Wie ein Pädophiler nicht zum Täter werden will
Wenn es Liebe ist, ist es kein Missbrauch, dachte er
Ein Mann ist pädophil. Er tut alles dafür, nicht übergriffig zu werden. Wie macht er das? Eine Geschichte mit vielen Zumutungen.
Wenn es Liebe ist, dann ist es kein Missbrauch, dachte er. "Ein ganz gefährlicher Satz", sagt er heute. Dieser Satz stammt von Tom Varrel, der pädophil ist, aber Strategien entwickelt hat, um nicht zum Täter zu werden.
Dieser Satz stammt von Tom Varrel, um den es in diesem Text geht. Er ist pädophil und hat Strategien entwickelt, um nicht zum Täter zu werden.
chrismon
Tim Wegner
02.01.2023
20Min

Seine beste Freundin hat ihn angezeigt. Tom Varrel* hatte der Freundin USB-Speichersticks mit selbst gedrehten Videos gegeben. Dachte er. Aber auf einem Stick waren ­Fotos eines Kindes in Reizwäsche. Die Freundin zeigte ihn an. Tom Varrel bekam eine Anklage zugestellt. Darin steht, das Mädchen habe für die Kamera "in sexuell aufreizender Haltung posiert". Solche "Posingbilder" sind verboten.

Mittlerweile hat Tom Varrel das ­Gerichtsverfahren ­hinter sich. Er sagt: "Ich wurde behandelt wie ein ­Monster." Ja, er habe eine pädophile Neigung, aber er sei kein Monster. Er sei nie übergriffig geworden. Er habe so viele Strategien dagegen entwickelt, dass er nun geradezu ein Experte für die Verhütung von sexuellem Kindesmissbrauch sei. Das ist dann auch der Grund, warum er sich an chrismon wendet: Er möchte sein Wissen über Kinderschutz verbreiten.

Aber die Funde auf dem Stick und seinem Computer? Die, antwortet er, seien "ein blödes Versehen". Man müsse nicht seine Existenz als Schulbegleiter vernichten. Sind das die Ausflüchte eines Ertappten, oder ist da was dran?

Tim Wegner

Christine Holch

Christine Holch musste ihren ganzen Mut zusammen­nehmen, um sich mit Tom Varrel über seine pädophile Neigung zu unterhalten. Sie sagte ihm auch, wenn es sie schauderte oder wenn sie zweifelte. Diese Ehrlichkeit fand er gut.

Tom Varrel ist ein freundlicher Mann Ende vierzig, etwas stämmig, schütterer Kinnbart, praktische Schuhe, Sweatshirt, Jeans. Unauffällig. Auffällig dagegen seine Höflichkeit. Auch Musik, Spiritualität und Soziales sind ihm wichtig. Klamotten und Autos dagegen vollkommen egal.

Er wohnt in einer eigenen Wohnung im Haus seiner Eltern in einer Kleinstadt. Die Eltern, Kunstlehrerin und Ingenieur, sind in Rente. In der Ecke des elterlichen Wohnzimmers ruht ein großer alter Hund. Die Fenster gehen zu einem eingewachsenen Garten. Tom Varrel hat seinen Eltern früh von seiner pädophilen Neigung berichtet. ­Damals war er Mitte zwanzig und studierte auf Lehramt.

"Hände weg von Kindern", sagte ihm seine Mutter

Ja, sie hätten über die pädophile Neigung diskutiert, sagt die Mutter, eine muntere Frau. "Das zeichnet unseren Sohn aus: dass er alles sagt, was er denkt und was er tut. Er trägt sozusagen sein Herz offen durch die Gegend. Was ihm nicht immer bekommt. Bei uns kann er es ja machen." Sie habe ihm gleich gesagt: Die Hände weg von Kindern!

Heute ist Tom Varrels Freund Andreas* zu Gast, ­Varrel nennt ihn "Urfreund", weil sie sich schon mit 13 be­freundeten. Andreas ist Personalentwickler und Familien­vater. Auch er weiß von Toms Neigung. Er erinnert sich, was er zu Tom sagte: ",Egal welche Gesichtsausdrücke die Kinder auf kinderpornografischen Bildern haben mögen, das ist mit viel Leid für die Kinder verbunden – Tommy, das ist ein gefährlicher, ein unguter Weg!‘ Aber bei allem, was Tom mir erzählte, hatte ich nie Anlass, alarmiert zu sein." Er habe den Freund stets als sehr respektvollen ­Menschen erlebt.

Tom Varrel ist dem Freund und seiner Mutter bis heute dankbar, dass sie ihm zuhörten, ohne Ekel oder Angst, ihm aber auch beharrlich Contra gaben. "Denn es gab schon eine gefährliche Phase in meinem Leben."

Er sei einer "tückischen Illusion" aufgesessen: Er glaubte, dass einvernehmliche Sexualität mit Kindern durchaus möglich sei, nämlich zärtlich und niemals gegen den Willen des Kindes. Bei ihm würden Kinder nicht leiden. Sowieso: Wenn es Liebe ist, dann ist es kein Missbrauch, dachte er. "Ein ganz gefährlicher Satz", sagt er heute.

Ist einvernehmlicher Sex mit Kindern möglich?

Ist einvernehmlicher Sex zwischen Kindern und Erwachsenen möglich? Nein, sagt Christian Stahl, davon habe er noch nie gehört. Stahl ist Sozialpädagoge beim Caritas-Therapiezentrum "Neue Wege" in Bochum. "Wenn wir in der Kinderschutzambulanz mit den Opferkindern arbeiten, da finden wir das immer wieder, dass es ein ­inneres Nein gibt."

Kinder sind neugierig, und sie suchen Nähe, sagt der Pädagoge, aber sie wollen nicht mit der sexuellen Lust ­Erwachsener konfrontiert werden. Wenn ihnen – eine ­typische Täterstrategie – gesagt werde: "Wie groß du schon bist, wie besonders du bist!", dann seien sie gern bereit zu allem Möglichen, sagt Christian Stahl, "und dann kriegen sie oft nicht schnell genug mit, wann es für sie eklig wird, wann es für sie unbegreiflich wird, wann so ein komisches Warnen kommt – und das kommt bei den meisten Kindern."

Aber warum sagen Kinder denn nicht Nein? Weil sie das nicht können. Die Psychotherapeutin Anna Konrad vom Projekt "Kein Täter werden" an der Charité in ­Berlin demonstriert das manchmal den pädophilen ­Teilnehmern ihrer Therapiegruppen. Sie fragt, ob sie sich auf eine Übung einlassen würden und setzt sich dann sehr nah neben einen Patienten. Grenzüberschreitend nah. Und ­warum sagt der nichts? "Na ja, Sie sind die Therapeutin, Sie werden schon wissen, was Sie tun." Genau so geht es Kindern: Der ist doch der Erwachsene, der wird schon ­wissen, was er tut, da kann ich doch jetzt nicht . . .

Der Missbrauch stört alle späteren Beziehungen, sagt ­Sozialpädagoge Christian Stahl. "Spätestens, wenn ich ­jugendlich bin und meine Sexualität ausprobiere, sind die alten Bilder wieder da. Man wünscht sich Intimität mit Freund oder Freundin, aber dann hat man plötzlich Panik- oder Ekelgefühle oder auch Gewaltfantasien und ist zu Tode erschrocken: Was ist mit mir? Wieso fühle ich mich auf einmal angegriffen?"

"Ich las einen Opferbericht nach dem anderen"

All das wusste Tom Varrel damals nicht, als junger Mann, als er in der "gefährlichen Phase" war. Aber dann stolperte er zufällig über eine Opferseite im Internet, auf der sich einst missbrauchte Menschen austauschten. ­ "Ich las einen Opferbericht nach dem anderen – und das Grauen ist langsam in mich reingesickert."

Schließlich war in ihm diese Entscheidung herangereift: Die pädophile Neigung möchte er niemals in der Rea­lität ausleben. Und er will auch keine Kinderpornografie mehr nutzen, er will nicht Mittäter sein, indem für sein Interesse Kinder missbraucht werden. Mit dem Hammer zertrümmerte er die CDs mit den Missbrauchsdarstellungen. "Als ich an die Schule ging, stand meine Mauer", sagt er. Inzwischen war er nämlich ausgebildeter Lehrer.

Ja, geht das denn: Eine pädophile Neigung haben, sie aber nicht auszuleben?
Natürlich geht das, sagen die Menschen mit pädophiler Neigung, die die Website "Wir sind auch Menschen" betreiben. Sie fühlen sich zu Kindern vor der Pubertät hingezogen, lehnen aber Sex mit Kindern strikt ab, ebenso Missbrauchsdarstellungen.

"Wir sind auch Menschen"

Sie geben gern Auskunft, aber die Frage, ob sie ihre Neigung in Zaum halten können, nervt sie auch. Sie seien doch keine triebgesteuerten Tiere, sondern könnten ­ihre Sexualität genauso kontrollieren wie nicht pädophile Menschen auch. So wie die Neigung zu Frauen nicht jeden Mann automatisch zu einer "tickenden Zeitbombe" mache. Auch Langzeitsingles würden gemeinhin nicht als Gefahr angesehen. "Männer vergewaltigen in der ­Regel keine Frauen, Pädophile vergewaltigen in der Regel ­keine Kinder." Sonst wäre ja jeder eine Gefahr, der sich Sex mit einer anderen Person wünscht und diesen nicht bekommt.

Außerdem: "Masturbation kann durchaus erfüllend sein, schließlich sind der eigenen Fantasie keine Grenzen gesetzt", schreibt eine pädophile junge Frau. Wer in der Lage sei, einen Film von der Realität zu unterscheiden, schaffe das auch bei seinen sexuellen Fantasien.

Wie viele Männer trotz pädophiler Neigung nie zum ­Täter geworden sind, hat der Wissenschaftler Alexander Schmidt im Team mit anderen herausgefunden, mit der weltweit größten derartigen Studie: Sie haben nämlich rund 9000 deutsche Männer mit Hilfe eines Marketinginstituts gefunden und online zu ihrer Sexualität befragt. Ein repräsentativer Querschnitt – "das sind unsere Mit­bürger", sagt Schmidt. Den Männern wurde absolute ­Anonymität zugesichert, auch wenn sie von Straftaten berichten sollten.

Viele Männer mit pädophiler Neigung werden nie Täter

4,1 Prozent der Männer räumten ein, sich in ihrer ­Fantasie Sex mit Kindern vor der Pubertät vorzustellen. Die meisten dieser Männer hatten aber keine sexuellen Kontakte zu Kindern, sie sahen sich auch keine Missbrauchs­abbildungen an. Kurz: Viele der Männer mit pädophilen Neigungen werden nie Täter. "Das ist doch für den Laien verblüffend", meint Forscher Alexander Schmidt.

Allerdings ist nicht jeder pädophil Veranlagte von ­derart vielen Kindern umgeben wie Tom Varrel in der Schule. Er wechselte den Beruf, ist jetzt Schulbegleiter, weil ihm der Lehrerjob nicht zusagte: "Ich kann nicht sechs Stunden am Tag Funken aus diesem grauen Stoff schlagen." Jetzt steht er während des Unterrichts Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf zur Seite; das bringe ihm weniger Geld, aber mehr Freude. Weil seine Schützlinge ihn nicht die ganze Zeit benötigten, sei er auch für die restliche Klasse da.

Regel 1: Niemals mit einem Kind flirten

Sein "Werkzeugkasten" voller Regeln helfe ihm, mit den "Anfechtungen" umzugehen, sagt er. Regel Nummer 1 ­laute: Niemals einem Kind Komplimente machen, niemals flirten, auch nicht spielerisch. Wenn ihn ein Mädchen frage, wie es aus­sehe, dann antworte er als "freundlicher Kühlschrank", etwa so: "Ja, der liebe Gott hat dir Schönheit geschenkt."

Regel Nummer 2: nur höchst achtsame Berührungen. Wenn ein Kind sich an ihn lehnt, ihn umarmt – es gab zum Beispiel eine Schülerin, die es zu Hause und in der Schule schwer hatte und die jeden Tag erst einmal eine Umarmung brauchte –, dann achte er darauf, dass seine Berührung nur Nähe und Wärme vermittle und dass das Kind sich jederzeit aus der Berührung lösen könne.

Regel Nummer 3: Sollte er doch mal ein Begehren ­spüren, dann konzentriere er sich auf all die anderen ­Seiten dieses Mädchens – er freue sich an ihren Gedanken, ihren Talenten, ihrem Witz, dem Vertrauen, das sie ihm schenkt. Er nehme die Verletzlichkeit des Kindes wahr – "das ist wie eine unantastbare Aura", sagt er. Der erotische Aspekt trete dann völlig in den Hintergrund.

Und wo immer es ihm im privaten Umfeld möglich schien, hat er von seiner Neigung erzählt – das binde ihn zusätzlich, denn er wolle die anderen ja nicht enttäuschen, die Eltern, die Freunde, die Partnerin.

Ach, er hat eine Partnerin?

Ach, er hat eine Partnerin? Ja, hat er, eine 60-Jährige, die er sehr liebe. Tom Varrel fühlt sich – wie die meisten pädophilen Männer – sexuell nicht nur zu Kindern hingezogen, sondern auch zu Erwachsenen.

Mit einer pädophilen Neigung zu leben, ist durchaus ein Schicksal. Pädophile sind womöglich die meistgehasste Menschengruppe. Es gibt Studien, da wünschen bis zu einem Viertel der Befragten auch jenen Pädophilen den Tod, die noch nie straffällig geworden sind, und rund 40 Prozent finden, man sollte diese Menschen vorsorglich einsperren.

Schwer, sich nicht selbst zu hassen

Schwer, sich da als Mensch mit pädophiler Neigung nicht selbst zu hassen. Genau das steht am Anfang der Therapien beim Netzwerk "Kein Täter werden": dass man sich nicht mehr abwertet für sein sexuelles ­Interesse, für seine Fantasien. "Denn die Gedanken sind frei", sagt ­Psychotherapeutin Anna Konrad von der Charité, ­"Fantasien an sich schaden niemandem."

Manches Mal fließen auch Tränen, viele sagten: "Wieso hab ich das? Wieso hab ich diese Ansprechbarkeit auf Kinder? Das ist doch ungerecht!" Niemand sucht sich diese Neigung aus. Die sexuelle Erregbarkeit durch Kinder ist so unabänderlich wie Hetero- oder wie Homosexualität. Man muss mit dieser sexuellen Orientierung leben lernen, ohne anderen zu schaden.

Genau das wollen die Männer lernen, die freiwillig, also nicht vom Gericht geschickt, in die Therapiegruppen des bundesweiten Projekts "Kein Täter werden" kommen. Männer mit Berufen wie Medienmanager, Verkäufer, Regisseur, Fernfahrer, Lehrer, Informatiker. Manche sind Väter und wollen klarkriegen, welche Berührung okay ist und welche nicht.

Warum hat man der Tochter in dieser Situation über den Kopf gestreichelt? Es hilft dann, rät Anna Konrad, die eigenen Motive zu klären: "Wie wäre es, wenn das ein Junge wäre? Hätte ich als heterosexueller Mann ihm genauso über den Kopf gestreichelt?"

"Ich bin nie Täter geworden"

Nicht ohne Stolz sagt Tom Varrel: "Ich hatte in der Schule viel Nähe, aber ich bin nie Täter geworden. Das habe ich mir erarbeitet." Manchmal musste er sämliche seiner Präventionswerkzeuge nutzen. Die Begegnungen mit einem Mädchen namens Maja* empfand er als "Meisterprüfung". Er habe sich nicht den Hauch eines Flirts erlaubt, er habe sich stattdessen auf die vielen anderen wunderbaren Seiten dieser Persönlichkeit konzentriert.

Als sie mal zusammen mit dem Schulhund draußen waren, da war sie vielleicht elf, kam sie auf die Idee, nicht mehr den Hund, sondern den Lehrer zu dressieren. "Platz, Herr Varrel", sagte sie zu ihm und strahlte ihn selbstbewusst an, so erinnert er sich. Wie gern wäre er ihr zu Füßen gesunken! "Aber ich blieb einfach stehen und lachte schallend." Und das Mädchen freute sich darüber, einen offensichtlich tollen Witz gemacht zu haben.

Er wurde die Vertrauensperson eines Kindes

Maja hatte ihn zu ihrer Vertrauensperson erkoren. ­Irgendwann erzählte sie ihm, dass es für sie zu Hause nicht so schön war, in der Mehrgenerationen-Handwerksfamilie ging es rau zu. Seitdem suchte sie jeden Tag den Kontakt zu Tom Varrel. Und als sie 13 war, durfte er ihr helfen gegen einen zudringlichen Mann, berichtet Tom Varrel.

Dieser Mann hatte sich in der Regionalbahn von anderen ­Kindern die Telefonnummer von Maja geben lassen. Er begann, ihr SMS-Nachrichten zu schreiben, schon am frühen Morgen. "Ihr kam das irgendwann zum Glück ein bisschen komisch vor, und sie hat sich an den Menschen gewandt, dem sie wirklich vertraut, nämlich an mich", erzählt Tom Varrel. Varrel dachte damals: "Entweder das ist ein Profi oder der ist total dumm, weil er nicht weiß, dass man Eltern Bescheid geben sollte, wenn man mit ihren Kindern Kontakt hat."

Er informierte die Lehrkraft, und es stellte sich heraus, dass der Mann auch Kontakt zu weiteren Kindern hatte. Varrel schrieb auf Wunsch der Schule einen Brief an die Eltern, sinngemäß: Bitte checken Sie die Lage, aber verdächtigen Sie nicht zu Unrecht, denn das kann ein Leben ruinieren. Dann fuhren mehrere Väter am Morgen mit im Zug und untersagten dem Mann, sich den Kindern noch mal zu nähern.

Zum Dank schenkte ihm Maja einen Flusskiesel, die Quarzaderung darin hatte die Form eines Kreuzes. "Das Ganze war wie ein Wink von Gott", sagt Tom Varrel: "Du hast dich auf die richtige Seite gestellt."

Zu gern würde er ihr erzählen, dass sie seine "Meisterprüfung" war

Maja ist heute eine junge Frau. Tom Varrel ist mit ihr auf Facebook "manchmal ein ganz klein bisschen in Kontakt". Zu gern würde er ihr erzählen, dass sie seine "Meisterprüfung" war. Seine Partnerin Britta* rät ihm dringlich davon ab. Sie kommt gerade von ihrer Arbeit als medizinische Fachangestellte in einer Praxis, die beiden sitzen bei Freunden auf der Terrasse. "Wozu soll das jetzt nötig sein, ihr das zu sagen? Du würdest nur ihr Gesicht ­sehen wollen. Nachher hat sie ein ungutes Gefühl und fühlt sich benutzt." Tom Varrel guckt zerknirscht: "Du ­hast vollkommen recht!"

Britta ist eine warmherzige und gleichzeitig geradlinige Frau. Sie kannte Maja aus den begeisterten Erzählungen ihres Partners. Das durfte er: ihr vorschwärmen - was das Mädchen wieder für tolle Ideen gehabt habe, wie sehr Maja sozial engagiert sei... Britta ­habe sich keine Sorgen gemacht, dass er übergriffig werden könnte. Sie habe zum Beispiel auf einem Schulfest ge­sehen, wie vertrauensvoll die Kinder sich an ihn wandten und wie souverän er mit ihnen umging. Damals lernte sie auch Maja kennen. Weil Britta wusste, dass das Mädchen wenig Wärme von zu Hause bekam, habe sie sie umarmt. "Tief umarmt", so wie sie das immer tue.

Aber dann wurde er angezeigt

Es hätte immer so weitergehen können für den Endvierziger, als Schulbegleiter in unterschiedlichen Schulen, beliebt bei Kindern, Lehrpersonal, Eltern. Er habe viele Dankesschreiben, etwa dieses, das Kinder und Eltern ­einer Klasse verfasst hatten. Er zeigt das Schreiben, darin stehen Sätze wie: "Sie sind ein Mann mit großem Herz . . . Besondere Menschen wie Sie trifft man nicht oft im Leben. Wenn einem dieses Glück zuteil wird, dann hat es das Leben wirklich gut mit einem gemeint."

Aber dann wurde Tom Varrel angezeigt, von seiner besten Freundin. Die war immer sehr interessiert an den künstlerischen Videos, die Varrel drehte – von Bächen, Wäldern, Architektur, Friedhöfen, unterlegt mit Musik, die er selbst produzierte. Varrel wollte ihr den neuesten Kurzfilm schicken, suchte nach freiem Speicherplatz, ging mehrere alte Sticks durch, schickte endlich das Video los. Und dann sagte die Freundin: Da sind Kinder drauf.

Wie der Stick zu ihm kam, erklärt Tom Varrel so: Der Stick war 2015 das Geschenk eines alten Kumpels. Im ­selben Jahr wurden auch Posingbilder strafbar. Dabei handelt es sich nicht um Bilder von sexueller Interaktion (Oralverkehr, Penetration etwa), sondern um Bilder von Kindern, auch von bekleideten, die "in aufreizend geschlechtsbetonter Körperhaltung" posieren, etwa den Po rausstrecken oder die Beine grätschen. Tom Varrel mochte die Bilder nicht, erzählt er, er habe den Stick in die Ecke gepfeffert. Dass diese Art Bilder verboten worden ist, war an ihm vorbeigegangen, sagt er, sonst hätte er sie gleich vernichtet.

Nun waren die Posingbilder bei der Freundin gelandet. Sie war entsetzt. Varrel hatte ihr nie etwas erzählt von seiner pädophilen Neigung. Das hatte er immer vorgehabt, sagt er, aber irgendwie habe er bei ihr stets so einen Widerstand gespürt. Sie wiederum hatte ihm bislang nicht erzählt, dass sie als Kind missbraucht worden ist. Das erfuhr er erst jetzt von ihr. Sie glaubte seinen Beteuerungen nicht und übergab den Stick der Polizei. Seine Wohnung wurde durchsucht, der Computer konfisziert.

Die Polizei fand eine Missbrauchsdarstellung

Und dann fand die Polizei auf dem beschlagnahmten Computer eine klassische Missbrauchsdarstellung: ein "offensichtlich" unter 14-jähriges Mädchen mit ­erigiertem Penis in der Hand. So steht es auch in der Anklage: 45 ­Posingbilder und ein klassisch kinderpornografisches Bild, also mit sexueller Handlung.

Ein Versehen, sagt Varrel dazu, das Bild sei ihm durchgerutscht. Er habe die Person nicht als minderjährig erkannt, als er sich das Bild auf den Computer zog. Er konsumiere gern pornografische Bilder von Erwachsenen. "Ich übertrag das nicht auf meine reale Sexualität, ich gehe mit meiner Partnerin sehr zärtlich um." Dieses Bild sei das einzige illegale unter Tausenden legalen gewesen. Entdeckt bei der Polizei mit digitalen Bilderkennungs­programmen.

Ob man ihm glauben kann? Die Psychotherapeutin ­Anna Konrad hat den Eindruck, dass die meisten ihrer pädophilen Patienten im Projekt "Kein Täter werden" aufrichtig sind. Aber natürlich sei es auch menschlich, sich positiv darzustellen, das behalte sie im Hinterkopf.

"Das sind ganz normale Menschen wie du und ich"

Wenn Anna Konrad das Projekt andernorts vorstellt, bekommt sie auch mal zu hören, dass das doch alles ­perverse Monster seien, die nur lügen könnten. "Die Menschen abzustempeln, ist eben leichter, als zu sagen: Das sind ganz normale Menschen wie du und ich, die eben eine spezielle Sexualpräferenz haben. Damit kann problematisches Verhalten einhergehen, muss es aber nicht."

Die pädophile Neigung ist ein Risiko, reicht aber allein nicht aus für übergriffiges Verhalten, sagt die Forschung. Da muss noch mehr dazukommen – etwa die Unfähigkeit, sich selbst zu regulieren, oder bestimmte Überzeugungen wie die, dass Sex mit Kindern für diese nicht schädlich sei.

"Wir stehen zu dir", sagten die Freunde

Man kann Tom Varrel auch so glauben, wie es das ­befreundete Paar Dorothee* und Daniel* tut. Zu ihnen kam Tom Varrel ganz aufgelöst, als er von der Anzeige ­erfahren hatte. Dorothee umarmte ihn noch vor dem Haus und sagte: "Wir stehen zur dir." Das rührt ihn bis heute. Und Daniel sagt: "Aufgrund unserer Menschenkenntnis waren wir der festen Überzeugung, dass du nichts ­Schlimmes getan hast." Und Freundschaft zeige sich doch auch dann, wenn es schwierig werde.

Und es wurde schwierig. Alle in seinem Umfeld rieten ihm dringlich zu einem Rechtsbeistand, aber Tom Varrel wollte sich selbst verteidigen. Er hatte extra ein Video über seinen Erkenntnisweg gemacht mit dem Titel "Die Sehnsucht nach dem falschen Paradies", das wollte er dem Gericht vorführen. Durfte er dann aber nicht. "Das wollen die doch alles gar nicht ­wissen", sagte Daniel, "das dauert viel zu lang." Die Gerichte kämpften mit Aktenbergen. "Ihr hattet recht", sagt Tom Varrel heute.

Er hatte gedacht, dass der Amtsrichter ihn unvorein­genommen anhören werde und dann erkenne: Das ist ein pädophil geneigter Mensch, der Kinder vor seiner Sexualität schützt, an seinen Internetsuchanfragen kann man sehen, dass der nicht ins Darknet geht, dass der sich auch nie in Foren aufhält, wo problematische Bilder getauscht werden, wir haben ein einziges Bild gefunden – was wird das wohl heißen? Das heißt doch, dass sich dieser Mensch stark zusammenreißt und dass es ein Versehen ist. Aber so dachte der Amtsrichter nicht.

Er darf nicht mehr mit Kindern arbeiten

Varrel bekam nur eine Geldstrafe. Weil er die Bilder schon besessen hatte, bevor 2021 die Strafen verschärft wurden und jeglicher Besitz von Missbrauchsdarstellungen mit Haft geahndet wird. Aber mit 120 Tagessätzen gilt er als vorbestraft. Fünf Jahre lang wird er kein tadelloses Führungszeugnis vorlegen können, also nicht mit Kindern und Jugendlichen arbeiten dürfen. Varrel erinnert sich, wie er den Richter fragte: "Bedeutet das Urteil meine Existenzvernichtung?" Der Richter antwortete: "Ja. Vielleicht lernen Sie daraus."

Was bitte, sagt Tom Varrel in die Runde auf der ­Terrasse bei den Freunden, solle er denn noch lernen, ­habe er nicht genug gelernt? "Die sollen TÄTER suchen", ruft er aus, "doch nicht Menschen wie mich, die Missbrauch ­verhindern wollen."

Viele Kindesmissbraucher sind nicht pädophil

Aber wer sind denn die Missbrauchstäter, sind das nicht alles Pädophile? Nein. Mindestens die Hälfte der ver­urteilten Kindesmissbraucher ist nicht pädophil. Das haben mehrere große Studien ergeben.

So wie der berüchtigte Straftäter Marc Dutroux. Der ­Belgier entführte, missbrauchte, ermordete bis Mitte der 90er Jahre mehrere Kinder. Drei psychiatrische Gut­achten ­kamen zu dem Schluss: kein Pädophiler, sondern ein gewalttätiger Psychopath. "Antisozialität" ist einer der Risikofaktoren, die sexuellen Kindesmissbrauch begünstigen, sagt Forscher Alexander Schmidt. Antisozial sind Personen, die kein Problem haben, für ihren eigenen Gewinn auch Straftaten zu begehen und zwar mehrfach. Zum Beispiel Steuern zu hinterziehen. Oder das eigene Kind zu missbrauchen, weil das die zweitbeste Alter­native ist, wenn eine erwachsene Partnerin gerade nicht verfügbar ist.

Kompensationstäter und Gelegenheitstäter

Mehr über solche Täter weiß Christian Stahl, der Sozialpädagoge vom Therapiezentrum "Neue Wege" der Caritas in Bochum. Er sitzt regelmäßig mit solchen Männern zusammen, sie werden ihm meist vom Gericht zugewiesen. Stahl nennt sie "Kompensationstäter", weil sie mit der Tat den Frust in ihrem Leben ausgleichen wollen. Sie greifen sich ein Kind und erleben Macht und Kontrolle, das gehe nun mal leicht mit Kindern, sagt Christian Stahl. "Dann bin ich der Bestimmer. Und ich schaff es auch noch, dem Kind ein schlechtes Gewissen zu machen: ‚Was du für ein Luder bist.‘"

Pädophile Männer hat Christian Stahl selten in der Beratung, der größte Teil sind Kompensationstäter – oder Gelegenheitstäter, so wie der große Bruder, der die kleine Schwester vergewaltigt. "Ich mach et, weil et geht", sagt Stahl in Ruhrpottplatt.

Da muss man doch was gegen tun, denkt man dann. Gesetze verschärfen und zur Abschreckung höhere Strafen verhängen! Das hat die Politik gemacht, seit Jahren, den Wünschen vieler Bürger und Bürgerinnen folgend. Nicht nur stiegen die Strafen, es wurde zudem immer mehr verboten, auch gezeichneter Sex mit gezeichneten Kindern wie in Comics oder Zeichentrickfilmen.

Höhere Strafen schrecken nicht ab

Die Juristin Lara Steiger kam in einer Analyse zum Schluss, dass für Sexualstraftäter der Grundsatz "Gleiches Recht für alle" nicht mehr gelte. Vielmehr sei für sie ein Sonderrecht eingeführt worden, das auch noch weitgehend symbolisch sei, weil wirkungslos. In der Tat, sagt Jörg Kinzig, Professor für Strafrecht in Tübingen, es gebe keinerlei Beweise, dass höhere Strafen automatisch zu ­weniger Straftaten führten. Welcher Straftäter schaut denn schon vor seiner Tat ins Gesetzbuch und lässt sich von den Strafen abschrecken?

Was sicher zunimmt, sind dagegen die Kosten für die Allgemeinheit: Haft ist teuer. Manche Täter werden im "Maßregelvollzug" untergebracht, einer Mischung aus Gefängnis und Krankenhaus für psychisch kranke Straftäter – in Hessen zum Beispiel kostet ein Tag pro ­Inhaftiertem 397 Euro. Macht pro Jahr 145 000 Euro.

Viel Geld für wenig Nutzen, findet der Rechtspsychologe Alexander Schmidt in Mainz. Sinnvoller für den Schutz von Kindern und Jugendlichen sei Täterforschung. Aber dafür bekomme man nur schwer Geld. Gerade ist es ihm und einem internationalen Netzwerk von Forschenden endlich gelungen. Sie werden nun ein Programm entwickeln, das im Darknet automatisch Hochrisikotäter identifiziert, um den Ermittlungsbehörden zu signalisieren: Hier, diese Person müsst ihr ermitteln, das hier sind die Supergefährlichen. Denn das weiß man: ­ Je höher das Risiko der Entdeckung, umso weniger Straftaten werden tendenziell begangen.

Nach dem Gerichtsverfahren lebt er von seinen Ersparnissen

Und was ist nun mit Tom Varrel? Kurz vor dem Gerichtstermin lief seine letzte Schulassistenz aus, weil das Kind krank wurde, Varrel nahm keine weitere an. Nur einem befreundeten Lehrer erzählte er von dem Gerichtsverfahren ("Der nahm das mit Gelassenheit auf, weil er mich kennt"), dann verschwand er aus der Schule.

Nun lebt er erst einmal von seinen Ersparnissen. Er fühlt sich noch nicht wieder arbeitsfähig. Zu traurig sei er. Weil er keinen Kontakt mehr habe zu seiner einst so engen Freundin. Und weil er so gern weiter mit Kindern gearbeitet hätte. Mit Kindern wie Lukas, dem gescheiten Jungen. Der gestand ihm irgendwann, dass er sich umbringen wolle – weil es zu Hause mit der depressiven Mama so bedrückend sei. Varrel redete viel mit ihm und bezog auch die be­­las­teten, aber bemühten Eltern ein. Später, so erinnert sich Varrel, habe ihm ­Lukas gesagt: "Ohne Sie läge ich schon unter der Erde."

Aus, vorbei. Aber er verbreitet nun auf Youtube Aufklärungsvideos unter dem Titel "Pädo­phile gegen Kindesmissbrauch". Da offenbart eine Handpuppe mit verstellter Stimme, wie Pädophile denken und wie man Kinder schützt. Viel lieber würde Tom Varrel selbst vor der Kamera erscheinen, "aber dann fackeln mir Leute das Haus ab, so verhasst, wie wir Menschen mit pädophiler Neigung sind".

Auch der jungen Nachbarsfamilie erzählt er von seiner Neigung

Trotzdem hat er zwei weiteren Menschen davon erzählt. In dem Haus, in dem er und seine Eltern ­leben, wohnt auch eine Mieterfamilie mit zwei kleinen Kindern. Weil die mitbekamen, wie bedrückt er und ­seine Eltern waren, hat er ihnen schließlich vom Prozess und von ­seiner Pädophilie erzählt. Und hinzugefügt: "Wenn ihr euch irgendwie Sorgen macht, dann werde ich in ­Therapie gehen und den Therapeuten von seiner ­Schweigepflicht entbinden, damit ihr wisst, was los ist."

Die Frau sprach ihm gleich ihr Vertrauen aus; der Mann musste wohl, das erfuhr Varrel später, erst mal drüber nachdenken. Aber ein paar Tage darauf hörte Tom Varrel den dreijährigen Ben* im Keller rufen, ging nach unten und fragte schon auf der Treppe: Ben, ist denn was los? Da stand Bens Papa bereits neben dem Kind, strahlte beide an und sagte: "Schau, Ben, der Tom, der kommt gleich, wenn was ist, und guckt nach dir."

Niemals, sagt Tom Varrel, werde er diese Menschen enttäuschen. "Ich will ihres Vertrauens würdig sein."

* Name und einige Details zum Schutz der Person geändert

Hilfe (und Therapie) für Menschen, die sich zu Kindern hingezogen fühlen oder die so jemanden kennen:  www.kein-taeter-werden.de

"Wir sind auch Menschen" - eine Gruppe von Menschen mit pädophiler Neigung, die den Konsum von Missbrauchsdarstellungen strikt ablehnen und erst recht Sexualität mit Kindern/Jugendlichen.

Erwachsene, die sich sorgen um ein Kind, eine jugendliche Person oder die einen Verdacht haben, können sich an das Hilfeportal ­sexueller Missbrauch wenden:  www.hilfe-portal-missbrauch.de und 0800 - 22 55 530

Eines der Videos von Tom Varrel für Pädophile und deren Freunde

Ein chrismon-Dossier mit vielen nützlichen Adressen für Menschen mit Missbrauchserfahrung

Vielfach schon kamen in chrismon Opfer zu Wort, zu finden unter diesem Sammellink

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Textes waren einzelne Stellen zu finden, die Betroffene aufgrund der Formulierung getriggert haben oder die missverständlich waren. Ein Leser hat uns in einem Brief darauf aufmerksam gemacht. Wir haben die entsprechenden Stellen überarbeitet.

Infobox

Im Jahr 2021 sind die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch, die der Polizei bekannt wurden, um 6,3 Prozent gestiegen. Vermutlich gab es nicht mehr Missbrauchstaten, aber die Menschen sind mittlerweile aufmerksamer und geben öfter Hinweise. 30 Prozent der Tatverdächtigen waren Minderjährige. Extrem gestiegen sind dagegen die Anzeigen wegen Sich-Verschaffen, Besitz und Verbreitung von Missbrauchs­darstellungen ("Kinderpornografie"), sie haben sich 2021 verdoppelt. Hier sind 40 Prozent der Tatverdächtigen Minderjährige. Ein Grund von mehreren dürfte der verbreitete Handybesitz sein.

Antwort auf von Überlebener /B… (nicht registriert)

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Danke erst einmal dafür, dass Sie Herrn Varrel nicht angehen. Er hat seine Videos für andere Pädophile gemacht, und womöglich leistet er da tatsächlich Aufklärung. Das kann ich letztlich nicht beurteilen.

Ich kann mir das durchaus vorstellen, dass es für Sie schwierig ist, diese unsere Titelgeschichte zu sehen. Wissen Sie, wir schreiben seit über 20 Jahren wieder und wieder über die Betroffenen von sexualisierter Gewalt, sie kommen bei uns in großen Titelgeschichten zu Wort. Da fanden wir, dass wir einmal auch einen Text über einen pädophil veranlagten Mann bringen können, der einen langen Weg zurückgelegt hat und nun keine Missbrauchsdarstellungen mehr konsumiert. Und der weder in dieser noch in anderer Weise zum Täter werden möchte.

Weil Sie meinten, man hätte die Geschichte doch viel kürzer machen können und dazu mehr Hilfsangebote und Studien stellen können: Ich bin mir nicht sicher, ob dann so viele Menschen den Text gelesen hätten und die vielen Informationen, die darin ja AUCH stecken, aufgenommen hätten. Menschen wollen Geschichten von anderen Menschen lesen.

Unter den Text hatten wir auch ein paar Hilfsangebote gestellt, womöglich sind die untergegangen. Vor allem empfehlen wir das Hilfeportal ­sexueller Missbrauch:  www.hilfe-portal-missbrauch.de und 0800 - 22 55 530. Und für Menschen, die sich zu Kindern hingezogen fühlen oder die so jemanden kennen:  www.kein-taeter-werden.de.

Mit freundlichen Grüßen
Christine Holch

 

Manchmal ist kurze Geschichte besser und viele Statement von Studien in Reportage hilfreicher in schreibform!) . Die links kann man in Chrismon Magazin nicht anklicken. Nur mal als Hinweis.

Ich sehe als Überlebener/Betroffener und auch weitere die hier schreiben.
Das bei Ihnen Kritik apperlt.

Genau das ist auch das Problem mit sexuelle Gewalt in Kirche allgemein.
( Kath und Ev Kirche)
Da könnte einiges dazu schreiben....

Ich persönlich war ca 25 Jahre in Selbsthilfe tätig.
Ich bin Sprachbehindert und habe als behinderter Spursinn gelernt.
Ich kann zwischen Zeilen lesen.

Viele Grüße
Überlebener Sexuelle Gewalt in Ev Kirche

Antwort auf von Überlebener (nicht registriert)

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Sie können zwischen den Zeilen lesen? Was steht denn dort? Ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen. Ich kann nur das lesen, was auf den Zeilen steht. Und mir dann meine Gedanken dazu machen. Und darüber mit anderen reden, die das auch interessiert.

Was lesen Sie zwischen meinen Zeilen?

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Antwort auf Fritz Kurz: Nicht schwer zu erraten: Perversion, Bosheit, der Wille, zu zerstören.
In aller Unschuld : nun sind Sie dran.

Zu Ihrer Information: Es gibt Menschen, die nicht nur das lesen, was " auf den Zeilen steht", sie haben viele Gedanken, nehmen Rücksicht auf andere, sind daher auch, manchmal, weniger " mutig ", ( ein inflationär benutztes Wort, leider ), sie sind sensibel, leichter also auch einzuschüchtern, durch Gestalten ohne jede gute emotionale Regung, außer dem eigenen Egomanen Wesen, so lehrt es, leider, die Erfahrung. Um hier nur die augenfälligeren Eigenschaften zu nennen.

Ich könnte dazu noch viel mehr sagen, aber das muss für den Augenblick genügen.

Herr Kurz was meinen Sie damit???
(... Was lesen Sie zwischen meinen Zeilen?.... )

Ich glaube kaum das ich, Sie in meinen Kommentar erwähnt habe.
Fühlen sich irgendwie Angesprochen??

Eigentlich wollte das so stehen lassen und garnicht Antworten.
Meine Erfahrung in ( Selbsthilfe)

Viele Grüße
Überlebener Sexuelle Gewalt in Ev Kirche

Antwort auf von Überlebener (nicht registriert)

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Lieber Herr Überlebener,

keine Sorge, Sie müssen auf überhaupt nichts antworten, worauf Sie nicht antworten wollen. Wir sind hier erfreulicherweise weder in der Schule, noch bei der Polizei, auch nicht vor Gericht oder bei irgendwelchen Gutachtern, Behörden oder Ärzten.

Das hier sind die Kommentare von Lesern der Zeitschrift chrismon. Wer Lust hat und auf Leute trifft, die auch diskutieren wollen, kann das machen. Wer nicht mag, lässt es einfach bleiben.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie doch noch Erfolg haben beim Kampf um den Zaster!

Beste Grüße

Fritz Kurz

Das ist natürlich kein schöner Zug von mir, pervers zu sein, zerstören zu wollen und das alles noch zwischen die Zeilen meiner Kommentare zu schreiben. Was oder wen will ich denn zerstören? Alle Menschen? Oder nur die chrismon-Leser? Oder wie?

Von Herrn Überlebender würde ich weiterhin gerne erfahren, was er zwischen meinen Zeilen liest.

Fritz Kurz

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Sehr geehrtes Team von Chrismon, hier ist Ruby, die von Ihnen im Artikel erwähnte "junge Frau" und Mitgestalterin der verlinkten Seite "Wir sind auch Menschen".

Vielen Dank an Ihr Team, insbesondere an Frau Christine Holch, für die Veröffentlichung dieses mutigen Artikels. Und natürlich auch ein großes Dankeschön an Tom Varrel für den Mut seine Geschichte zu erzählen, obwohl ihm sicher klar gewesen ist, welche Reaktionen er unter Umständen dadurch auch erhalten wird. Ich denke dieses Interview ist eine Bereicherung, gerade in Anbetracht der Artikel die sonst zu dieser Thematik veröffentlicht werden.

Dem Kommentar von Frank Denker weiter unten kann ich an dieser Stelle nur beipflichten.

Es ist gerade in der heutigen Zeit enorm wichtig, dass es Artikel wie diese gibt und, dass sich pädophile Menschen äußern können, auch wenn das meist nur anonymisiert möglich ist, einfach um zu zeigen, dass wir nicht irgendwelche ominösen Schattengestalten sind, sondern Menschen mit Gefühlen und Moral, wie die meisten anderen auch.

Ich wünsche sowohl Frau Holch, als auch Tom Varrel, dass sie es schaffen, sich weiterhin so kritisch mit sich selbst und ihren Einstellungen auseinanderzusetzen und zu ihren Ansichten stehen, auch wenn sie dadurch manchmal Gegenwind aushalten müssen - das gleiche versuche ich auch.

Mit freundlichen Grüßen

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Ich möchte an dieser Stelle Danke sagen!

Danke an Frau Holch für diesen wichtigen, mutigen und lesenswerten Artikel über ein Thema, zu dem es sehr wenige wichtige, mutige und lesenswerte Artikel gibt.

Und danke an Tom Varrel, für den Mut seine Geschichte zu erzählen und für seinen Einsatz - gegen Hass und Vorurteile und für den Schutz von Kindern.

Für mich ist es sehr schade zu sehen, dass dem Artikel sofort Verharmlosung vorgeworfen wird, nur weil er zeigt, dass auch Pädophile erstmal normale Menschen sind, mit Stärken und Schwächen, mit Mitgefühl und Moral, sprich allem, was einen Menschen ausmacht. Von denen, die dies (Mitgefühl und Moral) nicht haben, liest man schließlich fast täglich. Ist es da wirklich eine solche Zumutung, auch nur ein einziges Mal einen differenzierteren Blick auf das Thema zu werfen?

Verharmlosung wäre es, wenn man schreiben würde, dass Kinder Sex mit Erwachsenen wollen würde. Oder wenn man schreiben würde, dass es keine Pädophilen gibt, die Kinder missbrauchen. Beides wurde in diesem Artikel nicht getan. Die Kritik daran kann ich daher beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Ich hoffe, dass dieser Artikel nicht der letzte seiner Art ist. Das Thema Pädophilie differenziert zu betrachten, ist wichtig - für Betroffene und meiner Ansicht nach auch für den Schutz von Kindern.

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Vielleicht versteht ihr mich jetzt als Überlebener Betroffener der sexuelle Gewalt in Ev Kirche erfahren hat.

Es geht mir nur um die Zusammensetzung der Reportage in Chrismon Magazin.

Ich hätte mir mehr Selbsthilfe und Beratung stellen in 7 Seiten gewünscht.
Wo Betroffene die Pädophile Neigung haben Hilfe suchen können mit evt Studien

Ich habe mal als Überlebener im Netz gesucht.
Ich hoffe die eine Seite ist seriös, ich vermute aber das ist auch?!
Zum Beispiel
https://wir-sind-auch-menschen.de/therapie
Zum Beispiel
https://www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/sexuellermissbrauch/kein-taeter-werden
Und evt 1 Seite Prävention Plakat

Wie schon geschrieben habe wünsche Tom Varrel das gute Freunde und Partnerin hat.
Die ihn auf sein weg unterstützen.
Vllt hilft dir auch in eine Selbsthilfe Gruppe
Dein Youtube Kanal kann nicht beurteilten ob der gut oder schlecht ist.
Ich habe als Überlebener nicht Nerv mich dort triggern zulassen.
Das sollen andere Beurteilen ob OK ist.

Ich komme selber von Selbsthilfe, jeder der Hilfe sucht oder andere hilft ist für mich Hilfreicher Mensch.

Mir Persönlich hat extrem getriggert als Chrismon Magazin in Waz Zeitung gesehen habe.
Ich habe dieses Magazin zum ersten Mal gesehen und mir angeschaut.
Ich war auch enttäuscht 2022 im Dezember lehnt ev Kirche mein Antrag des Leids ab ( 2 Tage vor 1 Advent kam Email) Dann im Januar erscheint der Artikel in Chrismon.
Ich hätte mir Chrismon Reaktion bißchen Feingefühl mit Betroffene die sexuelle Gewalt in Kirche erlebt haben gewünscht nicht gerade jetzt 8 Seiten zuschreiben.
Mehr Infos in Schriftform von Beratungsstellen, Selbsthilfe und Studien und 3 Seiten von Tom Varrel. So hatte mir dehn Inhalt gewünscht.

Viele Grüße
Überlebener Sexuelle Gewalt in Ev Kirche

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Nachdem ich mir den Text " Schieb den Gedanken nicht weg " durchgelesen habe, bin ich davon überzeugt, dass mich das Thema absolut nicht mehr interessiert.
Frau Lisa Paus handelt nicht FÜR Familien, sondern Gegen :
" Familienministerin Paus (Grüne) fordert, Paragraph 218 des Strafgesetzbuches zu streichen, der Abtreibungen unter Strafe stellt. Härter in die Mangel nehmen will sie Abtreibungsgegner, die Schwangere vor Kliniken von einem Eingriff abbringen wollen. "

Für mich stellt sich tatsächlich auch die Frage, die Herr Schweiger in seinem letzten Kommentar gestellt hat :

Was will der Staat ?
Glaubt Frau Paus, oder die Regierung an sich, dass Schwarz - Weiß Lösungen besser sind ?

Ich finde, das persönliche Betroffenheit kein guter Ratgeber in der Politik ist.
Dieses Thema ist für mich nun abgehackt.
Durch Umkehrung der Realität erreicht man keine Besserung der Umstände, eher dann schon eine Relativierung.
Wenn man alle für schuldig erklärt , fassen sich dann auch alle an die eigene Nase ?
Wohl kaum.

Ich habe zum Thema eine andere Meinung.
Will der Staat Geld sparen, um es an anderer Stelle auszugeben ?
Frau Holch deutete so etwas an.

Zitat von " Überlebener ":
" Die meisten Taten passieren in unserer unmittelbaren Nähe, durch Menschen, die die Kinder gut kennen: in der Familie, in der Nachbarschaft oder bei Freizeitaktivitäten( Kirche, Kinderheime Schwimmverein u.s.w , Kindergarten, Ev Pfadfinder.... "

Es ist wohl demnach wirklich besser, wenn man also durch Abtreibung die Ausbreitung ungeliebter Kinder verhindert ?

Ich denke vor allem, dass sich die Redaktion mit diesem Thema ein christliches EIGENTOR geleistet hat. .

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