Schweinebraten meets Curry
19.09.2017

Auch wenn Globalisierung gelegentlich aus guten Gründen kritisiert werden kann: Weltweites Zusammengehörigkeitsgefühl ist super. Man reist in alle möglichen Erdteile, lernt Menschen kennen, probiert sich vergnügt durch diverse Küchen und Getränke. Zuhause hat man die Wahl zwischen Restaurants aus aller Herren und Damen Länder. Wer Gäste aus dem Ausland hat, führt ihnen stolz die einheimische Küche vor oder schleppt sich schon mal aus lauter Gastfreundschaft missmutig in ein Wirtshaus, das man sonst nie aufsuchen würde.

Kosmopolitische Auswahl vom Buffet

Essen und Trinken verbindet Menschen aus aller Welt. Manchmal tun das auch Buffets. Ich denke an einen Abend, der das Zusammensein der Mitglieder einer Partei krönen sollte. Es gab köstliche Vorspeisen aus einheimischem Fisch, regionale Hauptgerichte mit viel Fleisch, daneben auch den Blick in asiatische Weite durch scharfe Geflügelgerichte. Mein Tischherr, ein ehemaliger Bundesminister, nein, ich nenne keine Namen, stürmte begeistert los, um das Angebot zu sichten. Die Ansicht seiner Auswahl war eindrucksvoll kosmopolitisch.

Der Schweinebraten mit knackiger Kruste wurde auf dem Teller weich in der Gesellschaft sanft gegarten Putenfleisches. Braune Bratensauce wanderte durch goldfarbenen Curry. Chilis, Zitronengras und Thaibasilikum trafen verwundert auf Thymian und Kirschtomaten. Knödel wurden gemeinsam mit dem Reis zerdrückt. Dem Ex-Minister mundete der Multi-Kulti-Madder. Ich kam schwer ins Grübeln. Auf meinem Teller nämlich vereinsamte das Curry neben Basmatikörnern, nur unterhalten von einem Stänglein Koriander. Offenbar fehlt es mir doch am rechten Sinn für Globalisierung.

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