Seid fruchtbar und mehret euch -­ gilt das noch?
In Deutschland schwindet der Kinderwunsch. Kinder oder nicht ­- das hat auch, aber nicht nur mit der wirtschaftlichen Lage zu tun. Lasst euch neugierig auf das Abenteuer des Lebens ein, rät die Bibel
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
07.10.2010

Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach, wohnhaft in Mannheim, hatte seine eigene Strategie, etwas gegen den Kindermangel in Deutschland zu tun. Er wurde Ehrenpate von fünf Kindern, die in Ostheim vor der Rhön getauft wurden. Angekündigt hatte er diesen familienförderlichen Akt ein Jahr zuvor bei einer Festveranstaltung der unterfränkischen Kommune, bei der ihr Bürgermeister über niedrige Geburtenzahlen geklagt hatte. Des Prinzen Angebot: die Kinder im Auge zu behalten und ihnen bei Bedarf finanziell zu helfen.

Portrait Eduard KoppLena Uphoff

Eduard Kopp

Eduard Kopp ist Diplom-Theologe und chrismon-Autor. Er studierte Politik und Theologie, durchlief die Journalistenausbildung des ifp, München, und kam über die freie Mitarbeit beim Südwestrundfunk zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" nach Hamburg. Viele Jahre war er leitender theologischer Redakteur bei dieser Wochenzeitung und seinem Nachfolgemedium, dem evangelischen Magazin chrismon. Seine besonderen Interessengebiete sind: Fragen der Religionsfreiheit, Alltagsethik, Islam, Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Krieg und Frieden.

Die Aufforderung Gottes an die Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, zählt zu den prägnantesten Sätzen der Bibel ­ so richtig ernst genommen wird sie heute nicht mehr. Dabei erscheint dieser Appell doch als sehr aktuell: Unsere Gesellschaft plagen Nachwuchssorgen, Schulen werden geschlossen, die Rentenkassen leeren sich.

"Seid fruchtbar und mehret euch."

In zwei Zusammenhängen findet sich im Alten Testament Gottes Aufforderung: "Seid fruchtbar und mehret euch." In der Schöpfungsgeschichte taucht dieser Appell zur Fortpflanzung am fünften Tag im Blick auf die Meeres- und Himmelstiere auf sowie am sechsten in Bezug auf die Menschen (1. Buch Mose/Genesis, Kapitel 1). Noch deutlicher fordert Gott die Menschen nach dem Ende der Sintflut auf, für reichen Kindersegen zur sorgen. Hatte er zuvor die meisten Menschen zur Strafe für ihre Untaten ertränkt und nur die Familie Noahs mit drei Söhnen und Schwiegertöchtern sowie etlichen Tieren in einer Arche überleben lassen, so erging an die Überlebenden zwei Mal der Aufruf: "Seid fruchtbar und mehret euch!" (Kapitel 9).

Für Juden mehr noch als für Christen gilt Kinderreichtum als Zeichen göttlicher Zuwendung und als Lohn für ein gottgefälliges Leben. Es gibt in der Bibel Berichte über glücklose Paare, die nicht mit Kindern gesegnet sind und dies als Strafe Gottes verstehen. Schon dies sind Hinweise darauf, dass es in den Aufforderungen Gottes zur Fortpflanzung um etwas anderes geht als um eine umfassende Strategie zur Bevölkerung der Erde. Der Kern dieses Appells ist vielmehr die Aussage: Diese Schöpfung ist gut, und allen Menschen soll es ein Anliegen sein, dass sie in aller Vielfalt und Schönheit gedeiht.

Fruchtbar zu sein und sich zu vermehren ­ eine Aufforderung von bleibendem Wert? Mehr denn je. Gerade heute, da das Kinderkriegen keine Selbstverständlichkeit mehr ist wie noch vor zwei, drei Generationen. Da ein Fünftel der jungen Leute in Deutschland sich heute keinen Nachwuchs mehr wünscht. Da Menschen gründlicher als früher abwägen, welchen Weg sie in Liebe, Partnerschaft und Familie gehen wollen.

Kinder gelten als Berufshindernis, Zeitfresser, Störfaktoren

Partner fragen heute häufiger und intensiver nach der Qualität ihrer Beziehung. Werden Kinder ihre Zweisamkeit verändern? Durchkreuzen sie ihre beruflichen Pläne oder ihre Bildungsziele? Ist es überhaupt verantwortlich, in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit Kinder zu bekommen? Kinder gelten als Berufshindernis, als wirtschaftliches Risiko, als Zeitfresser, als Störfaktoren in einer immer aufwändigeren Freizeitgestaltung.

Und dann die Gegenszenarien: Arbeitgeber schätzen Angestellte, die Kinder haben, denn wer mit der Versorgung und Erziehung von Kindern zurechtkommt, den wirft so schnell keine Herausforderung aus dem Gleis. Angestellte mit Kindern müssen für ihre Familien sorgen und können nicht beim nächsten Ärgernis einfach aus dem Job aussteigen. Auch die Volkswirtschaft liebt Kinder, denn nur wer geboren wird, kann später auch einkaufen. Doch unabhängig von solchen Erwägungen zeigt sich in vielen Fällen im Wunsch nach Nachwuchs eine vitale Lebensfreude, die sich sachlich gar nicht begründen lässt.

Habt keine Angst! Habt Freude am Leben!

Die biblische Aufforderung "Seid fruchtbar und mehret euch" ist deshalb zeitlos aktuell, weil sie das Signal enthält: Ihr könnt dem Leben vertrauen! Ihr braucht keine Angst zu haben. Die Welt liegt euch und euren Kindern zu Füßen! Dieses befreiende Signal war schon nach den Zerstörungen der Sintflut wichtig. Und das ist es auch heute noch.

Sich der vitalen Kraft des Lebens nicht entgegenzustemmen, sich nicht zu sträuben, sondern dem Leben zu vertrauen: So kann man auch den biblischen Auftrag zur Fruchtbarkeit übersetzen. Das sagen auch die Kirchen. Deshalb heißt es in kirchlichen Erklärungen geradezu regelmäßig, wenn es ums Thema Kindermangel geht: Habt keine Angst! Habt Freude am Leben!

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Nach den letzten Prognosen werden wir im Jahr 2050 drei Milliarden Menschen mehr auf diesem Planeten haben. 10 Milliarden Menschen müssen dann ernährt werden und auch alle möchten so gut leben wie wir. Schon jetzt bekommen wir die vorhandenen Krisen nicht in Griff. Uns allen bekäme es besser, wenn wir mal ein bisschen mit der Vermehrung aufhören würden.

Neben dem biologischen Poblem des keine Kinder kriegen Könnens ist doch bei den genannten 20% Kinderlosen hauptsächlich die Kinderfeindlichkeit unseres Systems für die Ablehnung des Kinderkriegens schuld. Das Thema wird von der Kirche nicht thematisiert! Und ich mag auch nur ungern an die Zukunft meiner 6 Enkel denken... Da werden von diesem Staat Unmengen von Waffen exportiert, daran kann man sehr gut verdienen. An Kindern nicht. Die sind nur ein Kostenfaktor. Da werden doch lieber ausgebildete Fachleute importiert. Erstmal alles rein, wer gebraucht wird, darf bleiben, der Rest wird (vielleicht) wieder abgeschoben. Ich kann nicht erkennen, dass sich dieser Staat in irgendeiner Weise christlich verhält, auch wenn er von einer "christlichen" Partei geführt wird.

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Eine Glaubenssache! Wer jedoch nachdenkt, wird feststellen, das in einem Menschenbestimmteten Erdzeitalter einige Dinge anders zu sehen sind. Die Welt ist eine Kugel. Damit hat sie zwar keinen Rand als Grenze, aber unendlich ist sie leider nicht! Das haben 2008 sogar die Banken gemerkt, als die rechte Hand um den Globus reichte und Geld aus einer Tasche leihen wollte, die die eigene, die Linke war.
Nein, mehret euch gilt nicht mehr! Bewahret, pflegt und macht sie Lebenswert. Das würde man heute Schreiben.

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