Pausenbrot
22.08.2017

Früher, ganz früher hatte ich als Kind eine kleine, einfach braune Ledertasche zum Umhängen. Sie roch wunderbar und hatte einen metallenen Drehknopf. Wenn ich den benutzte, kam ich an mein Pausenbrot, das die Mutter morgens geschmiert hatte. Ich mochte, was sie drauftat - es war immer das, was ich gerne aß. Käse! Mal garniert mit Gurke, Radieschen oder Möhrenstreifen, dann wieder mit etwas Petersilie oder Schnittlauch. Natürlich alles selbst gezogen.

Andere Kinder sahen verdrossen auf ihre Frühstückspäckchen, versuchten, zu tauschen oder warfen, wenn sie sich unbeobachtet wähnten, ihr Brot weg. Um das zu verhindern, gab ich manchmal mein Pausenbrot her und aß mit Todesverachtung das der anderen. Es war niemals so gut, wie das, was meine Mutter liebevoll vorbereitet hatte. Natürlich fragte sie jeden Tag, ob ich auch aufgegessen und ob es geschmeckt hätte. Das konnte ich strahlend bejahen, um sofort zu ihrem köstlichen Mittagessen zu stürmen.

Der Preis verdirbt den Appetit

Neulich am Flughafen: Mir knurrt der Magen. Nichts gefrühstückt, Abendessen in weite Ferne. Dazwischen viel Arbeit. Muttern wäre ärgerlich über mich. Kind, du musst doch was essen! Finde ich jetzt gerade auch. Und gehe zu einem der Restaurants, die Imbiss anbieten. Da - ein auch tatsächlich so bezeichnetes "Pausenbrot". Käse ist drauf, Schinken, Tomate und Gurke. Sieht gut aus und ist klein genug für mich. Aber ein Blick auf den Preis verdirbt mir den Appetit: 7 Euro und 50 Cent.

Ungegessen steige ich ins Flugzeug und mampfe den Keks, den man mir dort anbietet. Ich spüre dicke fette Sehnsucht nach meiner Mutter. Und schwöre mir: Das nächste Mal mache ich mir ein superbelegtes Käsebrot nach ihrer Art. Ich kann mich ja auch mal selber liebhaben.

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