Teller mit Ringelbeete
Teller mit Ringelbeete
Susanne Breit-Kessler
Ringelreihen
Streifenfrei gibt es noch nicht mal im Pflanzenreich - zum Glück!


25.01.2023

Ich mag zuhause Ringelsocken und in der Freizeit bunte Ringel-Shirts. Die heilsamen und wunderschönen Ringelblumen gefallen mir - genauso wie ungefährliche Ringelnattern. Ringel haben so etwas Freies, Fröhliches, Unbekümmertes an sich. Sie sind unkonventionell, ein Häuchlein anarchisch, ohne gänzlich umwerfend zu sein. Ringel konterkarieren nur ein bisschen die strengen Linien des Lebens. 

Rote Bete zum Beispiel sind streng. Erdig, sehr abfärbend rot, so dass man sie besser nur mit Handschuhen anfasst. Ein richtiges Superfood, geradezu aufdringlich gesund, vollgepackt mit Vitamin B, Kalium, Eisen und Folsäure. Das Gemüse reinigt das Blut, senkt Bluthochdruck, regt den Stoffwechsel an, ist entzündungshemmend und macht einen insgesamt innerlich weniger sauer. Wer Rote Bete isst, stärkt sein Immunsystem. 

So wie es bei Socken, Hemden und Pullovern, bei Blumen und Schlangen leichte, herrschaftsfreie Heiterkeit gibt, existiert sie auch bei Rote Bete. Denn es gibt neben ihr weiße und gelbe Bete, die ein bisschen milder, süßer ist - und, ja!, Ringelbete. Weiß und rot. Mit dem klingenden Namen Tonda di Chioggia, die Kugelige aus der adriatischen Hafenstadt in Venetien, einem Teil von Venedig. Das klingt so was von verlockend …

Vor Tagen gab es in unserem Lieblingslokal ein Amuse Gueule, eine kleine Gaumenfreude als Willkommensgruß der Küche. Auf dem Teller Burrata, eine Art Frischkäse aus Kuhmilch, außen wie Mozzarella, innen eine göttliche Mischung aus Sahne und Mozzarellamasse. Dieses wonnigliche Käsesäckchen saß auf pürierter, würziger Roter Bete. Drumherum ganz beschwingt Tonda di Chioggia, feine, dünne, rohe, aber marinierte Ringelbete.

Ihre Blättchen kann man zum Garnieren der runden Bete verwenden, als Salat anrichten oder mit anderen Blättchen mischen. Dazu ein paar in Öl oder Butter geschmorte Zwiebelchen, abgeschmeckt mit einem Schuss Sherry - köstlich. Nach dieser Gaumenfreude hätte ich eigentlich gar nichts mehr gebraucht. Fast schade, dass ich diesmal ohne geringeltes Hemd war und meine Ringelsocken zuhause gelassen hatte.  Das nächste Mal …

Vom Blog zum Buch:
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