Die Berliner Kuenstler- und Aktivistengruppe "Zentrum fuer politische Schoenheit" hat am Dienstag (16.06.15) eine im Mittelmeer ertrunkene Frau auf einem Berliner Friedhof bestattet. Ein weisser Sarg mit den vermeintlichen Ueberresten der
Merkwürdige Bestattung – die Ehrenplätze für die politische Elite blieben frei
Foto: Christian Ditsch / epd-bild
Die Künstlerinitiative "Zentrum für Politische Schönheit" karrt tote Flüchtlinge durch Europa
Tim Wegner
25.06.2015

Die Künstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ hat Leichname, einen oder mehrere, von im Mittelmeer er­trunkenen Flüchtlingen exhumiert, nach Deutschland gebracht und sie öffentlich in Berlin bestattet.

###autor###Braucht es eine so radikale Aktion, um auf das Flüchtlingsdrama aufmerksam zu machen? Ist das legitim? Natürlich!, könnte man sagen, denn wer wollte vorschreiben, welche Form des – gewaltfreien – Protests erlaubt ist? Aber die Frage ist falsch – genau wie die Aktion als solche. Die Aktivisten missachten die Würde der Menschen, die sie auch im Tod noch haben. Die Sprecher der Ini­tiative argumentieren, sie hätten Angehörige der Toten um Erlaubnis gebeten. Die Verwandten hätten gesagt: „Bitte bringt sie nach Deutschland, sie wollten dorthin.“ Würdelos sei, sie wochenlang in Kühlhäusern zu verwahren und sie dann anonym irgendwo zu bestatten.

Das stimmt. Aber um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, hätte es keinen Leichentransport durch halb Eu­ropa gebraucht. Die Künstler haben Tote instrumentalisiert, um Politik zu machen. Sie wollen offene Grenzen, sie wollen, dass die Menschen Europa auf legalem Weg erreichen können, damit niemand mehr im Meer ertrinken muss. Das ist ein hehres Ziel, aber die Wahl der Mittel ging leider fehl. Manch einer mag nun erst recht die Augen vor dem verschließen, was an Europas Grenzen passiert.

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Pietätlos ist vor allem der Tod der Flüchtlinge und das, was an Europas Grenzen geschieht. Dank dem Zentrum für Politische Schönheit wissen nun einige Menschen mehr davon.

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