Jobmesse Berlin 2019
Die Generation Z hat Ansprüche an die Arbeitswelt.
picture alliance / dpa / Robert Günther
Faule Generation Z?
Arme Arbeitgeber!
Homeoffice, Teilzeit und bitte keine Überstunden - die Generation Z gilt als faul. Zu Unrecht, findet Michael Güthlein. Eine Polemik.
16.12.2022
3Min

Immer häufiger liest man in letzter Zeit Interviews und Berichte über verzweifelte Personaler und Personalerinnen, den Tränen nahe, weil ein Mensch unter 30 im Bewerbungsgespräch gefragt hat, was ihm das Unternehmen zu bieten hat. Das muss hart sein, nachdem über Jahrzehnte hinweg das eherne Gesetz galt, dass sich der Arbeitnehmer glücklich schätzen könnte, überhaupt arbeiten zu dürfen. Jetzt schimpfen Führungskräfte und Recruiter (meist zwischen 1955 und 1979 Geborene) über die "Snowflakes" (weil sie unter Druck schmelzen) der Generation Z und jammern über die hohen Ansprüche junger Bewerber: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Teilzeit und bitte keine unbezahlten Überstunden. Ja, sind die Jungen denn verrückt geworden?

Dahinter verbergen sich Missverständnisse, die der Generation 50+ jetzt auf die Füße fallen.

Erstens: Fehlende Anreize. Viele junge Arbeitnehmer fragen sich, wofür sie sich noch abrackern sollen? Der Traum vom Eigenheim, der noch für ihre Eltern das oberste Ziel war, ist in weite Ferne gerückt. Während die Löhne kaum steigen, schießen die Preise für Immobilien in astronomische Höhen. Gleichzeitig fressen Inflation und Energiepreise das Ersparte auf. Dazu kommt eine unsichere Zukunft: Mit den Folgen der Klimakrise werden vor allem jüngere Menschen fertigwerden müssen. Also möchten sie lieber im Moment leben, als sich die Nächte mit Extraschichten um die Ohren zu schlagen, zahllose Überstunden zu machen und im Urlaub Mails zu beantworten – für ein Ziel, von dem gar nicht klar ist, ob man es noch erreichen kann.

Zweitens: Die Regeln des freien Marktes. Seltsamerweise scheint man ausgerechnet in Führungsetagen irritiert darüber, dass auch der Arbeitsmarkt durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Fachkräfte werden händeringend gesucht, die Babyboomer gehen langsam in Rente und weniger Jüngere kommen nach. Also müssen in der Gleichung auch die Arbeitsbedingungen stimmen. Überstunden, unflexible Arbeitszeiten und geringe Löhne sind einfach nicht besonders sexy.

Es muss mehr drin sein als gratis Müsli

Drittens: Die eigene Vorbildfunktion. Die Babyboomer und die folgende Generation haben Burn-out zur Volkskrankheit gemacht. Viele Menschen der Generationen Y und Z sind mit erwerbstätigen Vätern aufgewachsen, die abends erschöpft von der Arbeit heimkamen und im Sessel vor dem Fernseher versanken. Am Ende ihres Arbeitslebens sind sie oft körperlich am Ende, ausgebrannt und depressiv. Was soll daran erstrebenswert sein?

Lesen Sie hier: Burnout einer jungen Frau

Jetzt fallen reihenweise Kinnladen in Personalabteilungen herunter, weil junge Bewerber Überstunden nicht mehr als Bestätigung ihres Selbstwertes verstehen, keine Lust mehr haben, sich von Vorgesetzten nach Feierabend gängeln zu lassen und – Gott bewahre! – jenseits von gratis Müsli und Obstkörben etwas für ihre Arbeitsleistung erwarten. Anekdotische Extrembeispiele über junge Arbeitnehmer, die Massagen im Homeoffice fordern, wöchentlich spontane Urlaube machen wollen und Belohnungen fürs Pünktlich-zur-Arbeit-Kommen erwarten, sind dabei sicher die Ausnahme.

Das bedeutet nicht, dass junge Arbeitnehmer keine Lust mehr auf ihren Job haben oder sich nicht mehr damit identifizieren. Dass sie faul sind, lustlos oder vergnügungssüchtig. Aber die hohe Aufopferungsbereitschaft früherer Generationen können sie nicht mehr nachvollziehen. Vor allem, wenn man ein erfüllendes Privatleben führt. Die Moral jedes zweiten Hollywoodfilms, Romans oder Ratgebers ist: Was wirklich zählt, sind Freunde, Familie und Gesundheit. Außerdem ist das Leben viel zu schnell vorbei. Warum es also damit vergeuden, sich krumm und bucklig zu arbeiten? Liebe Generation Z, ihr macht alles richtig.

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Arbeitgeber darf nur die Gemeinschaft sein, damit es keine dem "freiheitlichen" Wettbewerb entsprechende unternehmerischen Abwägungen mehr gibt, wo wegen der wettbewerbsbedingten Symptomatik "ökonomisiert" wird wer Arbeit bekommt oder nicht - Die Ökonomie der Reinen Vernunft, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrecht zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIES Wohnen und ebenso KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit, kennt keine Erpressung oder Zynismus von/zu "Arbeit macht frei", denn auch "Wer soll das bezahlen?" kann es dann absolut nicht mehr geben, niemand müsste Steuern zahlen, "Sozial"-Abgaben wären Blödsinn, Zeit-/Leistungsdruck zu/in einer Karriere von Kindesbeinen Humbug, Diamanten und Gold wären nur Edelsteine ohne einen Sinn für materialistische "Absicherung", alles ist teilbar, Leistungen für die Gemeinschaft, angefangen mit dem Bildungsweg, werden erstmals zweifelsfrei-eindeutig und wirklich-wahrhaftig gerecht belohnt!

Eine solche, globale Gemeinschaft, braucht dann auch keine parlamentarisch-lobbyistischen Regierungen mehr, Kommunikation wird dann durch echte Demokratie organisiert.

Antwort auf von Ralf2022 (nicht registriert)

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Lieber Ralf,
Sie fragen, wie man die Unglücklichen,die das nicht wollen,zum Mittun bringt.
Auf diese Frage haben totalitär-affine Politiker sowie extreme und gewaltverliebte politische Theoretiker aller Couleur schon immer sehr praxisorientierte Antworten gehabt. Die m.E. allerjüngste und decouvrierendste dieser Art gab uns vor zwei Jahren Herr Riexinger von der LINKEN : "Wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein".
Ich erspare mir, zu diesem Thema weitere Beispiele aus der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit anzuführen...Prost Neujahr !

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Es ist schon seltsam: Anstatt zustimmende Freude und Frohlocken auszurufen, für eine wirklich-wahrhaftig gerechte Zukunft ohne Steuern zahlen, usw., die der Vernunft der christlichen Ordnung entspricht und wo wirklich nur Asoziale unwürdige Verbrechen begehen, wird Angst, Schrecken und Schuld- und Sündenbocksuche dagegen betrieben - Das können höchstwahrscheinlich nur Leute sein, die jetzt schon keine Steuern zahlen, bzw. jeden Trick kennen, um das zu umgehen und auch ansonsten immer den Rahm der herkömmlich-gewohnten Ausbeutung und Unterdrückung des "freiheitlichen" Wettbewerbs abschöpfen!?

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Werter Herr Querdenker, Sie greifen die Frage von Herrn Ralf2022 auf, wie man die Zeitgenossen dazu bringt, mitzumachen. Die Ihres Erachtens 2 Jahre alte und gleichzeitig allerjüngste Antwort stammt von einem Herrn Riexinger.

Zum Mitmachen bringt der demokratische Rechtsstaat sein Menschenmaterial, also die verehrten freien Bürger, dadurch, dass er die nötigen Abhängigkeitsverhältnisse, also die soziale Marktwirtschaft, schafft, weiterentwickelt und umfassend betreut. Wer trotzdem nicht mitmacht, kommt in den Knast.

Also muss der Normalmensch beim Bewerbungsgespräch, wenn er denn endlich eins zugewiesen bekommen hat, aufkreuzen und die Show abliefern, von der er vermutet, dass der Personaler sie von ihm erwartet. Diese beschämende Zwickmühle besteht in der Generation Z nicht anders als in den Generationen davor. Ob diese systematische Verlogenheit dann dadurch zum Tragen kommt, dass der Bewerber auch einen kessen Spruch absondert oder es lieber bleiben lässt, hängt von der Branche, der Stellung in der innerbetrieblichen Hierarchie, der Arbeitsmarktsituation und den neuesten Tipps in den Psychoratgebern ab.

Keine Satire, auch keine individuelle Schrulligkeit, kann diesen Grad an Durchgeknalltheit erreichen, den die demokratisch verfasste Marktwirtschaft täglich bietet.

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz,

großer Gott, in welcher Welt leben Sie denn ? Diejenigen, die sich - aus welchen Gründen auch immer - den Anforderungen des Erwerbslebens nicht stellen wollen, landen normalerweise nicht " im Knast". Im Gegenteil ! Wer clever und dreist genug ist, findet eine Pfründe in den subventionierten und zwangsfinanzierten Medien bzw. NGOs, für den Rest ist schlimmstenfalls das Bürgergeld da.
Und woher haben Sie Ihre profunden Kenntnisse aus der Arbeitswelt ? Ganz sicher nicht aus der Einstellungspraxis in der freien Wirtschaft bzw. im ÖD ! Ein Einstellungsgespräch wird in aller Regel geführt vom künftigen Vorgesetzten, dem zuständigen Personalreferenten und einem Vertreter des Betriebs- bzw. Personalrates. Diese merken innerhalb weniger Minuten, ob der Bewerber für die fragliche Stelle geeignet ist oder ob es sich um eine "taube Nuß" handelt. Da helfen keine Sprüche und auch keine Psychoratgeber. Oder sollten Ihre Erkenntnisse auf Erfahrungen beruhen, welche Sie selber in Bewerbungsgesprächen gemacht haben ?

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Welchen Geiern und Geierinnen der Jobbittsteller - pardon, der Bewerber - beim Vorstellungs-, Bewerbungs- und Einstellungsgespräch vorgeworfen wird, entscheidet nicht er, sondern die Gegenseite. Da gibt es alles von Großfirmen mit umfangreichen Personalabteilungen, deren Knechte und Mägde Personalentscheider genannt werden, bis hin zur kleinen Klitsche, wo der Chef persönlich mangels anderer dienstbeflissener Geister die Flosse rüberstreckt.

Dem, der auf einen Job angewiesen ist, kann und muss das egal sein. Er muss sich so verstellen und kriecherisch verbiegen, dass er nicht als taube Nuss erscheint. Im Normalfall gelingt das am besten dadurch, dass er gesundes Selbstbewusstsein zur Schau stellt und die Bereitschaft erkennen lässt, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten. Dabei darf er nicht vergessen, dass diese schon seit alters sympathische Fähigkeit in modernen Zeiten Teamfähigkeit heißt und entsprechend verpackt gehört. Und wer sich gar nicht verstellen muss, sondern sowieso so funktioniert, ist klar im Vorteil. Ob er den Job aber wirklich bekommt, entscheidet auch er nicht, sondern der verehrte Arbeitgeber.

Den "Anforderungen des Erwerbslebens", also Ausbildungen durchlaufen, bei der Jobsuche erfolgreich schleimen im Job dann an den vorgesehen Stellen einstecken und austeilen, braucht sich der nicht zu stellen, der genügend Zaster hat. Der gibt dann eben Arbeit oder betätigt sich sonst wo als Investor. Wer die dann zur Verfügung stehenden Freuden genießen möchte ohne über die Voraussetzung eines dicken Bankkontos zu verfügen, muss kriminell werden. Das endet oft im Knast.

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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Bezeichnungen wie "Geier:innen" sowie "Knechte und Mägde" für betriebliche Funktionsträger, Diffamierung von Eigenschaften wie Teamfähigkeit als "nach oben buckeln und nach unten treten" etc. etc. Wer so schreibt, disqualifiziert bzw. entlarvt sich selbst.
Gottlob war ich bisher ein Leben lang stets in der Lage, Dispute auf diesem Niveau zu vermeiden bzw. kurzerhand abzubrechen.
Deshalb möchte ich mit Grasshoff's "Halunkenpostille" antworten :...drum ziehe ich den Stecker raus und beende jetzt den Verkehr..."

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Lieber Herr querdenker, Ihre von Herzen kommende Empörung über meine ungehobelte Ausdrucksweise von Knechten und Mägden statt betrieblichen Funktionsträgern richten Sie bitte auch gleich an Gott persönlich. Der hat bezüglich funktioneller Glaubensträger ähnlich schlechte Sitten drauf. In der Apostelgeschichte 2: 17 -18 heißt es in der Lutherbibel von 1912:

Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben;

und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in denselben Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.

https://bibeltext.com/l12/acts/2.htm

Ansonsten viel Spaß beim plug pullen!

Fritz Kurz

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Gegen blöde und stumpfsinnige Beispiele der herkömmlich-gewohnten Schuld- und Sündenbocksuche: Ich gehe schon seit Jahrzehnten nicht mehr zur Wahl/Verantwortungsübertragung durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck, denn es ist offensichtlich, daß die "Treuhänder" dieser heuchlerisch-verlogenen Vorstellung von "Demokratie", mit jeglicher Kompromissbereitschaft, zum parlamentarisch-lobbyistischen Marionettentheater, den ersten sicheren Schritt in die Verkommenheit tun.

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