Gisela Goppel
Endlich ein Kind
Schwanger werden: Manchmal geht das nur mit ärztlicher Hilfe. Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer über die Liebe und ihre Stärke

Eine Ehe scheitert, denn es will sich kein Kind einstellen. Der Mann hat wenig bewegliche Spermien, seine Frau gibt ihm die Schuld an ihrer Kinderlosigkeit. Er beginnt ein Verhältnis mit einer anderen Frau. Er sagt ihr: „Keine Bange, ich bin unfruchtbar.“ Nach einem halben Jahr ist sie von ihm schwanger. Er ist überglücklich und will gleich heiraten. Sie gerät in eine Vertrauenskrise, weil sie noch kein Kind wollte und sich überrumpelt fühlt. Und nun suchen sie meinen Rat.

Oft beginnt eine Krise, wenn die Frau nach Jahren unfruchtbaren Liebeslebens einen Gynäkologen aufsucht und dieser bei ihr nichts findet, was einer Schwangerschaft im Wege stünde. Dann soll der Mann zum Urologen und beweisen, dass seine ­Spermien zahlreich und aktiv sind! Würdevoll ist die Prozedur dort so wenig wie ihr Ergebnis leicht zu verkraften – wenn es nicht positiv ausfällt. Weigert sich der Mann, rettet er seinen Stolz und gefährdet die Beziehung. Macht er mit, muss er eine Kränkung verkraften und ein Stück seiner Intimsphäre dem ­medizinischen Urteil unterwerfen. An solchen Aufgaben kann eine Partnerschaft wachsen – aber auch scheitern.

Eindeutige Ursachen von Unfruchtbarkeit, die sich durch eine Hormonkur oder durch eine Operation beheben lassen, sind in der Praxis eher selten. Viele Paare müssen sich mit Mutmaßungen herumschlagen. Die Verführung ist groß, Lebenszeit und Liebesgefühle der Diskussion zu opfern: Wer soll zuerst etwas tun? ­

Humorfähige Paare ertragen die Belastungen  mit Mühe

Wie lange wollen wir warten, ehe wir die Hoffnung aufgeben, dass es doch noch auf natürlichem Weg klappt? 
Oft wird dem Mann erst einmal geraten, den Alkohol, die ­Zigaretten und vor allem den Stress wegzulassen. Schon vorher wurde die Frau belehrt, dass ein heftiger Kinderwunsch eher das Gegenteil bewirkt, garniert mit einer der zahllosen Geschichten von der Schwangerschaft, die nach langem, vergeblichem Er­warten gerade dann eintritt, wenn die Frau aufgegeben hat und die ­Adoptionspapiere unterzeichnet. Belastbare und humorfähige Paare ertragen solche Zumutungen – mit Mühe. Andere scheitern an ihnen. Es beginnt die Suche nach den Schuldigen. Sie können sich entweder gar nicht oder erst nach zermürbenden Kämpfen darauf einigen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Körperlich und seelisch einschneidender als die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt für Sex sind die Zeugungen im Reagenzglas. Die Partnerin wird mit Hormonen behandelt, ihre Eierstöcke sollen produzieren, soviel sie können. Dann werden die reifen ­Eier entnommen. Im Reagenzglas geschieht ihre Befruchtung  mit dem gleichzeitig gewonnenen männlichen Samen (IVF, In-vitro-Fertilisation). So entstehen ein Dutzend und mehr befruchtete Eizellen. Die meisten werden tiefgefroren. Die Gebärmutter wird durch Hormongaben vorbereitet. Dann tritt der Arzt, rein funk­tional, an die Stelle des Gatten.

Eine Frau ist bereits einmal durch IVF schwanger geworden; sie will jetzt ein zweites Kind. Bisher sind alle Versuche gescheitert; der Ehemann ist sehr besorgt, weil seine Frau Dinge über ihren Arzt sagt, die er nicht glauben kann. Sie behauptet, ihr Gynäkologe habe sich heftig in sie verliebt und unzweideutig signalisiert, er wünsche sich Sex mit ihr. Der Ehemann will den Arzt zur Rede stellen, ihn anzeigen. Seine Frau fleht ihn an zu schweigen. Was soll er tun? Ist sie verrückt geworden? Ist der Arzt, den er ganz normal findet, in der Tat kriminell? So krasse Reaktionen sind selten; sie zeigen aber doch, dass es dem Unbewussten nicht durchweg gelingt, die Fantasie einer ins Sadistische gewendeten, sexuellen Macht des befruchtenden Arztes von seiner medizinischen Funktion zu ­unterscheiden. Es hängt von der Intensität der erotischen Bindung in einem Paar ab, wie und ob es solche Belastungen verkraftet.

Jedes 29. Kind ist ein Mehrlingskind

Um sicherzugehen, dass sich eine befruchtete Zelle einnistet und ein Kind entsteht, werden meist mehrere befruchtete Embryonen eingepflanzt. In Deutschland war 2011 jedes 29. Kind ein Mehrlingskind. Vor zwanzig Jahren war nur jedes 42. Kind ein Zwilling. Erstgebärende nehmen Zwillinge manchmal gerne in Kauf; in anderen Fällen müssen die Paare wieder die Angst vor der falschen Entscheidung bewältigen: Wird es ein Kind zu viel, das die Kräfte überfordert? Oder scheitert der Versuch?

Ein geradezu unheimliches Gefühl verbindet die mit der IVF beschäftigten Paare mit dem Kühlschrank, in dem die befruchteten Eier lagern. Es ist in existenziellen Situationen nicht leicht, zwischen einem Kind und dem Etwas zu unterscheiden, das da tiefgefroren wartet, die Frage beiseitezuschieben, wie es denn dem „Baby“ geht, das da unter lebensfeindlichen Temperaturen auf sein Schicksal wartet. Wissenschaftler sind trainiert, ihre Fantasie zu zügeln. Liebende wären nicht Liebende, wenn sie dieses Training nicht auch umkehren könnten.

„Was mache ich nur mit meinen zwanzig Babys?“, fragt die Mutter einer Dreijährigen. Die Schwangerschaft hat beim zweiten Versuch geklappt. Das Kind ist gesund, der Vater unterstützt sie nach Kräften, sie hat wieder begonnen, in ihrem Beruf zu arbeiten. Sie ist inzwischen über vierzig Jahre alt und hat es bisher weder übers Herz gebracht, die Miete für die Gefrierkonservierung zu kündigen, noch eine weitere Schwangerschaft zu riskieren – schon gar keine mit Zwillingen. Soll sie die noch mikroskopisch kleinen Zellen, in denen so viele Möglichkeiten, so viel Leben steckt, entsorgen lassen? Sie ist mit einem schwulen Paar befreundet, das sich dringend ein Baby wünscht und gerne auf ihren Vorrat zurückgreifen und eine Leihmutter beschäftigen würde. In Deutschland ist das gesetzlich verboten. Ihre potenziellen Babys dürfen nur von ihr ausgetragen werden, oder sie müssen sterben.

Es gibt einfühlende und es gibt kühl-technokratische Ärzte

Es ist unmöglich, die seelischen Kosten dieser Prozeduren zu messen, aber sie sind auf jeden Fall hoch. Kritische Eltern prüfen verschiedene Zentren und Praxen, welche die (von den Kassen nicht übernommene) Dienstleistung der IVF anbieten. Sie wählen dann den Arzt, bei dem sie sich aufgehoben fühlen. Es scheint in der Tat gravierende Unterschiede zu geben: hier einfühlende Ärztinnen und Ärzte, die versuchen, im Labor möglichst viel menschliche Würde zu erhalten, dort ­Kälte und technische Selbstlegitimation, welche die Betroffenen mit ihren aufgewühlten Gefühlen alleinlassen. Soll ich die Eindrücke aus vielen Begegnungen mit Müttern, Vätern und Paaren in den Familien zusammenfassen, die durch ein „Kunstkind“ erst zu Familien wurden? Am Ende sind die Unterschiede zu den auf natürlichem Weg gewachsenen Familien nicht nur minimal, sondern die „Kunst­familien“ haben den „Naturfamilien“ auch manches voraus.

Gerade das ganz und gar in romantischer Nähe entstandene Baby setzt die Beziehung und vor allem die Erotik der Eltern heftigen Belastungen aus. Diese treffen ein seiner Harmonie bisher sicheres Paar mit besonderer Wucht. Da haben Partner, die schon vorher zusammen das Misslingen naiver Lebens- und Liebesvorstellungen verarbeitet haben, oft bessere Chancen. Sie haben Toleranz und Humor eingeübt, sie können akzeptieren, dass sie manchmal krumme Wege gehen müssen. Gleiches gilt für Schwangerschaften in lesbischen, Adoptionen in schwulen Paaren. Auch hier hat das Hinzukommen des Dritten, des Babys, von Anfang an in einem langen Entscheidungsprozess die Haltung des Paares gefestigt und die Partner trainiert, sich angesichts dieser Aufgabe zu organisieren und gegenseitig zu unterstützen.

Diese Grundlage macht den Mangel an kultureller Norma­lität, der von konservativer Seite vollmundig und realitätsfern als „Recht des Kindes auf Vater und Mutter“ vertreten wird, mehr als wett. Ich wünsche den Aposteln familiärer Normalität ein Praktikum in einem Familiengericht, einem Jugendamt oder ­einer Erziehungsberatungsstelle. Dort könnten sie erkennen, wie verheerend sich die Rechthaberei von Vätern wie von Müttern auswirkt, von denen jeder das Normale für sich beansprucht und gegen den anderen vertritt.

Permalink

1. Die Ehe von Mann und Frau ist durchaus sehr belastbar, steht aber unter massivem öffentlichem Druck. Dagegen sollte sich die Kirche mit ganzer Kraft einsetzen. Wer eine Ehe eingeht, sollte sich vorher eingehend prüfen, wie es heißt "Drum prüfe, wer sich ewig bindet." Ehevorbereitungskurse sind da sehr hilfreich. Wir Christen sollten für alle Eheleute in Bedrängnis beten und ihnen nach Kräften beistehen. Die Nächstenliebe gebietet uns, selbst aktiv unsere Nächsten von Ehebruch durch Beistand und Ermahnung abzuhalten.
2. Die künstliche Befruchtung ist mit dem Wort Gottes nicht vereinbar. Menschliches Leben darf nur durch den ehelichen Akt gezeugt werden. Einen Anspruch auf ein eigenes Kind gibt es nicht, so schmerzlich dies für die Betroffenen auch ist. Wir sollten für sie beten und bitten.
3. Unfruchtbarkeit ist in sehr vielen Fällen auf die moderne Lebensweise zurückzuführen. Verzicht auf Rauchen und frühzeitige sexuelle Aktivität vor der Ehe, zeitige Heirat und Schwangerschaft sind geradezu Garanten für Kindersegen.
4. Alle Interessengruppen, die sich aus eigener Betroffenheit für die Freigabe der künstlichen Befruchtung einsetzen, werden genau dazu instrumentalisiert, ja sie werden zu diesem Zweck gefördert. Lasst uns für sie alle beten, dass sie erkennen mögen, dass darin nicht die Lösung ihrer Leiden liegt und nicht immer mehr Menschen von diesen Leiden erfasst werden. Nur der Glaube an Jesus Christus erlöst uns.
5. Künstliche Befruchtung bedeutet letztlich Kommerzialisierung der menschlichen Reproduktion und Kontrolle über diese. Es geht dabei zunächst darum, mit dem Kinderwunsch Geld zu machen, dann aber auch um Qualitätskontrolle (mittels PID). Sollen Menschen wirklich Gott spielen - versuchen, sich an seine Stelle zu setzen? Die biblische Überlieferung (Adam und Eva, Turmbau zu Babel, Sodom und Gomorrha ...) und ebenso die jüngere geschichtliche Erfahrung zeigen, dass dies kein gutes Ende nimmt.

Permalink

Ich gehe davon aus, dass Herrn Schmidbauer in seiner Praxis nur die Extremfälle begegnen - dennoch finde ich seine Schilderungen merkwürdig, wenn nicht sogar gefährlich, da sie suggerieren, der normale Verlauf einer IVF-Behandlung ist die emotionale Katastrophe. Ein Extremereignis wie dass ein Arzt einer Patientin nachstellt wird als zentrale Geschichte im Zusammenhang mit einer IVF-Behandlung dargestellt. Unseren Erfahrungen widerspricht der gesamte Artikel und seine Darstellung des Prozesses, angefangen damit, dass die Entnahme von 12 und mehr Eizellen eher selten ist und Zeichen einer Überstimulation. Ob in den Zellen überhaupt so viel Leben steckt, wie Schmidbauer behauptet, ist ja überhaupt nicht klar, weil das Einfrieren sehr früh erfolgt. Die Kultivierung ohne Einfrieren dagegen bis zu drei Tage länger.

Absolut kurios und schon fast beleidigend empfinde ich aber die Frage, die zu diesem Forum führen soll: "sollte besser die Natur entscheiden?" Was soll das? Soll das heißen, ach, ich lasse die Natur entscheiden, und wenn die beschlossen hat, dass ich wegen des schlechten Spermiogramms meines Mannes keine Kinder haben soll - na dann ist es halt so? Und Paare die das nicht akzeptieren, sind halt nicht gottergeben genug, um auf die Segnungen der modernen Medizin zu verzichten? Verzichten Sie dann auch auf eine Chemotherapie, die Ihr Leben retten soll?

Und noch ein Wort zur PID: wenn man in diesem Land aufgrund einer Trisomie-Diagnose ein Kind abtreiben kann - und dies passiert in 90% der Fälle - warum sollte man dann bei einer IVF nicht im Vorhinein die Eizellen testen? Dann erfolgt die "Abtreibung" wenigstens im Vierzellstadium und nicht in der 16. Woche. Das ist Ihnen wahrscheinlich zu technisch, in Wirklichkeit ist es aber sehr relevant...

Sie sollten von Ihren moralischen Höhen herabsteigen und sich in die Rolle der Paare versetzen - dann würden Sie ihre Fragen anders formulieren.

Permalink

Gott hatte bestimmt nichts dagegen, als wir uns nach der Diagnose und den Aussichten von 1:1000000 auf ein Kind für die ICSI (der letzte und aufwendigste Weg zu einem Kind) entschieden haben.
Das behandelnde Personal war sehr einfühlsam und nicht nur auf Geld bedacht. Es ist schon traurig, dass die Krankenkassen nicht immer die Kosten übernehmen, aber das tun sie in vielen anderen Fällen auch nicht. Kinderlose Paare ohne Ausssicht auf natürliche Befruchtung sind doppelt und dreifach in unserer Gesellschaft bestraft: sie zahlen mehr Steuern, sie entbehren die schönen Erfahrungen ein Kind wachsen zu erleben, sie müssen sich von links und rechts anhören "krieg du erst mal Kinder!", sie werden nie das Gefühl los, keine vollwertige Familie zu sein, sie sind im Alter alleine.
Wir sind eine völlig glückliche Familie mit unserem Sohn, der darüber Bescheid weiß, wie die Eizelle und das Spermium zusammen kamen. Er kennt sogar das damals behandelnde Personal und hat guten Kontakt zum Biologen. Alles eine völlig ungezwungene Beziehung und ein Lobgesang an die technischen Möglichkeiten, die es ihm ermöglicht haben, Teil dieser wunderbaren Welt zu sein. Er hat auch kein Problem damit, anderen zu erzählen, dass er in Folge einer künstlichen Befruchtung zur Welt kam, weil er die Liebe in der Familie als starkes Gefühl empfindet und den Prozess als normale Lösung für ein, anders nicht lösbares, Problem sieht.
Es täte dem Ansehen der Kirche gut, verzweifelten Paaren eher zur Seite stehen als sie, mit Bezug auf Gott, zu entmutigen. Oder kennen Sie jemanden, der mit Gott direkt gesprochen hat, um ihn nach seiner Meinung zum Thema zu fragen? Wenn Gott was dagegen gehabt hätte, wären wir heute nicht so glücklich. Übrigens wir sind bereits 25 Jahre verheiratet!(von wegen "Menschliches Leben darf nur durch den ehelichen Akt gezeugt werden" - wo bitte schön ist dieser Akt beschrieben - und wieso darf sich dieser Akt nicht weiterentwickeln, wie die ganze Welt?)

Permalink

Das so etwas in einer christlichen Zeitschrift steht, lässt mich als Atheistin verwirrt zurück. Sie finden künstliche Zeugung von Kindern tatsächlich gut? Sie finden es gut, wenn Eltern sich diesem Stress aussetzen? Wenn Zellen eingefroren werden für spätere Kinder? Wenn man im Vorfeld entscheiden kann, ob das Kind leben soll - oder lieber doch nicht?
SIe finden es gut, wenn die Medizin darüber entscheidet, ob Kinder entstehen? Haben Eltern keine andere Möglichkeit, wie ein Pflege- oder Adoptivkind? Nein, sie müssen künstlich Kinder erzeugen, weil das ihre Ehe rettet.
Bei meiner Freundin hat auch das nicht geklappt: deshalb hat sie ihre Kinder im Ausland machen lassen - mit Ei- und Samenzellen fremder Menschen. Was wird sie später ihren Kindern erzählen, wenn die - jedes Adoptivkind kennt die Frage nach "Erbkrankheiten" in der Familie beim Arzt oder dieses "Kind sieht Dir aer gar nicht ähnlich" -Gerede von anderen Menschen - wissen wollen, woher sie kommen.
"Wir haben da Zellen gekauft", ist dann die Antwort.
Wie es dem Kind, das die Ehe seiner Eltern gerettet hat, damit geht - darüber sollten Sie dann vielleicht auch mal schreiben.
Ich bin erschüttert.

Permalink

Der Mensch ist kein vollkommenes Wesen. Überließen wir alles der Natur hätten viele diesen Artikel nicht lesen können, weil ihre Sehkraft nicht ausgereicht hätte und würden etliche der Generation 60 + ihre Nahrungsaufnahme umzustellen haben, weil der nicht natürliche Zahnersatz fehlt. Und so ließe sich das „Naturüberlassen“ im medizinischen Bereich beliebig fortsetzten.
Die weltweite christliche Gesellschaft hat keinen Konsens zu den Fragen, wie mit den sich permanent weiterentwickelnden medizinischen Möglichkeiten umgegangen werden soll. So müssen diese Themen also immer wieder neu innerhalb der politischen Gesellschaften im Diskurs geklärt werden. Und dies bestenfalls ergebnisoffen und mit Offenlegung der erkenntnisleitenden Interessen der Beteiligten.
Wenn zwei Menschen sich ein Kind wünschen, körperliche Defizite dies aber behindern, ist es völlig legitim die sich heute bietenden medizinischen Möglichkeiten zu nutzen. Wir sollten also auch dies besser nicht der Natur überlassen.

Permalink

Sehr geehrter Herr Dr. Schmidbauer!
So sehr ich Ihre klugen Fallberatungen zu Beziehungsproblemen zu schätzen weiß: in Ihrer Aussage zu Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung bei künstlicher Befruchtung irren Sie! Sowohl für IVF als auch ICSI werden kassenseitig gemäß § 27a SGB V 50% der anfallenden Kosten für 3 Behandlungszyklen übernommen; die Details der dafür gesetzten Bedingungen sind der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur künstlichen Befruchtung zu entnehmen.
Mit freundlichen Grüßen: Dr. Susanne Bauer
Frauenärztin
Medizinischer Dienst des
Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen

Permalink

Den Kommentar "Unfruchtbarkeit ist in sehr vielen Fällen auf die moderne Lebensweise zurückzuführen. Verzicht auf Rauchen und frühzeitige sexuelle Aktivität vor der Ehe, zeitige Heirat und Schwangerschaft sind geradezu Garanten für Kindersegen." ist eine unglaubliche Frechheit und derart unchristlich, dass es mir fast die Sprache verschlägt. Was für ein armseliges Geschöpf, das seinen Mitmenschen derart überheblich entgegentritt.

Bezüglich des Artikels muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin über die Zusammenstellung. Es gibt so viel zu sagen zu Menschen, Paaren, die gern ein Kind hätten und aus medizinischen Gründen keines bekommen können. Über Paare, die sich den ganzen medizinischen Prozeduren aussetzen. Über Paare, die sich entscheiden, das nicht zu tun. Über Menschen, die sich vor dem Jugendamt "nackig" machen müssen und sich von einer ältlichen, mit ein bisschen Macht ausgestatteten Beamtin wie Bittsteller unterster Kategorie behandeln zu lassen.

Und dann der Satz gleich zu Beginn "Eine Ehe scheitert, denn es will sich kein Kind einstellen.". Tatsächlich? Tatsächlich gibt es Ehen, die daran nicht scheitern. Ich kann ob solcher Aussagen nur den Kopf schütteln.

Und zu guter Letzt: warum ist es nach des Autors Meinung weniger würdelos, wenn FRAU sich auf dem Gynäkologenstuhl setzt als das Produzieren von MANNs Sperma zur Untersuchung? Ernsthaft!!!

Permalink

Es ist zwar richtig, dass die Kasse 50% für drei Behandlungszyklen übernimmt, allerdings 0€ für die Kryokonservierung, die immerhin den Frauen weitere Hormonbehandlungen ersparen würden und das alles auch nur, so lange die Frau unter 40 und der Mann unter 50 ist und verheiratet muss man auch noch sein - ist meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß, nicht fair und nur was für Gutverdiener (immerhin 10.000€ Eigenanteil für zwei Hormonbehandlungen und zwei Kryos)

Permalink

Ich habe einen tollen Sohn (2 Jahre, 16 Tage) nach der 3. ICSI, u.a. einem Versuch mit Null Eizellen. Ich habe Endometriose und Zysten, meinen Mann ist hochquerschnittgelähmt.
Was sollen wir jetzt tun? Ich wünsche mir ein zweites Kind, mehr noch als meinen Sohn. Das ist nicht undankbar. Mein Herz, meine Liebe war immer auf mehr eingestellt und das Glück mit diesem Kind, eigentlich einem Zwilling, einer beinah Fehlgeburt, einer Unterversorgung und einer Geburtseinleitung 38+0 mit nur 2420g - das alles hat den Wunsch nach einem weitern Kind erhöht.

Es treibt mir schon jetzt wieder die Tränen in die Augen. 2 ICSI und 1 Kryo haben wir schon selbst gezahlt um ein Geschwister zu bekommen. 3 Mal ein Absturz in unendliche Tiefen. Was habe ich verbrochen? Warum macht mein Körper das natürlichste der Welt NICHT?

"Was wäre Weihnachten ohne Kinder?" fragt ganz arglos Kinderschokolade. Für mich all die Jahre blanker Hohn. Warum ist eine Abtreibung der Gesellschaft mehr Wert als eine Schwangerschaft?

Ich war 30, als das alles losging, 28 als ich meinen Mann als Partner traf. Ich hätte auf der Stelle ein Kind bekommen, aber es war ja klar: keine Ejakulation, keine Schwangerschaft. Dazu Zysten und Endo.

Ganz tolle Voraussetzungen für eine entspannte Partnerschaft. Selbst der Kinderwunsch jetzt treibt mich an meine Grenzen der psychischen Belastbarkeit. Mein Sohn fragt "Wimpelkette?" bei einem Bild auf dem auch eine Schwangere zu sehen ist und ich heule los. Großartig. Ich bin aber Krankenkasse und Gesellschaft nichts wert. Nur weil ich jetzt 38 bin und mein Mann 51 ist. Dass man Frauen, die jenseits der Wechseljahre sind, nicht mehr finaziert, weil Eizell- oder Samenspenden als unethisch angesehen werden, da sehe ich eine Logik. ICH bin theorethisch zeugungsfähig. Mein Mann hat Spermien, wenn auch nur über eine Hodenbiopsie zu erreichen. Trotzdem versagt man uns unseren Wunsch.

Wir würden auch ein Pflegekind aufnehmen. Schönen Gruß an die Stadt Köln, die uns wegen der Querschnittlähmung genau das versagt hat. Ich warte noch drauf, dass die auf die Idee kommen, allen Menschen mit Behinderung die Kinder wegzunehmen. Wir stehen nach diversen Einsprüchen dort seit VIER Jahren auf dem Stapel "Abwarten. Und das, obwohl ich Bereich "Kinder" als Fachkraft für eben jene Stadt arbeite und sie ausdrücklich Fachkräfte zur Betreuung suchen und ich auch zu Hause bleiben würde.

Ich denke, meine Empörung über diverse Missstände ist spürbar.

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das Rakete aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.