Bessermacher - Willi Weitzel
Bessermacher - Willi Weitzel
Sebastian Arlt, Studio Käfig
Familie Sparfuchs
Wir duschen, wir heizen, wir fahren Auto. Das verursacht fast zwei Drittel der CO2-Emissionen in privaten Haushalten. Familie Fuchs macht es besser - und spart Energie.
20.12.2019

Willi: Ich habe mich unter der Dusche gefragt: Was will ich von der Familie Fuchs wissen? Grübeln Sie auch beim Duschen oder kostet das zu viel Energie?

Beatrix Fuchs: Wenn ich mich einseife, ­mache ich das Wasser aus. Das wird zur Gewohnheit. Grübeln kann man ja trotzdem noch.

Franz Fuchs: Warmwasser für Dusche und Heizung erzeugen wir energieeffizient per Wärmepumpe. Die pumpt Grundwasser mit einer Temperatur von zwölf Grad nach oben, entzieht ihm Energie, mit der wir heizen, und pumpt es zurück in einen zweiten Brunnen.

Willi: Etwa 70 Prozent der Energie, die man im Haushalt verbraucht, geht fürs Heizen drauf. Ich habe mir heute dicke Socken angezogen! Wie lebt es sich im Winter energiesparend?

Franz: Die Pumpe läuft das ganze Jahr. Der Wirkungsgrad beträgt eins zu fünf – fünf Teile der Energie kommen aus dem Grund­wasser, ein Teil aus dem Strom.

Beatrix: Wir haben früher in der Mietwohnung oft gefroren, hier nicht mehr.

Franz: Und haben das Fünffache fürs Heizen ausgegeben.

Willi: Woher kommt der Strom?

Beatrix: Wir haben den Ökostromtarif der Stadtwerke. Es gibt auch andere Anbieter. Mit meinem Büro sind wir auch schon gewechselt.

Willi: Was machen Sie beruflich?

Beatrix: Ich bin Steuerberaterin in einer Kanzlei. Meinen Kollegen sage ich immer: Ihr könnt rechnen, zeigt euren Kunden, dass sie ihre Kosten senken, wenn sie Energie ­sparen. Es gibt gute Beispiele. Ein Biergarten in ­Pfaffenhofen verdient mit Solarstrom vom Dach zusätzliches Geld.

Willi: Toll! Da kann ich guten Ge­wissens ein Steak essen! Lebens­mittel fressen ja auch viel Energie . . .

Franz: Wir essen weniger Fleisch als früher, aber in besserer Qualität.

Beatrix: Und keines aus Massentierhaltung.

Franz: Wenn ich Gast bin und es gibt Fleisch, esse ich es auch, schon aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern.

Beatrix: Man will zu oft den sozialen ­Frieden wahren. Wenn das Fleisch aus Massentierhaltung kommt, bin ich mit Beilagen zu­frieden.

Franz: Manche Leute reagieren gereizt auf so etwas. Oder auf Fragen wie: Muss die dritte Fernreise im Jahr wirklich sein?

Willi: So was fragen Sie?

Franz: Manchmal. Die härteste Antwort war: "Dann sollen die in Afrika eben weniger ­Kinder kriegen." Greta Thunberg ist zur Hasszielscheibe geworden, weil manche Angst ­haben, dass sich was ändert.

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Willi Weitzel

Willi Weitzel, Jahrgang 1972, ist Moderator, Reporter und Autor. Er wurde bekannt als Gesicht der TV-Sendung "Willi wills wissen", in der er von 2001bis 2009 einer ganzen Generation an Kindern die Welt erklärte. Viele Folgen sind heute noch auf "YouTube" zu sehen. Samstags ist er im BR Fernsehen mit der Sendung "Gut zu wissen" zu sehen. In der edition chrismon ist sein Buch "Der Islam. Fragen und Antworten für alle, die’s wissen wollen" erschienen (mit Mouhanad Khorchide).    

Willi: Ah, die Sarah kommt nach Hause, ­eure Tochter! Wie war das für dich, mit dem Energie­sparen?

Sarah: Ich hatte eine tolle Kindheit, früher sogar mit Fernreisen! Aber Fliegen geht bei uns nicht mehr.

Beatrix: Die Kinder haben gemosert, dass sie jetzt so lange im Auto sitzen.

Sarah: Die 18 Stunden nach Kalabrien waren hart. Die neun Stunden zur Nordsee auch.

Willi: Jetzt bist du 19. Wie siehst du das heute?

Sarah: Es gibt hier auch tolle Gegenden, in die man fahren kann.

Willi: Wie sind Sie mobil?

Beatrix: Wir fahren beide ein Elektroauto. In der Stadt bin ich mit dem Rad unterwegs, das ist am schnellsten.

Franz: Schweren Herzens habe ich mich für ein koreanisches Auto entschieden, aber die deutsche Industrie wacht ja erst jetzt auf. ­Man muss a bisserl planen, am Vorabend das Auto aufladen und unterwegs Pausen machen. Im Sommer waren wir sogar in Italien.

Willi: Wie weit kommen Sie mit dem Auto?

Franz: Mit meinem im Sommer über 400, im Winter 350 Kilometer weit. Und an der Auto­bahn gibt es inzwischen viele Schnellladestationen, da dauert es maximal 25 Minuten für 80 Prozent Batterie­ladung.

Beatrix: Das ist doch eine schöne Pause!

Willi: Ich habe richtig viel Energie gewonnen, vielen Dank!

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Hallo Willi,
sicherlich ein Beispiel, aber für den deutschen Normalbürger nicht nachvollziehbar.
Warum?
1. offensichtlich Neubauhaus mit Erdwärme, damit scheiden alle Altbaueigentümer aus und nicht jeder Neubauer kann diese neuen System finanzieren.
2. wer kann sich zwei Elektroautos leisten.
3. nahverkehrssysteme schwach
4. die meisten Bürger wohnen nicht in Grossstädten, in denen fussläufig fast alles erreichbar ist usw.
Trotzdem kann jeder nach seinen Möglichkeiten, einen mehr oder weniger grossen Beitrag leisten.
Aber Fakt ist: Einen wesentlichen Beitrag kann man nur leisten, wenn in neue energieeffiziente Technik investiert wird und das nicht jeder. Lg

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Liebe Chrismon-Redaktion,
ich bedanke mich herzlich für den tollen Beitrag über Weitzel und die Bessermacher. Das ist genau was wir brauchen! Es bewegt sich so wenig. Auch wir versuchen so konsequent wie möglich zu leben, aber auch für uns ist eine Familie wie die von Frau Fuchs ein großes Vorbild.
Und: Danke, dass Sie schon so lange die Chrismon der ZEIT beilegen. Ich kann mir nicht vorstellen, was das kosten muss, aber sicher haben
Sie einen guten "Deal" gemacht. Ich wäre ansonsten nie auf Sie aufmerksam geworden.
Daher: Danke und herzliche Grüße aus Mainz

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ich verstehe den Hype um die Elektroautos nicht: Gewinnung der Rohstoffe, Herstellung und Entsorgung der Batterie sind doch enorm umweltschädlich und energieintensiv und mit Kinderarbeit belastet, das kann man kaum verantworten. Aber eine Wohlstandsfamilie kann sich halt zwei E-Autos leisten! Ähnlich wie die Wohlstandsfamilie Thunberg es sich leisten kann, ihrer Tochter Weltreisen von einem Jahr zu finanzieren. Sollte Chrismon da nicht etwas kritischer sein? Vielleicht auch mal eine Familie Normal- oder Geringverdiener im nördlichen Ruhrgebiet besuchen (auch von denen sind viele noch immer Kirchenmitglied!).

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