Susanne Breit-Keßler Soßen
Susanne Breit-Keßler
An Tagen wie diesen
Sonntagnachmittage in der Küche können sehr produktiv sein
18.11.2020

Es ist einer dieser Sonntage, an denen sich die Zeit zieht wie Kaugummi. Ich hasse Kaugummi. Frühmorgens sehr bald aufgewacht, habe ich alles erledigt, was man nur tun kann. Meine persönliche Andacht gehalten, Flusensieb in der Waschmaschine gereinigt, gebrochenen Mitnehmer vom Mülleimer ab-,  neuen hingeschraubt,  den Hebe-Mechanismus des Abflusssiebs in der Spüle repariert, spazieren gegangen, meinen Mann umarmt, einen Inspektor Morse-Krimi und Satire mit Torsten Sträter geschaut .... Was jetzt? Es ist erst 16 Uhr.

Ich gehe in die Küche. An Tagen wie diesen hat man echt unendlich Zeit ... Der Gatte soll ein Rinderhüftsteak mit selbstgemachten Pommes und Salat bekommen. Ich esse das auch, ohne Fleisch. Aber da muss noch was dazu. Zitronenmayonnaise, kalte Nacho-Käse-Dip, marinierte Karotten und Chimichurri, eine argentinische Soße. „Bleib draußen“, rufe ich. „Es gibt Überraschungen!“ Ich bin nicht sicher, ob ich einen leisen Seufzer höre. Nachfragen hat keinen Zweck. Mein Mann wird sicher sagen, dass er sich sehr freut. Das stimmt nur bedingt.

Scharfe Sache

Er möchte, dass ich ein bisschen mehr „hyggelig“ bin - gemütlich, und es mir gut gehen lasse. Stattdessen sieht er mich herumfuhrwerken, um dann ein kleines bisschen müde zu sein. Eigentlich gar nicht. Egal. Nummer eins: Ich mische eine feine Reformhaus-Mayonnaise mit Sauerrahm, Pfeffer und marokkanischen Salzzitronen. Nummer 2: Chili, ein Hauch Knoblauch, etwas Kurkuma mit Schlagrahm oder Milch aufkochen, Käse nach Gefühl dazugeben. Auskühlen lassen. Nicht gleich alles aufessen! Nun die Karotten.

Drei davon längs mit dem Sparschäler in Streifen hobeln, kurz in heißes Wasser geben, abschrecken und trocknen. Mit Öl, Sojasauce, Pfeffer,  Ahornsirup und Apfelessig mischen. Der absolute Pfiff: Ein halber Teelöffel Rauchsalz dazu. Am besten schon einen Tag vorher machen und durchziehen lassen. Aber es schmeckt auch spontan zubereitet. Jetzt nochmal nach Südamerika: Rote Zwiebeln, frische Chilischote, wenig Knoblauch, eine reife Tomate, Petersilie reichlich, gerne auch Koriander, Essig und Crema di Aceto, gut Öl, Pfeffer und scharfen Paprika.

An Tagen wie diesen ... da wünsch‘ ich mir dann doch Unendlichkeit - mit meinem Liebsten. Vielleicht darf ich in der Ewigkeit auch für ihn kochen.

Vom Blog zum Buch:
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