Posteingang - Nairobi
Posteingang - Nairobi
Simon Maina/AFP/Getty Images
Schulen öffnen wieder
Wer arm ist, wird noch ärmer. Wer reich ist, kann den Lockdown gut verkraften.
Katrin JullienPR
11.03.2021

Kurz bevor die nächtliche Ausgangssperre beginnt, wird es trubelig auf den Straßen ­Nairobis. Jeder versucht, noch rechtzeitig nach Hause zu kommen, um keine Strafe zahlen zu müssen. Matatus, die typischen kenianischen Sammel­taxis, fahren dicht an dicht. Von 22 bis 4 Uhr dürfen nur noch Menschen ­unterwegs sein, die in systemrelevanten Berufen arbeiten oder Ausnahmegenehmigungen vorweisen können. Trotzdem: Auch in der Nacht ist die Stadt nicht wirklich leer. Es scheint, als könnte man die Ausgangssperre umgehen, wenn man nur die richtigen Kontakte hat.

Katrin JullienPR

Katrin Jullien

Katrin Jullien lebt in Nairobi und leitet das Regional­büro der Diakonie ­Katastrophenhilfe.

Die kenianische Regierung hat schnell und umfassend reagiert, nachdem im vergangenen März der erste Corona-Fall auftrat. Unter anderem verhängte sie die nächtliche Sperre, schloss die Schulen und gab die Empfehlung heraus, im Homeoffice zu arbeiten. Im Lauf der Zeit zeigte sich deutlich, wie die Pandemie die ­krassen sozialen Spaltungen im Land offenlegt. Die Menschen mit geregelten Arbeitsverhältnissen arbeiteten zu Hause, wenn möglich, dank stabilem Internet war das kein großes Problem.

Das schwierige Leben wurde zur Notlage

Aber mehr als 60 Prozent der Stadtbewohner:innen ­leben in Slums und verdienen ihr Geld als Tagelöhner:innen oder mit "informellen", also nicht registrierten Jobs. Sie verloren ihre Existenz: Die Märkte, auf denen sie Waren verkauften, schlossen. Frauen wurden nicht mehr als Haushaltshilfe und Kindermädchen engagiert. Das ohnehin schwierige Leben wurde zur Notlage.

Kinder aus armen Familien traf die lange Schulschließung besonders hart. Während ihre Mitschüler:innen digitale Angebote nutzten, hatten sie kaum Zugang zu Bildung. Viele ­müssen jetzt auch arbeiten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Die Schulen in Kenia öffneten Anfang Januar wieder, nach neuneinhalb Monaten Pause. Laut Medien­berichten fehlten Tausende Kinder in den Klassenzimmern.

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" Viele ­müssen jetzt auch arbeiten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern."
Das verstehe ich nicht ganz. Die Eltern können nicht arbeiten, weil sie ihre Jobs verloren, und die Märkte schlossen.
Das ist nachvollziehbar, was aber können dort Kinder tun, um ihre Familien zu unterstützen ??
Der Schulbesuch in Kenia ist kostenlos, aber nicht Schuluniformen und -bücher.
Trotzdem ist es doch kein Grund, nicht zum Unterricht zu erscheinen. Außerdem lernen Kinder schnell, und der Ausfall kann kein wirkliches Drama bedeuten. Objektiv betrachtet. Vielleicht macht man es sich auch extrem einfach damit, wenn man die Härte und die damit einhergehenden Verluste, mit ein bisschen Mitleidsrhetorik garniert, akzeptiert, und sich mit Verve dem neuen Lernen via Internet zuwendet ?
Frei nach dem Motto, es muss ja schließlich weiter gehen !
Wie dem auch sei, warum sollte ausgerechnet Kenia darin eine Ausnahme bilden ?

Die Pandemie ist ein absoluter Ausnahmezustand, den zusätzlich zu dramatisieren, überhaupt kein gutes Licht auf die allgemeine Berichterstattung wirft, meiner Ansicht nach.
Ein wenig mehr Recherche wäre gut, allemal besser als sich in den allgemein üblichen Tenor vieler hier ähnlicher Berichte einzureihen, mit der üblichen pauschalen Behauptung, die Armen werden ärmer, die Reichen immer reicher.
Mich überzeugt ein solcher Bericht nicht, und ist vollkommen unschlüssig.

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