Susanne Breit-Keßler
Das nehme ich mit!
18.09.2019

Brot wirft man nicht weg, habe ich gelernt. Und in schauerlicher Erinnerung ist mir das Andersen-Märchen von dem Mädchen, das auf Brot trat, um sich die Schuhe nicht zu beschmutzen. Es landet in einer Vorkammer zur Hölle. Am Ende wird Inge, so heißt das Mädchen, in einen Vogel verwandelt. Für meine Erinnerung spielt das keine Rolle, auch wenn ich noch nie auf Brot getreten bin und mich, gut bayerisch gesprochen, „der Sünd´n fürcht´n dad“, das zu tun. 

Brot ist Sinnbild für Leben. Manchen, der Notzeiten miterlebt hat, plagt deshalb besonders die Sorge um Verschwendung – altgewordenes Brot wird deshalb dorthin gebracht, wo es immerhin noch verfüttert wird, auf einem Bauernhof und im Tierpark. Oder es wird auf den Kompost gelegt, damit es zu wertvoller Erde beiträgt. In der Gemeinde, zu der wir gehören, bekommt man zum Einzug eine schöne Karte geschickt mit geistreichen Worten und einem Gutschein für ein gutes Bäckerbrot. 

Freiheit, die ich meine

In einem orientalischen Restaurant bekamen wir Brot die Fülle. Nicht zu schaffen. Ich bat darum, es mitnehmen zu dürfen. Zuhause habe ich das Fladenbrot getrocknet und zu Paniermehl verarbeitet. Bei unseren jüdischen Freunden gehört ungesäuertes Brot zum Passahfest, dem Fest des Auszugs aus Ägypten. Sie denken beim Essen daran, dass Gott ihnen ihre Freiheit, ihr Leben geschenkt hat. Meine schlichte Panade erinnert mich an Fest- und an Alltage, die wir so reichlich haben dürfen. 

 

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