Kabul im Januar 2022. Auf dem Foto: die kleine Schwester der Autorin blickt auf die Stadt
privat
Traum von einer gerechten Welt
Gibt es einen Ort, an dem alle Menschen gleich behandelt werden? Offenbar nicht...
Tahora HusainiPrivat
08.03.2022

Schon als junges Mädchen hat mich eines immer am meisten gestört: Ungerechtigkeit. In allen Lebensphasen habe ich Rassismus, Sexismus sowie ethnische und religiöse Diskriminierung erfahren. Dennoch habe ich immer daran geglaubt, dass es auf dieser Welt einen Ort gibt, an dem alle Menschen gleichberechtigt behandelt werden.

Bevor ich nach Deutschland kam, hatte ich noch ein sehr anderes Bild von Europa und der dort vorherrschenden Mentalität. Dies änderte sich nach meiner Ankunft ziemlich schnell, beginnend mit lästigen Fragen danach, warum ich kein Kopftuch trage oder was ich eigentlich von Terroranschlägen hielte. Das Image von Muslimen hierzulande ist komplett negativ. Sowohl während meiner Arbeit mit Migranten in Thüringen, als auch im privaten Alltag, war Diskriminierung allgegenwärtig. Die erschrockenen Blicke meiner Mitmenschen, wenn ich als afghanische Frau ein kurzes Sommerkleid trug, fühlten sich nicht weniger herablassend an, als die belästigenden Blicke von Männern in Afghanistan.

"Du darfst keine schwarzen Menschen in diese Wohnung bringen!"

Auch kann ich den Tag nie vergessen, an dem ich eine dunkelhäutige junge Frau zur Zimmerbesichtigung in meine WG in Erfurt einlud. Mein Mitbewohner, ein älterer deutscher Mann, sah sie und mich nur schockiert an, stürmte in sein Zimmer und schlug die Tür lautstark hinter sich zu. Nachdem die Besucherin gegangen war, kam mein Mitbewohner zu mir und schrie mich vorwurfsvoll an: „Du darfst keine schwarzen Menschen in diese Wohnung bringen!“ Ich war komplett fassungslos und starrte wie gelähmt an die Decke. Mich akzeptierte er nur als seine Mitbewohnerin, weil er in dem Glauben war, eine afghanische Frau werde immer fleißig für alle kochen und die gesamte Wohnung putzen. Ich muss eine große Enttäuschung für ihn gewesen sein.

Schließlich konnte ich diese rückständige Mentalität nicht mehr ertragen und wollte an einen Ort gehen, wo die erste Frage nicht ständig ist, aus welchem Land ich komme. Tatsächlich fühle ich mich nun in Berlin durch die große Diversität etwas sicherer und normaler. Doch Ungerechtigkeit lässt auch hier nie lange auf sich warten. Erst heute sah ich bei Facebook einen Beitrag zweier geflüchteter Ukrainerinnen mit europäischem Aussehen, die auf der Suche nach einer Bleibe in Berlin waren. In nur einer Stunde erhielten sie über 90 Kommentare, in denen ihnen Hilfe angeboten wurde. Selten habe ich Kommentare mit so viel Mitgefühl und Humanität bei vergleichbaren Anfragen gelesen, wenn diese von muslimischen Migrantinnen mit Kopftuch gestellt wurden.

Dunkelhäutigen Menschen wird die Flucht aus der Ukraine zum Teil verweigert

Viele schaffen es aber nicht einmal bis nach Deutschland. Dunkelhäutigen Menschen wird die Flucht aus der Ukraine zum Teil einfach verweigert. Sie werden von ukrainischen Polizisten von den rettenden Zügen ferngehalten, nur wegen ihres Aussehens. Der Krieg in der Ukraine zeigt einmal mehr, wie tief diskriminierendes Denken und Handeln in der Gesellschaft und Politik verwurzelt ist. Die ungerechte Behandlung von Migranten unterschiedlicher Herkunft ist wie eine unheilbare Wunde in meiner Seele.

Mit der Machtübernahme der Taliban haben einige europäische Länder sofort verkündet, dass sie keine afghanischen Immigranten aufnehmen werden. Die Türkei ließ eine Mauer zum Iran erbauen, um Geflüchtete aus Afghanistan fernzuhalten. Iranische Soldaten schossen auf sie. Wie in einem schlechten Hollywood-Film wollten sich die Amerikaner als Helden darstellen und brachten tausende von Afghanen in ein Camp nach Abu Dhabi. Ein Camp, in dem sie nach wie vor in gefängnisähnlichen Umständen ausharren.

Ich bin jetzt 31 Jahre alt und weiß inzwischen, dass es den Ort, von dem ich immer träumte, nicht gibt auf dieser Welt. Ganz egal wo, es gibt überall Menschen, die sich aus völlig unerklärlichen Gründen für etwas Besseres halten. Auch wenn mein Wunsch nach Gleichberechtigung unerfüllbar scheint, werde ich niemals aufgeben, wenigstens für etwas Verbesserung zu kämpfen.

Permalink

Frau Husaini hat die heuchlerisch-verlogene Symptomatik des "freiheitlichen" Wettbewerbs mit wenigen Worten absolut richtig dargestellt - Und alles basiert auf den falsch interpretiertierten Säulen der spirituell-gesellschaftlichen Religiosität, die da stehen mit: "Gottes Wege sind unergründlich", was in der Falschheit mehr als nur heuchlerisch-verlogen ist.

Gott ist die Vernunft des Geistes, die uns mit Vernunftbegabung alle im SELBEN Maße berührt/inspiriert, für die GEMEINSCHAFTLICHE Überwindung der göttlichen/vernünftigen Sicherung vor dem Freien Willen und ..., für eine wirklich-wahrhaftige / EBENBILDLICHE Gemeinschaft in einem unkorrumpierbaren Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden", OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, denn Mensch bedeutet ALLE, die Texte der Bibel sprechen nie den "einzelnen" oder einen "individualbewussten" Menschen an, denn ALLES / der Sinn ist abhängig von der ebenbildlichen Gemeinschaft - Matthäus 21,18-22

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.