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Freihandel in EU und USA: Und was bleibt von Fair Trade?
Freihandel in EU und USA: Und was bleibt von Fair Trade?
Gabriele MeisterLisa Strieder
26.10.2014

chrismon: Was ändert sich im fairen Handel, wenn das Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU kommt?

Sven Hilbig: Freihandelsabkommen, auch TTIP, führen grundsätzlich dazu, dass sich die Wirtschaftsmacht in der Hand von wenigen Unternehmen weiter konzentriert. Große Agrarkonzerne bauen ihre globale Vormachtstellung weiter aus. Zu den Leidtragenden gehören regel­mäßig Kleinbauern und Fair-Trade-Produzenten.

Wieso?

Es ist zu befürchten, dass der Zollabbau für Agrarprodukte zwischen der EU und den USA handelsumlenkende Effekte haben wird. Das heißt: US-Produkte werden zollfrei gehandelt und damit günstiger; mehr Menschen in Europa kaufen sie; und die Fair-Trade-Bauern wie auch andere Produzenten in Entwicklungs­ländern, zum Beispiel in Marokko oder Brasilien, verlieren ihre Absatzmärkte.

Die EU hat doch längst Freihandelsabkommen mit Entwicklungsländern. Was ändert sich denn durch ein Abkommen mit den USA?

USA und EU sind starke Wirtschaftsmächte. Schon deshalb wird sich das TTIP auch auf an­dere Handelspartner auswirken.

Grundsätzlich geht es aber nicht darum, welches Abkommen gravierendere Folgen hat. Die von der Europäischen Union abgeschlossenen Handelsabkommen sind grundsätzlich problematisch. Dem Welthandel mangelt es an Fairness. Kaufen die Leute nicht trotz TTIP weiterhin Fair Trade?

Ohne Zweifel ist es so: TTIP kann dazu beitragen, dass Fair-Trade-Produzenten aufgrund des zunehmenden Wettbewerbsdrucks ihre Produkte verteuern müssen. Und auch wenn Fair-Trade-Kunden grundsätzlich bereit sind, mehr zu zahlen, wird sich irgendwann ein Teil der Konsumenten abwenden.

Wie könnte man die negativen Folgen für kleine Hersteller von Fair-Trade-Produkten abfedern?

Zunächst einmal müssten EU und USA im Rahmen der Verhandlungen prüfen, welche negativen Auswirkungen TTIP auf Entwicklungs- und Schwellenländer haben wird. Anschließend sollten sie Ideen entwickeln, wie sie damit umgehen. Eine Möglichkeit wäre es, den betroffenen Ländern Erleich­terungen beim Export ihrer Güter in die EU und die USA einzuräumen – ohne von ihnen Zugeständnisse zu fordern. Man nennt dies einseitige Handlungspräferenzen. 

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wegen des Wettbewerbsdruck muss niemand seine Produkte verteuern, das ist betriebswirtschaftlich unlogisch. Das Gegenteil ist der Fall, der Wettbewerbsdruck fuehrt dazu, dass die Produkte billiger werden müssen.

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Da wird nun auch im Sonntagsblatt vom 22.02.2015 nochmal über TTIP debattiert.
Leider wird aus irgendeinem rätselhaften Grund nicht über das bereits fertig verhandelte CETA debattiert. Wenn CETA kommt braucht keiner mehr TTIP, denn dann können alle Firmen über kanadische Niederlassungen frei in Europa agieren.
Grundsätzlich brauchen wir keine Abkommen, die nur den Großkonzernen nützen. Grundsätzlich brauchen wir keine geheimen Schiedsgerichte.
Grundsätzlich brauchen wir eine neue Politik, die weg kommt von billiger Massenproduktion. Das "immer mehr Wirtschaftswachstumdogma" ist ein gefährlicher Irrweg.
Und grundsätzlich alles was zu den Grundbedürfnissen der Menschen dient, wie Bildung, Trinkwasser, Energieversorgung usw., darf nicht privatisiert werden.
Ein Wirtschaftswachstum von 0.05 % im Jahr für Europa ist prognostiziert. ??
Dafür soviele Gefahren für die Menschen?
Sollen die Amerikaner ihr giftiges, veraltetes Geschäftsmodell doch mit den Chinesen praktizieren, wovor manche Leute Angst haben.
Wir brauchen einen radikalen Paradigmenwechsel.
Wir brauchen keine Diskussionen mehr, wir müssen mit aller Macht Nein sagen zu CETA und TTIP!
herzliche Grüße aus Garmisch-Partenkirchen
Ralph Cremer

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