Thomas Hampel
Das ist der Gröninger Hof eG - wir und unser altes Parkhaus
Gröninger Hof - © ELBE&FLUT / Thomas Hampel
Dies ist der 78. Blogbeitrag von mir in der Wohnlage. Vor über zwei Jahren habe ich mit dem Schreiben zu Wohnpolitik, Wohnen, neue Wohnformen angefangen. Mein erster Beitrag ging über meine eigene Baugemeinschaft, in der Hamburger Hafencity. Dort lebe ich mit meiner Familie und das soll auch hoffentlich noch sehr lange so bleiben.
Daneben jedoch engagiere ich mich ehrenamtlich in einem weiteren Hamburger Wohnprojekt, der Genossenschaft Gröninger Hof eG, darüber habe ich hier noch nicht geschrieben. Aber jetzt doch mal, denn wir waren diese Woche in den Tagesthemen (ab Min. 30 sind wir dran); prominenter geht es kaum und so wollte ich es hier auch aufgreifen.
Wir wollen ein altes Parkhaus mitten in der Altstadt von Hamburg umbauen. Dieses Parkhaus hat die Stadt nicht mehr gebraucht und als Wohn- und Gewerbehaus ausgeschrieben. Wir haben uns beworben und die Anhandgabe, so heißt es im Fachsprech, 2020 bekommen. Wir haben über 400 Mitglieder und eine feste Bewohnerschaft. Familien und Singles, Ältere, Jüngere, eine bunte Mischung. Sie wissen, wo und wie sie mal im Haus wohnen werden, sie haben ihre Anteile bezahlt und engagieren sich in unseren Arbeitsgruppen. Es gab einen Architekturwettbewerb, wir planen und planen um - im Sommer wollen wir den Bauantrag stellen. Dann werden wir einen Bankkredit beantragen, mit dem wir die über 30 Millionen Euro Bausumme finanzieren werden. Noch gibt es eine Finanzierungslücke, da wir einen Eigenanteil stellen müssen, so wie jeder andere Kreditnehmer auch - dafür suchen wir gemeinwohlorientierte Investoren: für kurzfristige Darlehen oder die Zahlung freiwilliger Anteile. Hier gibt es Fragen und Antworten zu unserem Konzept. Alle unsere Wohnungen sind öffentlich gefördert. Die Stadt Hamburg gibt 900 000 Euro, das ist gut, aber noch zu wenig.
Dutzende Male habe ich in den letzten Jahren Besucher*innen durch das Haus bis oben aufs Dach geführt - und immer wieder bin ich beeindruckt von dem Blick: Alle fünf Hauptkirchen sind von dort oben zu sehen, das Rathaus, die Elbphilharmonie, die Speicherstadt, Kontorhäuser usw. usw. Jahrzehntelang parkten hier Autos, in ein paar Jahren sollen hier oben Kinder spielen, während die Eltern vielleicht gerade ihre Wäsche waschen: Den Waschraum haben unsere Architekt*innen, das Büro Duplex, ganz oben platziert, mit Platz für Stühle und Bänke: klönen, waschen, auf Hamburg blicken.
Denn unsere Aufgabe ist fantastisch, großartig, ansteckend. "Absolut Best Practice" nannte es Bundesbauministerin Klara Geywitz. Wir bekommen Besuch aus anderen Ländern, wir erscheinen in der Presse, in Fachbeiträgen und werden überall für unseren Mut gelobt.
Die andere Seite ist purer Stress, Überforderung und immer wieder neue Hürden und Probleme. In dem Beitrag der Tagesthemen rede ich von dem Druck, den wir alle spüren, denn wir haben eine hohe Verantwortung unseren zukünftigen Bewohner*innen gegenüber.
Ich habe in den letzten Jahren, durch mein Schreiben hier, aber auch durch mein Ehrenamt in Gröninger Hof, inspirierende Menschen kennengelernt; auch und gerade in Behörden und Verwaltung. Vielen von ihnen warten nur darauf, dass sie endlich zeigen können, dass auch sie weniger Vorschriften und mehr Vielfalt im Wohnen wollen. Wie sagte es mir die Augsburger Baudirektorin Kathrin Fändrich vor ein paar Monaten hier im Blog: "Genug geredet, lasst Taten folgen."
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