Portal - Warten auf Marschrutka ­
Portal - Warten auf Marschrutka ­
Jakob Schnetz
Warten auf Marschrutka ­
In der westsibirischen Universitätsstadt Tomsk sind die öffentlichen Busse, die Marschrutkas, warme Orte der Geborgenheit - mit trauriger Vergangenheit.
20.12.2019

Marschrutka ­
heißt das Verkehrsmittel, auf das die Leute hier, Bürger der westsibirischen Universitätsstadt Tomsk, geduldig warten. Marschrutkas sind Minibusse, die den Fahrern selbst gehören und von ­ihnen gemütlich oder ­lustig eingerichtet sind, 
es gibt Musik nach dem Geschmack des Fahrers, Pop, Klassik, Volksmusik. Warme Orte der Geborgenheit, sagt der Fotograf ­Jakob Schnetz. Er hat 
viel Zeit in den Bussen verbracht – und an den Haltestellen. Eigentlich 
ja ein zweifelhaftes Vergnügen: im Schnee auf den Bus warten. Zu kalt, zu nass, und zu viele von den hübschen Flocken landen auf der Brille. ­Allmählich feuchten die Stiefel durch, und der Bus kommt immer noch nicht. Der Name "Marschrutka" soll sich übrigens aus 
dem Wort "Marschroute" entwickelt haben. Schon traurig, was wir Deutschen an Spuren hinterlassen haben. Und gut, dass ­Russen "warme Orte 
der Geborgenheit" draus machen.

Permalink

Marschrutkas schließen überall in Russland die Lücke zwischen öffentlichem Nahverkehr , der , wie bei uns , nicht oft genug fährt und Taxen, die für die meisten Menschen zu teuer sind .
Das Prinzip ist : man wartet , dass mindestens 5 Fahrgäste zusammenkommen und dann schnurrt das Marschrutka-Auto los und setzt die Fahrgäste in der Nähe der Wohnung ab , oft mit vielen Einkäufen, Tüten und Kisten ,die man sonst weit schleppen müsste, weil die Haltestelle des öffentliches Busses weit weg von zu Hause ist.
Ein gutes Prinzip , dass bei uns, gerade auf dem platten Land , wo zwei Mal am Tag der Schulbus fährt, eine gute Alternative wäre .
Rätselhaft ist allerdings, was den Autor dazu veranlasst zu schreiben „ Der Name "Marschrutka" soll sich übrigens aus dem Wort "Marschroute" entwickelt haben. Schon traurig, was wir Deutschen an Spuren hinterlassen haben.
Was ist daran traurig ? Auf Russisch heißt Marschrut : „Reiseroute“, „Strecke“ und ist eins der unzähligen Wörter, die die Deutschen mit nach Russland gebracht haben.
Peter der Große lud Handwerker ,Wissenschaftler , Bergleute und viele andere Fachleute nach Russland ein, um das Fenster des rückständigen Landes nach Westen aufzustoßen.
Katharina die Große, gebürtige Prinzessin von Anhalt Zerbst, warb vor 250 Jahren deutsche Bauern an, die das Land an der Wolga urbar machen und gegen die Tataren verteidigen sollten. Ihre Nachkommen sind heute bekannt unter dem Namen „Russlanddeutsche“.
Seit Peter dem Großen und Zarin Katharina gehören Wörter wie Rjuksak, Lejtmtoiv, landschaft, Klejster , potschta , schlagbaum , schnurowat´( zuschnüren ) , Schpinat , Strich, Traktor , Traur , Stul , Ziferblat , Wunderkind usw. usw. zum russischen Sprachschatz.
Was also ist an Marschrutka=Reisestrecke traurig? Die deutsch-russischen Beziehungen beginnen nicht mit dem deutschen Überfall 1941 und das Wort Marschrutka hat damit nichts zu tun.
Schon Lübecker Kaufleute errichteten um 1200 ein Hansekontor in Nowgorod.... und das Bild von den pünktlichen, ordentlichen , genauen Deutschen zieht sich seit Jahrhunderten durch die russische Literatur.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Rita Knobel-Ulrich

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.