Susanne Breit-Keßler Sylvester
Susanne Breit-Keßler
Ausschnaufen, auftanken.....und dann neu starten
Feiern wie bei „Dinner for one“? Es geht auch etwas schlichter!
28.12.2022

Ich bin kein Fan von Autorennen. Aber das Wort „Boxenstopp“ mag ich. Die Boxen stehen an der Seite des Start-Ziel-Abschnittes.  Man tankt auf, repariert, was schnell zu richten ist und stellt die Kiste neu ein, falls nötig. Gelegentlich werden auch Reifen, seltener Fahrer gewechselt, manchmal beides.

Die berühmte Zeit „zwischen den Jahren“ kommt mir wie ein Boxenstopp vor. Nicht nur, weil es an den Feiertagen gelegentlich so kriselt, dass manche nach Weihnachten auch das eine oder andere Familienmitglied auswechseln möchten. Das sollte man aber besser lassen.

Lieber ausschnaufen, auftanken nach den vergangenen Üppigkeiten. Miteinander ganz schlicht essen, wieder auf den Geschmack einzelner, einfacher Bestandteile des Essens kommen. Sich auf das Wesentliche konzentrieren, reden über das, was gut ist und im Zusammensein verbessert werden könnte. Und dann neu lossausen ins Leben. Hin auf Silvester und Neujahr, mit denen das alte Jahr endet und das neue beginnt. Manche Fahrer sind übrigens Meister des Boxenstopps und siegen gerade deswegen, weil sie so geschickt angehalten haben. 

Mit was feiert man als Normalsterblicher, dass man ein Jahr gewonnen und eine weitere Runde drehen darf? Ein Gottesdienst gehört für meinen Mann und mich so selbstverständlich dazu wie festliche Musik. Tja, und „Dinner for one“, obwohl wir zu zweit und längst nicht so alt sind wie Butler James und die 90jährige Miss Sophie. Aber das spielt keine Rolle. Es wäre einfach eine großartige Sache, sich an Silvester mal (wieder) an die kulinarische Interpretation dieses in jeder Hinsicht köstlichen Klassikers zu machen.

Man müsste mit Mulligatawny-Soup, einer Hühnersuppe mit Süßkartoffeln, Curry, Kokosmilch, Ingwer, Chili, Koriander und Limetten beginnen. Dann käme North Sea Haddock - Schellfisch, vermutlich mit cremiger Senfsauce oder vielleicht Sauce Tartar. Zum Hauptgang würde erneut Hühnchen serviert - im Sketch wird auch bei diesem Gang nicht verraten, wie er gemacht wird. Abschließend dann Früchte. Aufwändig und für einen Boxenstopp nicht richtig geeignet, weil man vor lauter Kochen, Servieren und über Tigerfelle fallen zu nichts Anderem kommt. 

Ganz einfach - aber so lecker: Raclette

Ganz abgesehen von der Trinkerei: Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein - diese Mischung haut ordentlich rein. Brummschädel garantiert. Was also essen, wenn wir am Abend zur Ruhe kommen und am Neujahrsmorgen erquickt durchstarten wollen? Für mich gibt es nur eine Antwort: Raclette. Milder Käse in unterschiedlichen Sorten, dazu ein bisschen gekochten Schinken für den Fleischesser unter uns, weiche Kartoffeln, geschnittene Champignons und Zwiebeln, rote Paprika, Essiggurken, Silberzwiebel ganz old fashioned, Chilis, Oliven und ein frischer Salat. 

Das ist reichlich genug und Grund für sehr viel Dankbarkeit. Runter von der Rennbahn des Lebens, anhalten. Zurückschauen, was gewesen ist und die nächsten Runden getrost ins Visier nehmen. Das Gute: Man kann sich ordentlich Zeit lassen. Erster muss man nirgends werden. Hauptsache, man kommt einigermaßen wohlbehalten durch das neue Jahr hindurch. Den Lorbeer kann man deshalb ruhig statt geflochten auf den Kopf einzeln ins Essen tun. Den wahren Siegeskranz verleiht eh keine irdische Instanz. Der kommt von ganz oben.

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