also den Staaten, auf sich hat. Dieses Unverständnis ist sehr konkret. Leider.

Fritz Kurz

Ich halte es in diesem Fall mit Bertolt Brecht: "Stell dir vor, es ist Krieg und keine geht hin..." Den Rest des unvollständigen Satzes kennen sie sicher! Ansonsten gilt für mich das, was Albert Einstein "Entschiedenen Pazifismus" genannt hat: entschieden gegen Gewaltanwendung, es sei denn, es geht um die Abwehr eines Tyrannen. Es ist kaum glaubhaft, dass mit einer schnellstmöglichen Beendigung des Krieges zu den Bedingungen des Aggressors am Ende weniger "Tote herumliegen". Und es ist deutlich, wie sie in ihren Text die Realität verzerren. Nein, es sind in der Ukraine keine Zwangsmaßnahmen für die Mobilisierung nötig. In Russland sieht es da anders aus. Es hat sich herumgesprochen, dass bei den einzelnen Aktionen jeweils Offiziere im Hintergrund bereitstehen, um Deserteure mit gezogener Waffe am Rückzug zu hindern. Nein, es ist eben nicht dasselbe.

Antwort auf von Wilhelm Nordmann (nicht registriert)

Permalink

1.) Da muss ich Sie leider enttäuschen, werter Herr Nordmann. Sie halten es nicht mit B. Brecht, sondern mit einer weit verbreiteten Fälschung. Diese Fälschung lautet:

"Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin - dann kommt der Krieg zu Euch!"

Diese vorsätzliche Fälschung verdreht folgendes Brechtzitat, in dem es um Kampf, also Arbeitskampf oder politischen Kampf zwischen Kriegsliebhabern und Kriegsfeinden und eben nicht um den Krieg selber geht:

"Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt, und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat"

Nachlesen können Sie Näheres zu dieser Fälschung hier:

https://www.zum.de/Foren/politik/archiv/a284.html

2.) Ihre Behauptung, es seien "in der Ukraine keine Zwangsmaßnahmen für die Mobilisierung nötig", wird nicht einmal von den einschlägig interessierten Kreisen verbreitet. Näheres dazu

https://de.connection-ev.org/article-3435

Und falls Ihnen Kriegsdienstverweigerer und Deserteure sowieso nicht genehm sind, folgende Information:

Männer sind in der Ukraine von 18 bis 60 wehrpflichtig. Wehrpflichtige durften ihren Wohnsitz nur mit Erlaubnis des Kreiswehrersatzamtes verlassen. Nicht jeder hat das nötige Schmiergeld, um das zu keinem Problem für ihn werden zu lassen. Das Verlassen des Landes ist sowieso verboten. Der Münchner Merkur, ein Blatt, das über jeden Zweifel erhaben ist, abweichende Meinungen zu vertreten, schrieb dazu am 22.7.2022: "Der Grenzschutz greift dennoch regelmäßig Männer bei dem Versuch auf, illegal die Grenze in Richtung Republik Moldau oder benachbarter EU-Staaten zu überqueren."

Es gab in Deutschland mal einen Staat, der ziemlich systematisch Leute aufgriff, die illegal die Grenze überschreiten wollten. Tja, wer davon ein Fan war, wird sich auch mit der aktuellen ukrainischen Praxis anfreunden können.

Fritz Kurz

Antwort auf von Wilhelm Nordmann (nicht registriert)

Permalink

ich empfehle Ihnen den Artikel von Prof. Dr. Manuel Vogel (Lehrstuhl für Neues Testament, Uni Jena) in der Kirchenzeitung Glaube+Heimat vom 08.02.2023:
https://www.meine-kirchenzeitung.de/c-glaube-und-alltag/frieden-schaffen-mit-waffen_a38813.

Unverschlüsselt leider nur als Sekundärartikel, z.B. unter:
https://www.ekmd.de/aktuell/nachrichten/bibel-liefert-keine-argumente-fuer-waffenlieferungen-theologe-kriege-nicht-in-friedenssicherung-umdeklarieren.html

Es gibt keine auf der Bibel basierende theologische Rechtfertigung für Krieg oder die Lieferung von Waffen in ein Kriegsgebiet!

Mit geschwisterlichem Gruß
Andrea Srugies-Neureuther

Sehr geehrte Frau Andrea Srugies-Neureuther,

herzlichen Glückwunsch zum Kirchenaustritt! Es gibt viele schlechte Gründe, aus der Kirche auszutreten. Dazu gehört das Gejammere, die Kirche würde zu viel von der schnöden Wirklichkeit reden und zu wenig für Gott und sein Zubehör schwärmen. Oder die Beschwerde, selbstverständlich entsprechend verpackt, die Kirche sei zu wenig schwarz-braun.

Es gibt aber auch gute Gründe, aus der Kirche auszutreten. Einen davon haben Sie erfreulich klar benannt und sich zu einem "Ohne mich" entschlossen. Der Grund ist die Positionierung der hiesigen Kirchen als Befürworter des Krieges mit der Begründung, der Putin lasse einem keine andere Wahl.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist ebenso Befürworterin des Krieges mit der spiegelbildlichen Begründung, die NATO lasse einem keine andere Wahl. Wenn sich eine also deswegen von der russischen Kirche verabschiedet, gilt auch der mein Glückwunsch.

Fritz Kurz

Permalink

Konstantin Sacher, promovierte über die protestantische Todesdeutung im 20. Jahrhundert.

Mensch ist erst tot, wenn der Geist / das Zentralbewusstsein der Schöpfung durch Gott/Vernunft in "Gottes Gnade" den ABSOLUTEN Tod beschließt, sozusagen durch Löschung der "Festplatten und Arbeitsspeicher" wegen Bedeutungslosigkeit des menschlichen Lebens - Was dann für die Steuerung des Programms des holographischen Universums kommt, ist ...!?

Permalink

Liebe Redaktion,
welch prächtige Form, welch herrliche Osterlieder wurden von der vielstimmigen Domgemeinde gesungen, "Christ ist erstanden von der Marter allen" und "Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit". Was für eine großartige Musik wurde den tausend gekommenen Gottesdienstbesuchern im Bremer Dom am Ostersonntag von der Empore aus geboten! Wie würdig war das Kirchenschiff illuminiert. Die Leuchter glänzten, die Kantorei sang, das Barockorchester spielte und führte allen Anwesenden das unerhört hohe Niveau der Dommusik in Bremen vor Augen und Ohren; Die Gesangssolisten allererste Kategorie! Domkantor Gravenhorst psalmodierte "Dies ist der Tag den der HERR gemacht hat, lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!" Zuvor war unter gewaltiger Anteilnahme von Aberhunderten von Interessierten auf dem Marktplatz zum ersten Mal das neugegossene und nun wieder sechsstimmige Domgeläut wunderbar zu hören gewesen. All das entsprach in seiner Würde und Festlichkeit dem Datum und dem lutherischen Verständnis von Ostern.
Doch dann kamen die vier Domprediger und als Fünfter der Schriftführer der BEK Dr. Kuschnerus zu Wort. Und damit endete alle Fröhlichkeit jäh. Pastor Primarius Flügger, Pastor Gotzen, Pastor Schneider und Pastorin Witte zeichneten in ihren Ansprachen und in der Fürbitte ein düsteres bis hoffnungsloses Bild unserer Erde und von uns Menschen. Da ging es um Kriegsnot, Klima, Verteilungsungerechtigkeit und darum, dass die Menschen auf der Erde angeblich alle den gleichen Gott anbeten würden. Wer noch nicht traurig war wurde es spätestens jetzt. Ostern kam in der Predigt mit kaum einer Silbe vor. Der Auferstandene, null Mal. Unser aller Tod ist besiegt, Fehlanzeige. Christus, auf Golgatha für unsere Schuld gestorben, Heiland und Sieger über Tod und Teufel (das ist der Sinn des Christentums, der Kern, ohne den alles nichts ist), gab es nicht.
Wir Christen sind erlöst, vollständig, aus Gnade haben wir das ewige Leben, und zwar nur deshalb, weil Christus für uns am Kreuz stellvertretend für unsere Sünden gestorben ist, sofern wir Ihn als unseren Heiland annehmen und an ihn glauben. So lehren es die Evangelien und so hat es Luther vor 500 Jahren neu ans Licht gebracht. Das ist die Ursache für grenzenlose österliche Freude und Jubel in den Kirchen der ganzen Welt! Das hätten die fünf Volltheologen im Dom den tausend Gottesdienstbesuchern sagen können, ja müssen! Wenn es noch einer zusätzlichen Erklärung für die sich von der Landeskirche in Scharen abwendenden Bremischen Christen bedurft hätte, hier, bei solchen Predigten im Dom und solch völlig auf den Kopf gestellten Prioritäten, ist sie zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Lauckner
Bremen

Antwort auf von Sebastian Lauckner (nicht registriert)

Permalink

Sehr geehrter Herr Lauckner,

es gibt also "Ursache für grenzenlose österliche Freude und Jubel". Von mir aus. Jetzt kommen 5 Prediger und vermasseln ihre Predigten. Und schon ist die Fröhlichkeit im Eimer und die Gläubigen verlassen in Scharen den Jubelort. Das müssten Sie mir erklären. Die Freude findet also offenbar sehr schnell ihre Grenzen. Das wirft überhaupt kein gutes Licht auf die Ursache für grenzenlose Freude.

Mit verwirrten Grüßen

Max Zirom

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Fahrrad aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.