Projekt - Tabuthemen in Kenia
Projekt - Tabuthemen in Kenia
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
Jugendliche sind der Schlüssel
Die Stiftung Weltbevölkerung setzt Jugendberater ein
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
28.02.2019

Es ist für Jugendliche bestimmt nicht einfach, sich vor ihre Klasse zu stellen und zu zeigen, wie ein Kondom funktioniert. Die sechzehnjährige Schülerin Jacinta macht es trotzdem, weil sie es wichtig findet, sagt sie. An ihrer Schule im ostkenianischen Kilifi erklärt sie anderen Schülern, wie sie sich vor Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Sie beantwortet auch Fragen zur Menstruation und verteilt Binden, die für viele Mädchen in dieser Region zu teuer sind.

Tabuthema Sexualität

Sexualaufklärung steht in Kenia nicht auf dem Lehrplan. Insbesondere in ländlichen Gebieten sind Sex vor der Ehe und Verhütung noch ein großes Tabuthema. Zwar gibt es fast überall Kondome zu kaufen, und Ärzte verschreiben die Pille. Aber das Risiko, von Bekannten oder Verwandten erwischt zu werden, ist für Jugendliche zu groß. Und so gehen sie das andere Risiko ein: ungeschützter Geschlechtsverkehr.

"Jugendliche sind der Schlüssel", sagt Renate Bähr von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Die Stiftung gründet Schulklubs und bildet dort Jugendberater wie Jacinta aus, damit diese ihr Wissen an andere weitergeben.  Die Mitarbeiter der Stiftung setzen sich auch für Rückzugsräume ein. An vielen Schulen fehlen abschließbare Toiletten, sodass die Mädchen nicht unbehelligt ihre Binden wechseln können und es zu Übergriffen kommt.

Das Programm wendet sich schon an Zehn- bis Vierzehnjährige. Denn Teenagerschwangerschaften sind häufig in Kenia. Jedes zehnte Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren wird schwanger. Ungewollte Schwangerschaften, mangelndes Wissen über Verhütung und Monatshygiene, Gewalt und Armut - all dies sind wichtige Gründe dafür, dass Mädchen die Schule abbrechen.

Kinder lieber später

Jacinta hat das oft mitbekommen. Einmal hätten sechs Mädchen im Teenageralter auf ihrer Schule gleichzeitig Babys erwartet, sagt sie. Auch ihre ältere Schwester wurde mit siebzehn Jahren schwanger. Sie musste den Vater des Kindes heiraten und führt heute eine unglückliche Ehe. Jacinta hat andere Pläne: weiterlernen, Studium, Journalistin werden, mit 26 Jahren heiraten und dann zwei Kinder bekommen, einen Jungen und ein Mädchen. Ob sie in der weiterführenden Schule auch als Jugendberaterin arbeiten wird, weiß sie noch nicht. In jedem Fall aber kann sie jetzt offen über das reden, was im Körper vorgeht. "Wir sind wie Botschafter", sagt sie. "Ich bin stolz, dazuzugehören."

Spendeninfo

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Hindenburgstr. 25
30175 Hannover
Fragen zu Spenden:
Tel.: 0511-94373-13
Mail: elisabeth.vosshans@dsw.org

Webseite DSW

Spendenkonto:
IBAN: DE56 2504 0066 0383 8380 00
BIC: COBADEFFXXX
Stichwort: Kenia/chrismon

Für eine Spendenquittung bitte im Betrefffeld der Überweisung den eigenen Namen und Adresse angeben.

 

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Ihren Artikel über Schwangerschaftsverhütung bei Teenagern in Kenia fand ich ausgezeichnet. Ich selber habe oft als Gutachterin für Frauenprojekte in Kenia gearbeitet, und kann die Schwierigkeiten, die im Artikel für Teenager Mädchen beschrieben worden sind, bestätigen.
Die deutsche Stiftung Weltbevölkerung ist leider eine der sehr wenigen Organisation, die Projekte für Familienplanung fördert. Die Verdoppelung der Bevölkerung in vielen Ländern der Dritten Welt wird nicht lange auf sich warten lassen, mit allen daraus resultierenden Problemen. Ich kann allen LeserInnen empfehlen, für entsprechende Projekte zu spenden.

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In dem Artikel "Jacinta könnt Ihr fragen" wird die Arbeit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung vorgestellt und zu Spenden aufgerufen. Grundsätzlich begrüße ich dies. Jedoch bin ich sehr darüber verwundert, dass der DSW Monatsbinden an die Mädchen und Frauen verteilt, bei deren Herstellung sehr viele Ressourcen verbraucht werden, hohe CO2-Emissionen entstehen und ein hohes Müllaufkommen verursacht wird, welches bei nicht ordnungsgemäßer Entsorgung der Binden die Natur aufgrund der enthaltenen Plastikbestandteile bis zu mehreren Jahrhunderten belastet. Dabei gibt es zeitgemäße, wesentlich nachhaltigere Alternativen wie z.B. Menstruationstassen, die u.a. die Welthungerhilfe verteilt (chrismon hat auch hierüber berichtet). Als verantwortungsbewusste Leserin wünsche mir angesichts der großen Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit aufgrund des Klimawandels und der Umweltverschmutzung stehen, dass Projekte vorgestellt werden, die diesen Umständen Rechnung tragen und die als Vorreiter und Vorbild dienen können.

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