Thomas Meyer/Thomas Meyer/ OSTKREUZ
Christoph Johannes MarkschiesThomas Meyer/OSTKREUZ
30.10.2013
23. Sonntag nach Trinitatis
Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.“ Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder beidem Himmel . . . , noch bei der Erde . . . , noch bei Jerusalem  . . . , noch bei deinem Haupt . . .  Eure Rede aber sei Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist,
das ist vom Übel.
Matthäus 5,33-37

Manchmal treffen biblische Texte ins Mark: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt.“ Mir fallen allerlei Szenen ein, in denen ich geschworen habe. Höchst private Szenen: „Ich schwöre dir, dass ich das und jenes nicht getan habe“, habe ich gelegentlich gesagt, wenn gar nichts anderes mehr half – und meinte es bitter ernst. Auch weniger private Szenen: „Ich schwöre, dass ich mein Amt getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung von Berlin in Übereinstimmung mit den Gesetzen zum Wohle der Allgemeinheit ausüben und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen werde; so wahr mir Gott helfe.“

Einen solchen Schwur habe ich nicht nur selbst geleistet, denn Professoren werden an unseren Universitäten als Landes- oder Universitätsbeamte vereidigt, sondern auch als Präsident einer Universität neu beginnenden Kolleginnen und Kollegen abgenommen: Manche haben „so wahr mir Gott helfe“ gesagt, andere nicht, wie auch im Bundestag und in den Landtagen.

Was jene religiöse Schlussformel ganz genau bedeutet, ist offenbar unklar. Im Internet wird breit darüber diskutiert. Viele – und so auch ich – verstehen sie im Sinne der englischen Formulierung: „So help me God“, als Bitte um Gottes Hilfe. Historisch betrachtet verkürzt die heute übliche Wendung allerdings die bis 1879 im Deutschen Reich gültige evangelische Eidesformel: „So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum zur Seligkeit.“ Ursprünglich verpfändete man also mit der vollständigen Formel gleichsam seine ewige Seligkeit für den Fall, dass man den Eid brach.

Viel theologischen Scharfsinn aufgewendet, um zu zeigen, warum man doch schwören darf

Schwören gehört für sehr viele Christenmenschen zur Realität ihres Lebens. Obwohl es an der vollkommen gegenteiligen neutestamentlichen Aussage nichts, aber auch gar nichts zu deuten gibt: Jesus von Nazareth vertrat ein grundsätzliches und uneingeschränktes Eidverbot. Vielleicht war er sogar der erste, der eine solche radikale Konsequenz aus einer verbreiteten kritischen Einstellung gegenüber dem Eid zog.

Ihm ging es mit seinem Verbot nach Matthäus darum, dass kein Unterschied mehr zwischen einer besonders wahrhaftigen, mittels Eid bekräftigten Rede und der weniger wahrhaftigen Alltagsrede bestehen sollte. Ein wirkliches und wahrhaftiges Ja, ein wirkliches und wahrhaftiges Nein, anders sollen Menschen in seiner Nachfolge nicht reden.

Manche Gruppen in der Kirchengeschichte, etwa die sogenannten Täufer, haben das wörtlich genommen und schwören keine Eide. Andere haben viel theologischen Scharfsinn aufgewendet, um zu zeigen, warum man im staatlichen Bereich doch ausnahmsweise schwören dürfe. So erläutert der Heidelberger Kate­chismus, dass man den Namen Gottes nur dann missbraucht, wenn man falsche Eide leistet und unnötig schwört (Frage 101). Wieder andere wie Immanuel Kant kritisieren den eidlichen Schwur und argumentieren gar nicht bib­lisch, wenn sie von „unentbehrlicher Superstition“, also von unvermeidlichem Aberglauben, sprechen.

Ich bemühe mich generell um Wahrhaftigkeit meiner Rede

Und wie sollen wir nun mit dem Widerspruch zwischen Jesu Wort und unserem Tun umgehen? Mir geht es hier wie mit manchen Worten Jesu: Ganz wörtlich kann man seine zugespitzten Sätze in unserer Welt oft nicht nehmen. Ich möchte schon gern mit der Bekräftigungsformel „So wahr mir Gott helfe“ bei einem großen Versprechen wie einem Beamteneid Gott um seine Hilfe bitten – wie ich ihn ja auch sonst angesichts von schwierigen Herausforderungen um seine Hilfe bitte. Aber ich mache mir Jesu Intention aus dem Eidverbot der Bergpredigt zu eigen, wenn ich generell versuche, mich um Wahrhaftigkeit meiner Rede zu bemühen. Jederzeit müssen sich Menschen auch ohne meinen Eidschwur darauf verlassen können, dass ich die Wahrheit sage (oder es jedenfalls mit aller Energie versuche).

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Ich verstehe nicht: warum müssen die Menschen sich darauf verlassen können, dass Sie die Wahrheit sagen ? Nur Kraft Ihres Amtes ? Sie können nicht die Wahrheit sagen, weil Sie nur das sagen, von dem Sie selbst glauben, dass es die Wahrheit und richtig sei. Da Sie mit Jesu Worten hadern, wird es unmöglich, von Ihnen die Wahrheit zu erwarten. Sie selbst sind nicht wichtig, denn Sie sind lediglich das Instrument Gottes und das Ihrer Kirche, und Kraft Ihres Amtes, vertreten Sie eine Glaubensposition. Ob Sie nun die Wahrheit sagen, oder glauben, eine Wahrheit zu vertreten ist unwesentlich, solange Sie nicht bewusste Lügen verbreiten. ------------Und, oh Graus! Sie haben so oft geschworen, nicht zu lügen, obwohl Sie gelogen haben ??? Na. hoffentlich war das nichts schlimmes ! Die universitären Eide dagegen gehen mir am Allerwertesten vorbei!!!! Wenn Gott dabei war, dann hatte er selber MitGELOGEN, mitgezittert, insofern, wen kümmert dieser GoTT ? Wir meinen nicht den selben. Und höchste Zeit, dass Sie Farbe bekennen ! Das macht Sie sympathisch, offen und ehrlich. Wie der Idiot von Ars , verstehe ich nichts von Theologie, und eine universitäre Karriere schwebte auch Jesus, Gotts sei Dank, nicht vor. Wäre es so, wären wir alle verloren ! Der amtliche Schwur bedeutet eine Verpflichtung der Allgemeinheit, der Gesellschaft, dem State, der Institution gegenüber, im Grunde also eine Art persönlicher Glaubensmissbrauch , laut Jesu Worten. "Ja, Ja; Nein, Nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. " Ein kluger Mensch, dieser Jesus. Entscheiden Sie selbst.

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