Ungleiches Paar in Pattaya
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Ganz normale Paare?
Wer ist hier von wem abhängig? Man sollte keine Beziehung von vornherein in eine Schublade stecken
Foto: Privat
19.10.2016

Ein älterer europäischer Mann Hand in Hand mit einer Thai, die seine Enkelin sein könnte – in Pattaya ein alltägliches Bild. Auf der Strandpromenade, aber auch im Begegnungszentrum unserer Gemeinde. Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Sextourismus, Armut und Abhängigkeit werden ausgenutzt. Ein Ausbeutungsverhältnis, das ich nur ablehnen kann.

###autor###Als Pastorin begegne ich hier seit fünf Jahren deutschen Männern, die in Thailand ein spätes Glück suchen. Freundinnen in Deutschland fragen mich: Wie hältst du das aus, all diese Männer, die sich dort ­billig Frauen kaufen? Ich frage dann zurück: Und wie ist es in Deutschland? Auch dort kaufen Männer täglich millionenfach Sex – nicht selten bei Zwangsprostituierten, die wie Sklavinnen leben. Als Pastorin versuche ich, kein Paar von vorneherein in eine Schublade zu stecken. Nur so kann Vertrauen wachsen, und ich kann auch kritische Fragen stellen, wenn ich merke, dass in einer Beziehung die gegenseitige Achtung fehlt.

Hier ist oft gar nicht so klar, wer eigent­lich von wem abhängig ist. Die „Thai-Ladies“ bewegen sich in ihrer eigenen Kultur entsprechend sicher und oft sehr selbstbewusst. Die Farangs, wie man die westlichen Ausländer hier nennt, sprechen meist kein Thai und verstehen viele kulturelle Regeln und Signale nicht. Manche sind im Alltag völlig auf ihre Partnerin angewiesen und werden leichte Beute für dubiose Ge­schäftemacher. Daneben gibt es natürlich auch langjährige Partnerschaften auf der Basis einer respektvollen, liebevollen, gewachsenen Beziehung.

In unserem Begegnungszentrum hat sich mit der Zeit eine Art Verhaltenskodex herausgebildet. Die Besucher achten genau darauf, wie andere mit ihren Thai-Partnerinnen umgehen, und weisen jemanden zurecht, der sich grob und anstößig ­äußert. Viele Männer haben gescheiterte Beziehungen in Deutschland zurückgelassen. Nach dieser bitteren Erfahrung wünschen sie sich jetzt eine harmonische Beziehung. Und spüren sehr genau, dass echtes Glück auch hier nicht käuflich ist.

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Absolut lobenswert der Beitrag von Frau Helmer.
Ich liebe Thailand, Asien, und bin seit 25 Jahren mit einer Asiatin aus den Philippinen verheiratet.
Zwei Kinder haben wir , die keine Kinder mehr sind. Es gibt nichts dümmeres als alles zu verallgemeinern. Natürlich gibt es Beziehungen die alle Klischees voll ausschöpfen. Aber es gibt auch ganz normale Beziehungen. Ekelhaft ist wenn Beziehungen nur aufgrund von Alter und Herkunft schlecht geredet werden. Meine Frau ist etwas älter als ich. Dafür seh ich älter aus. Grenzen intressieren mich nicht. Ich habe sie nicht gemacht oder irgendwie daran mitgewirkt.Die schlimmsten Grenzen sind in den Köpfen. Es ist noch ein weiter weg das abzubauen. Aber die Richtung stimmt. Es scheint weit einfacher zu sein etwas einfach zu verurteilen anstatt sich offen zu geben.
Jede Beziehung ist ein Unikat. Eine Ägypterin hat mal. zu mir gesagt grundsätzlich sind alle Menschen gleich. Sie wachsen nur in unterschiedlichen Situationen und Umfeldern auf. Ich denke sie hat recht. Basis für jede Beziehung ist Respekt.
Kompliment der Frau Helmer. Mal endlich jemand der nicht in irgend ein Kollektives Negativ einstimmt.
Danke

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