Ukraine
A flame is seen from an area near the Dnieper river in Kyiv, Ukraine, Thursday, Feb. 24, 2022. Russian troops have launched their anticipated attack on Ukraine. President Vladimir Putin has cast aside international condemnation and sanctions, warning other countries that any attempt to interfere would lead to “consequences you have never seen.” (Mary Ostrovska via AP)
Ostrovska/AP/Picture Alliance
Wir lassen uns von Putin nicht einschüchtern
Der Westen kann Putin nicht stoppen, aber mit harten Sanktionen belegen - auch wenn das für uns teuer wird
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
24.02.2022

Was in der Ukraine passiert, ist eine humanitäre Katastrophe, willentlich und ohne Anlass und Grund herbeigeführt. Es geht um Menschenleben. Der russische Präsident Wladimir Putin schützt niemanden, er tötet. Er sitzt am Hebel und bestimmt, dass seine Luftwaffe, seine Artillerie, seine Panzer, seine Soldaten hunderttausendfach Lebensentwürfe zerstören. Er befiehlt ohne Anlass Massenmord und gehört vor Gericht. Wir können ihn nicht stoppen. Niemand, außer er selbst, kann einen langen Leidensweg für das ukrainische Volk jetzt noch abwenden.

Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff

Burkhard Weitz

Burkhard Weitz war als chrismon-Redakteur bis Oktober 2022 verantwortlich für die Aboausgabe chrismon plus. Er studierte Theologie und Religionswissenschaften in Bielefeld, Hamburg, Amsterdam (Niederlande) und Philadelphia (USA). Über eine freie Mitarbeit kam er zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" und war mehrfach auf Recherchen in den USA, im Nahen Osten und in Westafrika. Seit November 2022 betreut er als ordinierter Pfarrer eine Gemeinde in Offenbach.

Was wir brauchen, ist die Mentalität von Kaufleuten. Man macht keine Geschäfte mit denen, die sich nicht an Regeln halten. Es geht nicht darum, ob wir Russland durch Sanktionen schaden können oder wollen. Es geht darum, dass unsere Art zu leben nur in einer regelbasierten Welt funktioniert. Wer sich nicht an Regeln hält, kann auch nicht an unserer Art zu leben teilhaben. Das kann für uns teuer werden; es kann auch viel Innovation freisetzen.

Wir sind innovationsstark; wir müssen uns nicht von Putins Autoritarismus einschüchtern lassen und auch nicht von russischem Gas abhängig machen. Wir haben etwas Besseres: Freiheit. Eine Freiheit, die Ideen freisetzt, Freude an Innovationen schafft und uns wandlungsfähig macht. Und die wir weiterhin den Menschen in der Ukraine, Belarus und Russland nur wünschen können.

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Die schönsten Worte und die höchsten Werte interessieren PUTIN nicht. Es gibt sehr viele, auch bei uns, die das bisher nicht glauben wollten. Die Toleranz der Gutmütigen ist bei ihm eine Aufforderung zum Angriff. Ob er die ganze Ukraine will, ist noch nicht zu erkennen. Es gibt noch eine ganze Reihe von Häppchen, die er sich einverleiben möchte. Wer kann ihn stoppen? Sein Heer, wenn es die eigene Ruhe und die Familie stört? Wie weit geht deren Hörigkeit? Vermutlich kennt niemand bei uns die Zusammenhänge der Macht in Russland. Die Oligarchen? Deren Bedeutung könnte abstürzen. Tun die sich zusammen? Wenn sie ihre Auslandsstützpunkte verlieren, könnte sich in Russland eine neue Opposition entwickeln. Die globalen Abhängigkeiten? Nahezu unbemerkt und bewusst bei uns nicht gewusst sein wollen, hat Russland in den letzten 10 Jahren die Autarkie massiv gestärkt. Man fürchtet keine Sanktionen. Aber immer noch, und auch in Zukunft, wird die Globalisierung für Russland unverzichtbar bleiben. Wird eine Teilnahme an ihr erschwert, kann es in wenigen Jahren für ihn Probleme geben. Die Nato? Ein Windbeutel! Das eigene Volk? Solange er als Held verehrt wird, weil nur er allein die alte Größe garantieren könnte, kaum. Nur wenn das Volk in den Städten und auch flächig massiv zu leiden beginnt, könnte sich die martialische Zustimmung ändern. Die großen Städte haben in Russland ein besonderes Gewicht. Wenn er dort den Halt verliert, könnte er umdenken. Die ZEIT? Sie läuft ihm persönlich nicht davon, solange er noch so drahtig bleibt, wie er sich gibt und seine eigene Forsetzung betreibt. Woran nicht zu zweifeln ist. China? Hat immer Angst in Strudel gerissen zu werden. Der innere Frieden ist dort einzig abhängig davon, in welchem Umfang die globalen Abhängigkeiten zum Wohle Chinas aufrechterhalten werden können. Denn China hat weltweit zu viele potentielle Opfer, als das man sich vorbehaltlos hinter Russland stellen könnte. Russland ist zu groß, um von Moskau lückenlos regiert zu werden. Zudem haben auch die Regionalgouverneure eine bisher weitgehend unbekannte Macht. Eine massive innere Unruhe würde Putins Kreise stören. Einen Bürger- oder Partisanenkrieg an vielen Fronten wird er sich vermutlich nicht vorstellen können. Aber eins hat die Geschichte gezeigt, wer zu groß wird verliert den Kontakt zur Realität und könnte das Gleichgewicht verlieren. Mit christlichen Werten ist dieses Problem nicht lösbar.

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Im Jahre 1993 schrieb Botho Strauß in seinem "Anschwellender Bocksgesang" dem Westen ins Stammbuch : "Da die Geschichte nicht aufgehört hat, ihre tragischen Dispositionen zu treffen, kann niemand voraussehen, ob unsere Gewaltlosigkeit den Krieg nicht bloß auf unsere Kinder verschleppt."
Offenbar hat er Recht behalten.Der Bocksgesang nimmt zu ...

Da muss man am besten ein singender Bock sein, um darauf zu kommen, dass es sich beim Vietnamkrieg, beim Irakkrieg, beim Afghanistankrieg, beim Libyenkrieg um "unsere Gewaltlosigkeit" handelt.

Fritz Kurz

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Der geübte TV-Konsument weiß seit Längerem: Gibt es zur Prime Time ordentlichen Raketenhagel zu sehen, dann hat der frei gewählte US-Präsident einen Missionsbefehl erteilt. Die Drehorte finden sich weltweit verteilt.
Libyen https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Milit%C3%A4reinsatz_in_Libyen_2011#Rolle_der_Vereinigten_Staaten_von_Amerika
Afghanistan https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan
Irak https://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg
usw.

Gelegentlich war in die TV-Unterhaltung auch eingestreut ein durchgeführter oder geplanter Einsatz der Atommacht im Nahen Osten, die scharf darauf ist, weiterhin einzige Atommacht in der Gegend zu bleiben. Quellen dazu sind leicht auffindbar im Internet durch Eingabe der betroffenen Ländernamen: Syrien, Irak, Iran.

Der freiheitliche Zuschauer war entweder sowieso ganz einverstanden mit dem, was er in der Flimmerkiste sah, oder er verteilte seine Sympathien selektiv. Das eine schon, das andere weniger. Auch die wenigen Zeitgenossen, die schon hier "hunderttausendfach Lebensentwürfe" zerstört sahen, gingen auf die eine oder andere Demo und schrieben Leserbriefe. Dafür bekamen sie entweder Lob, oder Kopfschütteln oder den Vorwurf, mit dem Feind unter einer Decke zu stecken. Und das Programm lief weiter wie gewohnt.

Und mitten in dieser Routine jetzt plötzlich die Riesenüberraschung. Es knallt wie gewohnt, aber es sind nicht die altbekannten Akteure, sondern ein ebenfalls frei gewählter Newcomer zeigt, dass auch er Luftwaffe, Artillerie, Panzer und Soldaten zu befehligen und einzusetzen weiß.

Und schon sind die Reaktionen völlig andere. Es wird nicht mehr das Für und Wider der Beweggründe der Machthaber in Talkshows und Leitartikeln behandelt. Statt dessen Kriegspropaganda reinsten Wassers. Der Feind handelt "willentlich und ohne Anlass und Grund".

Wo gestern noch genau nachgerechnet werden musste, damit bei keiner Krankenpflegerin die milde Coronagabe gar um 100 € zu hoch ausfällt, sind jetzt flugs 100 000 000 000 (in Worten: Hundert Milliarden) Euro für die Bundeswehr da. Und das Hohe Lied der Freiheit: "Wir haben etwas Besseres: Freiheit. Eine Freiheit, die Ideen freisetzt, Freude an Innovationen schafft und uns wandlungsfähig macht."

Sehr wandlungsfähig sogar!

Fritz Kurz

Werter Herr Kurz, zugegeben, wir alle leben in individuellen "Seinssphären", in denen jeder seine eigenen "Wirklichkeitsakzente" setzt. Ihre Analyse und Bewertung der aktuellen Ereignisse dagegen ist ein äußerst manifestes Beispiel für ein "Mißtrauensvotum gegenüber der vorfindbaren Wirklichkeit " (A.Gehlen,Die Seele im technischen Zeitalter)!
Dem bereits damals (1957) konstatierten, übermäßigem und einseitigem Medienkonsum wurde nachgesagt, er führe nicht nur zu einem "Verschwinden der leibhaftig zu erfahrenen Wirklichkeit", sondern vielmehr zu deren "Verschwindeln".
Ein nicht vernunftgemäßes Nutzen von Medien ist offenbar nicht nur nicht gut für die Seele, sondern führt auch zu einer verschwindelten Wahrnehmung der realen Welt....

Da muss ich enttäuschen, lieber Herr Querdenker. Ich lebe in keiner Seinssphäre, sondern in xxxxxx (Stadt und Straße geändert).

Also zur Sache: Dass Ihnen mein Beitrag nicht gefällt, stellt keine Überraschung dar. Was möchten Sie kritisieren? Überzeugt Sie das, was Herr Weitz geschrieben hat?

Fritz Kurz

Wenn jemand diesen verbrecherischen Angriffskrieg und das dadurch verursachte Leid und die Not der Menschen in der Ukraine und in Russland nur dazu benutzt, um seinen Anti-Amerikanismus hinauszuposaunen, so disqualifiziert ihn das von jeder ernsthaften Diskussion.
Herr Kurz, Sie bewegen sich auf dem Niveau eines Karl-Eduard von Schnitzler (aka Sudel-Ede). Typisch ist dafür auch, dass Sie in Ihren zahlreichen Kommentaren regelmäßig das Kürzel „BRD“ verwenden. Dieses war das Hasswort, mit dem die gleichgeschaltete DDR-Presse die damalige Bundesrepublik bezeichnete.

Antwort auf von Wolfgang Kreher (nicht registriert)

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BRD ist die gängige Abkürzung für Bundesrepublik Deutschland. Die heiligste in der BRD geltende Schrift nennt sich "Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland".
https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html
Sudel-Ede hat da also mitgeschrieben. Interessant.

Außerdem darf ich doch herzlich darum bitten, nicht kommentarlos die Abkürzung DDR zu verwenden. Politisch korrekt war und ist entweder "Ostzone", kurz auch einfach "Zone", "Sowjetzone" oder allenfalls "sogenannte DDR".

Für weitere heitere Stunden empfehle ich:

https://de.wikipedia.org/wiki/BRD

Fritz Kurz

Nein, die Heilige Schrift heißt "Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland", nicht "Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland". Ich bin irritiert. Sie sind doch sonst erfreulich genau, lieber Herr Kurz. Und in dem "für" steckt eine Botschaft. Aber die kennen Sie vermutlich.

Traugott Schweiger

Danke für die Korrektur! Es war keine inhaltliche Absicht, sondern Schlamperei.

Dass das kein Grundgesetz von der BRD, sondern für die BRD ist, zeigt der unmissverständliche Auftrag, den es enthält. Noch bevor Würde und Menschenrechte sich in Knast, Steuer zahlen und den Verteidigungsfall ausdifferenzieren, heißt es in der Präambel, übersetzt in Normaldeutsch: "Krallt Euch die Zone!" In der Originalsprache der Fassung vom Mai 1949: "Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden."

Dieser nicht ganz unbescheidene Auftrag für eine Nation, die vor wenigen Jahren den Weltkrieg krachend verloren hatte, ist ja inzwischen glorreich erledigt worden. Die Präambel hat 1990 das entsprechende Update erhalten.

Einzelheiten siehe: https://www.juraforum.de/lexikon/praeambel-des-grundgesetzes

Fritz Kurz

So das Leid zu zerreden, es gar mit dem Vergleich zu anderen Verbrechen zu relativieren! Die USA kann man kritisieren, aber gleichzeitig den bösen Knüppel anklagen, um sich durch die Androhung seiner schützenden Kraft beschützen zu lassen. Die Linke war schon mehrmals zu seltsamen politischen und gesellschaftlichen Turbolenzen fähig. Mich würde nicht wundern, wenn die LINKE Putin nach Berlin einlädt, um zu lernen, wie man BRAUN RECHTS überholen kann, ohne LINKS blind zu werden.

"Leid zerreden"? Man kann Leid zerreden? Dann nichts wie ran! Dann ist es zerredet und weg.

Verbrechensvergleich? Habe ich geschrieben, dass ein irakisches Kriegsopfer die Punktezahl 9,8, wogegen ein ukrainisches nur 8,9 Punkte auf der nach oben hin offenen Leidskala bekommt? Nein, ich habe die unterschiedlichen Reaktionen auf die politischen Großtaten besprochen. Ist der Unterschied klar?

Sie möchten Herrn Putin einen Berlinbesuch ermöglichen? Wird schwierig werden. Mit dem Flugzeug geht es nicht wegen der gesperrten Lufträume. An der Grenze gibt es Zoff wegen des Einreiseverbots. Vielleicht sollten Sie ihn als Flüchtling verkleiden und so über die Grenze bringen. Sie müssen ihn aber unbedingt als ukrainischen Flüchtling ausgeben. Ein Flüchtling aus Afrika trifft auf ein deutlich kleineres Erbarmensangebot.

Fritz Kurz

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Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns verlassen? – In Anlehnung an Jesu Worte mag es dieser Tage vielen Menschen in aller Welt so ergehen: Sie fragen sich, weshalb es dieser allmächtige Schöpfer erneut zugelassen hat, dass ein sinnloser Krieg unser Miteinander erschüttert. Nicht erst seit dem Holocaust fällt es auch vielen Christen schwer, an diesen theistischen Lenker zu glauben. Lässt er uns mit dem Wahnsinn einzelner Staatenlenker schon wieder alleine? Wie können wir ihm angesichts der schrecklichen Bilder von Zerstörung und Leid noch vertrauen? Und weshalb vermag er es offenbar wiederkehrend nicht, Riegel vor einen selbstherrlichen Politiker zu schieben? Die Enttäuschung und die Verzweiflung angesichts seiner offenbaren Untätigkeit muss letztendlich zu Zweifeln führen. Wieder kommt die „Theodizée“-Frage auf – und sie lässt uns mit Kopfschütteln zurück. Doch schon Zofia Jasnota formulierte in seinem Lied „Unfriede herrscht auf der Erde“ (EG 663, Ausgabe für Baden) von 1977, dass „Gott selbst es sein wird“, der der Welt Frieden schenkt. Dabei handelt es sich aber eben nicht um diesen menschlichen Pazifismus, den wir uns vorstellen. Bereits im Rahmen der Schöpfungsgeschichte wird klar, wonach Gott die Eigenverantwortung und Freiheit seiner Ebenbilder als das wohl höchste Gut an uns irdische Wesen geschenkt hat. Er befähigt uns zur Einsicht, was „gut“ und „böse“ ist. Dazu gehört letztlich auch der schwer zu fassende Umstand, dass es Menschen gibt, die ihre eigene Interpretation dazu haben. Auch Putins wirre Vorstellungen müssen wir unter diesem Aspekt als eine völlige Zumutung hinnehmen, wenn wir uns gleichzeitig bewusst werden: Gott ist kein Lückenfüller, der uns in glückseligen Zeiten selbstständig agieren lässt und den wir lediglich in Krisen zu Rate ziehen können. Wenn wir uns vollständig auf ihn einlassen, bedeutet das auch, mit menschgemachten Katastrophen umzugehen. Gleichsam wäre es falsch, ihm eine vollständige Abwendung von der Welt vorzuwerfen. Denn es ist seine eigene Art und Weise des Beistands, den er uns auch dann zuteilwerden lässt, wenn wir seine Abwesenheit beklagen – weil wir seine Form des Friedens nicht verstehen und erkennen können. Solidarität und Humanität sind seine Möglichkeiten des Ausdrucks von Versöhnung. Und sie merken wir auch im Ukraine-Krieg 2022 erneut: Es sind diese unfassbaren Gesten der Mitmenschlichkeit, von Trost und der ausgestreckten Hand, die weite Teile der in- und ausländischen Zivilbevölkerung den Opfern dieses unerträglichen Konfliktes zukommen lassen. Die Suppe, die sie für die Flüchtenden kochen. Matratzen und Tücher zum Schlafen in den eigenen vier Wänden für die Schutzsuchenden von nebenan. Transparente und Banner bei den unzähligen Demonstrationen und Protesten. All das ist Gottes Friede.
Dennis Riehle
Konstanz

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