chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott (Porträtfoto)
chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott
Foto: Katrin Binner
Kinder entscheiden lassen 
Erledigt - Frau Otts endgültige Ablage.
Tim Wegner
15.09.2015

Ein Vater sagte mir neulich auf die Frage, ob seine Kinder getauft sind, das müssten die später selber entscheiden. Er meinte also: Nein. Aber das „Nein“ sagte er nicht, er druckste mehr so rum.

Was Liebe aushält

###drp|j24w805fimVgqsYSrt2WLxpA00082410|i-45||### Ein Mann verknallt sich mit Haut und Haaren, und nach einem Jahr fällt seine Freundin in eine schwere Depression. Eine Frau macht eine steile Karriere mit liebevoller Unterstützung ihres Mannes, und dann wirft er sich vor einen Zug. Das ist ja nicht zum Aushalten! Sieben Reportagen über Liebe und Leidenschaft, Trauer und Abschied. Von der preisgekrönten Autorin und chrismon-Chefredakteurin Ursula Ott. Zum chrismonshop.

Ich werde bei chrismon nicht für die Mitgliederwerbung bezahlt, ehrlich. Aber ich finde diesen Satz seltsam. Ich habe mal überlegt, was wir Eltern für unsere ­Kinder  schon alles entschieden haben – aus dem schlichten Grund, dass wir schon ein bisschen länger auf diesem Planeten sind. Manches entscheiden einfach die Großen. Wir haben ihnen mäßig originelle Vornamen ge­geben, sie gegen Tetanus und Polio impfen ­lassen, sie in einen katholischen Kindergarten gebracht, später in eine linksalternative Bau­wagensiedlung und ein Gymnasium mit Musikzweig und Antirassismus-AG. Wir haben ihnen die Haare kurz geschnitten, wir wohnen mitten in der Großstadt, nicht auf dem gesunden Land. Alles Entscheidungen, wo sie wenig bis gar nicht mitreden konnten, wie bei der Taufe. All das hat sie zweifellos geprägt.

Keiner ist ein besonders engagierter Protestant ge­worden. Einer arbeitet derzeit in einer Schule in Afrika, wo es – ohne mütterliches Zutun – bei der Bewerbung zumindest hilfreich war, dass er getauft ist, sur­prise, die meisten Hilfsprojekte haben kirchliche Träger. Der andere verkündete in der Pubertät, dass er die Existenz Gottes für einen großen Mythos hält und die Kirche für ihn als Tierschützer und Vegetarier ohnehin viel zu lasch sei. Das trug ihm an der Schule gegen Rassismus eine Eins in Religion ein, was Spott in der Familie auslöste, aber auch sehr protestantisch war. Der Zweifel gehört zum Glauben – aber wie soll man an ­etwas zweifeln, das man gar nicht kennt?

Deshalb bin ich relativ sicher, dass sie mir später mal die langweiligen Vornamen vorwerfen werden oder die peinliche Frisur auf den Kinderfotos. Über die Taufe werden sie sich nicht beschweren, und aus der Kirche können sie austreten. Aber sie wissen dann, woraus.

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Alles genial formuliert. Volle Zustimmung beim Lesen: 'da spricht mir jemand aus dem Herzen' - bis der letzte Satz kommt und meine Stimmung kippt: Nein. Ich taufe nicht, um meinen Kindern die Möglichkeit zu eröffnen, aus der Kirche auszutreten. Auch wenn keins meiner Kinder in der Kirche aktiv ist, auch wenn mindestens die Hälfte von ihnen (genauer: zwei) ausgetreten sind und/oder sich als Agnostiker bezeichnen: getauft haben wir sie damals, vor 30 Jahren, damit sie Christen werden - und bleiben.

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Zitat aus dem Artikel: "aus der Kirche können sie austreten. Aber sie wissen dann, woraus." Ungetauften hingegen bleibt lebenslang die Einsicht versperrt, warum sie gut daran tun, vom Glauben Abstand zu halten. Die Taufe, insbesondere die Kindertaufe, ist also ein atheistischer Trick! Was man von Getauften nicht alles lernen kann.

Wahrscheinlich muss man abgeklärt sein, um hier mitreden zu können, aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Ihre Logik nicht ganz schlüssig ist: jemand, der aus der Kirche austritt, muss nicht unbedingt Atheist werden. Die Autorin der Kolumne spricht auch nicht stellvertretend für alle Getauften. Manche bleiben für ewig in ihrem Glauben stecken, andere orientieren sich anderweitig, stets auf der Suche nach neuen Fallstricken, aus denen sie sich anschliessend wieder herauszuwinden suchen. Das Leben muss doch einen Sinn haben, finden Sie nicht ? Die Suche hört nie auf, zumindest meine ich es so zu erkennen. Den Sinn des Lebens zu finden, bedeutet zweierlei : entweder man sitzt in der Krise, oder man liegt falsch, irrt sich, verirrt sich, verspekuliert sich, verrennt sich, usw. Wäre es dann nicht wirklich besser, zu sagen: Hilf mir ! Was soll ich tun ? Wenn ich also glaube ? Wenn ich aber die Taufe nur als ein blosses Ritual ansehe, dann überlege ich vielleicht, genauso wie ich überlege, was ich denn meinem Kind anziehen möchte, das Blaue, Gelbe oder doch lieber das mit den Sternchen ?
Ich wurde nicht gefragt, ob ich will oder nicht. Aber wäre ich so entschieden und gewieft, wie Fr. Ott , dann hätte ich mich noch als Erwachsene taufen lassen, um mein Traumpraktikum, meinen Traumjob antreten zu können. Warum nicht ? Es hätte mir nicht schaden können. Das wertvollste ist nämlich der "Erfahrungsschatz". Selbst wenn nichts mehr bleibt, die Erfahrung war es wert ! Sagt man. Aber ist es nicht auch Glückssache, was einem widerfährt ?
Ich bin dafür, wichtige Entscheidungen nicht aufzuschieben. Also, im hier vorliegenden Falle: entweder der Vater bekennt sich zum Atheismus, oder er lässt sein Kind taufen.
Augustinus warnte davor, die Bibel wörtlich zu nehmen, hörte ich heute in einer Sendung im DLF. Vielleicht gehen viele Erfahrungen, die man macht, auf irrtümliche Schlussfolgerungen zurück ? Mangelnde Kommunikation ist einer der Gründe für Missverständnisse in zwischenmenschlichen Beziehungen. Lassen wir uns also auf das Abenteuer Lebenserfahrung ein. Und Kinder haben immer Macht .

Antwort auf von G.L. (nicht registriert)

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G.L. schrieb am 11. November 2015 um 0:32: "Wahrscheinlich muss man abgeklärt sein, um hier mitreden zu können" Aber nicht doch! Alle dürfen alles sagen. Und tun das auch weitgehend. Die Autorin stellt fest: "Ein Vater sagte mir neulich auf die Frage, ob seine Kinder getauft sind, das müssten die später selber entscheiden. Er meinte also: Nein. Aber das „Nein“ sagte er nicht, er druckste mehr so rum....ich finde diesen Satz seltsam." Einfach ein Unhold, dieser Vater. Sein Hauptfehler besteht zunächst darin, dass er seine Kinder nicht taufen lässt. Bei dieser Sünde belässt er es allerdings nicht. Auf die klare Frage, ob seine Kinder getauft seien, gibt er nicht ja, ja oder nein, nein zur Antwort, obwohl Jesus doch diesbezügliche Vorschriften erlassen hatte. Matth. 5, 37: "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel."
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Der Übeltäter, egal ob Gottloser oder Gläubiger, der die Kindertaufe ablehnt, gibt also eine Auskunft, mit der erstens die Frage eindeutig beantwortet ist und zweitens auch der Grund für das väterliche Handeln genannt wurde. Das ist also eine seltsame Herumdruckserei. Darauf kommt auch nicht jeder von alleine. Und warum ist das eine seltsame Herumdruckserei? Weil die Entscheidung für oder gegen die Taufe ähnlich gelagert ist wie die Entscheidung für oder gegen die Impfung gegen "Tetanus und Polio". Impft man die Kinder nicht gegen Polio, sondern lässt sie das später selber entscheiden, könnte es zu spät sein und sie bereits an Kinderlähmung erkrankt oder gestorben sein. Tauft man die Kinder nicht, könnte sich Satan ihrer bemächtigen und dann ist auch alles zu spät. Heilige Jungfrau Maria, hilf!

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Interessant wäre doch gewesen, warum die Kinder des besagten Vaters nicht getauft sind - vielleicht eben weil, wie Frau Ott schreibt, der "Große" schon etwas länger auf diesem Planeten ist und seine eigenen Erfahrungen mit der Kirche und ihren Vertreter gemacht hat? Oder ganz banal nicht mehr an Gott glaubt? Und den christlichen Glauben kennen auch nicht getaufte Kinder sehr gut - da unterschätzen Sie den Ethik-Unterricht an deutschen Schulen.

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blendet der Artikel die reformierte Tradition komplett aus: die Taufe aus Überzeugung - und zwar nicht die der Eltern. Schade!

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Als Kind einer freikirchlichen Gemeinde bin ich von der Erwachsenentaufe überzeugt, daher: "Das sollen sie selber entscheiden" ist für mich sicher nicht falsch. Doch, wie kommen Kinder, die der Kirche "nicht ausgesetzt sind", sprich, nicht im Glauben erzogen werden, zu einer solchen Entscheidung? Ich habe als überzeugte Christin einen nicht-gläubigen Menschen geheiratet. Er war sonntags immer hellauf begeistert, dass die Kinder ihm nicht auf die Nerven gingen, weil sie mit mir in die Gemeinde und den Kindergottesdienst gegangen sind. Getauft wurden sie auf den eigenen Wunsch hin in der reformierten Kirche, nachdem sie, ebenfalls auf ihren Wunsch hin, am Konfirmationsunterricht teilgenommen hatten. Sie hatten netterweise vom Pastor die Möglichkeit konfirmiert zu werden oder aber während des Konfirmationsgottesdienstes aus dem Unterricht entlassen zu werden. Sie hatten die Möglichkeit, zu sehen, wie es ist, im Glauben zu leben oder als Atheist zu leben und haben sich entscheiden können. Doch weder ein reines Freikirchenkind, noch ein reines Atheistenkind hat diese Möglichkeit. Daher, das "Sich-Selber-Entscheiden" basiert im Allgemeinen auf keiner Grundlage. Man kann sich nur für oder gegen etwas entscheiden, wenn man beide Seiten kennt oder zumindest darüber etwas weiss. Ist das "Er kann sich dann selber entscheiden" nicht eine klare Aussage und somit die Entscheidung der Eltern? Durch die Taufe wird man administrativ zum Christen, durch den Glauben zum aktiven Christen. Für den einen ist die Taufe der erste Schritt..für den anderen zählt nur der Glaube. In der Bibel steht in Markus 16.16: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." Den Glauben bekommt man nicht durch die Taufe. Aber unter Umständen findet man über sein Getauft-sein den Weg in die Kirche und wird gläubig...und sei es nur, weil man während des Konfirmationsunterrichts eine gewissen Anzahl von Kirchenbesuchen nachweisen muss.

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Eigentlich gefällt mir Ihre Einstellung, Frau Ott, wenn nur das Uneigentlich nicht wäre:
Wie kommen Sie darauf, dass eine ungetaufte Person nicht Einblick und Berührung mit dem Glauben und die christliche Gemeinschaft bekommt?
Ich bin sehr christlich erzogen und aufgewachsen, dennoch erst als Erwachsene getauft, noch knapp vor meinem Theologiestudium ;)
Unsere Kinder sind ungetauft - ich bin mit einem Atheisten verheiratet - dennoch hat zumindest der ältere (das andere Kind ist noch zu jung) einen Bezug zum Glauben.
Wie sagte er schon voller Überzeugung mit nicht mal fünf Jahren: "Ich bin nicht getauft und trotzdem Christ!". So ist es.

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Wie Frau Ott schreibt, entscheiden wir Eltern viel für unsere Kinder, sind von Entscheidungen unserer Eltern über uns mitgeprägt. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, stellt sich nicht die Frage, was dieses Baby schon alles entscheiden kann, sondern, zu welchen Entscheidungen die Eltern reif sind, die sich - in der Regel - immerhin für ein Kind entschieden haben.
Und dazu kann, muss aber nicht, die Entscheidung für die Taufe gehören. Mir ist diese Entscheidung dann sympathisch, wenn sie vom Wunsch beseelt, sich bei der Erziehung in Richtung Freiheit im Denken und Liebe im Wollen leiten zu lassen - wofür Jesus das herausragende Vorbild ist - und die Einsicht ausdrückt, dies nicht allein auf sich gestellt leisten zu können.

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Das ist so theologie-befreit. Das ist anti-protestantisch.
Jedenfalls aus reformierter Sicht, die noch der Theologie Karl Barths verpflichtet ist.
Zur Taufe gehört der Glaube und nicht eine "Irgendwas-mit-Wasser-Ideologie". Oder "Zweifel-Selbstgemacht".
Das wir, wir in der Kolumne gut illustriert wird, keine Coporate Identity mehr haben, schreiben uns die Millennials auf die Rechnung: 75- bis 85% der im Sinne von Frau Ott Getauften werden in den nächsten 10 Jahren austreten, weil ihnen unsere Institution nicht mehr plausibel ist.
Und nach meiner Beobachtung trägt die Markenkommunikation wie wir sie auf chrismon erleben, dazu bei.
Zu wieviel Prozent erwirtschaftet dieses Format seinen Haushalt eigentlich selbst und wieviel müssen Kirchensteuerzahler also mehrheitlich Zwangs-Getaufte via Landeskirche oder EKD dazu beitragen?

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Den Eltern ist also egal, ob ihre Kinder das spätere (eventuelle) Paradies erwarten dürfen! Wer hat denn diese Egal-Haltung erst ermöglicht und provoziert? Aufschluss gibt der Brief von 13 Bischöfen der derz. Synode an den Pabst. Sie befürchten eine zu liberale Entwicklung in der katholischen Kirche. Zitat aus dem Brief:

"Wer sich nur an die Seelsorge anpasse, ohne bei Schlüsselfragen des Glaubens hart zu bleiben, DER KÖNNE AM ZUSAMMENBRUCH DER MODERNEN LIBERALEN PROTESTANTISCHEN KIRCHE SEHEN, WOHIN DAS FÜHRE".

Die evangelischen Kirchen sind zu einer phrasenhaften Watte-Religion verkommen. Die Kennzeichen: Sie sind von aussen schön, aber konturlos. Sie saugen Alles und Jeden auf. Bei Belastung verändern sie ihre Inhalte und Form je nach Belieben und wollen Allen gerecht werden. Um niemand zu verlieren, frönen sie jedem Zeitgeist und verändern je nach gesellschaftlicher oder politischer Witterung sich selbst bis zur Unkenntlichkeit. Wenn der Watte der Inhalt nicht mehr passt, sucht sie sich neue Inhalte (Zahl der Einzelkirchen).

In Schlüsselfragen mag "Härte" angebracht sein im Sinne von: nicht ausweichen, ernst nehmen. Schwierig wird es, wenn diese Härte auf Antworten übertragen wird, als gäbe es nur eine "richtige" Antwort auf Schlüsselfragen. Die Fragen, die das Leben stellt, werden auf je eigene Weise beantworten vom kleinsten Bakterium bis zum Blauwal oder Mammutbaum, auf eigene, vielfältige Weise auch von Menschen - jedem Menschen.
Die Zeit der sich bekämpfenden Imperien - sei es um Macht, sei es um Wahrheit - kommt hoffentlich an ihr Ende: Zu zerstörerisch sind die Versuche, Vielfalt eindämmen zu wollen, nach dem Motto: Zerstöre das Falsche, Böse und das Richtige, Gute bleibt übrig.
Selbst ein zukünftiges "Museum der Imperien" wird eine bunte Vielfalt einer grausamen Epoche der Menschheit zeigen.
Wann mir die Entscheidung FÜR eine Taufe der Kinder besonders sympathisch ist, habe ich geschrieben. Nun ergänze ich, wann mir die Entscheidung GEGEN die Taufe sympathisch ist: Wenn sie als Eintrittskarte in ein Imperium verstanden wird, an welches gefesselt das Kind zum Heil gelangen soll.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
 
über Frau Otts Kolumne habe ich mich doch ärgern müssen. Sie fällt sehr lakonisch und undifferenziert aus,  was dem Thema m.E. nicht angemessenen ist.
Mein Bruder und ich durften auch selbst entscheiden, welcher Konfession wir angehören wollen. Mein Vater ist katholisch, meine Mutter evangelisch. Jeder hat uns seinen Glauben gezeigt, wir haben die Messe und den Gottesdienst besucht. Wir haben unsere Entscheidung für die evangelische und ganz bewusst gegen die katholische Kirche getroffen. Jeder für sich, unabhängig von einander und aus unterschiedlichen Beweggründen. Bei der Konfirmation wurden wir getauft. Es war die richtige Entscheidung für uns beide.
Mein Bruder war lange Zeit als Presbyter tätig. Ich selbst habe Theologie studiert und bin Religionslehrerin geworden. Heute bin ich vierzig, mein Bruder fast fünfzig. Wir haben unsere Entscheidung nie bereut und vertreten unseren Glauben ganz offen.
 
Es kommt wohl sehr auf die eigenen Erfahrungen und die Lebensumstände an, wann und von wem die Entscheidung für die Taufe, für oder gegen eine Glaubensrichtung getroffen werden soll. Unser Fall zeigt jedoch, dass die von den Eltern vorgegebene Richtung nicht immer gut und sinnvoll ist. Frau Otts Ansicht, die Kinder könnten "aus der Kirche ... austreten", trifft m.E. eben nicht den Kern der Sache.Vielleicht ist eine bewusste Entscheidung für etwas eben doch befreiender, als eine übergestülpte.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und verbleibe
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Alexandra Sillus-Erbe
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Wissen getaufte Kinder zwangsläufig mehr über den christlichen Glauben und die Kirche als ungetaufte? Die Entscheidung "erstmal taufen, kann ja nicht schaden" bringt doch noch keinerlei Wissen mit sich. Die freie Entscheidung für die Taufe dagegen bedeutet, dass sich jemand - ob nun 5 oder 50 Jahre alt - mit der christlichen Lehre beschäftigt hat. Besonders wenn nur ein Elternteil der Kirche angehört, finde ich die Entscheidung, nicht für das Kind zu entscheiden, sehr richtig. Wie bei mir selbst und meinen Brüdern - wir alle haben uns kurz vor der Konfirmation taufen lassen. Eine gute Freundin - und Taufpatin meines jüngsten Bruders - erst im Erwachsenenalter. Sie stammt aus einem atheistischen Elternhaus. "Unser" Gemeidepädagoge ebenfalls. Und Kirche kennenlernen darf auch meine ungetaufte vierjährige Tochter. Mein Mann ist ebenfalls eher kirchenfern - trotzdem besuche ich mit ihr Familien- und Kindergottesdienste (dort trifft man allerdings gar nicht auf so viele getaufte Kinder). So hat sie später tatsächlich eine Entscheidungsgrundlage. Fazit: die Taufe allein macht in meinen Augen nicht den Christen - und wer die Kinder entscheiden lassen möchte, sollte Ihnen die Welt aus beiden Blickwinkeln nahebringen.

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Ist das der neueste "Dreh"?
Indem man einen offensichtlich ernst gemeinten Beitrag mit diesem Zitat:" DER ANDERE VERKÜNDETE IN DER PUBERTÄT, DASS ER DIE EXISTENZ GOTTES FÜR EINEN GROSSEN MYTHOS HÄLT UND DIE KIRCHE FÜR IHN ALS TIERSCHÜTZER UND VEGETARIER OHNEHIN VIEL ZU LASCH SEI. DAS TRUG IHM AN DER SCHULE GEGEN RASSISMUS EINE EINS IN RELIGION EIN" drapiert, lediglich um Aufmerksamkeit zu erzeugen?
Für den widersinnigen Fall, dass es keine Glosse und auch keine Satire ist, wo blieb da der Aufschrei der Amtskirche? Oder ist es gar so, dass man vor lauter Glaubensbeliebigkeit sogar solche schulischen Varianten von absolutem Nonsens als eine aktive Glaubensbewältigung ansieht? Von nun an ist ja alles denkbar.

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Sind Metzger Rassisten und Vegetarier Gegner der Rassisten?

Zitat von Fr. Ott über die Schule eines ihrer Kinder: "...Der andere verkündete in der Pubertät, dass er die Existenz Gottes für einen großen Mythos hält und die Kirche für ihn als Tierschützer und Vegetarier ohnehin viel zu lasch sei. Das trug ihm an der Schule gegen Rassismus eine Eins in Religion ein, was Spott in der Familie auslöste, aber auch sehr protestantisch war".

Ich beziehe die Eigenschaft "protestantisch" auf die Aufmüpfigkeit des Sohnes. Was dabei aber untergeht, war und ist die eigenartige Auffassung von Religionsunterricht. Die Umstände der Taufen ist ein eigenes Thema. Aber Tierschutz als Religionsthema? Ja, wenn dem Lehrer sonst nichts mehr einfällt. Und dann noch eine Eins für einen etwas fehlgeleiteten Sprössling. Wenn da mal nicht der Lehrer der Mutter eine „Eins“ auswischen wollte.

Es ist verwirrend und es wäre einen Shitstorm wert, wenn man sich mal näher die naheliegende Konsequenz ansieht. Denn in dem Religions-Thema wird der Tierschutz als Rasseschutz und damit auch dem Kampf gegen Antisemitismus gleichgesetzt. Soweit zu denken, obwohl in diesem Fall und Zusammenhang logisch, war dem Lehrpersonal wohl nicht möglich.

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Vorab - meine Mutter: protestantisch, mein Vater - katholisch. Die Familie entschied sich, gegen alles zu sein. Die Großeltern gaben sich nicht einmal die Hand zum Gruße. Unüberwindbare Hürden.
Ich kam mit dem unheilvollen unsichtbaren Stempel auf meiner Stirn zur Welt: Nr. 666 fortlaufende Nummer auf meiner Geburtsurkunde. "un-taufbar".
Als ich meine eigenen Kinder bekam - entschied ich mich, Dinge nachzuholen und - meine Kinder zu taufen. Ich wollte die Welt für sie löffnen statt sie so verschlossen zu lassen, wie ich sie einst erlebte.
Und ja, wir sind aus der Kirche später wieder ausgetreten - für uns ändert das NICHTS am Glauben sondern erspart lediglich die Finanzierung auf Erden bzw den Zwang, konstant einer Gemeinde anzugehören und jeden Pieps aus der Familie erzählen und erklären zu sollen. Der GLAUBE blieb im Herzen. Und ja, auch ich bin der Meinung - ein Kind sollte erwachsen werden und dann für sich selbst entscheiden. In der heutigen Zeit ist niemand mehr dazu verdammt, alles so unverändert beizubehalten, wie einst in teils auch falschem Glauben von früheren Generationen vorgelebt zu bekommen. Ich habe Vertrauen, dass meine Kinder den richtigen Weg gehen werden.

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