Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm besuchte vor mehr als drei Jahren Soldaten auf einem Schiff der Bundeswehr, die damals noch Rettungseinsätze fuhr.
epd-bild/Thomas Lohnes
Dass im Mittelmeer noch immer Menschen ertrinken, sei nicht hinnehmbar, findet die evangelische Kirche. Gemeinsam mit anderen Organisationen will sie nun ein eigenes Rettungsschiff schicken. Sie erfüllt damit die Forderung einer Basisbewegung.
12.09.2019

Die evangelische Kirche will sich mit einem eigenen Schiff an der Seenotrettung im Mittelmeer beteiligen. Man wolle nicht hinnehmen, dass dort weiter Menschen ertrinken, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Donnerstag in Berlin. Gemeinsam mit anderen Organisationen will die EKD einen Verein gründen, der ein eigenes Schiff kauft, umbaut und betreibt. Zum dahinter stehenden Bündnis gehören nach Angaben des Bischofs zahlreiche Institutionen und Organisationen, auch Kirchengemeinden und Sportvereine. Bedford-Strohm rechnet mit einem hohen sechsstelligen bis niedrigen siebenstelligen Betrag für die Aktion.

Nach Resolution der Laienbewegung

Die Idee, ein eigenes Schiff ins Mittelmeer zu entsenden, wird innerhalb der evangelischen Kirche seit dem Kirchentag im Juni in Dortmund diskutiert. Eine Resolution der Laienbewegung hatte die EKD aufgefordert, mit einer eigenen Rettungsmission ein Zeichen zu setzen. "Wir setzen damit ein klares Zeichen", sagte Bedford-Strohm nun. Den Beschluss für die Gründung des Vereins hat der Rat der EKD nach den Worten seines Vorsitzenden am vergangenen Freitag gefasst.

Egal aus welchen Gründen Menschen in Lebensgefahr seien, bestehe die Pflicht zu helfen, sagte Bedford-Strohm: "Not hat keine Nationalität." Die Kirche sei in dieser Situation kein politischer, sondern ein "diakonischer Akteur", betonte er.

"Not hat keine Nationalität"

Die Seenotrettung im Mittelmeer ist ein Streitthema unter den EU-Staaten. Italien hatte unter Innenminister Matteo Salvini, der inzwischen nicht mehr im Amt ist, wiederholt Rettungsschiffen die Einfahrt in Häfen verweigert. Crews und Gerettete mussten teilweise wochenlang auf dem Wasser ausharren. Deutschland setzt darauf, dass sich die EU-Staaten auf eine Verteilung der Geretteten einigen, weil Italien nicht allein für die Anlandenden aufkommen will. In der nächsten Woche will sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit der neuen italienischen Innenministerin Luciana Lamorgese in Berlin treffen.

In der Haushaltsdebatte am Donnerstag im Bundestag sagte Seehofer: "Ich denke, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass wir Menschen vor dem Ertrinken retten, aber wir wollen ein Regelverfahren, das diese erbärmlichen Zustände der letzten Monate vermeidet." Am 23. September kommen einige der EU-Innenminister auf Malta zusammen, um weiter darüber zu beraten.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen

Bedford-Strohm präsentierte den Beschluss für ein eigenes Schiff gemeinsam mit Vertretern von "Ärzte ohne Grenzen", den Organisationen "Seebrücke" und "Sea-Eye" sowie dem Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Die brandenburgische Hauptstadt gehört zum Bündnis "Städte Sicherer Häfen", die als Kommunen anbieten, zusätzliche Flüchtlinge aufzunehmen.

Welche Organisationen genau den Verein mitgründen werden, blieb am Donnerstag noch offen. Bedford-Strohm hofft auch auf Unterstützung aus der katholischen Kirche. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, äußerte sich zunächst zurückhaltend. Das Engagement der EKD sei begrüßenswert. Auch für die katholische Kirche bleibe die Seenotrettung ein wichtiges Anliegen. "Neben diesem evangelischen Projekt wird es auch auf katholischer Seite weiterhin Aktivitäten in diesem Feld geben", sagte Kopp, ohne konkretere Angaben zu machen.

Applaus von den Grünen

Unklar ist auch noch, wer welchen Anteil an den Kosten trägt. Die Evangelisch-reformierte Kirche hatte bereits vor längerer Zeit angekündigt, 15.000 Euro für ein kirchliches Seenotrettungsschiff spenden zu wollen. Die EKD selbst unterstützte bereits das Aufklärungsflugzeug "Moonbird" im Mittelmeer finanziell.

Begrüßt wurde die Initiative der EKD von den Grünen. Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt und die Abgeordnete Luise Amtsberg sagten, die Kirche gehe mit gutem Beispiel voran. Die parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, Britta Haßelmann, twitterte: "Danke dafür". Auch der Kirchentag begrüßte in einer Mitteilung, dass die EKD seiner Forderung nachkommt.

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Ich bin Anfang dieses Jahres zum schiitischen Islam konvertiert. Ich halte diese Politik in der ev. Kirche nicht mehr aus. Das ist nicht mehr meine Religion, was die da machen, sondern Politik auf dem Kirchensteuersäckel, von der Kanzel.

Dass die Rettung in die EU verursachend für das Ertrinken der Menschen im Mittelmeer ist, sollte ja jedem irgendwann bewusst werden. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

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Bin gestern aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Will mit meiner Kirchensteuer nicht noch mehr sogenannte Gerettete finanzieren.

Antwort auf von Renate Heitel (nicht registriert)

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Nach dem politischen Islam ist nun auch die evangelische Kirche unter dem Landesbischof Bedford-Strohm (SPD) so weit politisiert, dass sie zusammen mit anderen Hilfsorganisationen ein eigenes "Seenotrettungsschiff" ins Mittelmeer schicken will. In Wirklichkeit handelt es sich aber nicht nur um "Seenotrettung" der sich freiwillig in Gefahr begebenen Flüchtlinge, sondern um Beihilfe für die illegale Einwanderung vorwiegend moslemischer Flüchtlinge nach Deutschland. Wegen dieser Amtsanmaßung von staatlich alimentierten Kirchenfunktionären werde ich aus der evangelischen Kirche austreten - evtl. zusammen mit weiteren Personen, die auch nicht damit einverstanden sind.

Antwort auf von Harald Freihoffer (nicht registriert)

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Bisher begab sich ein Kirchenbesucher freiwillig in die Gefahr, neben islamophoben Ausländerfeinden auf der Kirchenbank Platz nehmen zu müssen. Wenn die angekündigte Fluchtbewegung aus der Kirche stattfindet, ist zumindest diese Gefahr etwas kleiner geworden.

Mit evangelischem Gruß
Adam Mair

Sehr geehrter Herr Adam Mair (vorausgesetzt, dies ist Ihr richtiger Name!) - in Ihrer polemischen Aufzählung hatten Sie von der Gefahr berichtet, neben "islamophoben Ausländerfeinden" (Rassisten und Nazis hatten Sie vergessen!) Platz nehmen zu müssen - ich glaube allerdings, dass Sie schon länger in keiner Kirche mehr waren, dann hätten Sie nämlich bemerkt, dass die Kirchen heute weitgehend leer sind - kein Wunder, nachdem allein 2018 mit ca. 220.000 nur ev. Kirchenaustritten eine neue Rekordzahl erreicht wurde. Interessant ist auch, dass Sie meine Bemerkung zum "politischen Islam" mit "Islamophobie" gleichsetzen - das zeigt, dass Sie sich mit der Thematik bisher nur oberflächlich bzw. gar nicht befasst haben; oder erklären Sie mir, warum islamkritische Autoren wie Necla Kelek, Seyran Ateş ,Hamed Abdel Samad, Ahmad Mansour, Bassam Tibi u. v. m unter Polizeischutz agieren müssen? Ich glaube, die Gefahr war nie größer, in der Kirche neben einem selbstgerechten Pharisäer oder Moralapostel als neben einem Ausländerfeind zu sitzen - denken Sie mal darüber nach.

In diesem Sinne freundliche Grüße (im Ggs. zu Ihren ideologischen Grüßen)

Harald Freihoffer

Sehr geehrter Herr Freihoffer, Sie schreiben: "erklären Sie mir, warum islamkritische Autoren wie Necla Kelek, Seyran Ateş ,Hamed Abdel Samad, Ahmad Mansour, Bassam Tibi u. v. m unter Polizeischutz agieren müssen"

Staatlicher Personenschutz wird nach einer Gefährdungsanalyse verhängt und ist ziemlich selten. Ob alle diese Personen, die u. a. in einem Artikel der Zeitschrift Cicero aufgeführt werden, tatsächlich staatlichem Personenschutz unterstellt wurden, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass in keinem einzigen Fall die Gefährdung der Person damit begründet wurde, dass wieder mal im Mittelmeer beinahe Ertrunkene aus dem Wasser gefischt wurden. Der Zusammenhang, den Sie hier gerne in die Welt setzen oder am Laufen halten würden, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Bootsflüchtlinge angelandet, also Polizeischutz ausbauen!

Ansonsten irren Sie auch mit der Vorstellung, die gähnende Leere in den Gottesdiensten wäre eine Folge der Kirchenaustrittswelle. Nein, die Kirchenbänke waren schon lange vorher leer.

Auch mit Ihrer Vermutung "Rassisten und Nazis hatten Sie vergessen!" liegen Sie daneben. Das hatte ich nicht vergessen, sondern vorsätzlich weggelassen. Die Selbsteinschätzung der von mir Adressierten überlasse ich gerne diesen selber.

Mit evangelischem Gruß, bei entsprechender Nachfrage gerne auch "polemischer, selbstgerechter, pharisäerhafter, ideologischer oder moralapostolischer" Gruß

Adam Mair

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Zufällig ist diese Woche der Wochenspruch "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."
Damit begründet die EKD, warum sie ein Schiff kaufen will, um die die Schiffbrüchigen vor Afrika zu retten und nach Europa zu bringen.
Doch dieses Bibelwort eignet sich nicht für die Rettungsaktion im Mitteelmeer - die schiffbrüchigen Migranten sind nicht die geringsten Brüder, die Ärmsten der Armen. Wer es bis dahin geschafft hat, hat Tausende von Dollars für die teure Flucht ausgegeben. Es ist daher eher der afrikanische Mittelstand, der sich die "Flucht" finanziell leisten kann.
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Will man wirklich den Ärmsten der Armen helfen, muss man sich am Evangelium des vergangenen Sonntag orientieren: Am Beispiel des barmherzigen Samariters. Er ist nicht in Samarien geblieben, sondern hat sich aufgemacht und vor Ort geholfen. So sollte auch die EKD zu den Armsten der Armen in Afrika gehen, die sich die teure Flucht nicht leisten können, und dort helfen. Wenn man weiß, dass jeder Euro, der für Flüchtlinge nicht in Deutschland sondern vor Ort ausgegeben wird, die 37fache Wirksamkeit entfaltet - dann ist die Hilfe direkt in den Herkunftsländern nicht nur evangeliumsgemäßer, sondern auch effektiver und effizienter.
Zudem: Ein nicht begleiteter jugendlicher Flüchtling kostet den deutschen Staat 8000 € im Monat - von dem Geld könnte man in Afrika nicht nur ihn, sondern seine ganze Großfamilie ernähren. Und der Junge wäre nicht gezwungen, seine Familie und Heimat zu verlassen.

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