jhc
Seltsam, sehr seltsam
Es ist Zeit für eine neue Reiseliteratur. Wenn Corona Fernreisen verhindert, sollte man sich lesend aufmachen, um andere Welte zu entdecken.
25.09.2020

Ein wohlmeinender Freund und Kollege wies mich vor einiger Zeit darauf hin, ich möge doch bitte nicht so häufig erklären, dass mir meine Arbeit und gegenwärtige Aufgabe Freude bereite. Das könnte Misstrauen auslösen. Da ich auf vernünftige Ratschläge immer höre, befleißige ich mich seither als männliches Klageweib, seufze und stöhne unter meiner drückenden Arbeitslast, dass es eine Art hat und dem Betriebsfrieden gedient ist.

Doch jetzt möchte ich davon eine kurze Pause machen und von einem Buch berichten, das ich wirklich gern geschrieben habe und das anderen hoffentlich Lesefreuden beschert. Es handelt von den seltsamsten Orten der Religionen. Weit bin ich vom Schreibtisch aus recherchierend herumgereist, habe aber auch Orte in meiner Nähe entdeckt. So erzähle ich von der inoffiziellen Heiligen der argentinischen Lastwagenfahrer, einem alten Druidenbaum in Belgien, den allergrößten Pilgerfahrten der Weltgeschichte, dem Religionskonflikt auf dem höchsten Berg der Erde (dem Mauna Kea), zerstörten Kirchen und Schreinen, dem Tierfriedhof von Hamburg-Jenfeld, einem japanischen Tempelgarten mit über 100 Moos-Sorten – insgesamt 39 ziemlich seltsamen, d.h. erstaunlichen, befremdlichen, bewegenden, beängstigenden, anrührenden religiösen Orten. Im Studium der evangelischen Theologe hatte ich nicht gelernt, wie viel religiöse Kraft in einem Ort stecken kann, nun erahne ich es. Die Welt ist voller Religion, ob es einem gefällt oder nicht. Man muss sich nur neugierig umschauen.

Eine besondere Freude würde es mir bereiten, wenn nicht nur viele Menschen dieses Buch lesen, sondern mir nach Beendigung der Lektüre mitteilen würden, welcher Ort denn bei mir gefehlt hat – was nämlich ihr religiöser Ort ist. Denn ich wollte ein Buch schreiben, das nicht zu Ende ist, wenn man die letzte Seite gelesen hat.

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