Ärzte über Homöopathie
Was hilft ­wirklich, wenn man krank ist?
Viele Menschen schwören auf homöopathische Medizin. Die Ärztin Natalie Grams hat sich davon komplett losgesagt. Der Arzt Sven Gottschling hält viel von der Akupunktur. Ein Doppeleinterview
Begegnung Natalie Grams, Sven Gottschling
Arzt Sven Gottschling und Ärztin Natalie Grams
Anne-Sophie Stolz
Tim Wegner
15.07.2019
10Min
chrismon: Geben Sie homöopathische Globuli, wenn Ihre Kinder krank sind?

Beide: Nein!

Natalie Grams: Das Allermeiste vergeht doch von ­alleine. Man liest ein Buch vor, kümmert sich liebevoll. Ein ­junger Körper hat enorme Selbstheilungskräfte – blaue Flecken verschwinden über Nacht, Wunden heilen rasch, Fieber kann innerhalb von Stunden sinken. Dann wird aus einem schwer kranken Kind im Handumdrehen ein putz­munteres. Wenn
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Nebenbei gefragt

Frau Grams, welche Musik tut Ihnen gut?

Natalie Grams: Tango. Ich bin leidenschaftliche Tango­tänzerin. Aber in ­meiner Jugend war ich in der Punkszene, ich kann auch mit solcher Musik was anfangen.

Machen Sie auch was Ungesundes, Unvernünftiges?

Für mich ist wirklich das Unvernünftigste und Ungesündeste meine Arbeit. Ich bin eigentlich ein relativ vernünftiger Mensch. Was Sport angeht, schlage ich noch am ehesten über die Stränge, ich fahre mit dem Rennrad Berge hoch.

Herr Gottschling, welche Musik tut Ihnen gut?

Sven Gottschling: Ganz fieser, richtig biestiger Heavy Metal.

Machen Sie auch was Ungesundes, Unvernünftiges?

Ständig. Man lebt nur einmal, und wenn man es richtig macht, dann reicht das auch. Ich ­liebe es zum ­Beispiel, auf ­Kongressen mit Kollegen bis morgens um fünf um die Häuser zu ziehen und dann völlig zerschossen ­am nächsten Morgen um acht Uhr einen Vortrag zu halten. Also zu ­gucken: Krieg ich ­trotzdem die ­Performance hin? ­Bisher hat’s geklappt.

Infobox

Freches Video von Jan Böhmermann über Homöopathie im NEO MAGAZIN ROYALE

Die Youtuberin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim erzählt unterhaltsam und unglaublich verständlich, was es mit der Homöopathie auf sich hat - bei FUNK, dem Angebot von ARD und ZDF für jüngere Menschen (Ältere sind davon aber ebenso begeistert).

Das Informationsnetzwerk Homöopathie setzt sich "für eine ehrliche Medizin und für faire Aufklärung über Homöopathie ein" - besonders schön die FAQ, etwa die Frage "Bei Kindern und Tieren hilft's doch auch - die können sich die Wirkung doch nicht einbilden!"

Für alle, die es ganz genau wissen wollen, gibt es eine kommentierte Liste von wissenschaftlich hochwertigen Studien zur Homöopathie.

Antwort auf von Andreas Dill (nicht registriert)

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Herr Dill,

Sie haben völlig recht, dass es der Pharmaindustrie vor allem um Gewinne geht, so ist das nun mal in der Wirtschaft und das gilt auch für den Teil der Pharmaindustrie, der Homöopathika herstellt. Das sind übrigens nicht nur kleine mittelständische Betriebe. Heel beispielsweise gehört zur Delton-AG des BMW-Großaktionärs Stefan Quandt. Und als Einblick in die Gewinnmargen der Homöopathiehersteller, siehe z.B. die Unternehmensdaten für Boiron: https://www.boerse.de/fundamental-analyse/Boiron/FR0000061129. Die Gewinne können sich sehen lassen.

Antwort auf von Andreas Dill (nicht registriert)

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Der Spruch "Wer heilt, hat recht" geht vielen Ärzten leicht über die Lippen. Das gilt für die sogenannten Schulmediziner wie auch für Homöopathen und andere Alternativärzte.

Der Spruch ist allerdings ein Irrtum. Ein gefährlicher Irrtum übrigens. Wer heilt, hat einen Heilerfolg und der Patient freut sich. Ob das zutrifft, was sich der Arzt und/oder sein Patient zu den Gründen der erfolgreichen Behandlung denken, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Wenn ein Exorzist einer Frau per Exorzismus den Teufel austreibt, kann es durchaus passieren, dass die Frau sich hinterher besser fühlt. Ob es deswegen aber stimmt, dass es einen Teufel gibt, der herumteufelt und sich durch Gebete und anderen Schabernack dazu bewegen lässt, auszufahren, kann nur durch Argumente geklärt werden.

Wenn dieses Prüfen der Argumente unterbleibt, dann haben die Exorzisten und die sie unterstützenden Bischöfe freie Bahn und leichtes Spiel. Das kann für andere, die sich auch dem Exorzismus unterziehen und dabei Schaden leiden bis hin zum Tod, sehr übel enden.

Also: Wer heilt, kann auch völlig daneben liegen.

Friedrich Feger

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Sehr geehrte Frau Holch,
ich habe die Leserbriefe zu diesem Artikel genossen, Sie hoffentlich auch.
Allgemein scheint nicht verstanden worden zu sein, daß es ein Gespräch zwischen zwei Menschen zu einem Thema ist. Die Teilnehmer haben Ihre Meinung, Erfahrung, auch Wissen ausgetauscht und chrismon hat "mitgeschrieben. Ich kann nicht erkennen, daß Sie oder die Redaktion Stellung bezogen haben zum Thema Homöopathie? Warum dann diese ganze Briefflut gegen Sie? Die Resonanz ist beachtlich und zeigt, daß es richtig war, zu publizieren.
Ich lese chrismon online und nehme mir die Zeit, dies in Ruhe und gründlich zu tun.
Danke für die anregende Lektüre!
Mit freundlichem Gruß

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Sehr geehrte Frau Chefredakeurin Holch,
Ich habe einige Vorschläge für wirklich investigative Fragen an Frau Grams, wenn Sie sie das nächste mal zum Gespräch laden:
"Frau Grams, wie leben Sie mit dem Widerspruch in Ihren Aussagen in den Medien (nichts drin-->nichts wirkt) zu Ihren Aussagen im Buch "Homöopathie neu gedacht" (Seite 179):
“ Ab der emotionalen Ebene haben wir es NICHT MEHR MIT REIN MATERIELLEN, MESSBAREN, biologisch-physikalischen Tatsachen ZU TUN“!
oder
"Dies reklamieren doch gerade die Homöopathen für Ihre Therapieform?"
oder
"Frau Grams, was meinen Sie mit der Aussage (selbiges Buch Seite 177): “Ich bin davon überzeugt, dass der GEIST Teil der Medizin sein und werden könnte“."
oder
"Wenn ich obiges in Ihrem Buch lese, was hat Sie dann als ehemals glühende Verehrerin Hahnemanns
(Aus dem Vorwort von „Homöopathie neu gedacht“:„Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, wollte ich ein flammendes Plädoyer für die Homöopathie schreiben. Ich wollte als überzeugte Homöopathin allen Zweiflern aufzeigen, was die Homöopathie möchte und kann.“,)
... was hat Sie WIRKLICH zur erbitterten Gegnerin der Homöopathen werden lassen, die Sie mit missionarischem Eifer verfolgen als wärem sie Hexen oder Hebammen im Mittelalter, die es gilt, dem Fegefeuer zuzuführen?"
Auf dieses Interview bin ich gespannt!

Herr Hümmer,
wir haben einen Ihrer Kommentare nicht veröffentlicht, weil er Beleidigungen enthielt. Bitte bedenken Sie, dass Beleidigungen juristische Folgen haben können.
Zu Ihrer Frage bezüglich der "Widersprüchlichkeit" von Frau Grams: Etwas zu erkennen, ist meist ein Prozess. Frau Grams hatte bei der Erstauflage ihres Buchs "Homöopathie neu gedacht. Was Patienten wirklich hilft" (2015) noch gehofft, es lasse sich eine Brücke schlagen zwischen Homöopathie-Anhängern und Kritikern - die homöopathischen Medikamente hatten sich als nicht wirksamer als Placebo erwiesen, so lernte sie aus Studien, aber das ganze Setting einer homöopathischen Behandlung schien ihr hilfreich und also erhaltenswürdig. Doch dann sah sie, dass ein Brückenschlag nicht möglich ist, zu unversöhnlich erschienen ihr die Lager. Der Verlag (Springer) wollte das Buch aber 2018 in einer Zweitauflage herausbringen, darin hat Frau Grams im Vorwort ausführlich geschrieben, dass und warum sie sich zwischenzeitlich noch weiter von der Homöopathie entfernt habe.Ihr jüngstes Buch "Gesundheit! Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen" (2018, Springer) ist daher ganz anders. Darin geht es ausführlich u.a. um Selbstheilungskräfte, den Placebo-Effekt, ob es einen Unterschied zwischen natürlichen und künstlichen Medikamenten gibt, um die Pharmaindustrie oder warum es keine Alternative zu wirksamer Medizin gibt.
Christine Holch
Redaktion chrismon

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Herr Hümmer,

da Sie ein Faible für investigative Fragen zu haben scheinen, ich hätte eine an Sie: Warum soll Frau Holch solche Fragen an Frau Grams stellen? Weil Sie gerne sähen, wenn man Frau Grams einen Widerspruch nachweisen könnte? Würde Ihnen das gefallen?

Ich gehe davon aus, dass sich Frau Grams wie alle Menschen gelegentlich in Widersprüche verwickelt oder nicht alles bis ins kleinste durchdacht hat. Uns beiden, aber auch nur uns beiden, würde das natürlich nie passieren. Nur: Was hätte der Nachweis, dass Frau Grams fehlbar ist, mit der Frage zu tun, ob die Homöopathie wirkt und wo dafür der Beweis ist?

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Sehr geehrte Frau Holch,
es liegt mir fern, irgendjemanden persönlich zu beleidigen, zu diskriminieren oder zu verletzen! Wenn dies so empfunden wurde, möchte ich mich dafür entschuldigen.
Aber wie Sie ja sicherlich mitbekommen haben, können auch offensichtliche Falschaussagen zu juristischen folgen führen (siehe Auseinandersetzung Hevert-Grams).
Und was würden Sie dazu sagen, wenn man Ihnen verböte, mit einem bestimmten Kugelschreiber fundierte Reportagen zu schreiben, die allseits Anerkennung finden und fanden, nur weil seine extravagante Form gewissen Leuten aufstößt?
Sie wären darüber, dass man Ihnen Ihr bestes Handwerkszeug aus der Hand schlagen will, vermutlich genauso empört und entsetzt wie ich, und würden "dagegen anschreiben"!

Antwort auf von Dr. Heinrich Hümmer (nicht registriert)

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Sehr geehrter Herr Hümmer,
ich glaube nicht, dass die Pharmafirma Hevert weiter gegen Natalie Grams und Jan Böhmermann vorgehen wird (der in seiner Sendung den von Hevert inkrimierten Satz , dass Globuli nicht über Placebo hinaus wirken, vielfach und immer nochmal wiederholte). Schiene mir auch ein recht erfolgloses Unterfangen, zumal etwa in den USA die Hersteller (auch deutsche) von Globuli + Co. auf ihre Präparate aufdrucken lassen (wie dort gesetzlich gefordert), dass es keinen Nachweis der Wirksamkeit gibt. Die Chemikerin und ARD/FUNK-Mitarbeiterin Dr. Mai zeigt das im Bild und erklärt sehr verständlich den so genannten "Binnenkonsens". Außerdem müsste Hevert dann ja auch all die WissenschaftlerInnen angehen, die in ihren Studien genau dies als Konklusion geschrieben haben.
Christine Holch/ chrismon

Sorry, aber jetzt versteh ich Ihr Wissenschaftsverständnis einfach nicht mehr:
"Außerdem müsste Hevert dann ja auch all die WissenschaftlerInnen angehen, die in ihren Studien genau dies als Konklusion geschrieben haben."

Aber die Konklusionen der WissenschaftlerInnen mit den anerkannt (auch von INH und gwup) wichtigsten Metaanalysen sprechen doch fast alle (WÖRTLICH!) von einem ÜBER PLACEBO HINAUSGEHENDEN EFFEKT (siehe vorhergehende links, haben Sie die überlesen?)!?

Noch ein letzter Versuch:

Zitat HRI:
„Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Homöopathie wirkt“

Dies ist die wahrscheinlich meistzitierte, völlig unzutreffende Aussage zur Homöopathie. Forschung im Bereich Homöopathie ist ein noch relativ neues Feld, es stimmt also durchaus, dass es keine große Zahl an Studien gibt, aber einige Belege ist etwas völlig anderes als keine Belege.

Bis Ende 2014 wurden 189 randomisierte kontrollierte Studien zur Homöopathie bei 100 verschiedenen Erkrankungen in peer-reviewed Zeitschriften1 veröffentlicht. Darunter fallen 104 Studien, die Placebo-kontrolliert und für eine weitere detaillierte Bewertung in Frage kommen:

41 % fielen positiv aus (43 Studien) – sie stellten fest, dass Homöopathie wirksam ist
5 % fielen negativ aus (5 Studien) – sie stellten fest, dass Homöopathie unwirksam ist
54 % waren nicht eindeutig (56 Studien)

https://www.hri-research.org/de/informationsquellen/homeopathy-faqs/there-is-no-scientific-evidence-homeopathy-works/

Das HRI ist laut Selbstauskunft eine Wohltätigkeitsorganisation: "Das Homeopathic Research Institute (HRI) ist eine innovative international agierende Wohltätigkeitsorganisation" steht auf der Homepage des HRI
https://www.hri-research.org/de/einfuehrung/

Und welche Wohltätigkeit hat es im Sinn? Dreimal darf geraten werden!

Fritz Kurz

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Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Frage der Wirkung durch Magie oder den Placeboeffekt habe ich Erfahrungen mit Tieren gemacht. Sowohl Pferde als auch Hunde haben sehr deutlich, erfolgreich und nachhaltig auf verschiedene Behandlungen reagiert.
Mir stellt sich daher die Frage, ob Tiere auf Magie oder Placebos ansprechen können. Wenn nein, reicht die geschilderte Begründung Magie oder Placebo für die Wirksamkeit der Homöopathie und Akkupunktur nicht aus.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Peter Scheunemann

Sehr geehrter Herr Scheunemann,

speziell bei Pferden soll die Placebo-Wirksamkeit von Homöopathika gut erforscht sein. Tiere, die von ihren Haltern abhängig sind, haben sehr feine Antennen für Menschen, sie müssen dazu keine Wortsprache verstehen. Gibt ein Halter Globuli und denkt: „Das wird dir helfen, mein Pferd!“, entspannt er sich und wird zuversichtlich, was sich sofort dem Tier vermittelt. Außerdem wird der Halter nun der Genesung Zeit geben. Wie man weiß, heilen aber sehr viele Malaisen nach einiger Zeit von alleine aus. Man kann als Laie am Ende dann nicht sagen, ob es die Globuli oder einfach die vergehende Zeit waren, die geholfen haben, schließlich macht man als Tierhalter ja keine randomisierte Studie mit mehreren am Gleichen erkrankten Pferden, die dann anders oder nicht oder mit Globuli behandelt worden sind. Der typische Pferde-/Schweinehalter nimmt also an, logisch, es seien die Globuli gewesen.

Vielleicht von Interesse in diesem Zusammenhang: http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=1072
und http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=3445

Mit freundlichen Grüßen
Christine Holch/ chrismon

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Bitte nicht nur eine Sichtweise
Sehr geehrte Damen und Herren der Chrismon-Redaktion,
mit Erstaunen und wachsendem Unmut habe ich in der August-Ausgabe des Magazins Chrismon das Interview mit Dr. Natalie Grams und Dr. Sven Gottschling zur Homöopathie gelesen. Chrismon greift eine z. Zt. intensiv und kontrovers geführte Diskussion auf, die zudem auf unseriöse Weise von TV-Komikern wie Jan Böhmermann und Eckart von Hirschhausen polemisch zugespitzt wird.
Umso wichtiger, dass es angesichts dieser Diskussionslage und dieses Diskussionsklimas Plattformen gibt, auf denen seriös informiert und kontroverse Themen von verschiedenen Seiten her beleuchtet werden. Das kann in einem evangelischen Magazin geschehen.
Dazu wäre es nötig gewesen, wie ich das von Chrismon sonst auch kenne, zwei Gesprächspartner mit unterschiedlichen Standpunkten zu interviewen. Stattdessen kommen in dem Artikel zwei ausgewiesene Gegner der Homöopathie zu Wort, die homöopathisch arbeitende Ärzte und Ärztinnen pauschal als selbst ernannte Heiler, die mit Zaubertricks arbeiten, verunglimpfen (Artikel S. 31).
Seit Jahren von einer homöopathisch arbeitenden Ärztin begleitet habe ich erfahren, wie hilfreich Schulmedizin und Homöopathie additiv-komplementär wirken können. Als Gemeindepfarrer weiss ich von zahlreichen Gemeindegliedern, die ebenfalls diese Erfahrung gemacht haben.

Der Artikel zeichnet bedauerlicherweise das Klischee, als seien homöopathisch arbeitende Ärzte Scharlatane. Dass das zumindest so verstanden werden kann, zeigten mir einige empörte Reaktionen von Ärzten, die den Artikel im Chrismon oder in der Beilage der ZEIT gelesen hatten.

Der Artikel erweckt den fatalen Eindruck, als sei die Evangelische Kirche grundsätzlich gegen Homöopathie - und als habe sie damit in der gegenwärtigen Diskussion eindeutig auf Seiten der Homöopathiegegner ihren Platz eingenommen.
Davon kann m. E. nicht die Rede sein. Gerade von den biblischen Texten her wissen Kirche und Theologie von unterschiedlichen Wegen der Heilung - in der Spanne von Gebet über Berührung bis hin zu medizinischen Hilfsprodukten wie Pflaster (Jesaja 38) und Arzneimitteln.

Eine Gegenposition zu Frau Grams wäre im Sinne dieser angedeuteten Pluralität hilfreich und fair gewesen.

Mit freundlichen Grüssen
Martin Hauff

Sehr geehrter Herr Gemeindepfarrer Hauff,

Sie haben den Artikel laut Selbstauskunft mit wachsendem Unmut gelesen. Es stimmt, dass keiner der beiden Ärzte zu einem Pflaster aus Pflaumen (Lutherübersetzung) oder Pflaumenkuchen (Elberfelder Übersetzung) rät, obwohl es Jesaja 38, 21 tut. Das andere Ende der von Ihnen positiv erwähnten Spanne der Heilungswege bildet das Gebet. Die meisten Ärzte kennen dieses Ende sehr gut und nehmen ihre Patienten ins Gebet mit den Worten: "Weniger saufen! Mehr Sport!"

Was ich bei Ihrem Unmut noch nicht ganz verstehe ist die implizite Behauptung, die Homöopathie wäre anzusiedeln irgendwo in der Spanne von Gebet bis Pflaumenkuchenpflaster. "Gerade von den biblischen Texten her wissen Kirche und Theologie von unterschiedlichen Wegen der Heilung - in der Spanne von Gebet über Berührung bis hin zu medizinischen Hilfsprodukten wie Pflaster (Jesaja 38) und Arzneimitteln."

Soweit meine Bibelkenntnisse reichen, hat Jesus eifrig geheilt und Teufel ausgetrieben. Hat er aber je einen großen Teufel mit Hilfe eines kleinen Teufels ausgetrieben? Von solcher homöopathischer Heilertätigkeit ist mir nichts bekannt. Ich lasse mich aber gerne von Ihnen als Fachmann eines Besseren belehren.

Mit evangelischem Gruß

Adam Mair

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Da wollte chrismon uns über die Wirksamkeit und Wirkweise von homöopathischen Arzneien informieren und dann werden zwei Kollegen interviewt, die dieser Heilmethode maximal einen Placeboeffekt zugestehen! Einfach nur schwach. Eine verpasste Chance. Man könnte meinen, auch chrismon hat damit seinen Teil zur Dämonisierung dieser Therapie beigetragen. Es ist ja gerade mal wieder en vogue!

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Sehr geehrte Damen und Herren,
der oben genannte Artikel ist an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten:
• Wenn Frau Grams die Homöopathie wirklich studiert hat, weiß sie, dass Ärzte aus dieser Fachrichtung nicht nur Globuli, sondern auch nach ihrer Rezeptur eigens zubereitete Arzneien einsetzen
• Dass Kinder für geheimnisvolle Geschichte empfänglich sind, das glaube ich gerne. Wenn sie zusammen mit Globuli erfolgreich eingesetzt werden, warum nicht? Nur bei meinem Sohn haben besondere Geschichten nicht geholfen. –Ich spreche über eine Zeit von 1970 bis 1974-. Im Winterhalbjahr hatte er ständig Erkältungen. In dieser Zeit konnte er im Kindergarten keine Freundschaften aufbauen, weil er mehr zu Hause als im Kindergarten war. In der Zeit haben wir Medikamente der Schulmedizin und auch Globuli der Anthroposophischen Medizin genutzt. Begleitend haben wir Heublumenbäder nach Maria Schlenz eingesetzt. Damit konnte die Verabreichung von damals Penicilin vermieden werden. Das war für die Schulmediziner der zweite Schritt, wenn der erste nicht half.
• Mein früherer Hausarzt hat sehr viel mit Homöopathischen Präparaten gearbeitet. Er war eher mundfaul. Niemals hat er uns den Namen seiner geheimnisvollen Pülverchen genannt, die wir in Wasser auflösen mussten. Dazu gab es dann morgens und abends 1 Globulus, Name unbekannt. Das hatte schon zum ersten Schritt der Besserung geführt. Die restlich Behandlung wurde mit Homöopathischen Tropfen fortgesetzt. Immer wieder treffe ich Patienten der gleichen Praxis: wir vermissen die Pülverchen und Liebesperlen (unser Ausdruck für die Globuli).
• Wenn Herr Gottschling gegen Kopfschmerzen eine Tablette einwirft und kritisiert dass nach dem Schluck Wasser die Besserung eintritt, so würde ich ihm raten: „Trinken Sie doch nur ein Glas Wasser oder zwei. Dann sind die Kopfschmerzen vielleicht auch weg.“ Ich tue das und mir hilft es.
Mit freundlichen Grüßen

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Sehr geehrte Damen und Herren,
bislang war ich der Meinung, dass Chrismon ein Magazin ist, dass gesellschaftliche Diskussionen anregt, aber nicht beabsichtigt, tendenziöse Meinungsbildung zu betreiben. Zum Thema Homöopathie geben Sie zwei Homöopathie-Gegner*innen durch ein Interview und freundliche Fotos breiten Raum und lassen dann im Internet Ihre Leser*innen abstimmen, ob sie die Übernahme der Medikamentenkosten durch die gesetzliche Krankenkasse befürworten oder nicht. Dass Sie damit keine faire, offene Diskussion über die Homöopathie anstreben, sondern einstimmen in die bewusste Stimmungsmache gegen Homöopathie, empfinde ich als sehr enttäuschend. Die Aussagen, die die Doktor*innen Grams und Gottschling treffen, zeigen ein völliges Unverständnis gegenüber der Homöopathie und, vorsichtig ausgedrückt, erhebliche Informationslücken im Umgang mit dieser Komplementärmedizin. Frau Dr. Grams als Kronzeugin für die Unwirksamkeit der Homöopathie heranzuziehen, weil sie die Homöopathie aufgegeben hat, ist journalistisch leichtfertig, fragt sich die Leser*in doch, ob überhaupt seriös und zumindest ausreichend recherchiert wurde. Erfolgreich homöopathisch tätig zu sein, erfordert eine hohe Expertise einerseits und Empathie für die Patient*innen andererseits. Dies gehört zu den Leitsätzen einer medizinischen Tradition, die ihren begründet angestammten Platz in der medizinischen Wissenschaft hat. Sehr wohl liegen umfangreiche Studien und Wirksamkeitsnachweise für die Homöopathie vor. Zur Wirksamkeit der Homöopathie existieren reichlich Stellungnahmen, z. B. vom Dialogforum Pluralismus in der Medizin, einem Gremium, das vom früheren Ärztekammerpräsidenten Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe und Prof. Dr. med. Peter F. Matthiessen initiiert wurde. Hier hat man sich mit den unterschiedlichen wissenschaftlichen Ansätzen in der Medizin befasst und deutliche Kritik an gängigen, insbesondere von der Schulmedizin beanspruchten Erhebungs- und Studienmethoden geäußert. Ich empfehle Ihnen in dieser Hinsicht den Artikel „Homöopathie und intellektuelle Redlichkeit“ von P. F. Matthiessen aus dem Jahr 2018. Ich bin seit über 20 Jahren als homöopathische Ärztin niedergelassen und kann nicht verstehen, wie man diese wundervolle Therapieform bekämpfen muss, als wäre es Teufelswerk. Worüber reden wir? Über weitaus weniger als ein Prozent der Medikamentenkosten im gesamten Gesundheitswesen! Hat diese Diskussion nun irgendeinen wertschöpfenden Anteil an Heilung, Pflege und Prävention für uns Menschen? Haben wir in diesen Zeiten nicht größere Herausforderungen zu bewältigen? Wir homöopathischen Ärzt*innen wissen, dass die Homöopathie nicht alleinseligmachend ist und haben demzufolge unsere schulmedizinische Ausbildung nicht vergessen. Wir betreiben integrative Medizin verschiedener Disziplinen und bieten dadurch dem Patienten eine weitere Behandlungsoption an. Genau das suchen viele Patienten. Matthiessen bringt es auf den Punkt: Im Grundgesetz ist die Freiheit der Wissenschaft im Art. 5 Abs. 3 garantiert. Der Politik, und schon gar nicht einer Frau Dr. Grams oder einem Herrn Dr. Gottschling, steht nicht zu, über die Wissenschaft und die Homöopathie Recht zu sprechen. Im Weiteren zitiert Matthiessen den Philosophen Gadamer, der die Quintessenz seiner Lehre im Alter von 100 Jahren mit den Worten zusammenfasste: „Der Andere könnte Recht haben.“ Mit Ihrem Beitrag entstand der Eindruck, dass Ihre Publikation lediglich in das gleiche Horn stößt wie all jene, die gegen die Homöopathie argumentieren. Solch eine Art Kommunikation hat einen Namen und erfreut sich heutzutage gefährlicher Beliebtheit. Ich möchte dringend anregen, auch den Homöopathie-Befürwortern Raum in Ihrer Zeitschrift zu geben. Gern erwarte ich Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen

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Es ist sehr erfreulich, dass die Kritik am "Zauberzucker Globuli" nun auch in der christlichen Szene ankommt. Gerade im kirchlichen Umfeld wird man ja als Anhänger der evidenzbasierten Medizin komisch angesehen. Kirchliche Bildungsträger haben immer noch alternativmedizinische Seminare im Angebot.
Da haben Sie einen mutigen Kontrapunkt gesetzt. Ich schätze, damit haben Sie sich auch einen kleinen Shitstorm gebastelt.

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Der Artikel von Frau Dr. Grams und Ihre Meinung über Homöopathie hat mich "erstaunt". Unreflektiert, wissenschaftsfanatisch, dumm und ignorant äußert sie sich über ein Thema, das sie auch als Homöopathische Ärztin nie wirklich begriffen hat.

Ich bin seit 35 Jahren Homöopathin und dankbar über diese wunderbare sanfte Heilweise. Dieser angebliche "Placeboeffekt" wird auch dadurch nicht wahrer wenn man ihn immer wieder herunterleiert, um damit von der Wirkung abzulenken, die in der Praxis jeden Tag erlebbar ist.

Seit Hahnemann forschen und entwickeln viele hochintelligente Ärzte und Wissenschaftler die Homöopathie erfolgreich weiter. Warum berichten Sie nicht mal darüber! Wovor fürchten sich die Homöopathiegegner so sehr??

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Der Gipfel wäre dann eine Placebo-Homöopathie. Wenn allein oder auch der Glaube helfen kann, ist jedes Gebet Homöopathie! Was für ein Glatteis! Umgekehrt hat dann auch jede Teufelsanbetung den gleichen übersinnlichen Stellenwert. Oh, Oh, Oh!

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