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Welche Themen kommen jetzt auf die Tagesordnung?
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
13.03.2013

Mit hohen Erwartungen geht die katholische Kirche auf das Pontifikat von Papst Franziskus I. zu. Auch wenn dieser Mann es den mehr als eine Milliarden Katholiken weltweit nicht gleichermaßen recht machen kann, weckt er doch Hoffnungen, dass er das Ruder in mancher Hinsicht herumreißen wird.

Es war in Rom 19.07 Uhr, als weißer Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle drang. Am zweiten Tag des Konklaves, im fünften Wahlgang war der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, zum Papst gewählt. Ein kurzes Konklave, fast so kurz wie das seines Vorgängers Joseph Ratzinger, dessen Gegenkandidat er seinerzeit bereits gewesen sein soll.

Sympathisch, dass ein Lateinamerikaner an der Spitze der Weltkirche stehen wird. Es ist der erste in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche. Auch dass ein Jesuit Papst wurde, hat es noch nicht gegeben. Bergoglio gilt als volksnah, Statusfragen sind ihm nicht wichtig.  Alle Welt berichtet, dass er auf einen großen Dienstwagen verzichtete und in eine Wohnung zog statt in ein erzbischöfliches Palais. Zur Arbeit fährt er oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sein einfacher Lebenszuschnitt sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein  konservativer Mann von traditionellen kirchlichen Grundsätzen ist. Der Befreiungstheologie erteilte er mehr als einmal eine harte Abfuhr.  Drei besonders wichtige Ziele sind es, denen er sich schon in nächster Zeit widmen muss.

Erstens: Eine weltweite Evangelisation ohne Schwarz-Weiß-Denken!

Dass die Wahlmänner einen Kandidaten wählen würden, der sich dem Thema Evangelisation verschrieben hat, ist nicht verwunderlich. In den meisten Ländern der Welt schrumpft die Zahl der Katholiken. Deshalb hatte schon Benedikt XVI. dieses Ziel als das allerwichtigste benannt.  Doch unter welchen Prämissen kann der neue Papst für den katholischen Glauben werben? Nicht dadurch, dass er wie Benedikt Glück und Freiheit der Menschen als Irrwege beschreibt, stattdessen Vernunft und Verantwortung als Lebensmaximen festschrieb. Wenn die katholische Kirche mutige Schritte in die Zukunft gehen will, dann muss sie sich befreien von dem Schwarz-Weiß-Denken, ein Christenleben bestehe im Kern aus Pflichten und Verantwortung. Das Evangelium ist, wörtlich übersetzt, eine Frohbotschaft. Das gilt es, neu zu entdecken. Dann blockiert die Kirche ihr wichtigstes Ziel, die Neuevangelisation, nicht selbst. Als Lateinamerikaner weiß Franziskus I., dass auch in seinem Kontinent der Katholizismus an Bedeutung verliert. Seit den siebziger Jahren kam es zu einem beschleunigten Wachstum der Pfingstkirchen und zum Wechsel vieler Katholiken zu diesen Kirchen. In jüngster Zeit nimmt auch die Zahl der Konfessionslosen zu. Buenos Aires ist eine explodierende Großstadt - wie unter einem Brennglas zeichnen sich dort die Folgen von Verstädterung und Globalisierung ab - ein großes Lern- und Betätigungsfeld für die Kirchen.

Zweitens: Heraus aus der sexualethischen Fixierung!

Nicht minder wichtig ist ein zweites Hauptziel für den zukünftigen Papst: die Kirche aus dem selbstgewählten sexualethischen Ghetto zu befreien! Die katholische Kirche ist seit Jahrzehnten gefangen in den unterschiedlichsten sexuellen Streitfällen im weitesten Sinne. Kondome, Familienplanung, Pille danach, Abtreibung, Pädophilie, Zölibat, Frauen in Weiheämtern: Die Kirche hat sich weltweit in eine Situation kapriziert, die sie als eine weltweite Agentur für sexuelle Fragen erscheinen lässt. Nur: Bei den meisten Themen sieht sie nicht gut aus. Die Kondomfrage: lange überholt. Die Zölibatspflicht: Da hat sich das katholische Kirchenvolk von der Meinung der Kirchenleitung mehrheitlich abgekoppelt. Die pädophilen Priester: Da wurden dienstrechtliche Entscheidungen getroffen und mehrere Milliarden Dollar an Schadensersatz bezahlt, doch die Kernfrage, ob das „katholische System“ mit seiner Machtorientierung solche Kriminalität begünstigt, ist nicht aufgearbeitet. Oder die verweigerte Weihe von Frauen: ein dauerndes Ärgernis für die Mehrheit der Kirchenmitglieder. Wenn es dem neuen Papst gelingt, die Allgegenwart sexueller Themen in der katholischen Kirche zurückzudrängen – indem er Lösungen ansteuert, nicht indem er sie verdrängt - dann ist damit schon sehr viel gewonnen. Gerade in den sexualethischen Prinzipien dürfte Franziskus I. wenig Überraschendes bringen. Da sind Enttäuschungen möglicherweise vorprogrammiert.

Drittens: Eine Kurienreform, die den Namen verdient

Es ist eine einmalige Chance für einen neuen Papst, sich nach seinem Amtsantritt von missliebigen Leitern der Vatikanbehörden zu trennen. Das Gegeneinander von Staatssekretariat unter der Leitung von Kardinal Bertone und der Glaubenskongregation, also von Diplomaten und Theologen, muss ein Ende haben. Die Aufgabe des Staatssekretariats besteht eigentlich darin, die Entscheidungen der einzelnen Ämter zu bündeln und dem Papst zur Entscheidung vorzulegen. Doch unter den beiden letzten Päpsten hat es vor allem seine eigene Macht ausgebaut und so die Stellung des Papstes untergraben. Statt wie ein Scharnier zwischen den einzelnen Behörden und dem Papst zu funktionieren, hat sich das Staatssekretariat wie ein Filter zwischen beide geschoben. Kardinal Bertone, sein Leiter, gilt für viele im Konklave als größter Problemverursacher in der Kurie. Länger als für eine Übergangsfrist wird er deshalb nicht im Amt bleiben. Doch er ist es nicht allein: Ein Kammerdiener, der Gold und Akten unterschlägt, Seilschaften, die Menschen im Umfeld des Papstes für ihre Machtspiele instrumentalisierten, undurchsichtige Geldgeschäfte: das sind Zutaten für einen schlechten Krimi. Und jede einzelne dieser Machenschaften lässt den hohen Anspruch von Papst und Vatikan, moralische Vorbilder für die Kirche zu sein, in Schutt und Asche sinken. Seit Jahrzehnten geht das Wort von einer Kurienreform um, nie war sie notwendiger als heute.

Die Wahl des Franziskus hat Zeichen gesetzt, was das soziale Engagement der Kirche angeht. Dass er seine Kurie weg von den Machtspielen auf diese Ziele einschwört, das wäre zu hoffen.

Zitat aus dem Artikel: "...Hoffnungen, dass er das Ruder in mancher Hinsicht herumreißen wird."
Das wird (hoffentlich) sicher nicht geschehen. Ein so großes Schiff wie die römische Kirche kann man nicht auf der Stelle herumdrehen.
Es wäre schon viel gewonnen, wenn Papst Franziskus, selbstverständlich neben Jesus Christus, in der ihm zur Verfügung gestellten Lebenszeit seinen Namensgeber aufrichtig ehren und das Steuer des Kirchenschiffs moderat aber tatsächlich bewegen könnte.

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Als ökumenisch verheirateter habe ich mich als Evangelischer eingehender mit katholischem Glaubensgrundsätzen befasst.
Das Kirchenvolk kann in seiner Mehrheit ja stehen, wo es mag, die Frage lautet beim Glauben ja nicht nach einer Mehrheit sondern nach von Gott geoffenbarten Wahrheiten. Von da her finde ich es nicht verwunderlich, wenn diese Wahrheiten oft unmodern erscheinen.
Sicher wünschte ich mir in den Fragen der Ökumene gemeinsame Zulassung zum Abendmahl etc. mehr Bewegung von der kirchlichen Seite (d.h. auch teilweise von der evangelischen) doch hat es auch seine Vorteile, wenn an gewissen Glaubensgrundsätzen festgehalten wird.
Ich denke z.B. daran, das homosexuelle Praktiken von der kath. Seite energischer in ihrer Art als „Greul vor dem Herrn“ besprochen sind und dafür bin ich dankbar.
Deswegen würde ich mich schon sehr freuen, wenn es bei Evangelisation und begonnenen Hoffnungsträgern wie Weltjugendtag voran gehen sollte. Papst Franziskus pflegt bescheiden aufzutreten, folgen wir dem Beispiel

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Der neue Papst muss der kath. Kirche endlich den Blick für die
Lebenswirklichkeiten eröffnen

Die ersten Zeichen und die Namensgebung „Franziskus“ des neuen Papstes stimmen hoffnungsfroh: Nach dem menschenfremden Theologieprofessor im Elfenbeinturm scheint nun ein Papst die Bühne zu betreten, der Freude an der Menschennähe hat. Nicht die Haute Couture des Vatikans ist ihm wichtig, sondern der einfache weiße Rock. Er sucht nicht den Pomp und den Prunk eines Papalisten mit fließenden Übergängen zur Idolatrie, sondern Franziskus strahlt die Geste des die Nähe der Menschen suchenden Brückenbauers aus – hoffentlich hat dieser erste Eindruck Bestand.

Sollten diese Zeichen der Demut, Bescheidenheit, Einfachheit eine Fortsetzung finden, so hätten wir endlich wieder einen Papst, der etwas Jesuanisches ausstrahlt. Bei Mt. 25 heißt es:

„Was ihr den Geringsten getan habt, habt ihr mir getan. Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist. Ich war nackt und ihr habt mich gekleidet. Ich war krank und ihr habt mich besucht.“

Die kath. Kirche rückt wieder näher an die jesuanischen Quellen.

Der neue Papst muss verstehen, dass der Reformstau bzw. Reformdruck in der kath. Kirche endlich nach einer Lösung verlangt. Diese Mammutaufgabe lässt sich im Endeffekt nur durch ein neues Konzil lösen. Auf diesem Konzil müssten Kleriker, Laien und vor allem auch Frauen eine wichtige Rolle spielen!

Vorweg jedoch bliebe es eine unbedingte Anforderung, dass der neue Papst – er hat jetzt vollkommen freie Hand – endlich die wichtigsten Ämter in der Kurie mit Personen besetzt, die beseelt sind von dem Gedanken einer „reformatio in capite et membris“.

Gewiss verfügt kein Papst über die Gnadengaben, um all diejenigen Erwartungen erfüllen zu können, die im Vorfeld an ihn herangetragen werden.

Aber er kann jetzt Männer in die Kurie hineinholen, die die päpstlichen Defizite bezüglich bestimmter Kompetenzen und Fähigkeiten komplementär ausgleichen; wichtig wäre, dass es endlich zu einem dialogischen, synodalen Prozess an der Spitze kommt und all diese Männer (zunächst leider! nur Männer) erfüllt sind von dem Gedanken, die Weltkirche – entsprechend den Notwendigkeiten in den unterschiedlichen Kontinenten (Inkulturation beachten) – zu reformieren und vor allem den einzelnen Christen nahe zu sein, die Probleme der Menschen ernst zu nehmen und nicht über sie, sondern jeweils mit ihnen zu entscheiden.

Die Zeiten eines autokratisch-monarchischen Prinzips sind endgültig vorbei, sie gehören endgültig der Vergangenheit an! Wer glaubt an einer zentralistisch-autokratischen Regierung-u. Herrschaftsprinzip festhalten zu müssen, wird die Menschen endgültig verlieren und trägt Mitschuld daran, dass die jesuanische Botschaft endgültig zu Grabe getragen wird.

Der kommende Papst muss endlich zu erkennen geben, dass er von ernsthaftem Willen beseelt ist, die kath. Kirche ins 3. Jahrtausend zu führen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste Papst Franziskus vor allem fünf Punkte nachhaltig ins Auge fassen:

1. Aggiornamento ist und bleibt unverzichtbar

Die katholische Kirche am Beginn des 3. Jahrtausends wird der Frage nicht ausweichen können, wie sie mit ihren Traditionen umzugehen gedenkt. Wollen wir diese Traditionen nicht einer veränderten Welt preisgeben, müssen wir sie mutig neu interpretieren.

Bestehen wir auf bloßem Konservieren der spezifischen Lehr- und Lebensgestalt von Kirche aus einer bestimmten geschichtlichen Epoche, reduzieren wir uns selbst zur irrelevanten Sekte. Gerade angesichts der Funktion von Traditionen, nämlich Sicherheit zu geben und Identität zu stabilisieren, ist es entscheidend, die Tradition – orientiert an ihren Grundsätzen – immer wieder neu zu denken und sagen. Solche Grundsätze werden in der Jesus-Tradition deutlich, in der Barmherzigkeit und Vergebungswille Gottes die Thora-Anwendung Jesu leiten und die Gemeinschaft der Menschen so konstituieren, dass Ausgrenzungen überwunden und Spaltungen geheilt werden.

Nach Ansicht des in Lateinamerika lebenden Jon Sobrino ist es eine ekklesiologisch entscheidende Frage, wie Kirche mit dem Angebot Gottes für das ‚Heute’ umgeht. Für Sobrino steht außer Zweifel, „dass Gott heute immer noch sprechen kann, und zwar in der Weise der Neuheit Gottes, die sich nicht einfach aus dem, was wir schon von ihm wissen, deduzieren oder extrapolieren lässt. Es bedeutet demnach prinzipiell und methodologisch, sich vieler Dinge zu entledigen, auch wenn die Kirche meint, sie besäße schon viel von Gott. Es bedeutet, das Nichtwissen zu akzeptieren, um von Gott und von seinem Willen heute etwas erfahren zu können.“

Die katholische Kirche – das auf dem Weg befindliche Volk Gottes – muss immer wieder gemeinsam über den einzuschlagenden Weg neu reflektieren. Ein Rückblick auf 2000 Jahre Kirchengeschichte ist ein lebendiger Beweis für diese Aussage. Immer wieder gilt es die Frage nach einem „Heutig-werden“ zu aktualisieren; die unaufgebbare jesuanische Botschaft verlangt immer wieder nach einer kreativen Neuübersetzung in die Sprache der jeweiligen Gegenwart. Ein „aggiornamento“ ist und bleibt unverzichtbar – nicht nur im Bereich der Sprache, sondern auch im Bereich der geistlich-liturgischen Vollzüge. Das Wort „aggiornamento“ bedeutet keineswegs Anpassung, wie es gelegentlich fälschlicherweise übersetzt wird, sondern das Bemühen, die Kirche so auf die „Höhe des Tages“ zu bringen, dass die Botschaft des Evangeliums die Menschen unserer Zeit erreicht.

Das Schlüsselwort Johannes‘ XXIII. dazu hieß „aggiornamento“. Das Wort bedeutet keineswegs Anpassung, wie es gelegentlich fälschlicherweise übersetzt wird, sondern das Bemühen, die Kirche so auf die „Höhe des Tages“ zu bringen, dass die Botschaft des Evangeliums die Menschen unserer Zeit erreicht. Johannes XXIII. sah die Kirche nicht primär als eine festgefügte, dem Wandel der Zeiten enthobene Institution, sondern als eine lebendige Gemeinschaft, die immer neu auf die Erfordernisse der Gegenwart, die „Zeichen der Zeit“, wie er es nannte, zu achten hat. Kein Museum sei die Kirche, so betonte er immer wieder, sondern ein lebendiger Garten. Was Johannes XXIII. vor Augen schwebte, war also eine Erneuerung der Kirche in der Besinnung auf das Evangelium und im Blick auf die Fragen unserer Zeit und der Beginn eines Dialogs mit der modernen Welt.

Der Begriff der „Zeichen der Zeit“ wurde ein für das Konzil zentraler Begriff. Johannes XXIII. hatte ihn ins Spiel gebracht. Er verstand unter den „Zeichen der Zeit“ Hauptfaktoren einer Epoche und die sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten. So sah er es zum Beispiel als „Zeichen der Zeit“ an, wie er in seiner Konzilseröffnungsrede darlegte, „die Substanz der alten Lehre des Glaubenssatzes von der Formulierung ihrer sprachlichen Einkleidung (zu) unterscheiden.“

Präzisiert hat Johannes XXIII. seine Vorstellungen eines „aggiornamentos“ in seiner Ansprache zur Eröffnung des Konzils am 11. Oktober 1962 :

„In der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, dass bisweilen Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber nicht genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich, in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum Schlechteren abgeglitten sei. Sie benehmen sich so, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die eine Lehrmeisterin des Lebens ist, und als sei in den Zeiten früherer Konzilien, was die christliche Lehre, die Sitten und die Freiheit der Kirche betrifft, alles sauber und recht, zugegangen. Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde.

In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meist über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegen gesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche."

2. Traditionen überdenken

Die katholische Kirche am Beginn des 3. Jahrtausends wird der Frage nicht ausweichen können, wie sie mit ihren Traditionen umzugehen gedenkt. Wollen wir diese Traditionen nicht einer veränderten Welt preisgeben, müssen wir sie mutig neu interpretieren.

Bestehen wir auf bloßem Konservieren der spezifischen Lehr- und Lebensgestalt von Kirche aus einer bestimmten geschichtlichen Epoche, reduzieren wir uns selbst zur irrelevanten Sekte. Gerade angesichts der Funktion von Traditionen, nämlich Sicherheit zu geben und Identität zu stabilisieren, ist es entscheidend, die Tradition – orientiert an ihren Grundsätzen – immer wieder neu zu denken und sagen. Solche Grundsätze werden in der Jesus-Tradition deutlich, in der Barmherzigkeit und Vergebungswille Gottes die Thora-Anwendung Jesu leiten und die Gemeinschaft der Menschen so konstituieren, dass Ausgrenzungen überwunden und Spaltungen geheilt werden.

Wo Traditionen in unseren Lebensbereichen Grenzen untereinander ziehen und das Miteinander erschweren, wo alte Vorbehalte Gemeinschaft zerstören und Regeln über menschlicher Not stehen, müssen wir neue Auslegungen der Tradition wagen. Wir haben uns zu fragen, welchen Stellenwert wir den Grundsätzen Jesu in unserem persönlichen Umgang miteinander und bei der Gestaltgebung von Kirche einzuräumen bereit sind.

Gewiss darf Kirche ihre in der Vergangenheit gemachten Gotteserfahrungen nie in Vergessenheit geraten lassen. Doch es wäre ein grobes Missverständnis, Gottes Wirken auf eine in der Vergangenheit abgeschlossene Periode zu reduzieren und der Meinung zu verfallen, dass all das, was Gott den Menschen zu sagen hatte, ausschließlich und endgültig als ein in der Vergangenheit liegendes und nicht mehr zu erweiterndes oder ergänzendes Geschenk Gottes an die Menschen zu betrachten wäre. Gottes Evidenz in dieser Welt ist jedoch auch immer wieder von Unverständlichkeiten, Brüchen und Diskontinuitäten geprägt. In Zeiten des Wandels und rascher Veränderungen gilt es einerseits am Unaufgebbaren christliches Glaubensverstehens festzuhalten, aber andererseits auch sich zu öffnen für das von Gott den Menschen angebotene Neue, Überraschende, Ungewohnte. Die Pastoralkonstitution ‚Gaudium et spes’ spricht in Ziffer 11 das Bemühen des Volkes Gottes an, „in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen, die es mit den übrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind.“ Die Zeichen der Zeit verlangen es der Kirche ab, sich so zu wandeln, dass sie die Botschaft aufnehmen kann, die sie in diesen Zeichen erreichen soll.

Papst Johannes war von diesem Gott, der im Aufbruch uns Menschen von heute leiten und segnen möchte, überzeugt: „Dieser (Gott) verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meist über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegen gesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche." Dieses Vertrauen bietet uns Gott immer wieder neu an – wir müssen nur bereit sein, in aktiver Mitgestaltungsbereitschaft uns ihm demütig anzuvertrauen.

Christliches Selbstverständnis und christlicher Glaube basieren nicht ausschließlich auf einem „regressiven Identitätsgedächtnis“ (Werbick). Kirche darf ihren „Honig“ nicht nur aus Vergangenheitserinnerungen saugen, sondern es gilt deutlich zu machen, dass Gott seine segnende und heilende Begegnung in jeder Gegenwart seinem Volk aufs Neue macht; Gott widerfährt seinem Volk immer wieder neu. Es muss also – wie der in El Salvador lebende Jesuit und Befreiungstheologe Jon Sobrino formuliert - immer wieder daran erinnert werden, dass „Gott ein ‚Heute’ hat, nicht nur ein bereits bekanntes und interpretiertes ‚Gestern’, weil er mit der Gegenwart seiner Schöpfung eine Absicht verbindet, nicht nur in der Vergangenheit.“

Sich Gottes Heute und Morgen zu stellen, macht es erforderlich, Überliefertes, Vertrautes und Gelerntes auch hinter sich lassen zu müssen, ohne jedoch die Erinnerung in Vergessenheit geraten zu lassen, in der Kirche sich ihrer Identität und Sendung immer wieder aufs Neue bewusst macht und machen muss. Jedoch – und das zeigt die Geschichte immer wieder, realisiert sich Identität vor allem nicht in bewusster Wiederholung des angeblich immer so Dagewesenen, sondern bedeutsam und als eigentliche Quelle für Identität erweist sich die Vermittlung Kontinuität und Diskontinuität ; Kontinuität impliziert auch Diskontinuität, denn aus dem Entwicklungsprozess geht das Andere, das Neue, das für die Gegenwart und Zukunft Bedeutsame hervor. Die Wandlung ermöglicht eine neue Erfahrung dahingehend, dass man sich genau in ihr selbst treu bleibt bzw. erst sich in ihr wieder neu entdeckt. Biblische Erfahrungen und Vorbilder fordern gerade zu einem auch in der Gegenwart unverzichtbaren „Exodus“ heraus.

Zeiten, in den Diskontinuitäten und Umbrüche sich vollziehen, schaffen jedoch nicht nur Zufriedenheit und Harmonie. Vielen Menschen sitzt die Angst tief im Nacken vor dem Zusammenbruch des bisher so Gewohnten und persönliche Sicherheit Vermittelnden. Bohrende und zugleich an sich zweifelnde Fragen hinsichtlich des eigenen Verhaltens in der Vergangenheit („Es kann doch nicht alles falsch gewesen sein, woran ich bisher geglaubt und wofür ich eingetreten bin!“) rufen eine Mischung von Trotz und Resignation hervor. Die Angst vor Erneuerungen und Reformen verschließt häufig die Ohren für eine Argumentation, die darauf hinweist, dass diejenigen, die der Kraft des Hl. Geistes misstrauen und eigene Sicherheitsgewohnheiten nicht abzulegen bereit sind, die Kirche im Hier und Heute schon für tot erklärt haben. Johannes XXIII. wusste, dass viel Altgewohntes auf der Strecke bleiben würde; dennoch war er beseelt von der Erkenntnis, dass die Fenster der Kirche weit geöffnet werden sollten, um den Startschuss für eine Runderneuerung der Kirche zu geben; oder, um es mit den Worten des Konzils zu sagen, die Kirche als eine „ecclesia semper reformanda“ zu verstehen.

Für Sobrino ist es eine ekklesiologisch entscheidende Frage, wie Kirche mit dem Angebot Gottes für das ‚Heute’ umgeht. Für Sobrino steht außer Zweifel, „dass Gott heute immer noch sprechen kann, und zwar in der Weise der Neuheit Gottes, die sich nicht einfach aus dem, was wir schon von ihm wissen, deduzieren oder extrapolieren lässt. Es bedeutet demnach prinzipiell und methodologisch, sich vieler Dinge zu entledigen, auch wenn die Kirche meint, sie besäße schon viel von Gott. Es bedeutet, das Nichtwissen zu akzeptieren, um von Gott und von seinem Willen heute etwas erfahren zu können.“

3. Dienen statt herrschen

Es darf keine den Menschen demütigende und ihn seiner Würde beraubende Herrschaftsausübung in der Kirche geben. Alle miteinander und gemeinsam üben wir an- und miteinander den Dienst aus, den Christus uns anvertraut und befohlen hat. Die Menschen beziehen ihre "Herrschaft" und Mündigkeit nicht aus sich selbst, sondern aus der zuvorkommenden Liebe Gottes, die den Menschen zu Freiheit und Verantwortung beruft.

Die zur Zeit in Rom aus Anlass des Konklaves tagenden Kardinäle sollten sich den Herausforderungen einer Dezentralsierung der Kirche vor allem unter dem Leitgedanken einer Inkulturation widmen. Einen wegweisenden Schritt ist bereits in der Urkirche vollzogen worden, indem auf dem Apostelkonzil beschlossen wurde, dass die Frage des Christ-Seins nicht an der Notwendigkeit des Jude-Seins als Junktim geknüpft ist.
Viele Bischofskonferenzen der Dritten Welt fordern vom zukünftigen Papst eine stärkere Einbettung des Christentums in ihre jeweiligen Lebenswelten, d.h. eine kontextorientierte Theologie. Die Vertreter dieses theologischen Ansatzes berufen sich auf das 2. Vatikanische Konzil. Das Konzil gestand den Ortskirchen ihre "eigene Disziplin", einen "eigenen liturgischen Brauch" und ein "eigenes theologisches Erbe" zu (LG 23).
Das Inkulturationsverständnis vieler Theologen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas setzt voraus, dass Gottes Geist in allen Kulturen wirkt und dass jede Kultur das Evangelium annehmen und aufnehmen kann. Eine weitere Voraussetzung ist, dass keine Kultur einer anderen von vornherein als überlegen angesehen und dass das Christentum in seiner westlich-abendländischen Gestalt nicht als normativ für andere Kulturräume vertreten wird. Schließlich darf keine bestimmte Kultur als perfekt angesehen und keine Gestalt des christlichen Glaubens absolut gesetzt werden - auch nicht die römische.
Der im Verlauf 2000-jähriger Kirchengeschichte entstandene Macht- und Herrschaftsapparat wird dahingehend zu überprüfen sein, ob er unter den gesellschaftlichen- und politischen Prämissen des 21. Jahrhunderts noch in der Lage ist, die Botschaft Jesu Christi glaubwürdig und nachhaltig den Menschen des 3. Jahrtausends verkünden zu können. Die Reformverweigerer werden zu akzeptieren haben, dass ekklesiale Christuskommunikation an gegenwartsbestimmender Kraft und damit an Authentizität und Glaubwürdigkeit verliert, wenn es ihr nicht hinreichend gelingt, Menschen Partizipationsmöglichkeiten zu eröffnen und sie einzuladen, sich mit ihren Begabungen und Charismen in eine sich öffnende Kirche einzubringen, damit diese Kirche, wie Johannes XXIII. formulierte, nicht zu einem Mausoleum, sondern zu einem blühenden Garten wird.

4. Feste Verankerung synodaler Strukturen

In einer synodalen Kirche muss die Mitverantwortung des gesamten Gottesvolkes rechtlich-strukturell verankert sein und zumindest in pastoralen, personellen und organisatorischen Fragen systematisch zum Tragen kommen. Voraussetzung dafür ist, dass wir dem gesamten Volk Gottes den Beistand des Heiligen Geistes zutrauen, so wie das II. Vatikanische Konzil, das vom "Glaubenssinn des ganzen Volkes" sprach und betonte, dass "die Gesamtheit der Gläubigen ... im Glauben nicht irren" (Lumen Gentium Nr. 12) kann. Hier ist keine Rede von einer exklusiven Wahrheitsverwaltung durch ordinierte Amtsträger!

Die Kirche muss synodal werden, weil sie hierarchisch ist im Sinne ihres heiligen Ursprungs in Gott, der den Menschen an seinem Leben teilhaben lässt und ihn dadurch zur gegenseitigen Teilhabe, zur Communio, befähigt.

Diejenigen Gläubigen, die immer wieder die Umsetzung der im 2. Vatikanischen Beschlüsse für die Weltkirche in Rom einfordern, gehen davon aus, dass die Kirche Jesu Christi weder allein noch primär durch das Kirchenrecht konstituiert wird. Sie verstehen Kirche primär als „communio“ derer, die „an den Gekreuzigten und Auferstandenen“ glauben und sich einander die Liebe des menschgewordenen Gottes mitteilen ; in ihren Augen ist dieses Kirchenverständnis die theologisch und soteriologisch maßgebliche Dimension von Kirche. Das bei Mt. festgehaltene Jesus-Zitat : „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ macht nach dem Verständnis der sich auf das Konzil berufenden Christen deutlich, dass Gemeinde, in seinem Namen versammelt, Kirche konstituiert.

Für die in den letzten Jahrzehnten mit der Glaubenskongregation in Konflikt geratenen Theologen ist die Communio-Ekklesiologie von entscheidender Bedeutung, da diese das gemeinsame Priestertum aller Getauften konstituiert und sich als das pilgernde Gottesvolk auf der Suche nach der endgültigen Wahrheit versteht. Die Kirche gibt es nach dem Verständnis dieser Christen nicht um ihrer selbst willen, sie ist ausschließlich dafür gestiftet, glaubwürdig in Wort und Tat zu bezeugen, was Jesu Predigt vom nahegekommenen Gottesreich beinhaltet. Diese Botschaft ist an alle Menschen guten Willens gerichtet, kennt keine Hierarchien und lässt sich nicht in „canones“ für alle Zeiten festschreiben. Diese Botschaft ist ausschließlich angewiesen auf das glaubwürdige Zeugnis von Menschen, die sich vom Geist Gottes geleitet wissen.

5. Jesuanische Nachfolge erfordert ein Vorleben von Barmherzigkeit

Der Verlust der katholischen Kirche an Vertrauen, Relevanz und Lebensnähe schlägt in Deutschland jetzt auch massiv auf den harten Kern ihrer Mitgliedschaft durch. Das ist das Ergebnis der jüngsten Milieu-Studie über „religiöse und kirchliche Orientierungen“, die das Sinus-Institut in kirchlichem Auftrag und in Zusammenarbeit mit zahlreichen katholischen Verbänden und Organisationen erstellt hat.

Im Vergleich zu einer Studie aus dem Jahre 2005 distanzierten sich die Befragten immer klarer von der katholischen Sexuallehre, vom Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen sowie von der Haltung gegenüber Geschiedenen und Christen anderer Konfessionen.

"Kritisiert", so die Autoren, "wird die weltfremde, reaktionäre und obstruktive Kirchenleitung sowie die rückwärtsgewandte Kirchenpolitik das Papstes." Ihm werde "nicht selten" ein Rückfall hinter die Erneuerungspositionen des Zweiten Vatikanischen Konzils unterstellt. Persönlich haben sich die meisten offenbar von konservativen Vorgaben distanziert.

Georg Frericks, Projektleiter der Studie, fasst eine der Haupterkenntnisse wie folgt zusammen:

„Als Haupterkenntnis würde ich bezeichnen, dass durch alle Milieus hindurch eine kritische Sicht auf die katholische Kirche vorherrschend ist und dass alle Milieus das Gefühl haben, dass die Kirche nicht in der Zeit heute angekommen ist. Die Konsequenzen sind unterschiedlich, aber das ist das, was ich als den roten Faden bezeichnen würde."

Marc Calmbach vom Sinus- Institut ist vor allem aufgefallen, „dass wir kein einziges kirchenidentifiziertes Milieu in Deutschland mehr haben. Das war 2005 noch anders. Man muss sagen, dass die Missbrauchsfälle und vor allem deren ungenügende Aufklärung dafür gesorgt haben, dass vor allem in konservativ-etablierten Milieus am traditionellen Rand die Menschen über die Kirche sehr verunsichert und aufgebracht sind.“

Nach Ansicht von Calmbach haben die Befragten klar benannt, welche Probleme sie mit der Kirche und dem Glauben haben:

„Die wurden schon sehr konkret. Sie sagen, dass es keine lebensweltliche Anbindung mehr gibt, man versteht auch nicht, worüber der Priester spricht, man versteht die Gleichnisse nicht mehr: Man kann keinen Bezug zum eigenen Alltag mehr herstellen. Vor allem die Menschen in den jüngeren Milieus sagen, dass es ihnen zu langsam und zu langatmig ist und dass es sich mit ihrem Alltag nicht mehr berührt.“

Diese Meldungen der Sinus-Studie bestätigen mich immer wieder in meiner seit vielen Jahren vertretenen These, dass wir es nicht nur mit einer „Gotteskrise“ innerhalb der kath. Kirche zu tun haben, sondern vor allem mit einer Glaubwürdigkeits-Krise, die viele Menschen verzweifeln lässt – vor allem dann, wenn man das jesuanische Vorbild der Kirche als Matrix zugrunde legt.
Viele Katholiken halten diesen Spagat nicht mehr aus, sie leiden an dem bestehenden Glaubwürdigkeitsdefizit und an einem Gefühl eigener Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts der von Macht und Herrschaft so irre geleiteten kath. Kirche.
In einem Interview mit der ZEIT sagte Hans Küng:
„Deshalb diagnostiziere ich in meinem neuen Buch eine kranke Kirche und meine damit krankhafte Strukturen: römisches Macht- und Wahrheitsmonopol, Juridismus und Klerikalismus, Frauenfeindlichkeit und Reformverweigerung.“
Es sind die Opus Dei Vertreter, die Legionäre Christi, die Piusbruderschaft, das „Movimenti“-Klientel, das seit langer Zeit den Kurs der kath. Kirche bestimmt – rückwärtsgewandt, weltabgewandt, Menschen abgewandt.
Es ist ein Skandal, wie diese Kreise – entgegen den jesuanischen Vorgaben und mit Zustimmung von Johannes Paul II. und seinem Nachfolger Benedikt – eine derartige Machtposition bekommen haben, dass vielen Menschen als Reaktion gegen einen solch reaktionären Kurs der kath. Kirche nur noch die Abstimmung mit den Füßen bleibt. Auf Jesus von Nazareth können all diese Leute aus den erzkonservativen Lagern sich gewiss nicht berufen – wohl aber auf den Macht- und Herrschaftsehrgeiz von vielen Vertretern der Amtskirche, den sie gemeinsam mit den absolutistisch und autokratisch Regierenden dieser Welt an den Tag legen.
Die katholische Kirche rennt von einer Glaubwürdigkeitskrise in die nächste. Es gibt offensichtlich Kräfte in der kath. Kirche, die die personale „Verdunstung“ soweit betreiben wollen, dass nur noch ein „heiliger Rest“ vorhanden ist – der sich dann in einzigartiger Weise im Alleinbesitz der göttlichen Wahrheit weiß. Doch was nutzt dieses Privileg – wenn immer mehr Menschen der katholischen Amtskirche den Rücken kehren und die Gotteshäuser sich in Altenheime verwandeln?

Wer sich seit über 40 Jahren weigert, die vom 2. Vatikanum geforderten Reformen umzusetzen, die ein Ankommen der kath. Kirche im 3. Jahrtausend ermöglichen würden, der muss sich nicht wundern, dass sich im Laufe so vieler Jahre so viel Druck im Kessel angesammelt hat, dass die kath. Kirche jetzt eine Argumentationsstrategie aufbaut, die den Eindruck zu erwecken versucht, als seien die Kritiker und die böse Öffentlichkeit die Schuldigen. Genau das Umgekehrte ist der Fall!

Durch die ausschließlich (!!!) von der Amtskirche verschuldeten Skandale der letzten Jahre haben sich die „Schafe der Herde“ in immer größer Zahl von ihrem obersten „Hirten“ abgewandt und ihr religiöses Schicksal selbst in die Hand genommen, indem sie im Geiste nur noch dem folgen, den der „oberste Brückbauer“ und die ihn umgebende Entourage längst in den jeweiligen Aktionen verraten haben, nämlich Jesus von Nazareth.

Viele engagierte Christen empfinden Verhaltensweisen gegenüber Personen und Argumentationen von Katholiken, die sich dezidiert für ein Ankommen der kath. Kirche im 3. Jahrtausend einsetzen, als Verrat gegenüber der jesuanischen Botschaft. Vor allem die von der Amtskirche verhängten Sanktionen werden als unbarmherzig, unchristlich, antijesuanisch und inhuman angesehen.

Wie herzlos ist es, wenn katholische Ärzte einer Vergewaltigten die "Pille danach", also die Schwangerschaftsverhütung, verweigern müssen, um nicht den Job zu verlieren? Wie kann man geschiedene Kindergärtnerinnen feuern, nur weil sie einen neuen Freund haben? Warum gibt es Missbrauch in der Kirche und warum müssen Missbrauchsopfer Jahrzehnte lang leiden, bevor die Kirche Schuld bekennt und sie für das Unrecht entschädigt? Unbarmherzig. Unbarmherzig. Unbarmherzig.

Paul Haverkamp, Lingen

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Ich verstehe nicht, Alfred Mignon, was Sie meinen ? Außerdem , ist diese Kirche, mein Zuhause !!!!!!!Mir ist dort nichts Böses zugestoßen ! Im Gegenteil. Mir scheint allerdings dass Ihnen nur darum getan ist, sich einfach irgendwie nur zu äußern. Nun gut, so sei es drum. Menschlich kommt nichts herüber, dafür aber eine Menge Schlaubergerei ! Und der Journalismus ? Den darf man getrost vergessen !!!

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