Katrin Binner
Pardon, sorry, scusi - um Entschuldigung bitten, das geht nicht mal so eben.
Tim Wegner
11.01.2013

Bei den Bankern muss alles schnell gehen, Hochfrequenzhandel, 250 Mikrosekunden pro Börsengeschäft. Keine Zeit für Zerknirschung, wenn man einen Fehler gemacht hat. Das geht dann so: „Sollte mein Anruf zu einem falschen Eindruck geführt haben“, so Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen nach seiner ungeschickten Kontaktaufnahme mit dem hessischen Minis­terpräsidenten, „möchte ich mich dafür entschuldigen.“ Es klang wie: Und jetzt lasst mich bitte in Ruhe, ich habe Wichtigeres zu tun.

’tschuldigung, aber diese Art von Entschul­digung ist für die Tonne. Das Hochfrequenz-Entschuldigen kann gar nicht funktionieren. Sex­orgien in Budapest von Ergo-Versicherungsvertretern? Schnell beim Kunden entschuldigen, in ganz großen Zeitungsanzeigen. Bloß doof, wenn kurz darauf weitere Partys auf Mallorca und ­Jamaika ans Licht kommen. Mit einem Blödelanruf womöglich eine Krankenschwester in den Selbstmord getrieben? Sorry, sorry, sagten die Radio-Fuzzis. Besser wäre: erst mal ganz ruhig sein.

Man ist schon dankbar, dass der französische Ministerpräsident Hollande bei seinem Besuch in Algerien sagte, er werde sich nicht entschuldigen. Dafür sprach er aus, was war: „Die französische Kolonialherrschaft war brutal und ungerecht.“ Oui. Das kostet was, das zuzugeben. Pardon wäre billiger gewesen.

Um Entschuldigung bitten, das geht nicht mal so eben. Es erfordert Reue, Zerknirschung und ehrliche Mühe, sein Verhalten zu ändern – all das braucht Zeit. Die Entschuldigung ist so entwertet, dass schon Kinder kapieren, dass sie schnell damit durchkommen. „Wie heißt das Zauberwort?“ – damit ist längst nicht mehr „bitte“ gemeint. Sondern, das sagen sie gern in ­Versalien, „ENTSCHULDIGUNG“, und gucken wie: Kann ich jetzt wieder an den Computer? So ähnlich wird es bei dem Banker auch gewesen sein. Hochfrequenzhandel und Derivatgeschäfte werden übrigens bald von der BaFin überwacht. Kann mal einer aufs Entschuldigen aufpassen?

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In Amerika hat sich die Meinung längst durchgesetzt : " Es braucht die einfachen Bürger, um einen Wandel herbeizuführen." In Deutschland weht ein anderer sozialer Wind, hier halten kranke Menschen als Versuchsobjekte für wissenschaftliche Untersuchungen her, sehr begehrt ist die Traumaforschung, die Psychosomatik, deren Ergebnisse dann der gesetzgebenden Regierung als Grundlage für politischen gesellschaftlichen Wandel dienen. Jeder Versuch, sich gegen diese Machenschaften der Scheinautorität zur Wehr zu setzen scheitert. Das letzte Ende dieser Kette ist die instrumentalisierte evangelische Kirche, die den Menschen in entsprechend moralische Bahnen einzupferchen versucht; andere Assoziationen erspare ich mir. Die Sprache bietet hierzu ein entsprechendes Vokabular erniedrigender und einschüchternder Umgangsfloskeln, die den Einzelnen gängeln.
Es heißt nun von politischer Seite, eine entsprechende Studie habe ergeben, man müsse bei den weniger gut verdienenden Familien ansetzen, um Verbesserungen einzuführen, um eine effizientere Familienunterstützung zu gewährleisten ! Ich frage mich, für wie blöd wird man hierzulande eigentlich gehalten !!! Oder ist es eher umgekehrt ?. Es ist schon beinahe faszinierend, wie kreativ das gesellschaftlich machtpolitische Steuerungssystem des Landes funktioniert ! Wenn nur etwas als die Hälfte der Bürger an Wahlen teil nimmt, so gilt das eben als Bestätigung der politischen Linie. Man gibt die Handlungskompetenz an die Wenigen Interessierten ab. Das ist kein mündiges Verhalten. Zerknirschung, Entschuldigung, was bringt das ? Reue ? Gesundheit, eine gute Ausbildung, ein guter Job, Geld , ein würdiges Leben sollten die Forderungen an den Staat sein, stattdessen lese ich, dass sehr viele Studenten dopen, sich mit Medikamenten vollpumpen, um das Studium zu bestehen ! Oder die arbeitsteilige Gesellschaft wird als ein nicht zu ändernder Umstand dargelegt, "Arbeit adelt " wird hervorgehoben, man redet mit Engelszungen, um die Leute zu beschäftigen, so scheint es. Chrismon schürt Neid und Ärger, mit der Verherrrlichung von Bildung und Karriere . Alles im Grunde ein Instrumentarium der Volksbelustigung ! Auf Kosten des Glaubens und der Menschen, die ehrlich bemüht sind, Missbrauch und Ungerechtigkeit zu überstehen. Ich wünschte mir Menschen, die wach sind, und in der Lage, das alte Joch der Ausbeutung, hinter sich zu lassen, und die konkrete Hilfe, zu leisten imstande sind, und eine Politik mündiger Wähler begründen, Menschen für die Gerechtigkeit, nicht einfach nur eine Utopie ist. Ich danke für alle kritischen Kommentare und den unverhohlenen Blick auf eine desolate, aber hoffentlich aus dem winterlichen Tiefschlaf zu neuem Leben erwachende Gesellschaft, und an chrismon die Bitte ( aus Gründen der höflichen Achtsamkeit! ) , die anstehenden Kommentare freizuschalten.

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