In der Vorhersagefalle
Wir wollen alle wissen, wie das Wetter wird. Aber unseriöse Katastrophenvorhersagen helfen den Falschen.
Tim Wegner
18.07.2022

Menschen reden gern über das Wetter. Logisch. Wetter ist einfach immer da, es bestimmt mit darüber, wie wir unsere Tage gestalten, was wir tun und lassen. Medien wissen das und berichten deshalb ausführlich darüber, wie das Wetter wird. Und weil Wetter gut klickt, leider auch zunehmend gern darüber, wie es werden könnte.

Vor einer Woche war zu lesen, dass eine Hitzewelle mit bis zu 45 Grad auf uns zurollt. Schnell klärten Fachleute auf: Diese Extremwerte hatte nur ein Wettermodell von vielen berechnet. Offenbar ging man in dem Modell aber von falschen Rahmenbedingungen aus. Aber die Zahl war in der Welt. 45 Grad! Willkommen in der Vorhersagefalle.

Tim Wegner

Nils Husmann

Nils Husmann ist Redakteur und interessiert sich besonders für die Themen Umwelt, Klimakrise und Energiewende. Er studierte Politikwissenschaft und Journalistik an der Uni Leipzig und in Växjö, Schweden. Nach dem Volontariat 2003 bis 2005 bei der "Leipziger Volkszeitung" kam er zu chrismon.

Der Mensch hat das Klima auf der Welt verändert, es wird wärmer, dadurch nehmen Katastrophen wie die Flut im Jahr 2021 zu. Wetter ist nun nicht mehr nur Wetter, es ist immer auch die potenzielle Katastrophe - und somit für viele Medien die noch größere Klick-Versuchung.

Dieser Trend ist gefährlich. Es ist unseriös, immer nur das Modell mit der heftigsten Vorhersage herauszupicken. Die Apps im Smartphone suggerieren zusätzlich Eindeutigkeit, und zwar über viele Tage hinweg. Gute Wetterdienste machen ihren Nutzerinnen und Nutzern klar, dass es viele Modelle gibt. Und dass sich das Wetter seriös nur für wenige Tage vorhersagen lässt. Alles andere sind Trends, die sich ändern können, weil die Atmosphäre dynamisch ist. Wer behauptet, das Wetter auf zwei Wochen im Voraus genau vorhersagen zu können, ist an Aufmerksamkeit interessiert - aber nicht an der Wahrheit.

Ist etwa doch alles nur halb so schlimm?

Kommt es mit der Hitze nun nicht so schlimm, wie vorige Woche orakelt, ist das Wasser auf die Mühlen derer, die die Klimakrise abstreiten: "Seht ihr, ist doch alles halb so schlimm!" Denn man übersieht leicht, dass andere längst leiden, auch wenn wir glimpflich davon kommen sollten mit der Hitze. Gut möglich, dass es in Frankreich und Spanien schon heute 40 Grad Celsius werden. Und: Es gibt "leise" Wetterextreme, die sich nicht so plakativ vertwittern lassen wie eine Vierzig auf dem Thermometer. Das ist vor allem die anhaltende Trockenheit in weiten Teilen Europas und auch in Deutschland. Für eine Dürre braucht es keine Hitze, auch wenn heiße Tage sie noch einmal verschärfen. Trockenheit ist eine stille Katastrophe.

In Städten wie Uelzen (Niedersachsen) oder Stendal und Magdeburg (Sachsen-Anhalt) wird "die 40" am Mittwoch wohl verfehlt, vorhergesagt werden 38, 39 Grad - wie auch in anderen Orten in Deutschland. Das ist schlimm genug, besonders für ältere Menschen, Krankenhäuser und Pflegeheime. Und es lässt sich einordnen in den traurigen, menschengemachten Trend der Erderhitzung, dem wir uns ausgesetzt haben.

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"Aber unseriöse Katastrophenvorhersagen helfen den Falschen."

"Seriöse" werden Religion, weil es zeitgeistlich-populär ist, dass Mensch in seiner leicht manipulierbaren Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und egozentriertem "Individualbewusstsein" stets dem systemrational-gepflegten Instinkt für irdisch-konfusionierte Hierarchie folgt, anstatt ...!?

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Das Wetter war, je nach den persönlichen und beruflichen Erwartungen, schon immer entweder eine Katastrophe oder ein Segen, das Klima für Jahre. Eine Falle ist es nur, wenn sie jemand absichtlich gestellt und hat zuschnappen lassen. Zum Beginn der Ursachen darf man nicht bei 130, beim Gas, bei dem Konsumschwachsinn beginnen und suchen. Wer hat uns dazu "erzogen", ohne dass wir die Möglichkeiten der Verweigerung hatten? Fortschritt, Wissen, Neid, Not und Neugier erzeugen Wünsche. Die werden von der Zivilisation bedient, befriedigt und zu verviefältigt. Und schon haben Kreislauf, Spirale und Zügellosigkeit mit Eigenschaften begonnen, die nur von ganz wenigen für sich beherrscht werden können. Eine Welt voller Einsiedler, voller bedingungsloser Idealisten, voller Altruisten ist illusorisch. Wer das im Ernst erwartet, sollte sich einen anderen Mond suchen um nicht zu verzweiflen. Die Zivilisation ist in Zielen und Wirkungen unbeherrschbar.

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