Wie es ist, arm zu sein
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Wie es ist, arm zu sein
Arme Kinder
"Es ist halb zwölf, und sie haben nichts gegessen"
Einfach mal eine Fahrradtour machen? Ein Traum. Denn ein fahrtüchtiges Rad ist teuer. Die Kölner Schriftstellerin Mirijam Günter begegnet armen Kindern in ihrer Literaturwerkstatt. Eine Wutrede
Frank May/dpa/picture alliance
06.10.2022
7Min

Zehn Kinder sind in meine Literaturwerkstatt im Norden des Landes gekommen. Fünf von ihnen wohnen in einer Wohngruppe (die Betreuer wollen, dass wir das Heim so ­nennen, erzählen die Schüler). Alle anderen haben Hunger. Es ist halb zwölf, und sie haben noch nichts gegessen.

Zum Monatsende haben ihre Familien kein Geld mehr. Abends, wenn die Eltern von der Arbeit nach Hause kommen, gibt es Spaghetti, wenn da noch welche von den ­billigen im Supermarkt lagen. Ihre Eltern sind alle berufstätig, trotzdem reicht das Geld nicht. Ich packe alles aus, was ich in meinem Rucksack ­habe. Möhren, Gummibärchen, Nüsse. Alles ist ganz schnell aufgegessen.

Es war kurz vor den Sommerferien. Die Wohngruppenkinder wollten auf Ferienfreizeit, für die anderen standen sechs Wochen Langeweile an. In der Provinz ist das Angebot für junge Menschen eh schon spärlich. Ohne Geld geht hier fast nichts.

Angst vor jedem Brief im Briefkasten

Es wird immer schlimmer, berichtet mir ein Mädchen nach der Literaturwerkstatt auf einem Spaziergang. "Mein Vater hat Angst, dass uns bald das Leben um die Ohren fliegt!" Was er damit meint? – Dass er jetzt schon nicht mit seinem Geld die Familie versorgen kann und Angst vor steigenden Lebensmittel- und Gaspreisen, Angst vor der Miete und überhaupt dem teuren Leben hat. Er hat Angst vor jedem Brief, der im Briefkasten liegt.
Ob ich wisse, was es heißt, arm zu sein, fragt mich das Mädchen. Ja, weiß ich.

Ob ich wisse, was es heißt, arm zu sein, fragt mich das Mädchen. Ja, weiß ich.

Ich komme selbst aus der Armut, deshalb packt mich die kalte Wut, wenn ich die politische Elite sagen höre, dass "wir" auch mal frieren oder den Gürtel enger schnallen sollten. Von denen, die so reden, trifft es niemanden. Oder "wir" sollten kürzer oder kalt duschen. Ich habe früher in Löchern gehaust, die als Wohnungen vermietet wurden. Da gab es weder Dusche noch Wanne. Der Strom wurde ständig abgestellt. Nicht nur deshalb habe ich die thailändischen Yum-Yum-Fertigsuppen roh gegessen, 19 Cent sind einfach unschlagbar und als Chipsersatz sind sie nicht zu verachten. Nicht wenige, die an meiner Literaturwerkstatt teilnehmen, essen sie noch heute.

In die Fantasie flüchten

Ich habe kalte Nudeln mit Tomatensoße aus der Dose gegessen, weil ich keinen Herd und keinen Strom hatte, um mir mein Essen warm zu machen. Von dem Geruch des kalten Essens wird mir bis heute schlecht.
Einrichtungen, die mir in meiner Armut hätten helfen können, habe ich nie aufgesucht. Aus Scham? Weil ich nichts von deren Existenz wusste? Weil ich an der deutschen Bürokratie gescheitert wäre? Vielleicht von allem etwas.
Immer wieder berichten mir Menschen, dass sie an der deutschen Bürokratie verzweifeln. Institutionen, die doch eigentlich dafür Sorge tragen sollten, dass es den Betroffenen besser geht, bewirken eher das Gegenteil mit ihren Vorschriften und Angaben. Den Menschen geht es danach noch schlechter.
In einer Literaturwerkstatt im Spätfrühling mitten in Deutschland fragen mich zwei Jungen zum Ende des ­ersten Tages, ob ich in unserer Freizeit am nächsten Nachmittag mit ihnen eine Fahrradtour machen könnte. "Klar."

Am nächsten Tag erscheinen beide ohne Fahrrad. Ich schlage einen Spaziergang vor und gebe ­jedem erst mal ein belegtes Brötchen aus. Beide haben bis auf die Nüsse, die Möhren und die Plätzchen in meinem Workshop nichts gegessen, und wir haben Nachmittag.

Angst vor der nächsten Stromrechnung, Angst vor der Miete. Angst vor jedem Brief, der im Briefkasten liegt

Die beiden erzählen mir wilde Geschichten, von ihren Tausenden Euros, die sie auf ihrem Konto haben, und ­finden lauter Gründe, warum sie kein Fahrrad dabei­haben. Wenn man arm und traurig ist, ist die Fantasie eine ­Rettung, das war sie auch bei mir.

"Also, ich hatte früher kein Fahrrad, weil ich kein Geld hatte", oute ich mich. Es stellt sich raus, dass einer der beiden Jungen aus einer fünfköpfigen Familie ohne ­Auto kommt, die ein einziges Fahrrad besitzt. Mit dem Rad fährt die Mutter zur Arbeit ein paar Dörfer weiter. Der ­öffentliche Nahverkehr bedient die Strecke nur sporadisch, aber für die Familie ist der Fahrpreis – ohne Neun-Euro-­Ticket – sowieso nicht zu bezahlen. "Deswegen kann ich das Fahrrad nicht haben, auch nicht nach ihrer Arbeit, sie hat Angst, dass es kaputtgeht und wir brauchen doch das Geld so dringend."

Lesen Sie hier: Wie Haushalte mit wenig Geld Energie einsparen können

"Warum tun die Politiker nichts gegen unsere Armut?", fragt mich der andere Junge. "Wir möchten doch nur ein Fahrrad."

Nach unserem Ausflug erfahre ich, dass es in der Gegend, tiefste Provinz, eine Stelle gibt, die gegen eine ­Spende Fahrräder hergibt. Die Polizei und Mitmenschen geben Räder, die niemand mehr sucht oder braucht, dort ab. Mit den beiden Teilnehmern mache ich mich nach meinem Projekttag auf den Weg ins Jugendzentrum JUZE. Der Sozialarbeiter ist sehr nett. Er zeigt uns die gespendeten Fahrräder und die beiden Jungen suchen sich jeweils eines aus. Er verspricht, sie am nächsten Tag mit uns fit zu machen. Ich sage zu, dass ich die Spende übernehme. Ich solle am nächsten Tag mit der zuständigen Leitung absprechen, wie genau ich die Spende übergebe.

Bürokratisches Hin und Her

Die Jungen versprechen ihm, dass wir am nächsten Morgen gemeinsam dort anrufen. Einer der Jungen dreht zum Abschied schon mal eine Runde mit seinem künf­tigen Rad. Wie abgesprochen rufen wir am nächsten Tag die Dame an. Ich sage, dass ich mein Telefon lautgestellt habe und dass die beiden Beschenkten zuhören. Sie hält mir einen langen Vortrag, dass ich die Fahrräder nicht erwerben dürfe. Die Räder müssten nach Erhalt bei der Polizei angemeldet werden. Das dürften nur Erziehungsberechtigte tun, und deshalb dürften die Fahrräder auch nur an diese ausge­geben werden.

Ich sage, dass die Eltern berufstätig seien, dass sie es nicht zu den Öffnungszeiten des JUZE schaffen würden, vorbeizuschauen. Und am Wochenende hat das JUZE zu.

Dann sollten die Kinder halt warten, bis die Eltern ­Urlaub haben.
Nach einigem Hin und Her willigt die Dame ein, dass ich die Räder gegen eine Spende am Nachmittag holen kann. Ob ich zu viel Geld hätte, fragt sie. Ich höre keine gute Absicht aus der Frage heraus.

"Es ist halb zwölf, und sie haben noch nichts gegessen."

Die beiden Jungen freuen sich. Schon auf dem Hof des JUZE kommt uns die Dame wild gestikulierend entgegen. Das mit den Fahrrädern gehe nicht, ich dürfe das nicht. Die beiden Jungen werden kreidebleich und setzen sich. Die Dame redet wie ein Wasserfall, erklärt mir Paragrafen und Be­stimmungen, sagt, dass sie meinen Ansatz verstehen würde. Ich wusste gar nicht, dass ich einen habe. Ihr männlicher Kollege, der uns am Vortrag zugesichert hatte, dass wir die Fahr­räder bekommen, nachdem er sie mit uns fit gemacht hatte, steht daneben und schweigt.

Nach einer Viertelstunde unterbreche ich den Redeschwall und verabschiede mich. Wir gehen ohne die ­Räder. Ich lade die Jungen auf ein Eis ein. Einer zieht weiter, der andere bleibt. Er hat Tränen in den Augen. Und ich habe eine Riesenwut. Der Junge und ich klappern alle Läden in dem Provinznest ab, die eventuell gebrauchte Fahrräder verkaufen könnten. Wir finden ein einziges, in Zeiten der Pandemie sind gebrauchte Räder begehrt.

Wer ist solidarisch in unserer Gesellschaft?

Stolz wie Oskar zeigt der Junge es einem Sozialpädagogen, an dem Ort, wo ich meine Literaturwerkstatt anbiete. "Ich wünsche dir viel Spaß, in der kurzen Zeit, in der du das Fahrrad haben wirst." Dem Jungen fällt alle Freude aus dem Gesicht: "Warum?" – "Weil es dir eh geklaut wird." Ich frage mich, was diese Bemerkung soll.

Die jungen Frauen, mit denen ich in meinen Armutszeiten befreundet war, schmierten sich weißen Kajal ­unter die Fingernägel, Nagelstudios konnten wir uns nicht leisten. Wir sprühten uns mit Testdeos in den Drogerien ein. All das erzählen mir auch ältere Teilnehmer in meinen Literaturwerkstätten. Man reicht die Tipps, wie man in Armut überlebt, untereinander weiter.

Im August erschossen Polizisten in Köln einen ­psychisch kranken Mann. Er sollte aus seiner Wohnung geräumt werden. Die zuständige Behördenmitarbeiterin wusste um den instabilen Zustand des Mannes und bat die Polizei um Hilfe. Natürlich begrüßte der Mann das Räumungskommando nicht freudig mit einem Blumenstrauß, nein, er bedrohte die Mitarbeiterin und die Polizei mit einem Messer und einem Schraubenzieher. Aber muss man wirklich jemanden erschießen, der einem droht, weil er gerade dabei ist, sein Zuhause zu verlieren?

Nach dem Tod dieses Mannes wurde in Köln zu einer Kundgebung aufgerufen. Es kamen gerade mal 30 Menschen an diesem Samstagnachmittag zusammen.

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Das Klischee "Geldmangel - Hunger" ist derart abgedroschen,daß es nur noch für eine "Sob Story" gut ist. Kein ernsthafter Soziologe mit einiger Selbstachtung wird es noch ernst nehmen,von Juristen oder Volkswirten ganz zu schweigen. Die damalige Familienministerin Renate Schmidt, der man sicherlich keinerlei Mangel an sozialer Empathie vorwerfen kann, hatte seinerzeit allen kinderreichen Familien, welche vorgaben, sich nicht von H 4 ernähren zu können, angeboten, ihnen beizubringen,wie man mit vernünftigem ökotrophologischem Verhalten von den vorgesehenen Sätzen gesund leben könne.Bemerkenswert war ihre Feststellung, daß der H4-Satz natürlich nicht für Fast Food ausreiche und daß Kinder meistens deshalb ohne Frühstück zur Schule kämen,weil ihre Eltern morgens im Bett liegen blieben.
Aber geschenkt - Klappern gehört zum Handwerk ....auch in der Sozialbranche.
Allerdings endet der Artikel mit der perfiden Unterstellung,die Polizei habe jemanden erschossen, der "ihr gedroht habe, weil er gerade dabei war, sein Zuhause zu verlieren". Der im zitierten Fall tödlich verletzte Mann hatte die Beamten mit einem Messer bzw.Schraubenzieher offensichtlich nicht nur bedroht, sondern angegriffen. In diesem Fall wäre der Schußwaffengebrauch das einzige Mittel zur Abwehr einer gegenwärtigen Lebensgefahr bzw. einer schwerwiegenden Verletzung gewesen; der Tod des Rechtsbrechers wäre dann die nicht zu beeinflussende Folge eines rechtmäßigen Waffengebrauchs. Bei Angriffen mit derart gefährlichen Gegenständen ist es unerheblich, ob ein solcher Angriff durch einen nächtlichen Ruhestörer, einen säumigen Mietschuldner oder einen hochkriminellen und gewalttätigen Geiselnehmer erfolgt. Die Frage, ob man so "jemanden erschießen muß", wäre damit m.E.beantwortet.

Das ist die ultimative klischeefrei Sicht: Die Betroffenen sind zu faul, um morgens rechtzeitig aus dem Bett zu kommen und schicken deshalb ihre Kinder ohne Frühstück zur Schule. Stattdessen wäre eine vernünftige ökotrophologische Ernährung ganz einfach zu haben. Bei Alleinstehenden sieht der Regelsatz 1,70 Euro pro Mahlzeit vor. Zum Frühstück 3 kleine Äpfel, zum Mittagessen 4 Tomaten und abends 2 Karotten mit Magerquark. Und wegen der Abwechslung am nächsten Tag zum Frühstück Joghurt mit Gurke, zum Mittagessen 2 große Äpfel und abends Tomaten mit Schnittlauch. Mahlzeit!

Und spätabends dann mit dem Obstschäler auf die Herren von der Staatsgewalt zustürmen. Deshalb am nächsten Morgen wieder nicht aus dem Bett kommen. So geht es zu im Bodensatz des Landes der Freien und Gleichen.

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz, Sie gehören vermutlich zu den beneidenswerten "Happy Few",welche ihr Obst und Gemüse täglich,einzelstückweise sowie im Bio-Laden einkaufen. Da muß man Verständnis dafür haben, daß Ihnen Grundsätze und Praxis der Haushaltsführung in den unteren Einkommensklassen, insbesondere in den ca.12 000 Haushalten, deren Konsum als Grundlage für die Berechnung der Regelsätze gem SGB II herangezogen wird, zutiefst fremd sind. Umso lobenswerter ist natürlich Ihr verbales Engagement für diese Bevölkerungsschicht,welches jedoch ganz offensichtlich nur auf Emotionen und weder auf Faktenkenntnis noch auf Erfahrung beruht - - eigentlich kennzeichnet dies den typischen Salonsozialisten....

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Ihre Überlegungen, was ich für einer bin, werde ich nicht kommentieren, da sie nicht zur Sache gehören. Die Sache ist Ihre Behauptung, dass aus Armut nicht Hunger oder schlechte Ernährung folgen würden. Was kaufen Sie also für regelmäßig 1,70 Euro pro Mahlzeit?

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz, da kann ich Ihnen mit einem aktuellen Beispiel dienen : Die gestrige Halloween-Kürbissuppe ! Ein opulentes Mittagessen für vier Personen:
Zutaten sind :
- Speisekürbis, ca. 1 kg...................... € 1,38.-
- Kartoffeln 1 kg ......................€ . 98.-
- Karotten 0,5 kg ...................€ . 75.-
-Lauchzwiebeln,Bund ........................€ . 79.-
- Gewürze (kalkulatorisch) .................€ . 20.-
- Schmand,Becher .............................€ 1,20.-
Summe : € 5, 40.-
Der Regelsatz für vier Personen ( 4 x 1,70.- = € 6, 80.- ) ist damit noch lange nicht ausgeschöpft. Alle sind rundherum satt geworden und es war noch genug übrig.Für eine Einzelperson ließe sich ein solches Gericht anteilig reduzieren und etwa über zwei Tage noch schmackhaft variieren - Frau Schmidt führte damals im bayrischen Landtag eine Gemüsesuppe als Beispiel an. Voraussetzung sind natürlich eine hauswirtschaftlich rationale Einkaufsplanung und mittel - bis langfristige Vorratshaltung.
Um also eine Volkswirtschaft objektiv verstehen und bewerten zu können, muß man mit der Beurteilung der empirisch festgestellten (!) Verbrauchersituation anfangen und sich nicht -wie die Autorin - von ideologisch motivierten, vermeintlich an der Realität orientierten Behauptungen zu Polemiken ("Wutreden") verleiten lassen.
Übrigens : Ein ehemaliger Sozialdemokrat - der aber von Ihnen vermutlich nicht als zitierfähiger Gewährsmann anerkannt werden wird, hatte seinerzeit in seiner Funktion als Finanzsenator einen detaillierten Ernährungsplan für einen Monat erstellen lassen und kam zu dem Ergebnis, daß von den aufsummierten Regelsätzen am Monatsende noch reichlich übrig war ....sehr zum Mißvergnügen der Salonsozialisten in seiner Partei...

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Unter der Hauptmahlzeit im traditionellen, bürgerlichen, deutschen Haushalt wird verstanden: Eine Vorspeise, oft in Form einer Suppe, dann was Wirkliches zum Essen, z.B. Fleisch oder Fisch, dazu Kartoffeln oder Reis oder Teigwaren, weiterhin Gemüse und zum Abschluss etwas, wo sich der verdienstvolle Zahnarzt die Hände reibt. Im Arbeiterhaushalt eine Karikatur davon, deren Abbild sich unter dem Namen Menü bei der großen Burgerkette wiederfindet.

Und bei denen, die für den Daseinszweck der Gesellschaft, die Reichtumsvermehrung in den richtigen Händen, nicht gebraucht werden? Da ändert sich der Speisezettel durch die Umbenennung von Hartzer in Bürgergeldler nichts. Die göttliche Eingebung dazu hat der Engel Aloisius nicht nur der Abgeordneten einer bestimmten Partei, sondern fraktionsübergreifend übermittelt: Für die verehrten Damen und Herren Transferleistungenbezieher genügt Suppe! Das reicht, ist gesund, schmackhaft, preislich nicht zu unterbieten und einfach eine Freude.

Ihrem erfreulich konkreten Beitrag, werter Herr Querdenker, kann ich gerne weitere zugesellen:

Aus https://www.kochbar.de/rezept/421606/Wassersuppe.html

Wasser 1 Liter
Brot vom Vortag 4 Scheiben
Knoblauch 4 Zehen
Margarine oder Schmalz 2 TL
Salz etwas
Brühe instant etwas

Wasser zum Kochen bringen und den Knoblauch durchpressen (es ist egal ob er gehackt wird oder gepresst, er sollte nur sehr fein sein danach). Das Brot würfeln und mit dem Knoblauch auf die Teller verteilen. Das Wasser in die Teller füllen und den Schmalz oder die Margarine und die Instantbrühe zugeben und servieren. Anstatt Brot gehen auch Kartoffeln aber traditionell ist halt das Brot.

Auch Wasserhaferschleim hält die Preisgrenze ein und enthält wertvolle Nähstoffe. Details unter
https://ratgeber.bunte.de/haferschleim-kochen-so-bereiten-sie-das-allheilmittel-zu_132457

Eine Frage bleibt. Wieso wird bei folgendem Link (seit KW 35 leider nicht mehr aktuell) anderes angeboten?

https://www.bundeswehr.de/de/menueplaene-55558

Merke: Von dem Kakao oder der Gemüsesuppe, durch die der Normalmensch gezogen wird, auch noch zu trinken, ist in allen Herrschaftssystemen üblich. Dann aber noch "Es schmeckt" zu brüllen, ist eine Spezialität demokratischer Herrschaft.

In diesem Sinne: Mahlzeit!

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz,bleiben wir doch beim Thema: Lesen Sie die Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes zur Ermittlung der Lebenshaltungskosten,insbesondere schauen Sie sich die Warenkörbe der Haushalte aus den unteren Einkommensklassen an, an denen sich die Regelsätze der Sozialleistungen orientieren - Wassersuppen und Haferschleim werden Sie da nicht viel finden ...Mit den Regelsätzen kann auch ein einkommensschwacher Haushalt sich gesund ernähren ...und seine Kinder brauchen nicht Kinder ohne Essen in die Schule gehen.
Allerdings scheint es Sie zu bekümmern, daß die Tische in den verschiedenen sozialen Schichten unterschiedlich gedeckt sind.Seien Sie froh, in einer solchen Gesellschaft leben zu dürfen. Ein französisches Sprichwort lautet.<<Quand les riches serrent la ceinture, les pauvres meurent de faim>> Die katholische Soziallehre - einschließlich des wenig kapitalismusfreundlichen Papstes - sagt im Grunde nichts anderes.
Aber Sie sind zu beneiden ! Für Sie besteht eine Regelmahlzeit offenbar grundsätzlich aus drei Gängen. Das ist selbst in gutbürgerlichen Haushalten zumindest an Werktagen nicht mehr der Fall - weniger aus Geld- sondern aus Zeitgründen;natürlich nur, wenn man keine Hausangestellten hat.Derlei gibt es nur in gut bezuschußten Werks- oder Behördenkantinen, wie z.B. auch bei der Bundeswehr. In Ihrem häuslichen Umfeld dagegen sind derartige Speisefolgen offenbar die Regel - wirklich beneidenswert. Angesichts der Unkenntnis jedoch, die Sie gegenüber den realen Konsumentenverhältnissen in den unteren Einkommensklassen an den Tag legen, trifft auf Sie wohl eher zu, was Peter Rühmkorf über Heinrich Heine sagt : "... ich liebe das gemeine Volk und halte mich fern von ihm..."
Deshalb wundert mich auch Ihre erstaunliche Aversion gegenüber Suppen bzw. Eintöpfen. Beim Militär erkannte man seinerzeit sofort, wer eine gute Erziehung sein eigen nannte und wer einem eher unkultivierten Milieu entstammte. Jene waren mit dem Essen rundherum zufrieden,während diese ständig an allem etwas auszusetzen hatten.Jemandem, der den "Happy Few" angehört, hätte ich eigentlich eine differenziertere Eßkultur zugetraut.

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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Das Statistische Bundesamt erhebt fleißig Daten. Die Machthaber legen fest, womit die nicht mehr benötigten Kostgänger auszukommen haben. Die Behörde überweist den Zaster. Und alle können zufrieden sein? Der Paritätische Gesamtverband und die von ihm befragte Klientel sehen es ziemlich anders. Und zwar schon vor den niedlichen Preiserhöhungen der jüngsten Zeit:

https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/hartz-iv-reicht-nicht-aktuelle-umfrage-zu-lebenshaltungskosten-untermauert-forderung-nach-deutlicher-anhebung-der-grundsicherung/

"Allerdings scheint es Sie zu bekümmern, daß die Tische in den verschiedenen sozialen Schichten unterschiedlich gedeckt sind." Die bunte Vielfalt der "sozialen Schichten" ist bemerkenswert. Die Spitzengastronomie (Menü mit Weinbegleitung 400 - 500 €) ist ausgebucht. Der Normalmensch hungert nicht, hat aber zu rechnen und seine Zeit mit Preisvergleichen zu verbringen. Die Bodenschicht der Gesellschaft nimmt immer höhere Schichtdicken an und steht dank der sorgfältigen Warenkorbzusammenstellungen von destatis bei der Armenspeisung Schlange. Das hässliche Wort Armenspeisung ist natürlich zu vermeiden, der moderne Habenichts geht zu den "Tafeln". Klingt nach Tafel Schokolade.

https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-land/Die-Tafeln-sind-hart-an-der-Belastungsgrenze-4480914.html

Und nicht nur die Tische sind unterschiedlich gedeckt. Das fröhliche Schichtenwesen der geliebten, demokratisch betreuten Marktwirtschaft zeigt sich überall. Beim Wohnen reicht die Palette von der Obdachlosigkeit bis zur Luxusvilla mit viel grauer Mietskaserne zwischendrin. Beim Onkel Doktor und im Krankenhaus gibt es vom fehlenden Facharzttermin und dem Dreibettzimmer bis zur Chefarztbehandlung auch viel Schichtenspezifisches zu bestaunen. Da will auch der Bestattungsunternehmer nicht zurückstehen. Die Billigstsärgler haben die schöne Angewohnheit, im Schnitt einige Jährchen vor denen mit der beeindruckenden Trauergemeinde zu versterben.

Bei so viel Buntheit gibt es nur eine senkrechte Antwort: Fröhliche Unbekümmertheit! Und bloß nicht fragen, wo die ganze Widerwärtigkeit ihren Grund hat!

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz,nun sind wohl alle Argumente ausgetauscht - wir sollten hier abbrechen.
Vielleicht noch eine Anmerkung zur "Studie" des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.Es handelt sich um das Ergebnis einer Selbstbefragung der Betroffenen. Zur Aussagekraft derartig gewonnener Erkenntnisse hat sich schon Aristophanes in dem ihm zugesprochenen Diktum vom Sumpf und den Fröschen geäußert.
Ein Ratschlag noch. Halten Sie sich bei Ihnen widerfahrenden Widerwärtigkeiten einfach an das Kölner Grundgesetz : § 1 "Et es wie et es" und § 7 "Wat wellste maache".
Das beruhigt ungemein!

Wie kommen Sie denn darauf? Es handelt sich nicht um eine Selbstbefragung, sondern das marktmächtige Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa hat mal wieder zugeschlagen. Und es wurden nicht nur "Betroffene" befragt, sondern ein sogenannter repräsentativer Querschnitt. Bei Telefonbefragungen läuft das so:

https://www.forsa.de/dialog-mit-forsa/

Ob auch Aristophanes von Köln am 11.11. um 11 Uhr 11 befragt wurde, kann Ihnen nur der Computer sagen.

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz, vorausgesetzt, daß wir von derselben Erhebung reden, muß ich zugeben, daß meine Wortwahl irreführend war; allerdings ändert sie nichts am Ergebnis.Es handelt sich bei der Erhebungsreihe "Finanzielle Situation der privaten Haushalte und materielle Entbehrung" des Destatis um eine ausdrücklich als solche gekennzeichnete Selbsteinschätzung einkommensarmer Haushalte. Das Wort "Selbstbefragung" ist zweifellos unzutreffend.
Dies ändert nichts an der grundsätzlich fragwürdigen Aussagekraft: Die Einschätzung, man habe kein "Auskommen mit dem Einkommen", findet man nicht nur bei den sogenannten Armen - ganz im Gegenteil ...

Wir reden nicht von demselben. Destatis beauftragt nicht Marktforschungsfirmen, um Statistiken zu erstellen. Aber geschenkt. Dass nach Selbsteinschätzung die Herren und vereinzelten Damen Unternehmer die ökonomisch geprügelsten Hunde der Gesellschaft sind, bald gefolgt von Ärzten und Lufthansapiloten, das sehen Sie richtig. Also darf die Selbsteinschätzung nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden. Die Fremdeinschätzung unterliegt denselben Fehlern.

Die objektive Einschätzung fragt, wieviel Geld einer zur Verfügung hat. Dann ist die Sache klar. Und zwar bei beiden Enden der Skala.

Es gehört zur durchgesetzten Ideologie, diesen schlichten Zusammenhang zu einem Geheimnis zu verfabeln. So ist es der Bundeszentrale für politische Bildung schöne Grafiken wert, die überraschende Mitteilung zu machen, dass Erwerbslose eine erhöhte Armutsgefährdungsquote von 52% haben.

https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61785/ausgewaehlte-armutsgefaehrdungsquoten/

In so einem geistigen Umfeld gedeiht dann die Vorstellung, dass die Hartzer (demnächst Bürgergeldler) eigentlich ganz zufriedenstellend leben könnten, wenn sie es nur geschickt anstellen würden.

Fritz Kurz

-egal wie gut Nichtbetroffene auch rechnen können.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Lebensmittelpreise viel schneller steigen als frau das bisschen Bürgerhartz ausgeben kann. Dazu kommt folgendes:
Jeden Monat müssen gerade Familien mit Kindern einen Teil des Regelsatzes für Wohnkosten zweckentfremden, weil "angemessen" nicht von der Realität des Wohnungsmarktes sondern vom Jobcenter definiert wird.
Kinder essen manchmal mehr als Erwachsene. Kinder sind auch nur selten Fans von Kürbissuppe und Co. Sie brauchen auf die gleiche Kalorienzahl bezogen deutlich mehr Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe, ihr Regelsatz ist aber geringer.
Kinder wachsen und brauchen pro Jahr mehmals neue Kleidung und Schuhe. Kinder brauchen Spielzeug, Mal- und bastelmaterialien. Alles nicht im Regelsatz eingeplant. Die 100 Euro an Schulbeihilfe reicht nicht mal am Schulanfang. Oder haben Sie schon mal versucht, mit 5 Euro monatlich eine neue Waschmaschine anzusparen?

Am Ende des Geldes ist dann halt noch ganz viel Monat übrig auch wenn jemand sehr gut kochen und haushalten kann.

Als Mutter hätte ich übrigens sehr gern den Betrag, den die unteren Einkommensgruppen durchschnittlich für Alkohol und Zigaretten ausgeben, für das Wohl meiner Kinder investiert. Aber dieser Betrag ist bei der Berechnung des Regelsatzes eingespart worden.

Belehrungen wie sie immer wieder von Politikern oder eben auch hier von Ihnen kommen, sind hart an der Grenze zum berühmt-berüchtigten Spruch mit dem Mangel an Brot und dem Kuchen.

Antwort auf von Kerstin (nicht registriert)

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Absicht meines Kommentars war es, aufzuzeigen, daß der Artikel unzulässigerweise auf der Basis singulärer und subjektiver Evidenz eine grundsätzliche Kritik am System der Sozialhilfe versucht. Leider trägt Ihr Kommentar nicht dazu bei,die Schwächen dieses Artikels zu mildern.
Ihre Aufzählung von angeblichen Unzulänglichkeiten der Sozialleistungen läßt wesentliche Faktoren unberücksichtigt :
Erstens, Sie zählen nur Leistungen des Regelbedarfs auf. Zu den relevanten und effektiven Sozialleistungen zählen aber auch die Mehrbedarfe. U.a. Erstausstattungen für Wohnung (bei einer Familie mit 2 Kindern ca. € 2200.-, dazu zählt auch die von Ihnen erwähnte Waschmaschine, sowie Computer,Drucker etc.).Dito, für Bekleidung,Babyausstattung etc.etc.
Zweitens, nicht erwähnt werden Leistungen aus dem sog. Bildungs- und Teilhabepaket,u.a. für Schulausflüge,Lernhilfen, Mittagessen , kulturelle Aktivitäten (z.B. € 180.- im Jahr) etc.etc.
Drittens, nicht zu vergessen das Kindergeld von € 250.- monatlich
Dazu kommt die Erstattung von Miete und Heizung.
Alles in allem kann man daraus nicht folgern, daß elementare Bedarfe des Lebens, wie z.B. ein regelmäßiges Frühstück, nicht erfüllt werden können. Wenn Kinder morgens daher ohne Frühstück in die Schule kommen, kann das nicht ursächlich am unzulänglichen Haushaltsbudget liegen.
Sicherlich ist das Leben von Sozialleistungen kein im materiellen Sinne rundherum angenehmes.Es wird aber durch die Sozialleistungen empirisch nachweislich erträglich und führbar. Mehr vom Sozialstaat zu verlangen wäre "turtle soup and venison on a golden spoon" wie es bei Dickens heißt....

Ich kann Ihrem Post nur uneingeschränkt zustimmen. Ich unterrichte u.a.Hauswirtschaft. Es ist erschreckend, wie wenig Bewusstsein über gute und günstige Ernährung herrscht.

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