Dirk von Nayhauß
"Ich möchte nicht nach Geboten leben, die Menschen aufgeschrieben haben"
Ich kann nicht gehorchen, sagt Michel Friedman. „Ich möchte nicht nach Geboten leben, die Menschen aufgeschrieben haben“
Dirk von Nayhauß
11.07.2011

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Wenn die Sonne scheint. Wenn ich mit Menschen zusammen bin, die ich liebe. Aber auch Traurigkeit und Melancholie haben etwas Lebendiges. Es gibt Bücher und Filme, da kommen mir die Tränen. Diese Melancholie wurzelt in meiner Kindheit, ich bin auf einem Friedhof aufgewachsen, meine Eltern und meine Großmutter waren die einzigen Überlebenden ihrer großen Familie, alle anderen wurden von den Nazis umgebracht. Es wurde viel geweint, viel getrauert – die Großmutter um ihre Kinder, meine Eltern um ihre Eltern und Geschwister. Es wurde gelacht, aber es wurde eben viel geweint. Es herrschte Traurigkeit.

Was können Erwachsene von Kindern lernen?

Alles! Sofern sich Erwachsene öffnen und auseinandersetzen – sowohl im Fühlen als auch im Verstehen. Besonders spannend finde ich, dass Kinder die hilflosesten Wesen der Welt sind und trotzdem ein unendliches Vertrauen haben. Erwachsene agieren in der Hilflosigkeit in der Regel mit Misstrauen. Aber das ist als Überlebensstrategie kontraproduktiv. Wenn man schwach ist, muss man vertrauen. Das lerne ich von meinen Kindern.

An welchen Gott glauben Sie?

An keinen. Meine Mutter war nach dem Holocaust keine gläubige Frau mehr, ich erlebte keinen religiösen Alltag, ich habe an Gott nie geglaubt. Ich wäre auch nicht gern gläubig, das würde mich einengen. Ich möchte nicht nach Geboten und Verboten leben, die irgendwelche Menschen aufgeschrieben haben. Andere Menschen mögen das tun, wie sie wollen, das bewerte ich nicht. Ich aber kann das nicht, ich kann nicht gehorchen.

Hat das Leben einen Sinn?

Ich gebe mir Mühe, das ist mein Sinn. Wenn ich etwas mache, gebe ich mir Mühe. Außer es zu leben – und zwar sinnvoll –, hat das Leben keinen Sinn. Aber das allein ist schon eine große Aufgabe, ein Lebenswerk.

Muss man den Tod fürchten?

Nein. Den Tod fürchte ich nicht, warum soll ich vor dem Nichts Angst haben? Aber das Sterben ist etwas anderes. Ich habe meine Mutter seligen Angedenkens begleitet, ich habe meinen Vater seligen Angedenkens begleitet. Bis zu dem Moment, da sie starben. Das hat mich auf Jahre traumatisiert, ich konnte jahrelang nicht schlafen, ich konnte diese Bilder nicht loswerden. Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber ich habe Angst vor dem würdelosen Sterben. Wenn jemand langsam stirbt, kommt irgendwann das klare Gefühl: „Es reicht, ich will nicht noch eine Lungenentzündung, ich muss nicht noch drei weitere Monate auf der Intensivstation künstlich ernährt werden.“ Diesen Zustand fürchte ich, weil ich dann das Sterben nicht mehr gestalten könnte.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Die meiner Frau, sie steht an erster Stelle, dann kommen meine Kinder, und ich habe eine Handvoll Freunde, denen ich unendlich dankbar bin für dieses Gefühl der Nähe, der Liebe, der Freundschaft. Das trägt mich, das ist mein Fundament, sonst würde ich im leeren Raum schweben und fallen.

Haben Sie Nachsicht mit sich selbst?

Mir selbst gegenüber bin ich sehr viel härter und nachsichtsloser als gegenüber anderen. Ich bin sehr selbstkritisch, sehr selbstzweifelnd. 2003 war ein schwieriges Jahr für mich. Aber ich hatte meine Freunde, die mich geschützt und beschützt haben, damit ich meine Hausaufgaben mache. Das hat mich gerettet. Ich musste mich auseinandersetzen mit der Frage: „Warum hast du dich so verhalten?“ Das war ein schmerzhafter, sehr intensiver Prozess. Die Alternative war Sterben. Ob man im real physischen Sinne stirbt oder ob die Seele abstirbt, weil man sich der Ursache nicht stellt, spielt keine Rolle. Ich habe mich für das Leben entschieden. An dem Tag, als alles öffentlich wurde, war das aber nicht sicher, und es war wochenlang nicht sicher. Ich habe mich für das Leben entschieden, und ich muss acht Jahre danach feststellen: Ich war noch nie so glücklich wie dann, als ich diese Hausaufgaben hinter mich gebracht hatte und gefragt habe: „Wie ist das Leben, wenn man sich selbst ein bisschen liebhat?“ Heute habe ich zwei Kinder, eine Frau und bin glücklich – wie ein Mensch wie ich glücklich sein kann, aber das ist schon weitaus mehr, als ich je hatte.

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Ich finde den Friedmann hier mal richtig menschlich und sympathisch. Keine Heuchelei, ehrliche und eben nicht aufgeblasene Antworten. Ich finde auch gut, daß er all denen nicht nach dem Mund redet, die immer erwarten, daß Juden permanent mit einem Talmudzitat auf den Lippen daherlaufen und die besseren Menschen sind. Hier wird einer gezeigt, der wie Du und ich ist. Danke.
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Friedmann ist ein Brocken an dem wir Deutsche schwer tragen.
Bitte geben Sie Ihm kein Raum mehr um sich selbst lügnerisch darzustellen.
Danke

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Friedman glaubt in diesem Interview 2011 an keinen Gott und "möchte nicht nach Geboten und Verboten leben, die irgendwelche Menschen aufgeschrieben haben". Im Juli 2012 pocht er im Interview mit einer anderen Zeitschrift auf die Beschneidung als "konstitutiv für religiöse jüdische Identität" und "Kernpflicht jüdischer Familien". Damit ist die Frage, wie glaubwürdig der Mann ist, bentwortet.

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Nach einer antisemitischen Hetze sagte Herr Friedmann: "Ich war überrascht, wieviel Leute
überrascht getan haben, in 10 Jahren sollte bitte keiner mehr überrascht tun, wir haben heute
darüber geredet." Da können Sie mal sehen, was Sie für Freunde haben, Herr Friedmann !

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Da liegen Sie 100 % falsch, es gibt eindeutig höhere Mächte ! Wenn Sie oder Ihre Eltern
Schlingel wären, hätte Sie zu Zeiten des 3. Reichs der Teufel geholt, dies ist aber nicht passiert,
also sind Sie kein Verbrecher ! Aber Vorsicht, da gibt es genug Leute, die Ihnen Ihr Geld nicht
gönnen und die jemanden suchen, den sie schlecht machen wollen...

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Herr Friedman, wären Sie nicht jüdischer Herkunft, bin ich mir absolut sicher,
daß Sie (als denkender/scharfsinniger Mensch), sich absolut gegen die fürchterliche und
schmerzhafte und unsinnige Beschneidung aus angeblichem Gottesglauben,
angeblichen Gottesbefehlen heraus, sich natürlich gegen die Beschneidung
aussprechen würden.
Warum Sie jetzt sich öffentlich für Beschneidung aussprechen,
kann ich nicht nachvollziehen. Sie selbst sagen, Sie glauben nicht an Gott
und möchten nicht nach Geboten von irgendwelchen Menschen leben.
Genau das betrifft auch diesen unsinnigen Spruch in der Bibel, Moses 17,12,
weswegen die jüdischen Glaubensvertreter meinen, Kinderblut und Kinderhaut
opfern zu müssen. Das ist vorsintflutlich und barbarisch.
Helfen Sie mit, Kinder vor fanatischem Religionskult, vor Opferkult, zu schützen
in ihrer körperlichen Unversehrtheit.

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Falls erlaubt, hier etwas zum Thema Helmut Kohl. Herr Kohl hatte mit seinen Versprechungen
vor dem, in Dresden und anderswo versammelten Volk, den Mund ziemlich vollgenommen.
Jedoch wurde er zu unrecht für das hinterlassene Caos der SED (Chemieanlagen in Bitterfeld
und und und), zum Sündenbock gemacht ! Herr Kohl musste zu einem für ihn äußerst ungünstigen Zeitpunkt die, durch die Planwirtschaft verursachte extreme Rückständigkeit
gegenüber der harten, westlichen Konkurrenz, personifiziert nur auf seine Kappe nehmen, weil
er 1989 den damals ziemlich unglücklichen Posten des Bundeskanzlers hatte....
Die wirklich Schuldigen an der SED- Pleite befanden sich also, hier mal neunmalklug aufgeführt,
im Osten und NICHT nur in der SED !

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Mit Erstaunen habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, das Sie Herrn Friedman eine Plattform für seine Ansichten bieten. Welche Ansichten auch immer er vertreten mag - in einem "evangelischen Magazin" möchte ich diese nicht lesen. 
Selbstverständlich mögen ihm seine "Fehler" - oder sind es Sünden? - (Rauschmittelmissbrauch und sexueller Umgang mit Prostituierten - letzteres verschweigen Sie verschämt) von Gott und den Menschen verziehen sein.
Aber diese Verhaltensweisen haben ihn disqualifiziert für öffentliche Äusserungen über Moral, Ethik und andere Felder der Diskussion. Dies umsomehr, als (von Ihnen nicht erwähnt) seine Frau Bärbel Schäfer zum Judentum konvertierte. Darauf scheint Herr Friedman doch Wert gelegt zu haben, obwohl er "nicht nach Geboten leben will, die Menschen aufgeschrieben haben".  So hat er, weil die Mutter jetzt jüdisch ist, nach jüdischem Recht seine Kinder zu Juden machen können. Das alles mag insgesamt für Herrn Friedman stimmig sein - für mich als Christ ist es das nicht. Bitte verschonen Sie uns Christen künftig von solchen selbstbeweihräuchernden Artikeln. Es ist schon schwer genug, Herrn Friedman in N24 ertragen zu müssen.
Schon gar nicht möchte ihn ihn wieder im Vorstand der CDU oder an wichtiger Stelle im Zentralrat der Juden sehen. In diese Richtungen scheint gepusht zu werden.

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Galten Sie es für richtig, einem so eingebildeten und selbstgefälligen Journalisten und Mitglied des Zentralrats der Juden soviel Aufmerksamkeit in einer Publikation einzuräumen, die vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland finanziell gefördert wird? Es gibt wahrhaftig wichtigere Personen in unserer Gesellschaft, die unsere Aufmerksamkeit verdienen - wie zum Beispiel Erwin Teufel in Württemberg.
 

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Sehr geehrte Redaktion,

als Leser, der Chrismon schätzt, bin ich sehr verwundert, dass Sie Herrn Michel Friedman eine große Bühne bieten. Was soll denn das? Seine Aussagen kennzeichnen ihn als absoluten Egoisten und Nihilisten, der im gesetzesfreien Raum leben will - und  dabei profitiert er davon, dass sich andere an Gesetze halten. Und was er sich vor einigen Jahren geleistet hat, ist wohl längst vergessen? Schade, dass Sie diesen Beitrag gebracht haben.

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Sehr geehrte Redaktion,

als Leser, der Chrismon schätzt, bin ich sehr verwundert, dass Sie Herrn Michel Friedman eine große Bühne bieten. Was soll denn das? Seine Aussagen kennzeichnen ihn als absoluten Egoisten und Nihilisten, der im gesetzesfreien Raum leben will - und  dabei profitiert er davon, dass sich andere an Gesetze halten. Und was er sich vor einigen Jahren geleistet hat, ist wohl längst vergessen? Schade, dass Sie diesen Beitrag gebracht haben.

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Ihre Rubrik „Fragen an das Leben“ in der Ausgabe 08/2011 mit Michel Friedman hat mich sehr befremdet. Der Bruch in Michel Friedmans Karriere bzw. die Krise in seinem Leben wird nicht umfänglich dargestellt; ein wichtiger Teil der Fakten wird verschwiegen, sowohl von ihm selbst, als auch von dem Journalisten Dirk von Nayhauß (in den Informationen zur Person am Schluss).

Als die Staatsanwaltschaft Frankfurt seinerzeit im Rotlichtmilieu wegen Menschenhandel ermittelte, stießen sie auf einen Mann mit dem Pseudonym „Paolo Pinkas“, hinter welchem sich Michel Friedman verbarg. Es wurde deutlich, dass er wohl nicht nur Kokain konsumiert hat, sondern auch die Dienste ukrainischer Zwangsprostituierter in Anspruch genommen hat. Michel Friedman hat sich anschließend nur sehr nebulös „...bei den Menschen, die ich enttäuscht habe...“ entschuldigt. Er gab an, „...einen Fehler gemacht zu haben...“. Was das für ein Fehler war, dazu hat er sich nie geäußert! Ihrem Journalisten gegenüber bleibt Michel Friedman wieder nur sehr vage - er ergeht sich phasenweise geradezu in Selbstmitleid. Auf ein klares Statement von ihm zum Thema Kontakt zu bzw. Inanspruchnahme von Zwangsprostituierten wartet die Öffentlichkeit bis heute.  Dies wurde auch seinerzeit auch von der anerkannten Organisation terres des femmes öffentlich festgestellt.

Ich finde es sehr schade, dass ihm das evangelische Magazin Chrismon dies durchgehen lässt und ebenfalls den meiner Meinung nach schwerwiegenderen Teil der damaligen Anschuldigungen bzw. Ermittlungsergebnisse nicht erwähnt – da hätte ich mir mehr erwartet!

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Die Seite Chrismon passt als besser zu Philosophie oder Humanismus. Wer wirklich christliches, biblisches Input will, der ist hier definitiv falsch.

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Sehr geehrter Herr Friedmann,
ich habe ihren Artikel gelesen ( Die Hetzer sind wieder da ). An die jüdische Gemeinde in München habe ich bereits geschrieben. Der Anlass meines Schreibens war die Äußerung von Frau Knobloch, dass sich Juden in Deutschland nicht zu erkennen geben sollten. Ich bin ganz anderer Meinung, denn, dass sich Deutsche wegen ihres jüdischen Glaubens verstecken mussten, das hatten wir schon mal. Deshalb sage ich: Jetzt erst recht denn wir Deutschen sollten jetzt mit unseren jüdischen Mitbürgern gegen den braunen Sumpf kämpfen und auch fanatischen Salafisten keine Chance geben. Eigentlich sollten wir froh sein dass sich Juden in Deutschland wieder wohl fühlen können.
Also, nicht verstecken, sondern kämpfen!!! ich bin dabei.

Herzliche Grüße,

G. Geis

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Ich finde es gut, dass mal jemand öffentlich vieles sagt was wir uns nicht zu sagen trauen! Wir sollten uns dafür nicht schämen und selber mehr Mut zeigen. WIR SIND DOCH ALS INDIVIUUM BERECHTIGT UNSERE MEINUNG ZU VERTRETEN OHNE ALS "NAZIS" BEZEICHNET ZU WERDEN!!!
Mach weiter lieber Michel Friedman; ich halte zu Ihnen.
LG Frank

P.S. Wenn Sie mir erlauben habe ich eine Bitte an Sie. Ich suche einen Schriftsteller welcher noch gewisse Sporen erlernen möchte und ich würde mich freuen wenn Sie bereit sind das entsehende Werk zu begleiten. Ich bin sehr interessiert die Kunst des Schreibens zu erlernen aber ich habe leider keine Ahnung wie das umzusetzen ist, und deshalb möchte ich mich an Sie wenden.

Aus diesem Grund möchte ich Ihnen den Tietel nennen, den ich mir dazu ausgedacht habe.
"Das Leben - Vermächtnis oder Lüge"

Es soll ein Roman werden in dem die Leser ihre eigene Meinung äußern können.

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seit vielen jahren hat mich die meinung von dr. michel friedmann über die dinge des lebens
sehr interessiert...ich bewundere ihn und muss sagen...je älter er wird...desdo mehr be-
geistern mich seine ansichten.
für mich ist er ein kluger und weiser mann...ungewöhnlich für sein alter.
die themen hitler-krieg...glauben...assad...putin...ukraine...flüchtlinge...parteien in deutschland z.b. beschäftigen mich auch sehr !!!
ich bin als kind mit meinen eltern 1946 aus meiner heimat pommern vertrieben worden...
deshalb kann ich mich gut in das leben von michel reindenken...auch an sein gedenken
an seine lieben eltern und seine verwandten, die durch den massenmörder hitler getötet
wurden.
nie mehr im leben möchte ich eine solche schreckliche kriegszeit erleben...ein grauen...
und ich wünsche mir nur...dass ich in frieden hier in deutschland mein leben beende.
SAGEN MÖCHTE ICH : grossartig...dass es michel friedmann gibt !!!
ER SPRICHT MIR AUS DER SEELE...das gibt mir sicherheit...meine denkweise kann also nicht
so falsch sein...irgendwie macht mich das froh.
unser aller leben ist so kurz...die richtige denkweise ist so wichtig...siehe albert einstein !
ICH WÜNSCHE HERRN FRIEDMANN WEITERHIN KRAFT UND STÄRKE UND GESUNDHEIT1
ursula bohm.

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