Dialog tut gut
Eine Studie zeigt: Juden, Christen und Muslime müssen zusammenrücken
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
15.05.2013

Zwei Dinge lassen sich aus dem aktuellen „Religionsmonitor“ herauslesen: ein Kompliment für die Menschen in Deutschland. Und eine Aufgabe für Juden, Christen und Muslime. Die Bertelsmann-Stiftung hat 2000 Menschen in Deutschland zu ihren religiösen Einstellungen und zum Verhältnis von Religion und Gesellschaft befragen lassen. Die aufschlussreichen Ergebnisse erschienen Ende April 2013 in Form einer Studie.

Erst einmal das Kompliment: Wenn Reife bedeutet, Widersprüche aushalten zu können, haben die Menschen in Deutschland (alle, nicht nur die Deutschen) eine reife Einstellung zur Religion. Über 60 Prozent der Befragten nehmen das große Konfliktpotenzial wahr, das von religiöser Rechthaberei in einer multireligiösen Gesellschaft ausgehen kann. Fast ebenso viele halten aber die zunehmende Vielfalt an reli­giösen Gruppen für eine Bereicherung.

###mehr-extern###Wenig mehr als zehn Prozent der Christen glauben, nur ihre Religion sei im Recht und alle anderen im Unrecht. Das Gleiche meinen immerhin knapp 40 Prozent der Muslime. ­Zugleich eignen sich vor allem Muslime die Lehren anderer Religionen an (über 40 Prozent), wenn sie ihnen zusagen, ebenso jeder vierte Christ. Das Interesse an anderen ist bei allen großen Religionsgemeinschaften also erkennbar stärker ausgeprägt als der Gestus dogmatischer Rechthaberei.

Und jetzt die Aufgabe für Juden, Christen und Muslime: Die Bertelsmann-Studie zeigt deutlich, dass Menschen umso toleranter und gesprächsbereiter sind, je mehr Kontakt sie zu Menschen anderer Religionen haben. Aber das heißt doch: Wir brauchen mehr Dialog im schulischen Religionsunterricht. Wir brauchen auch mehr Begegnungen von Kirche und Moschee im Stadtteil. Vorbilder für solche interreligiösen Begegnungen gibt es genug, etwa im Hamburger Problemstadtteil St. Georg.

Die Bertelsmann-Studie zeigt auch, dass den Menschen ihre Religion weitaus weniger wichtig erscheint als Familie, Freunde, Freizeit, Beruf und Politik. Wenn die Religionsgemeinschaften wieder gesellschaftlich relevanter werden ­wollen, dann müssen sie sich in der Gesellschaft als das erweisen, was sie sein sollen: als Identitäts- und Friedensstifte.

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Hallo,
Sie schreiben, dass weniger als 10 % der "Christen" glauben nur ihre "Religion" hat recht.

Ergo heißt dass, das Jesus Christus nicht der einzige Name ist in dem wir Erlösung finden? Habe ich dies so richtig verstanden.

Und wenn, dann würde es ja heißen, dass die Bibel Lüge ist, wenn es mehrere Heilswege geben würde. Jeder darf glauben was er möchte, dies ist für mich selbstverständlich, aber mit Gewalt darf man da gar nie was tun.

Die ersten Christen starben, ob dieses Alleinvertretungsanspruches, den die Heilige Schrift uns verbürgt.

Wie könnte ich mich Christ nennen, wenn ich nunmehr all dies, die Thora, die Propheten und den Sohn des lebendigen Gottes, meinen Herrn Jesus aus vermeintlicher Toleranz verleugnen würde. Sagte ER nicht, wer mich verleugnet, den werde auch Ich vor meinem Vater verleugnen.

Vielleicht habe ich aber auch was nicht richtig verstanden, sofern doch, ist Ihr Beitrag eine Ungeheuerlichkeit, Aufruf zum Abfall.

Mit freundlichem Gruß
Joachim Ott

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Joachim Ott schrieb am 7. Juni 2013 um 19:34: "Vielleicht habe ich aber auch was nicht richtig verstanden". Burkhard Weitz antwortete am 10. Juni 2013 um 10:28: "Ihre Argumentation verstehe ich nicht." Dieses behauptete und befürchtete gegenseitige Unverständnis kann ich gerne aufklären. Herr Ott hat völlig Recht, wenn er darauf verweist, dass in der Bibel zu lesen ist, dass ganz fürchterlich auf den Bauch fliegt, wer die Kurve mit Jesus nicht richtig kratzt. Insofern schließe ich mich nicht dem Vorschlag von Herrn Weitz an, doch bitteschön die Evangelien zu lesen. Die dürfte der Herr Ott wohl schon gelesen haben. Sonst kommt nämlich niemand auf den Einfall, auf Erlösung durch Jesus Christus scharf zu sein. Meine Empfehlung an Herrn Ott geht dahin, sich zu überlegen, ob es sich bei dieser Vorstellung nicht vielleicht um einen gefährlichen Irrtum handelt. Sollte Herr Ott zu diesem Urteil gelangen, was ich für höchst unwahrscheinlich halte, dann würde ein klarer Fall von Abfall vorliegen. Die Ansicht von Herrn Weitz stellt alles andere als einen Abfall vom christlichen Glauben dar. Ob dies als sehr tröstlich oder als ungemein bedauerlich empfunden wird, ergibt sich aus dem Verhältnis zum Abfall. Manchmal soll es sich bei Abfall ja um Wertstoff handeln.....

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