Radikal ungeduldig
Die junge Generation empört sich zu Recht. Doch um die Gesellschaft dauerhaft zu verändern, braucht es Ausgleich und Toleranz.
Irmgard SchwaetzerJulia Baumgart
15.07.2019

Vorgelesen: Auf ein Wort "Radikal ungeduldig"

An jedem Freitag demonstrieren Jugendliche dafür, dass Politiker, Regierungen und Wirtschaft mehr gegen den Klimawandel tun. Sie schwänzen die Schule, um den Forderungen Nachdruck zu ver­leihen. Haben wir Älteren uns nicht genau diese aktiven ­jungen Menschen gewünscht? Ich finde diese engagierte ­Generation großartig: Sie zieht sich nicht zurück. Ihr ist die Zukunft nicht gleichgültig. Sie tritt mit voller Kraft dafür ein, dass unsere Welt lebenswert bleibt.

Irmgard SchwaetzerJulia Baumgart

Irmgard Schwaetzer

Irmgard Schwaetzer, Bundesministerin a. D., war von November 2013 bis Mai 2021 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Heraus­geberin des Magazins chrismon.

Die Jugendlichen fordern, die Erderwärmung auf ­unter 1,5 Grad im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters zu begrenzen und die Energieversorgung bis 2035 auf hundert Prozent erneuerbare Energien umzustellen. Diese Ziele sind richtig und nachvollziehbar, aber sie sind ­radikal und würden gewaltige Veränderungen erfordern.

Wenn keine Energie mehr aus Kohle gewonnen wird, ­müssen sich die Kohleregionen grundlegend wandeln. Werden die Jugendlichen Verständnis dafür haben, dass die Menschen dort um ihre Arbeitsplätze bangen? Was werden sie den Lausitzern sagen, die dann schon die zweite radi­kale Veränderung innerhalb von 40 Jahren bewältigen müssten?

Sind die jungen Menschen bereit zu verzichten?

Um die Forderungen der neuen Jugendbewegung zu erfüllen, müsste sich unsere Vorstellung von Mobilität radikal ändern: Statt mit Diesel- und Benzinmotoren müssten wir alle mit Elektroautos fahren, und der öffentliche Nahverkehr müsste massiv ausgebaut werden. Das würde die Steuerzahler enorm belasten und besonders die Pendler, die auf ihr Auto angewiesen sind. Um den inneren Frieden in der Gesellschaft zu erhalten, ist es unabdingbar, dass die finanziellen Belastungen, die aus diesen Moderni­sierungsprozessen entstehen, sozial gerecht verteilt werden. Sind die jungen Menschen bereit, diese Kosten mitzu­tragen und in anderen Bereichen auf Geld zu verzichten?

Jeder wird seinen Lebensstil überprüfen und sich zum Beispiel fragen müssen: Wie viele Lebensmittel konsumiere ich, die nach Deutschland geflogen werden? Wie oft nehme ich das Flugzeug zu einem Ort, der sich auch mit der Bahn erreichen lässt? Setzen sich die Jugendlichen auch dann noch für Veränderungen ein, wenn es für sie persönlich unbequem wird?

Werden sie Verantwortung übernehmen?

Bisher machen sich die Schülerinnen und Schüler auf Demonstrationen und Kundgebungen für ihre Ziele stark. Doch werden sie den nächsten Schritt gehen und Ver­antwortung für die Umsetzung ihrer Ziele übernehmen? Werden sie sich innerhalb der Institutionen unserer Demokratie dafür einsetzen und sich in Parteien engagieren? Empörung, moralischer Überschuss und Radikalität sind ­wichtig, um Veränderungen anzustoßen. Damit sich aber dauerhaft etwas ändert, braucht es einen Ausgleich zwischen radikalen Zielen und dem, was möglich und durchsetzbar ist. Das erfordert Verhandlungen und die Bereitschaft zu Kompromissen, Dialog und Toleranz. Das ist mühsam, aber das sind zugleich die Tugenden der Demokratie.

Jugendliche trainieren in der Schule, Verantwortung ­­zu übernehmen, etwa als Mentoren für Schüler, die Hilfe brauchen, oder als Streitschlichter. In der evangelischen Kirche erleben wir, wie kluge junge Menschen in der Jugendarbeit Jüngere auf ihrem Weg ins Erwachsensein begleiten. Dort erleben wir aber auch, dass sie oft andere Vorstellungen von Mitsprache haben, als wir es gewohnt sind. Sie nutzen andere Medien, äußern sich über andere Kanäle. Sie arbeiten gern in Projekten, möchten sich aber ungern für längere Zeit binden. Parteien sollten das nicht abwerten oder darüber klagen, sondern nach neuen Beteiligungsformen suchen. Die Jugendlichen wiederum müssen lernen, ihre brennende Ungeduld in unverdrossene Geduld umzuwandeln. Ich bin optimistisch, dass das gelingen wird.

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Sie mahnen die Jugendlichen, die freitags protestieren, nicht zu radikal und ungeduldig zu sein. Das ist angesichts der Gesamtweltlage und dem fast unkontrollierbaren Fortschreiten des Klimawandels absolut unangebracht.
Diese Jugendlichen müssen ungeduldig und fordernd sein, können keine Rücksicht mehr auf irgendwelche möglichen finanziellen Belastungen oder Arbeitsumstellungen mehr nehmen, denn es geht buchstäblich um ihr Leben.

Die ältere Generation hat nicht umgesetzt, was immer wieder neu vereinbart wurde, weil die Politiker letztendlich Marionetten der Industrie, sprich des Kapitalismus geblieben sind. Jetzt liegt es an der Politik, nicht an den Jugendlichen, ENDLICH Maßnahmen zu ergreifen, damit unserer Jugend noch eine Perspektive bleibt auf diesem Planeten.
Wenn Sie sich umhören: Diese Jugendlichen erfüllen die Forderungen; leben vegetarisch oder vegan, verwenden kein Plastik mehr, machen keine Flugreisen, fahren Bahn oder Bus.
Wir sind es, die ältere Generation, die zum Chaos beigetragen hat (Ich darf mich allerdings ausnehmen, bin 68, Vegetarierin, ohne Auto, keine Flugreisen) und WIR sind jetzt gefragt, es besser zu machen.

Vor allem wird in alle Überlegungen immer nicht genügend mit einbezogen, was es bedeuten wird, wenn uns eine schnelle Reduzierung der Erderwärmung nicht gelingen sollte, das wird so teuer werden, dass es tatsächlich von niemandem mehr zu bewältigen sein wird!
Deshalb ist es richtig, radikal und kompromisslos den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kohle zu fordern, debattiert, verzögert und toleriert wurde wahrlich viel zu viel in den letzten zwanzig Jahren!

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Chrismon habe ich bisher als Magazin wahrgenommen, das Kraft gibt das Leben anzupacken und damit auch sich der Zukunft zu stellen. Genau das, was die Jugend schon in Vergangenheit aber jetzt noch engagierter in der Klimafrage macht. Wenn ich aber die Kolumne von Frau Schwaetzer lese, macht sich eher Angst vor den Auswirkungen des Engagements der Jugendlichen breit. Schade. Wer, wenn nicht die die Jugendlichen, ist geradezu dazu berufen, sich für die Zukunft einzusetzen, Missstände aufzuzeigen aber auch Lösungen zu fordern die vielleicht kurzfristig noch schwer umsetzbar scheinen, aber deshalb nicht weniger nötig sind. Die Veränderung der Industrie (am Beispiel der Kohleregionen erwähnt) spielt sich schon seit Jahrzehnten ab und die damals betroffene Menschen haben sich beruflich neu ausgerichtet und neue Berufsbilder für neue Arbeitsplätze sind entstanden.
Demokratisches Denken und Handeln ist übrigens nicht nur innerhalb der Parteigrenzen möglich sondern immer mehr ausserhalb von bisher bestehenden Interessengruppen.
Ich wünsche uns allen viel Kraft und Zuversicht die Herausforderungen die an uns alle gestellt werden anzupacken. Dazu gehört aber auch das nötige gegenseitige Vertrauen.

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Die Stellungnahme von Frau Dr. Irmgard Schwaetzer in der Rubrik „Auf ein Wort“ ist ein Paradebeispiel dafür, warum für den Klima- und Umweltschutz bislang so wenig getan wurde und warum auch zukünftig, nicht viel zu erwarten ist.
Notwendige Maßnahmen, die die wirtschaftsfreundliche Politik bereits vor vielen Jahren hätte in Angriff nehmen müssen, werden auch weiterhin gescheut. Frau Schwaetzer liefert gebetsmühlenartig teils längst widerlegte Gründe und Warnungen: Es kostet Arbeitsplätze, es bedeutet Einschränkungen und höhere Kosten und sie stellt die Suggestivfrage: Wollt ihr das wirklich?
Sie verschweigt aber einen Hauptgrund der Verweigerung, nämlich Sorgen der Wirtschaft vor Einbußen bei den Gewinnen. Sie verschweigt weiter, dass die voranschreitende Digitalisierung und das autonome Fahren, gefördert mit Steuergeldern, viel mehr Arbeitsplätze kosten werden. Sie verschweigt, dass die Politik den öffentlichen Nahverkehr und die Bahn finanziell so schlecht gestellt hat, dass sie nicht wirklich als Alternative genutzt werden können. Sie verschweigt, dass die Politik sich bis heute weigert, umweltschädliches Verhalten nennenswert zu sanktionieren.

Der kleine und friedliche Aufstand der Jugend wird öffentlich selbstverständlich positiv bewertet, sei es auch nur deshalb, um nicht bei der nächsten Wahl abgestraft zu werden. Frau Schwaetzer fordert von der Jugend Geduld, weil sie weiß, wer die größere Macht hat, nur sie verschweigt auch dies. Junge Menschen müssen sich auch nicht aktiv in Parteien engagieren um ernst genommen zu werden. Viel mehr müssen gewählte Politiker den Auftrag ihrer Wähler, nicht der Wirtschaft, ernst nehmen.
Radikales kann ich bei der Jugend nicht erkennen, wohl aber bei vielen Unternehmen der globalen Wirtschaft, die sich rücksichtslos gegenüber der Umwelt und dem Klima ihrem Gewinnstreben widmen, ohne dass die Politik ihr Grenzen setzt.

Frau Schwaetzer ist seit Jahren aktives Mitglied FDP, ausgerechnet der Partei, die federführend eine zügellose Wirtschaft mit allen negativen Konsequenzen unterstützt hat. Dass sie jetzt in einer christlichen Zeitschrift das verantwortungslose Verhalten der Politik verteidigen darf, ist schon sehr bedenklich.

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Mit von Zeile zu Zeile wachsender Verärgerung habe ich Ihren Beitrag in chrismon gelesen.
Sie bezweifeln die Bereitschaft und Fähigkeit der jugendlichen Protestierer Verantwortung zu übernehmen. Kennen Sie die jungen Leute? Was wissen Sie darüber wie sie ihr persönliches Leben gestalten und aufgrund der Erkenntnisse und des Wissens, das sie auf die Straße treibt, verändern?
Wie kommen Sie dazu solche Unterstellungen von sich zu geben?

Ich verfolge seit fast 50 Jahren, seit meiner frühesten Teenagerzeit, die Umweltdiskussion und versuche nach dem erworbenen Wissen zu leben. Im Gegensatz zu einigen Ihrer Politikerkollegen (etwa Herbert Gruhl und Erhard Eppler) ist mir Ihr Name in der Diskussion nicht aufgefallen. Wo, wann und wie haben Sie in den Jahrzehnten Verantwortung für die Umwelt übernommen?

Die Schüler nehmen Strafen in Kauf, Strafen, die von Lehrern verhängt werden, die in ihrem Beruf versagen, indem sie nicht die Chance für den Unterricht erkennen, die Schüler dort abzuholen wo sie stehen. Ist das nicht auch eine Form von Verantwortung-übernehmen?
Die Schüler werden von Leuten der älteren Generation ständig unter Druck gesetzt mit solchen Beschimpfungen, Unterstellungen und negativ besetzten Begriffen wie "Schule schwänzen". Sie halten dem Druck stand, verlieren ihr Ziel nicht aus den Augen und lassen sich vom Desinteresse (der Mächtigen), das nur schlecht durch Phrasen und nach-dem-Mund-reden getarnt wird, nicht entmutigen. Das verdient Respekt. Respekt, den Viele der Eltern- und Großelterngeneration den Menschen gegenüber nicht aufbringen, die sich auch für deren Überleben einsetzen. Und das ist wichtig: FÜR, nicht gegen etwas eintreten.

"Gewaltige Veränderungen" gibt es schon und sie werden noch viel gewaltiger, wenn wir "Alten" nicht auf die Jungen hören.
Wer hat mehr Recht über die Zukunft zu bestimmen? Die Alten, die nur noch wenig davon haben oder die Jungen, die noch viel Lebenszeit in ihr verbringen werden?

Mein persönliches Fazit: Ihre Zeilen sind eine Unverschämtheit gegenüber den engagierten Jugendlichen.

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Zu Ihrem Ihren Beitrag in CHRISMON über die Teilnehmer von FRIDAYS FOR FUTURE: Ab dem 4. Absatz muss ich Ihnen heftig widersprechen. Würden Sie (z. Bsp.) die Frage nach dem eigenen Beitrag zum Verzicht auch Kindern stellen, die Ihre Eltern auffordern, das Rauchen in der Wohnung sofort einzustellen? Die Jugendlichen fordern die Politiker auf, jetzt die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Sie haben keine Macht – außer laut zu demonstrieren. Dümmliche Vorschläge, wie den eines derzeitigen Parteivorsitzenden (Sie kennen ihn!), lieber Fachleute ranzulassen, sind ein Hohn. Fast alle namhaften Fachleute fordern seit Jahren ein Handeln der Politiker. Die Jugendlichen finden, es habe nicht mehr die Zeit, bis sie selbst „Fachleute“ oder Politiker geworden sind. Ich glaube, die haben Recht. Hier von Ungeduld zu sprechen ist – mit Verlaub – ignorant.
Ich verstehe die Einwände wegen der notwendigen „Sozialverträglichkeit“ von Maßnahmen. Aber das kommt mir so vor, als ob die Offiziere der TITANIC im Wissen um den drohenden Untergang beschlossen hätten, erst den letzten Tanz abzuwarten und den Champagner austrinken zu lassen, bevor man den Passagieren Rettungsmaßnahmen zumutet. (Das ist nicht von mir, sondern aus der ZEIT).

Ich hoffe, dass Sie für meinen Standpunkt Verständnis haben und grüße Sie mit großer Achtung.

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Dieser Artikel von Frau Schwaetzer hat mich sehr verärgert.
Als aufmerksame Leserin aller Berichte über die FFF-Bewegung und ebenso durch die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung beurteile ich die Anliegen dieser jungen demonstrierenden Generation völlig anders. Frau Schwaetzer versucht,dieses Engagement zu drosseln,die natürlich notwendigen umfassenden Veränderungen als nicht machbar darzustellen.Die engagierten jungen Leute sind gut informiert,haben globale und nationale Verflechtungen sehr wohl im Blick.
Die permanente Phrase von der Bedrohung der Arbeitsplätze , in dem Artikel besonders hervorgehoben,soll die Bewegung zähmen und auch diffamieren.Eine absolut notwendige Veränderung für mehr Klimaschutz muss radikal gefordert werden.
Punkt.

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Sehr geehrte Frau Ministerin a. D.
Ich bin sehr enttäuscht über Ihren Beitrag, da auch Ihnen nichts besseres einfällt, als die Verantwortung für die Zukunft der jungen Generation zuzuschreiben, die wie Sie doch zurecht feststellen, voller Energie an deren nachhaltiger Gestaltung wirken möchte. Das hier Opfer gebracht werden müssen, brauchen Sie der Jugend nicht zu erklären. Sie sollten lieber daran Erinnern und zum Umdenken aufrufen, da gerade Ihre Generation und in Besonderem Personen wie Sie, die in Verantwortungsvollen Positionen ihrer Verantwortung der folgenden Generation eine zukunftsfähige Welt/Gesellschaft zu bereiten nicht nachgekommen sind.
Es Bedarf eines Gesinnungswandels in fast allen Lebensbereichen, zu dem ich mir mehr Engegament Ihrer Generation wünschen würde.
Viele Grüße

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Zu Ihrem Beitrag möchte ich mich den verärgerten Kommentaren anderer Leserinnen und Leser anschließen und zusätzlich eine Frage stellen, die sich auf die Begriffe "Ausgleich und Toleranz" bezieht, die Sie im Untertitel verwenden: Sie fragen im Text, was die Schülerinnen und Schüler den Menschen in der Lausitz sagen würden, die um Ihren Arbeitsplatz bangen und fordern dazu auf, einen Ausgleich zu finden. Seit den Berichten des Weltklimarates ist wissenschaftlich unstrittig, dass weltweit vor allem die Menschen in armen Ländern überproportional von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden. Das sind die Länder, die am wenigsten zu den Ursachen des Klimawandels beigetragen haben. Die Folgen werden laut der Weltklimarat-Berichte die Vernichtung von Lebensgrundlagen und höhere Mortalitätsraten sein. Nun meine Frage an Sie: Wie würden Sie diesen von den Folgen des Klimawandels betroffenen Menschen erklären, dass es notwendig ist, einen Ausgleich zwischen radikalen Forderungen und den Interessen der Menschen in der Lausitz zu schaffen? Wie würden Sie diesen Menschen erklären, dass es notwendig ist, geduldig zu sein und Toleranz zu üben? Die Forderung nach Ausgleich scheint mir grundsätzlich völlig richtig. Aber in Ihrem Bild fehlt mir der Ausgleich zwischen den Folgen (vermeintlich radikalen) Handelns und den Folgen eines weiteren Nicht-Handelns. Die Perspektive der von den Folgen des Nicht-Handelns Betroffenen einfach auszublenden, scheint mir hier eine Sichtweise, die ich in einer christlich geprägten Zeitschrift in dieser Form nicht erwartet hätte.

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Liebe Redaktion, liebe Frau Schwaetzer,
Ihr Artikel ist über alle Maßen enttäuschend für mich. Ich bin 57, arbeite in der deutschen Kfz-Zulieferindustrie und bin überzeugt, dass die Jugendlichen Fridays for future Demonstranten einen entscheidenden Beitrag zu Veränderung unserer Welt leisten werden.
Sie vermitteln dagegen eine Trägheit und Haltung des Abwartens, die keinen Willen zu den notwendigen radikalen Veränderungen erkennen lässt. Sie sind damit keine Ausnahme, was befürchten lässt, dass die Jugendlichen sich mit radikaleren Methoden Gehör verschaffen müssen - hoffentlich natürlich gewaltfrei!
Was ich sagen möchte: es ist an der Zeit, dass Politik und Industrie endlich in die Gänge kommen und nicht die ganzen gefürchteten Belastungen zur Abwehr vor sich herschieben. Sie sollten nicht warten bis Hamburg und andere Weltmetropolen im steigenden Meeresspiegel zu versinken beginnen. Dann wird es jedenfalls teurer. Sie sollten endlich die Fridays for future Bewegung aktiv einbinden. Und Sie, Frau Schwaetzer, hätten die Möglichkeit das mit Ihren Artikeln zu unterstützen.
Freundliche Grüße
Amadeus Lopatta
Treuer Chrismon Leser

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Die Autorin, Frau Schwaetzer, hat die Diskussion um den Klimawandel leider nicht verstanden. Es genügt bei weitem nicht auf ein paar Flugreisen zu verzichten und statt Benzin-, Elektroauto zu fahren. Dafür wurde viel zu lange zugewartet. Jetzt wird der Wandel viel dramatischer. In Wirklichkeit sind die Schüler dank unserer doch noch ganz intakten Gesellschaft sehr zurückhaltend und nett in ihrem Protest und keinesfalls radikal oder zu ungeduldig. Und warum sollen ausgerechnet sie den Lausitzern erklären, dass Braunkohleverbrennung keine glorreiche Zukunft hat? Was ist eigentlich mit der Führung des Landes, deren Aufgabe das wäre? Da wird gezaudert und ein Wille zu ernsthaften Maßnahmen außer Steuererhöhungen ist kaum erkennbar.

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Sehr geehrte Frau Dr. Schwaetzer,
Verantwortung übernehmen, ja, das wäre es doch, aber auch und vor allem in der Politik. Um ein paar Wählerstimmen zu gewinnen, um eine Koalition zu erhalten, oder um einfach mal wieder auf sich aufmerksam zu machen werden von Politikern ständig neue Ideen angestoßen, oder im anderen Fall zur Mäßigung ermahnt, nur um die Asche in Ehren zu bewahren. Die jungen Leute sind ungeduldig und das zu recht. Schließlich geht es hauptsächlich um deren noch ferne Zukunft. Ich bin 72 Jahre alt, meine Zukunft war schon. Eine Äußerung in den 60-er Jahren irgendeines Politikers, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe, lautete: „Ihr sollt nicht demonstrieren, ihr sollt studieren“. Diese Äußerung empfanden wir als nackte Provokation. Danach ging es dann erst richtig los. Ähnliches könnte nun wieder passieren. Der Versuch, die jungen Leute in verkrustete, längst überholte Systeme einzubinden, kann nur scheitern. Gott bewahre uns davor. Mit freundlichen Grüßen Holger Simon

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Danke für diese Glosse! Leider scheint uns die fortschreitende Kommunikationstechnik dazu zu verleiten, immer schnellere Feedbacks zu erwarten. Oder könnte es sein, das dieser Wunsch nach "Instant Feedbeack" eigentlich der Wunsch nach "Instant Gratification" ist? Wie auch immer, ich finde es gut, dass wir uns Zeit nehmen können.
Nun ein Feedback zu Frau Dr. Schwaetzers Wort zu den ungeduldigen Jugendlichen. Das ist eine großmütterlich, haarstreichechelnde, Verständnis ausdrückende am Problem vorbeigehende Art, die den Forderungen der Jugend nicht gerecht wird. 1972 wurde der Bericht "Grenzen des Wachstums" veröffentlicht, der schon auf die Begrenztheit der Ressourcen und die Auswirkungen auf die Umwelt hinweist. Es gibt Klimakonferenzen, auf denen schon seit den 1980er Jahren immer dringender auf den Einfluß des Menschen auf das Klima hingewiesen wird. Getan hat sich wenig. Und wenn Frau Schwaetzer auf die Veränderungen in der Lausitz hinweist, dann muß sie sich fragen lassen, was von diesen Veränderungen ihre Partei, die FDP in Zusammenarbeit mit der CDU zu verantworten hat. Nun von den Jugendliche Geduld zu erwarten ist einfach und lenkt von der Verantwortung unserer (ich bin Jahrgang 1938) Generation ab. Nun aber noch ein persönliches Feedback, gerichtet an Frau Ott. Ich habe ihr Buch "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume" gelesen. Und es hat mir Freude gemacht. Ich hatte zwar gerade mein Elternhaus verkauft und es ist uns, meiner Frau und mir nicht ganz leicht gefallen. Das Buch hat viele meiner Erfahrungen bestätigt. Es ist einfach gut, wie die Zwiespältigkeit der Gefühle beschrieben wird. Am Eindrucksvollsten ist wohl die Erkenntnis, das dort Menschen gelebt haben, von denen wir oft nur Bruchstücke kennen, die durch Auffinden von Puzzleteilen beim Räumen, wie Briefen, Bildern oder auch Büchern mit Notizen ergänzt werden. Nachdenklich macht dann schon, dass man manches findet, was die Vorfahren im einem anderen als dem oft vermittelten Licht erscheinen lassen. Danke.
Mit freundlichen Grüßen, Hans H. Hanebuth

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Guten Tag Dr. Schwaetzer,
nicht die FFF sind radikal, sondern die Klimakatastrophe ist es. Sie stellen viele Frage, die von den FFF beantwortet werden wollen.Wie wäre es, mal sich selber zu fragen: Wieso habe ich als Ministerin oder Kirchenmitglied nicht schon vor 40 Jahren energisch versucht, unseren Planeten zu retten? Vor 40 Jahren und noch früher waren alle notwendigen Fakten bekannt. Für mich war es eine Verpflichtung.
Freundliche Grüße

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Frau Dr. Schwaetzer hat eine arbeitsreiche politische Karriere hinter sich und das darf man anerkennen. Wahrscheinlich hat sie auch positiv auf ein politisch und wirtschaftlich starkes Deutschland gewirkt. Wichtig aber ist, was letztlich dabei für Natur, Mensch und Erde herauskommt. Wie sieht denn das umweltpolitische Ergebnis ihrer aktiven Zeit im Bundestag aus? Leben die Deutschen heute 2019 nachhaltig? Kann der "Rest" der Welt sich so entwickeln wie es in Deutschland geschehen ist? Die Strategie für das leidende Afrika lautet: Industrialisierung und es der Globalisierung unterwerfen. Dies ist auch ein Teil der deutschen Politik, obwohl die selbstmörderischen Konsequenzen für das Menschengeschlecht seit Langem bekannt sind. Sie Frau Dr. Schwaetzer haben doch Gelegenheit gehabt, im Rahmen Ihres politischen Mandats, Lobbyarbeit zum Schutze der Umwelt zu leisten. Haben Sie? Während Ihrer aktiven politischen Zeit hat Deutschland nur sehr wenig zum Klimaschutz geleistet. Die Biosphäre bricht zusammen und das 1,5 Grad Ziel ist heute schon nicht mehr zu halten. Glauben Sie wirklich, dass wir Menschen die Fähigkeiten haben, ein aus dem Gleichgewicht geratenes Klima noch halten zu können? Das 1,5 Grad Ziel ist ein leeres Versprechen! Wir sind 2019 " dem bösen Ende" (Hans Jonas 1987) noch ein gewaltiges Stück nähergekommen. Sie Frau Dr. Schwaetzer saßen schon im Bundestag, als der Philosoph Hans Jonas in den 80 Jahren seine bewegende Rede zur Zerstörung unseres Planeten im Deutschen Bundestag hielt und der Politik klar mitteilte, was sie machen muss, um ein Überleben der Menschheit möglich zu machen. Was haben Sie in Ihrer politische Verantwortung von dieser Rede aufgegriffen? Nichts und gar nichts. Jetzt versuchen Sie junge engagierte Menschen in ihrer berechtigten Sorge um eine lebenswerte Welt auszubremsen mit einigen unbrauchbaren Worthülsen und Gespenstern (Arbeitslosigkeit, Kosten für den Steuerzahler... Wer hat denn die politischen Weichen gestellt für unseren ruinösen Lebensstil? Die bedrohlichen Gespenster für unsere Zukunft wurden gerufen und gefördert wider besseren Wissens von allen im Bundestag vertretenen Parteien. Die in der Politik gemachten Kompromisse dienten und dienen oft nur den Parteien zum Erhalt ihrer Wählerschaft, also Machtinteresse. Schade, dass ich mich zu so einer Polemik dieser Art jetzt habe hinreißen lassen. Seit 35 Jahren bin ich aktiv zu ökologischen Fragen, die unseren Planeten betreffen und komme zu dem Urteil: Ihr Hinweis auf Elektromobilität als Alternative zum Otto/Dieselmotor ist ein für die Welt unbrauchbarer Hinweis auf Besserung des Klimas. Sollen auch künftig alle Inder, Chinesen, Afrikaner usw. elektrisch unterwegs sein? Unser Wirtschaftssystem presst Schritt für Schritt alle Menschen aus ihren auskömmlichen Lebensbedingungen in eine globalisierte Welt und schafft damit die für die Menschheit bedrohliche Lage: Zerstörung des Klimas und der Biosphäre. Es geht ums Ganze und das noch vielleicht schwach geöffnete Zeitfenster für eine die Menschheit rettende Umkehr schließt sich gerade. Es nutzt gar nichts, an einzelnen Symptomen zu kurieren! Es muss ALLES auf den Prüfstand; auch das Tabuthema Familienplanung, in den Ländern mit wachsender Bevölkerung muss zielorientiert zum Dauerthema werden. Zwei Milliarden Menschen mit unseren räuberischen Lebensgewohnheiten kann die Erde vielleicht ertragen, aber niemals 7,6 und alle 15 Jahre noch einmal 1 Milliarde netto dazu. Ist den Eliten der Welt eigentlich bewusst, dass es mit zu den größten SÜNDEN/VERBRECHEN der Menschheit zählt, "uns als planetarische Monokultur zu etablieren". Alles was nicht Mensch heißt, darf verschwinden. Aber wir sollten uns nicht sicher sein, da in uns Gene aus dem Dschungel schlummern, dass wir nicht am Ende über uns selbst herfallen.
Die junge Generation darf noch radikaler und ungeduldiger werden. Für unsere globale Situation ist sie nicht verantwortlich, sondern wir mit 50 Jahren und älter. Wir tragen die eigentliche Verantwortung und müssen uns radikal dem Prinzip Verantwortung im umfassenden Sinne stellen. Geben Sie Frau Dr. Schwaetzer radikale Antworten auf die bedrohliche Situation. Leiten Sie bitte meinen Brief weiter an das Herausgeberteam von chrismon. Falls Sie meinen Brief nicht veröffentlichen wollen, geben Sie mir bitte Antworten auf meine angeschnittenen Fragen.
Mit besten Grüßen, Wolf Lübcke

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Der von Irmgard Schwaetzer verfasste Kommentar zu den Jugendlichen von Fridays for Future zeigt, dass sie sich anscheinend nicht mit Anhängern der Bewegung ausgetauscht hat. Denn ja, diese Jugendlichen sind bereit zu verzichten, wobei dieser "Verzicht" viele positive Auswirkungen bezüglich Gesundheit, Aktivität und Nachhaltigkeit hat.
Den Lausitzern keinen zweiten Strukurwandel zuzumuten, während an anderen Teilen der Welt Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels ihre Existenzgrundlage verlieren, finde ich einen sehr ungünstig gewählten Argumentationspunkt.
Und auch das Argument, ob die Jugendlichen denn auf Geld verzichten würden zeigt, dass die Brisanz des Themas von Frau Schwaetzer nicht erkannt wurde. Denn wer seine Lebensumwelt in Gefahr sieht, dem ist auch durch finanzielle Mittel nicht zu helfen. Dies erklärt der eigentlich sehr abgedroschene Spruch: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Ein Austausch zwischen den Generationen wäre dringend notwendig, um die jeweiligen Denkmuster kennen zu lernen und gemeinsam produktiv zu Handeln.

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