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Nicht ärgern, entschuldigen
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
14.01.2019

In einem kurzen Interview hatte ich Stellung zur Debatte um Robert Menasse und seine Erzählung genommen, dass eine der ersten wichtigen europapolitischen Reden ausgerechnet in Auschwitz gehalten worden war. In dieser Debatte hatten viele, unter anderem Aleida Assmann, Robert Menasse kritisiert. Doch meine Äußerungen waren viel zu scharf formuliert. Der Grund war, dass ich mich zu sehr über die Erklärungen von Robert Menasse in der „Welt“ geärgert hatte. Sie schienen mir einfach nicht angemessen zu sein. Ich hatte mich geärgert und zu schnell und heftig gesprochen und geschrieben. Dann war es draußen.

Eva Menasse, die Schwester, hat mich deswegen in der „Süddeutschen Zeitung“ kritisiert. Sogleich habe ich mit ihr Kontakt aufgenommen und mich mit ihr verständigt. Ich habe sie, ihren Bruder und ihre Familie um Entschuldigung gebeten. Diese Entschuldigung wurde angenommen. Meinen Blog-Beitrag, in dem ich meine Gedanken etwas ausführlicher und differenzierter vorgestellt hatte, habe ich daraufhin off-line gestellt.

Ich wollte eigentlich darauf hinweisen, dass Vertreter der liberalen und europäischen Idee, zu denen ich mich selbst zähle, sich gerade angesichts von Rechtspopulismus und -extremismus um größtmögliche Präzision in ihren geschichts- und ideenpolitischen Argumentationen bemühen sollten. Das ist mir offenkundig selbst nicht gelungen. Denn im Ärger war ich schnell auf der falschen Spur.  Das bedaure ich. Und will mich in Zukunft daran halten, auch beim Interviewgeben und Bloggen die gute, analoge Weisheit zu beherzigen: Gerade im Zorn nicht gleich schreiben, sondern zwei Nächte drüber schlafen.

Sehr klug und ebenfalls beherzigenswert war übrigens hierzu dieser NDR-Kommentar.https://www.ndr.de/kultur/Der-Fall-Menasse-Lasst-uns-Emotionen-abkuehlen,kommentar2276.html

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"Vielleicht ist es an der Zeit, das europäische Projekt nicht nur vor seinen nationalistischen Feinden zu schützen. Vielleicht müsste man auch ein ernstes Wort mit seinen überengagierten Apologeten reden. "

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