© Violetta Savchits
Beten für Belarus (und die Ukraine und...)
Seit ihren ersten Anfängen betet die Christenheit für Bedrängte und Verfolgte. Doch wie kann man heute Fürbitte halten? Und für wen eigentlich? Ein eindrucksvolles Magazin gibt dazu Antworten.
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
18.02.2022

Im Kirchenjahr gibt es einen Sonntag, den die Tradition der Fürbitte für verfolgte Glaubensgeschwister gewidmet hat: den Sonntag Reminiszere, gleich am Anfang der Passionszeit. In diesem Jahr fällt er auf den 13. März. Dafür haben Kolleginnen und Kollegen von mir ein umfangreiches Heft gestaltet, das man am besten jetzt schon bestellt, um sich auf diesen Gottesdienst vorzubereiten.

Wer für alle betet, betet für niemanden. Deshalb ist es gut, sich auf eine Gruppe zu konzentrieren – stellvertretend für alle Menschen, die wegen ihres Glaubens oder ihres Einsatzes für Menschenrechte verfolgt werden. Deshalb widmet sich das Reminiszere-Heft in diesem Jahr den Menschen in Belarus. Sie sind schon wieder aus den Nachrichten verdrängt worden – durch die aktuellen Geschehnisse im Nachbarland Ukraine. Aber wir sollten sie nicht vergessen. Denn an ihrer Lage hat sich nichts verbessert, im Gegenteil.

Wer betet, muss Bescheid wissen. Wer sich über die Lage in Belarus gut und komprimiert informieren will, kann hier vieles erfahren: über die Geschichte des Landes, die Protestbewegung, deren brutale Unterdrückung. Dazu kann man Fotos und Kunstwerke betrachten, die unter die Haut und ans Herz gehen. In Interviews rücken einem bedrängte Menschen aus Belarus nah – Aktivistinnen, Christen, Künstlerinnen, Bürgerrechtler. Ihnen zuzuhören ist wichtig, weil die Regierung sie mit stumpfester Gewalt zum Schweigen bringen will.

Bewegt hat mich ein Interview mit einem Kollegen, dem belarussischen Pfarrer Wladimir Tatarnikow. Seine Kirche ist klein, versucht aber, was sie kann: „Es gibt Menschen in unseren Gemeinden, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder von der Universität verwiesen wurden. Wir helfen Familien, deren Angehörige im Gefängnis sind. Davon gibt es inzwischen sehr viele.“ Auf die Frage, was er von uns erwartet, antwortet er: „Was wir von den Kirchen in Deutschland erwarten? Sie tun schon viel für uns! In diesen Tagen spüren wir Euer Gebet und Eure Hilfe. Wir haben von ökumenischen Friedensgebeten in Leipzig, Berlin, Köln und anderswo gehört. Diese Solidarität im Gebet tut gut. Wir spüren, dass wir nicht allein sind.“

Das ganz Magazin können Sie hier herunterladen.

P.S.: Über Jugendkulturen in Geschichte und Gegenwart spreche ich mit Gabi Rohmann und Daniel Schneider vom wunderbaren Berliner Archiv für Jugendkulturen in meinem neuen Podcast.

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Na ja, das Beten verschafft vielleicht ein gutes Gewissen, vor allem wenn man ohnehin nichts anderes tun kann und gerade nichts Besseres vorhat.
Den Ukrainern hilft in der aktuellen Situation ohnehin einzig und allein eine weltimmanente Frömmigkeit, welche schon Gottfried Keller seinen Eidgenossen nachsagte : " ...sooft das Vaterland in Gefahr ist, fangen sie ganz sachte an, an Gott zu glauben; erst jeder leis für sich, dann immer lauter, bis sich einer dem andern verrät und sie dann zusammen eine wunderliche Theologie treiben, deren erster und einziger Hauptsatz lautet: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!"
Zu ergänzen wäre noch: "...sonst hilft dir sowieso keiner - und wir schon gar nicht ! "; für den 13. März wäre allerdings wohl eher die alte Waidmannsregel angesagt: "Reminiszere - putzt die Gewehre".

Antwort auf von querdenker (nicht registriert)

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"für den 13. März wäre allerdings wohl eher die alte Waidmannsregel angesagt: "Reminiszere - putzt die Gewehre"."
Ich kann Sie beruhigen, lieber Herr Querdenker. Die auf Russland gerichteten Nuklearwaffen werden nicht erst ab dem 13. März 2022 einsatzbereit sein. Sie sind es bereits seit längerem.

Fritz Kurz

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