Stilisierte Köpfe aus Ziegelsteinen zerbrechen aneinander
Foto: Moritz Wienert
In der Angstfalle
Der Vorwurf des Fundamentalismus ist schnell gemacht. Aber welche Religion, so fragt Hermann Häring, ist eigentlich frei davon?
Foto: Moritz Wienert
26.02.2015

„Die Zeit ist aus den Fugen.“ Seit dem 7. Januar, dem Tag der Pariser Attentate, denke ich immer an diese Zeile aus dem „Hamlet“ von Shakespeare. Bis dahin registrierte ich, letztlich gefasst, die Schreckensberichte aus dem Irak, aus Syrien, Afghanistan oder Pakis­tan. Die New Yorker Anschläge von 9/11, zweifellos ein Höhepunkt terroristischer Gewalt, schienen ein singuläres Ereignis zu sein. Morde in Madrid (2004) und London (2005), selbst die Grausamkeiten in Nigeria nahm ich in der Hoffnung hin, dass sich solche Taten nicht wiederholen. Doch Paris hat uns nun ­näher an politische Abgründe geführt. Unsicherheit, Angst und Wut greifen in vielen Ländern der Welt um sich. Die Millionenauflage des Satireblatts „Charlie Hebdo“ steigert unsere Solidarität mit den Mordopfern – und zugleich die Wut in arabischen Ländern. Und dann die Demonstrationen der „Pegida“ in Dresden – eine politische Krise von innen trifft auf Bedrohungen von außen.

Das Gemisch von Brandauslösern und -beschleunigern kultureller, politischer und psychologischer Art ist hochexplosiv. Islamismus und Fundamentalismus erscheinen uns wie die zwei Seiten derselben Medaille. Aber genau das ist ein gefährlicher Irrtum, denn ihre Wurzeln sind unterschiedlich: Der Islamismus hat viel mit tatsächlicher Unterdrückung zu tun. Er erwächst aus der profanen Geschichte von Niederlagen und erlittener Gewalt, von politischer Missachtung und einem als Hilfe verbrämten Imperialismus. ­Afghanistan und Irak sind deutliche Beispiele. Wer lässt sich schon gern zur „Achse des Bösen“ zählen? Der Fundamentalismus hingegen lebt aus religiösen Tiefenschichten: Es geht (im amerikanischen Protestantismus gut zu beobachten) um die Rückbesinnung auf den ursprünglichen Glauben, die Abwehr von Pluralismus, keineswegs vor allem darum, Gewalt zu legitimieren. ­Fundamentalismus ­gehört zur Geschichte aller Religionen, der monotheistischen ­zumal, also des Judentums, Christentums, des Islam.

Man kann ruhig zugeben: Auch der friedfertige Islam hat eine Gewaltgeschichte und unterhält zum Koran ein fundamentalis­tisches Verhältnis, denn dort sind geschichts- und kultur­kritische Auslegungen verpönt. Noch heute bestrafen die Saudis einen Islam­kritiker mit 1000 Stockhieben und steinigt in Pakistan ein Vater seine sexuell selbstbestimmte Tochter straflos zu Tode. Auf kritische Autoren werden Kopfgelder ausgesetzt. Mit solchen skandalösen Rechtsgrundsätzen und Praktiken identifizieren sich Terroristen und Selbstmordattentäter. Im Nahen Osten macht die Gewalt auch vor den muslimischen Geschwistern nicht halt. Ich kann da nur Abscheu empfinden.

Doch die christlichen Gewaltspuren sind damit nicht vergessen. Wer die arabische Selbstzerfleischung heute anprangert, tut gut daran, sich der europäischen im Dreißigjährigen Krieg zu ­erinnern. Drakonische Strafen gegen Islam­beleidiger und unbotmäßige Frauen haben ihre Entsprechung in den christlichen Scheiterhaufen der Vergangenheit und im inquisitorischen Geist derer, die in der Bibel – bis heute – den Buchstaben statt des Geistes suchen. Die Kirchen jubelten im 18. Jahrhundert der Aufklärung nicht gerade zu, und wer die Gewalttaten weniger Muslime als typisch islamisch diffamiert, hat der Behauptung wenig ­entgegenzusetzen, der Nationalsozialismus sei die Ausgeburt ­einer christlich begründeten Menschenverachtung.

Es ist unverzichtbar, Selbstkritik zu üben. Das allein reicht allerdings nicht, wenn es folgenlos bleibt. Politiker sollten sich auf die Frage konzentrieren, wie sie bei Gewaltausbrüchen zur Deeskalation beitragen können. Zugleich ist aber der eigene Fundamentalismus zu entlarven, denn er vergiftet jede Annäherung. Der eigene Fundamentalismus verführt  dazu, auch im Islam vor allem die gewaltbereite, politisch-religiöse Ideologie zu sehen. Da wird die Welt zur überdimensionalen Bühne des internationalen Terrorismus, Deutschland zur Spielwiese von Salafisten, da werden die Moscheen zum Schonraum für „Hassprediger“ wie Pierre Vogel. Dass Islamisten viel Wut äußern und Hass freisetzen, lässt sich nicht leugnen. Doch woher kommen sie, und warum lassen sich junge Menschen aus dem EU-Raum dazu verführen?

Statt unvermittelt auf das Wirken dieser Prediger zu starren, sollten wir uns an das Phänomen des „Kinderkreuzzugs“ von 1212 erinnern, als sich Tausende von jungen, besitz- und hoffnungslosen Menschen (fälschlicherweise „Kinder“ genannt) zu ihrer plan- und ziellosen Wallfahrt nach Jerusalem aufmachten. Da schöpfte eine ort- und zukunftslose Jugend aus religiösen Quellen Gemeinschaftsgefühl und maßlose Begeisterung. Aller Frust richtete sich schon damals gegen das muslimische System. Offensichtlich stand und steht der christliche Fundamentalismus dem Islamismus in nichts nach.

Obwohl sich das Christentum als Religion der Nächsten­liebe definiert und der Islam als Religion der Barmherzigkeit und Hingabe, versagen in ihren Krisen die Kräfte der Selbstkritik. Warum? Nicht in den Religionen, sondern in den Menschen liegen die Wurzeln des Fundamentalismus. Bei den Menschen, die ihren Glauben nicht ganz in ihr Leben lassen. Christentum und Islam versagen nämlich immer dann, wenn ihre Gläubigen den Dialog blockieren, es also nicht wagen, sich mit Kopf und Herz anderen Überzeugungen zu stellen. Er beginnt als Haltung, als Selbstgerechtigkeit und Empathiemangel, lange bevor er in monströse Handlungen und Bewegungen auswuchert. Schon wer im Herzen Mitmenschen verachtet, gilt als Totschläger (1. Johannes 3,15). Christen wie Muslime waren und sind konstant überfordert.

Das Rad der Demütigungen dreht sich unermüdlich weiter

Wir Christen haben unsere Glaubensüberzeugungen zur Rechthaberei pervertiert. Wie entlastend wirkt es da, wenn wir diese Fehlhaltung auf den Islam projizieren und in ihm die Bruchstellen entdecken konnten, an denen unser eigenes Glauben krankt. Bis heute ist in den Kirchen der Siegeszug der Aufklärung noch nicht verdaut. Der Pluralismus verunsichert viele Christen noch immer zutiefst. Die meisten Anzeigen gegen „Charlie Hebdo“ kamen bislang aus katholischen Kreisen. Es ist die Angst vor anderen Überzeugungen und Kulturen, seien sie säkular oder religiös, die sich zu Misstrauen verfestigt hat. So sehen uns ­jedenfalls unsere Kritiker. Zu Recht?

###autor### Wer auf die Angst um die eigene Identität fixiert ist, wird blind für die Angst der anderen, der von uns geängstigten und verletzten Verlierer. Über ihre Scham und deren soziale und politische Folgen haben wir noch nicht ausreichend nachgedacht. Noch immer sind zu viele Christen auf sich selbst, auf ihr Seelenheil fixiert. Der einst explosive Rechtfertigungsgedanke Martin Luthers – Gott hat uns befreit – verkümmerte zu einer wehleidig ichbezogenen Gottessuche, statt uns zur leidenschaftlichen Bejahung anderer zu befreien.

In dieser religiösen Mangelsituation dreht sich die Gewalt­spirale ungehemmt weiter. Das Spiel um die Karikaturen in „Charlie Hebdo“ zeigt es. Für den Westen gelten sie, unabhängig von ­Inhalt und Qualität, als Krönung demokratischer Freiheit. Dass sie die Betroffenen verletzen, wurde in diesem Rausch der Selbst­bestätigung verdrängt. Die Verletzungen gingen ursprünglich von den „Überlegenen“, den „Aufgeklärten“ aus. Selbst in der Losung „Je suis Charlie“ liegt etwas Unaufgeklärtes und Selbstgerechtes. Von Empathie und wirklicher Verständnissuche ist vorläufig keine Rede. So symbolisiert dieser Karikaturenstreit für beide Seiten  das Rad der Demütigungen, das sich unermüdlich dreht. 

Wie kommen wir weiter? Wir sollten alle kulturellen, poli­tischen, psychologischen und pädagogischen Strategien endlich mit leidenschaftlichen Gesprächen und Begegnungen unter­mauern, in denen offen und auf Augenhöhe über Versagen und Möglichkeiten beider Seiten gestritten wird. Ein wichtiges Thema dabei: die Gefahr des Fundamentalismus in der eigenen Religion. Und auch die religiösen Gefühle stehen zur Debatte.

Kirchenleitungen und Gemeinden, Bildungshäuser und Theo­logen sollten die Ersten sein, die sich auf diesen Weg der Ver­ständigung stürzen und auch die vielen bestehenden Projekte in die Öffentlichkeit tragen.

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Sehr geehrter Herr Häring,

gerade das Beispiel des Anschlags auf Charlie Hebdo zeigt, dass auch in einer freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft irgendwann (harte) Grenzen aufgezeigt werden müssen. Die Meinungsfreiheit, auch die Freiheit, geschmacklose oder vielleicht primitive Karikaturen zu veröffentlichen, ist unbedingt zu gewährleisten. Wenn die Meinungsfreiheit durch brutale Gewalt bedroht ist, kann es keine Kompromisse geben. Sie verweisen darauf, dass die meisten Anzeigen gegen Charlie Hebdo von (fundamentalistischen) Christen kamen. Nun, das waren aber auch nur (zwecklose) Anzeigen, die Zeichner wurden nicht umgebracht. Das unterscheidet sie von der Barbarei der fundamentalistischen Muslime. Auch "Empathie und Verständnissuche" ist hier völlig fehl am Platze. Wenn man sich erst einmal auf eine Argumentation einlässt, in der es darum geht, mit Zeichnungen, Fernsehen, Veröffentlichungen usw. nur ja keine "religiösen Gefühle zu verletzen", gerät man unweigerlich auf eine rutschige Abwärtsspirale, an deren Ende ein Klima der Angst und der Verlust jeder Meinungsfreiheit steht. Wenn es keine entsprechenden Blasphemiegesetze gibt, erledigt das dann die "Schere im Kopf". In dieser Logik hat derjenige die Macht, der am lautesten schreit (oder auch mordet), weil er sich von "xyz" verletzt fühlt. Ich schreibe bewusst "xyz", weil die "Verletzung religiöser Gefühle" dann auch durch irgendetwas anderes ersetzt werden kann, z.B. auch durch "gesundes Volksempfinden" (von früher noch gut bekannt). Worauf ich hinauswill: Die Meinungsfreiheit kann nicht ein bißchen eingeschränkt werden, schon gar nicht selektiv. Grenze ist natürlich die Volksverhetzung. Wenn man aber über alles Witze machen darf, nur nicht über den Islam, ist es wie mit der bekannten "eingeschlagenen Fensterscheibe". Als der bekannte Humorist Herbert Feuerstein (jeglicher extremistischer Umtriebe völlig unverdächtig) einmal auf Polenwitze in der legendären Sendung "Schmidteinander" angesprochen wurde, meinte er, dass in der Sendung niemand diskriminiert würde, weil alle das gleiche Recht darauf hätten, verarscht zu werden.
Um es zusammenzufassen: Wer in unserer Gesellschaft mit den bloßen Meinungsäußerungen anderer nicht zurechtkommt und sie deswegen bedroht oder gar umbringt (egal, ob nun muslimischer, christlicher oder sonst ein Fundamentalist), muss zur Räson gebracht werden, weil die Gesellschaft sonst als Ganzes bedroht ist. Das dazu gehörige Stichwort ist die "wehrhafte Demokratie".
Das Ganze wird auch nicht besser, wenn auf die Schwächen des Christentums verwiesen wird. Aktuell ist die Situation jedenfalls so, dass die christlichen Fundamentalisten anzeigen und "Häresie" schreien, während die muslimischen Fundamentalisten morden. Die Anzeigen und das Gekeife kann ich ignorieren, das Morden aber nicht. Mir ist auch bewusst, dass das Christentum früher ebenfalls furchtbare Verbrechen begangen hat, während der Islam in höchster kultureller Blüte stand (z.B. Al-Andalus, Persien). Diese Argumentation hilft uns in der aktuellen Lage aber kein bisschen weiter. Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem man sich fragen muss, für welche Überzeugungen man steht und was man dafür tun will. Ein alles verstehender-alles verzeihender Relativismus ist kein geeignetes Mittel, um brutalen Fanatikern gegenüberzutreten.

Antwort auf von Stefan Lippmann (nicht registriert)

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Bitte stimmen Sie nicht in die weitverbreitete, propagandistische Al-Andalus-Verherrlichung ein! Diese begann, als Aufklärer das Mittelalter und die katholische Kirche dämonisieren wollten und auf der Suche nach einem Gegenbild waren. Das spanische Kalifat war eine Apartheidsgesellschaft, in der nichtmoslemische Bevölkerungsgruppen brutal unterdrückt und entrechtet wurden. Sklavenhandel, Raubzüge und permanente Jagden und Angriffskriege nach Frankreich hinein gehörten auch dazu. Klassische Schriften wurden dann nicht vernichtet, wenn sie den Herrschern als mit dem Islam kompatibel erschienen. Dazu mussten die Schriften durch jüdische und christliche Gelehrte übersetzt werden. Ansonsten wurden die nichtmoslemischen Kulturzeugnisse vernichtet oder überformt.

Bitte begehen Sie nicht den beliebten Fehler, frühere Perioden nach heutigen Maßstäben zu beurteilen. Natürlich war die maurische Herrschaft in Andalusien nach heutigen Maßstäben undemokratisch und vormodern. Man muss Al-Andalus aber in Relation zu dem betrachten, was danach kam.
Relativ betrachtet brach mit der Reconquista unter Ferdinand und Isabella das finsterste Mittelalter über ein kulturell relativ hochstehendes Land herein. Prominentestes Beispiel ist das "Alhambra-Edikt" von 1492, das die Vertreibung sämtlicher Juden anordnete, sofern sie nicht zwangsweise zum Christentum konvertierten. Auch die Konvertierten wurden weiterhin terrorisiert und unterstanden (wie alle Bewohner) der neu eingeführten Inquisition. Im Ergebnis wurden das Judentum aus Andalusien getilgt, mit dem Islam wurde entsprechend verfahren. Heute würde man so etwas "Genozid" nennen. Unter den Kalifen mussten die "Ungläubigen" zwar erhöhte Abgaben zahlen und hatten weniger Rechte, wurden aber auch nicht zur Konvertierung gezwungen, vertrieben oder ermordet. Die blühende wissenschaftliche, medizinische und architektonische Kultur wäre ohne die "Ungläubigen" auch gar nicht so denkbar gewesen.
Wie man es auch dreht und wendet: Die spanische Reconquista ist eines der finstersten Kapitel der europäischen Geschichte des Mittelalters. Umso erschreckender ist meiner Meinung nach der aktuelle "Verfall" des Islams, was den Eindruck einer gegenläufigen Entwicklung zwischen Islam und Christentum vom Mittelalter zur Neuzeit verstärkt.

Antwort auf von Stefan Lippmann (nicht registriert)

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Zitat: "Bitte begehen Sie nicht den Fehler, frühere Perioden nach heutigen Maßstäben zu beurteilen."

Dito!
https://www.youtube.com/watch?v=5QlrpWDW-y8&list=PLPq6iUifPrJbbavRcFLUHDqkNyXShMxh2

Antwort auf von Stefan Lippmann (nicht registriert)

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Was meinen Sie mit unklarer Herkunft? Was soll an Ihren Behauptungen "sachlicher" sein als an den Thesen von Experten?

Collins, Roger: Caliphs and Kings. Spain, Chichester: Wiley-Blackwell 2014.
ISBN: 978-1-118-73001-0; 328 S.

Antwort auf von Isabella Francis (nicht registriert)

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Isabella Francis schrieb am 23. März 2015 um 10:13: "ISBN: 978-1-118-73001-0; 328 S." Falls es in Vergessenheit geraten sein sollte oder evtl. nie bekannt war: Beim Zitieren gibt man an, auf welcher Seite eines Buches das Zitat beginnt. Eher uninteressant ist, wieviel Seiten der Schmöker hat. Das Buch hat 328 Seiten. Welche Stelle wollen Sie jetzt zitieren? Was hat diese Stelle mit dem youtube-Filmchen zu schaffen? Ich rate auch davon ab, in Zukunft auf Bibelfilme zu verlinken und als Quellenangabe dann zu liefern: "Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, Privilegierte Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1955, 1193 S. nebst einem Anhang zum Bibelstudium."

Antwort auf von Stefan Lippmann (nicht registriert)

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Stefan Lippmann schrieb am 20. März 2015 um 19:54: "Umso erschreckender ist meiner Meinung nach der aktuelle "Verfall" des Islams". Wo verfällt denn, mit oder ohne Anführungszeichen, der Islam? Der erfreut sich bester Gesundheit, breitet sich aus und passt sich den jeweiligen Machtverhältnissen an. Ganz wie es das Christentum sowohl im Mittelalter wie auch in der Neuzeit gemacht hat und macht. Insofern vermag ich auch keine "gegenläufige Entwicklung zwischen Islam und Christentum" zu entdecken. Das Christentum betreut glaubensmäßig den Weltführer in Gewaltfragen, die USA, samt den meisten ihrer Verbündeten. Der Islam betreut hingegen eine Staatenwelt, die sich laufend auf der Verliererseite in Gewaltangelegenheiten befindet. Oder er ist im Einsatz in Gebieten, wo die Staatsgewalt am Kaputtgehen oder schon den Bach runter ist und neu aufgebaut werden soll. Zu solch höchst unterschiedlichen Gewaltverhältnissen gehören dann auch unterschiedliche Glaubensausprägungen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen Islam und Christentum heute.
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Ich hatte auf Ihren ursprünglichen Beitrag vom 15. März eine Erwiderung geschrieben, die bisher von der Redaktion nicht freigeschaltet wurde. Vielleicht wird das noch nachgeholt.

Antwort auf von Iwan der Schre… (nicht registriert)

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"Der Islam betreut hingegen eine Staatenwelt, die sich laufend auf der Verliererseite in Gewaltangelegenheiten befindet. Oder er ist im Einsatz in Gebieten, wo die Staatsgewalt am Kaputtgehen oder schon den Bach runter ist und neu aufgebaut werden soll. ", schreibt Iwan d.S. Das spricht doch tatsächlich für einen Verfall des Islams, der offenbar keine kulturellen Werte mehr zu verteidigen hat, und nur noch nach dem Machterhalt zu streben scheint. Ob dem so ist, weiß ich nicht, aber wenn eine Religion sich hauptsächlich über Macht und Gewalt am Leben erhält, scheint dort etwas Wesentliches nicht zu stimmen, rein objektiv betrachtet. Diese großartige islamische Kultur zerfällt doch ganz offensichtlich, weil dort sowohl der Mammon als auch geistige Finsternis zu wüten scheinen. Wenn die kreative Schöpferkraft einer Religion, eines Volkes, dem Anpassungsdruck an die sich verändernde Umwelt nicht standhält, geht ihre ganze Kultur zugrunde. Der Westen und sein politischer Kampf sind hierfür verantwortlich. Überhaupt scheint es nur noch um eines zu gehen : der Westler versucht seine eigenen Schärflein ins Trockene zu bringen, sie zu perfektionieren und weiter zu entwickeln, während der Kit, der kulturelle Zusammenhalt keine Bedeutung mehr hat. Für den Islam sind sowohl Kultur als auch Tradition sehr wichtig, und diese versucht er zu verteidigen, zugegeben, auf eine sehr rigorose und grausame Weise, seinem ungestümen Temperament entsprechend, aber doch auf der Seite des Verlustes. -------------------------
Wenn also der Christ schon so edel hier erscheinen will, so muss er sich der Verantwortung für die Welt stellen, und dafür sorgen, dass nicht der Kampf der Kulturen / Religionen das gemeinsame Leben auf der Welt bestimmt, was ohnehin, auf lange Sicht, die SCHÖPFUNG an sich, der Evolution zum Frass vorwerfen, und den Sieg des STÄRKEREN noch untermauern würde, sondern auch dafür sorgen, dass ein fruchtbares Zusammenleben in der SPANNUNG zwischen den unterschiedlichen kulturellen Lebensweisen möglich wird. Heute haben wir keine Spannung, sondern Vernichtung wird angestrebt. Statt Du oder Ich, welches unser ganzes Zusammenleben auch in persönlichen Beziehungen sehr oft bestimmt, ein Du UND Ich ! Kulturelle Spannung, ein Interesse für das Fremde , Andere , aber nicht auf dieser distanzlos menschelnden Weise, bzw. einer rein rational provokativen, sondern auf Distanz zu dem jeweils Fremden. -----------------------------------------------------------
Kultur beinhaltet mehr als bloße Religiosität, und Religion und Gebete sind Privatsache. Da sind der Schleier oder das Kopftuch ein wunderbar sichtbares Symbol für den Wunsch nach Distanz und Abgrenzung. Wer seine Vorurteile nicht beherrschen kann, muss dafür etwas tun, und versuchen, sich selbst zu verstehen. Seine eigenen Mängel werden ihm den Weg in seinen persönlichen Frieden weisen, ohne dass er andere dafür verantwortlich zu machen braucht.

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Ich glaube, man kann den Fundamentalismus im Christentum und im Islam nicht auf eine Stufe stellen, wie es Hermann Häring tut, wenn er schreibt, es läge nicht an den beiden Religionen, sondern an ihren nicht dialogbereiten, angstfixierten Gläubigen, wenn bei beiden „die Kräfte der Selbstkritik“ versagten. Islamische Terroristen können sich zur Rechtfertigung ihrer Untaten leider zu Recht auf ihre Religion berufen, Christen können das nicht. Auch Christen waren in der Vergangenheit gewalttätig und haben Menschenrechte missachtet, aber zu den Grundlagen des Christentums gehören die Trennung von geistlicher und weltlicher Macht und die Ächtung physischer Gewalt.
Die Frage ist: Können Muslime hinnehmen, dass ihre Religion in einer pluralistischen Gesellschaft nur eine von vielen Weltanschauungen ist und genauso wenig sakrosankt ist wie alle anderen? Muslime dürfen das islamische Bilderverbot achten, aber diese Achtung können sie nicht von anderen verlangen. Das ist ein Totalitarismus, den das Christentum nicht kennt.

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Zitat: "Die spanische Reconquista ist eines der finsterten Kaptiel der europäischen Geschichte des Mittelalters."

Der islamische Jihad nach Europa hinein und entlang der europäischen Küsten, insbesondere die Besetzung Spaniens füllen viele Kapitel dieser europäischen Geschichte des Mittelalters mit Finsternis.

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Die Begriffe "IS", "ISIS", "Islamischer Staat", "heiliger islamischer Krieg" usw. sind allesamt Tarn- und Täuschungsbegriffe, denen wir leider immer wieder in unserer täglichen Auseinandersetzung damit erliegen. Daher fängt eine Versachlichung damit an, dass wir die Bezeichnung ohne eine islamisch religiöse Konnotation versehen und im Sinne des UN Sicherheitsrates und anderer Fachinstitutionen abgeleitet aus den Anfangsbuchstaben von der arabischen Bezeichnung von "Daesh" sprechen Es geht schlicht und ergreifend in den einschlägigen Krisenregionen, in denen schon jetzt staatliches Territorium und völkerrechtlich legitimierte staatliche Gewalt in weiten Teilen auseinanderfallen, um die Frage nach Macht im Sinne der quasi staatlichen territorialen Kontrolle. Diese Kontrolle wird mit Gewalt und terroristischen Strukturen, zu denen auch die Tarnung gehört, erkämpft. Ziel ist die Kontrolle über landwirtschaftliche Flächen, Gebiete mit Rohstoffen, Zugang zum internationalen Finanznetzwerk, Zugang zu Kulturgütern und ähnlichem, da sich damit hervorragend Geld verdienen lässt. Daher handelt es sich vornehmlich um Formen der organisierten Kriminalität.
Fundamentalismus und Menschenverachtung sind Probleme die im Menschen liegen und beginnen, nicht in den Religionen. Wir sollten als Christen nicht in einen parallelen Meinungs- und Deutungskrieg gegen bestimmte Teile des Islams treten und über jeweils religiöse Rechtfertigungen streiten in diesen Konflikten, in denen es keine religiöse Grundlage und ebenso keine religiöse Lösung gibt. Das schließt auch ein, nicht "nach jedem Anschlage eine öffentliche Distanzierung von islamischen Gemeinden in Deutschland zu fordern". Unser Umgang mit diesen Situationen wird darüber bestimmen wie fundamentalistisch diese Krise ist und wird.

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