Psychologischer Zauber
Darf man Menschen verfluchen? Aus vielen Gründen: nein. Aber es würde sowieso nicht funktionieren. Jedenfalls nicht so, wie es sich die Urheber erhoffen
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
28.12.2010

Ein paar Monate ist es her, da kam ­in Murrhardt, einem Städtchen in Baden-Württemberg, ein junges Paar an die Haustüre von Familie Stein. Wortlos zeigten die beiden einen Zettel vor, auf dem in wackeligen Druckbuchstaben geschrieben war: Wir sind beide stumm geboren. Wir bitten um etwas Geld für Essen und Unterkunft. Herr Stein, dem Helfen nicht abgeneigt, bot den beiden an, sie zum Essen einzuladen oder ihnen ein Esspaket fertig zu machen. Das war allerdings nicht im Sinne der beiden. Der junge Mann schrie ihn an, er wolle Geld und nichts anderes, und spuckte Herrn Stein vor die Füße. Dann trollte er sich. Ein paar Schritte war er bereits weitergegangen, als er sich noch einmal umdrehte und Herrn Stein mit gewaltigen Worten verfluchte. Und dem ging das lange nach.

Im selben Ort findet sich eine Frau in der Sprechstunde einer Allgemeinärztin ein. Sie ist psychisch stark unter Druck. Der Grund: Sie ist vor kurzem aus einer charismatisch-pfingstlerischen Freikirche ausgetreten und wurde deshalb von einem Mitglied dieser Kirche verflucht.

Beim Gott der Juden und Christen ist von Liebe die Rede

Zwei Beispiele, die zeigen: Flüche funktionieren, wenn auch nicht in der Weise, in der sich das die Urheber wünschen. Wer einen anderen Menschen verflucht, wünscht ihm Unheil, Krankheit, vielleicht sogar den Tod an den Hals. Er will ihm Schaden zufügen, ihn womöglich ver­nichten. Das Verfluchen eines Menschen gehört ins Reich der Magie, des Schadenszaubers. Den sogenannten Hexen schrieb man die Fähigkeit zu, mit einer einfachen Geste und einem Fluch Mensch und Tier zu vernichten. Funktioniert hat dies nie, die Ursachen von Pest und Ernteverlust waren stets andere.

Sicherlich hat ein Fluch Folgen – allerdings „nur“ in der Psyche des Verfluchten. Aber selbst da würde er nicht fruchten, wenn man sich ein paar Einsichten aus ­Bibel und Geschichte vor Augen führte. Einem Menschen durch einen Fluch Schaden zuzufügen, ist nämlich theologisch ausgeschlossen, es steht in diametralem Widerspruch zu allem, was wir über Gott und seine Schöpfung wissen.

Geht man vom Gegenteil des Fluchs aus, dem Segen, wird deutlich: Der Segnende handelt nicht aus eigener Macht und ­Befugnis, sondern er wendet die Gnade Gottes einem Menschen zu. Der eigentlich Handelnde ist Gott. Es gibt nach den biblischen Traditionen keine legitime Macht, die nicht von Gott käme. Das führt so weit, dass selbst Jesus zu Pilatus bei seiner eigenen Gerichtsverhandlung sagt: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von Gott gegeben wäre.“

Der Fluch - ein Zeichen von Selbstüberschätzung oder eine Art Gotteslästerung

In Bezug auf den Fluch bedeutet das: Da jemand, der flucht, keine Vollmacht hat, das Leben eines Menschen zu beschädigen oder zu zerstören, bleibt der Fluch religiös bedeutungs- und wirkungslos. Damit es logisch irgendwie nachvollziehbar wäre, müsste es zudem einen Gott geben, der die Vernichtung der Menschen zu seinem Ziel erklärt hat. Der Gott der Juden und Christen ist dies nicht, im Gegenteil. Bei ihm ist allenthalben von der Liebe zu den Menschen, von Gnade und Barmherzigkeit die Rede. Eine religiöse Macht, die Menschen absichtlich ins Verderben führte und sich dabei von einem Einzelnen instrumenta­lisieren ließe, gibt es nicht. Gleichwohl kommen auch in der Bibel einige wenige Texte vor, in denen Menschen verflucht werden.

Kurz nachdem Noahs Großfamilie die Sintflut überlebt hatte und eigentlich eine goldene Zukunft in Aussicht stand, sprach Noah, der Architekt der Arche, einen weitreichenden Fluch gegen seinen Enkel Kanaan aus (1. Buch Mose 9,25). Was sich dieser hatte zuschulden kommen lassen, darüber streiten sich die Gelehrten (es hat jedoch nichts damit zu tun, dass sein Vater Ham den Großvater Noah betrunken und nackt gesehen hatte). Dieser Fluch sollte wohl eher Über- und Unterordnung von drei Stammeslinien festzurren.

Wenn uns heute Flüche begegnen, dann vielleicht als Folge eines Wutanfalls oder von Enttäuschungen. Sie mögen Zeichen von Selbstüberschätzung oder eine Art Gotteslästerung sein: indem die Urheber unterstellen, Gott meine es schlecht mit den Menschen, sein Groll lasse sich in beliebige Bahnen lenken. Das ist reines Wunschdenken, pure Fantasie.

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Was ich aber nicht ganz verstehe, ist die Behauptung im Text zwischen den Linien: ____ "Damit es logisch irgendwie nachvollziehbar wäre, müsste es zudem einen Gottgeben, der die Vernichtung der Menschen zu seinem Ziel erklärt hat. Der Gottder Juden und Christen ist dies nicht, im Gegenteil. Bei ihm ist allenthalben von der Liebe zu den Menschen, von Gnade und Barmherzigkeit die Rede. Eine religiöse Macht, die Menschen absichtlich ins Verderben führte und sich dabei von einem Einzelnen instrumenta­lisieren ließe, gibt es nicht. Gleichwohl kommen auch in der Bibel einige wenige Texte vor, in denen Menschen verflucht werden." ____ Wenn doch gleichzeitig in der Bibel selbst der Gott der Juden JHWH das Morden und Töten und Bekriegen von sehr vielen Völkern anordnete und überwachte. Auch wird durch die Jehovas Zeugen vorausgesagt, dass dieser selbse Gott vorhabe, die Menschen zu vernichten, welche nicht seinen Namen anrufen, d. h. dass sie nicht gerettet würden. Und weitere solche Dinge stehen in der Bibel. Meine Meinung ist hier nicht wichtig, zumal ich sie selbst erst am Neubilden bin. Aber ich denke die Argumente von oben sind irgendwie teils unlogisch und beruhen auf Wunschdenken. Sollte ich mich irren, dann bitte ich um Korrektur. Danke. LG

Wie Du in den Wald hinein rufst, so hallt es das Echo wieder. Wenn Du fluchst, wie soll das Echo Segen widerhallen? Die 7jährige Sabrina hätte - wäre sie so blind für das Leben wie manche Erwachsene - viele Gründe gehabt, ihre Lehrerin zu verfluchen, von der sie jeden Tag vor der Klasse blamiert wurde. Sie wollte schon nicht mehr leben. Sabrina verstand aber sofort, dass a) die Frau schlecht mit ihren guten Kräften umging, wenn sie sie so misshandelte, und b) dass sie ihr diesen Fehler nicht nachmachen musste. Wir sahen ihre Chance darin, dass sie mit den Kräften & Talenten ihrer Lehrerin BESSER umging als diese. Nun haben Menschen, die einen schlecht behandeln aber gewöhnlich auch die Angewohnheit, einen auch mit was Gutem nicht an sich heran zu lassen. Das spielte für die Lösung des Problems aber keine Rolle. Es waren doch die feinen, sensiblen, genialern Kräfte von Geist und Seele der Lehrerin, die darbten. Mit denen lässt sich ausgezeichnet GEISTIG kommunizieren, einfach durch DENKEN. Sabrina lernte, ihre Lehrerin zu "bezaubern", nach 3 Regeln: 1. Überlege, was dem Betroffenen zum GUTsein fehlt und schicke es ihm im Geiste! 2. Schicke nicht nur ein bisschen Gutes sondern mindestens 100mal mehr als bei ihm Platz hat; dann muss er es gleich wieder mit vollen Händen austeilen! 3. Man redet nicht über sein Bezaubern. Sabrinas Mutter berichtete mir, dass ihr bald darauf beim Elternabend die Lehrerin strahlend entgegengekommen sei mit den Worten: "Ich habe an Ihrer Tochter überhaupt nichts mehr auszusetzen." Sabrina hat ihr eigenes Problem gelöst, indem sie auf einfachste Weise das viel größere Problem ihrer Lehrerin löste. Wenn man die göttliche Kraft des Geistes erkannt hat, wird es überflüssig, zu fluchen, weil sich das Problem in einem guten Geist lösen lässt. Ich grüße freundlich. Franz Josef Neffe
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hat jesus nicht einen baum verflucht, der dann verdorrt ist, weil er keine früchte getragen hat?
mfg
Christian

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